Tarraco
Daten der Stadt | |
Name: | Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraconensis |
Gründung: | 5. Jh. v. Chr. |
Rechtsform: | Colonia |
Provinz: | Hispania Tarraconensis |
Heutige Stadt: | {{{5}}} |
Tarraco ist eine Hafenstadt am westlichen Mittelmeer auf der iberischen Halbinsel und Hauptstadt der nach ihr benannten Provinz Hispania Tarraconensis.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Stadt
Das heutige Tarragona geht auf eine iberisch Siedlung zurück, deren Ursprünge bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden können. In diesem Gebiet der Nordostküste der iberischen Halbinsel trafen in dieser Zeit die lokale iberische Kultur, die griechischen Kolonialisten im Norden (Ampurias, Massilia) und die phönikischen Kolonialisten im Süden (Gades, Ebusos) aufeinander und profitierten voneinander. Der genaue Grad des städtischen Ausbaus Tarracos für diese Zeit lässt sich jedoch nicht mehr feststellen, zumal schriftliche Quellen aus dieser Zeit für dieses Gebiet weitgehend fehlen.
Aus der kleinen Handelsstadt wird 218 v. Chr. jedoch eine bedeutsame militärische Basis, als im Zuge der punischen Kriege Gaius Cornelius Scipio mit seinem römischen Heer in Ampurias an Land ging und die hispanische Küste bis zum Ebro unter seine Kontrolle brachte. Dabei zerstörte er auch ein punisches Nachschublager bei der Ortschaft mit Namen Cissis, welches der punische Name Tarragonas gewesen sein dürfte. Dort ließ er zunächst nur eine Garnison zurück, bevor der Ort ein Jahr später seine Rolle als militärische Operationsbasis in Hispania übernahm, als Publius Cornelius Scipio hier mit einem weiteren Heer an Land ging.
Die Funktion als militärisches Hauptquartier Hispanias behielt Tarraco auch nach der Einrichtung der Provinzen Hispania citerior und Hispania ulterior im Jahr 197 v. Chr., bleib in der folgezeit jedoch ansonsten zunächst für antike Geschichtsschreiber uninteressant. Welchen rechtlichen Status die Stadt zu diesem Zeitpunkt hatte, ist ungewiss. Es liegt nahe, dass es sich um eine freie oder verbündete Stadt gehandelt hat, die jedoch nicht über das römische Bürgerrecht verfügte. Caesar hielt in ihr nach dem Bürgerkrieg gegen Pompeius eine Versammlung der ganzen Provinz Hispania citerior ab.
Im Jahr 27 v. Chr. residiert Augustus in Tarraco, um von dort aus persönlich die Kämpfe gegen die letzten Widerstände gegen das römisch Reich auf der iberischen Halbinsel zu überwachen. Der Aufenthalt trägt deutlich zur Veränderung des Charakters der Stadt bei. Vom militärischen Hauptquartier wird sie zum Sitz eines Gerichtsbezirks, Hauptstadt der Provinz und schließlich Koloniestadt mit Namen Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraconensis.
Der Bürgerkrieg von 69 n. Chr., an dem Hispania mit der Ausrufung Galbas zum Kaier nicht unbeteiligt war, brachte nur eine kurze Unterbrechung der vollen wirtschftlichen und politischen Blüte der Stadt. Mit der Verleihung des latinischen Bürgerrechts an alle hispanischen Städte durch Vespasian änderte sich die politische Konzeption der Provinz und Tarraco für den jährlich abgehaltenen Provinzlandtag, der hauptsächlich der Ausrichtung des Kaiserkultes und der Wahl eines Flamen diente. Auch unter den folgenden Kaisern blieb Tarracos Wirtschaftskraft und politische Bedeutung erhalten und zeigte sich vor allem in einer regen Bautätigkeit, in der die wichtigsten Personen des öffentlichen Lebens der Stadt zahlreiche Statuen und Bauwerke stifteten oder vorhandene Renovierten und sich dafür mit Inschriften verewigten.
Im Jahr 260 n. Chr. wurde Tarraco erstmals seit langem wieder von feindlichen Truppen angegriffen und von Franken geplündert. Auch nach Behebung der Schäden und Reorganisation der Provinzverwaltung durch Diocletian konnte die Stadt ihre alte Bedeutung nicht wiedererlangen. Im Verlaufe des 4. Jahrhunderts verödeten die vorstädtischen Wohngebiete und das Leben zog sich auf die höhergelegenen Teil der Stadt zurück, wo das alte Forum und der Circus in Wohngebiete umgewandelt wurden. Mit dem Ende des weströmischen Reiches wurde Tarraco am Ende des 5. Jahrhunderts Teil des westgotischen Tolosanischen Reiches.
Bauwerke der Stadt
Das Stadtgebiet teilt sich in einen höhergelegenen nördlichen Teil und einen tiefergelegenen südlichen Teil auf. Ersterer diente ursprünglich militärischen Zwecken und seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. ausschließlich der Provinzverwaltung, während letzterer Wohngebiete, den Hafen und alle Bestandteile der städtischen Infrastruktur beinhaltete.
Stadtmauer
Die erste Stadtmauer umschloss nur Teile des höhergelegenen nördlichen Stadtgebietes entlag dessen Nordwestseite und geht vermutlich auf die Lagerbefestigung des 218 v. Chr. errichtenten Truppenlagers zurück. Die aus 6 bis 8 Reihen megalithischer Blöcke errichtete Wand war etwa 6 Meter hoch und mit Mauerzacken und Wehrtürmen aus Quadersteinen bestückt. In einer zweiten Bauphase wurde die Mauer mit weiterem Quadersteinmauerwerk auf 12 Meter Höhe und eine Breite von 6 Metern aufgestockt und im Osten durch eine gradlinige Mauer ohne Türme ergänzt. Die Sockellage der neuen Abschnitte bestand nur noch aus ein bis zwei Reihen megalithischer Blöcke und der Zwischenraum zwischen den aufgehenden Quadersteinen wurde mit Ziegeln verfüllt. Diese erlauben eine Datierung der Erweiterung auf das dritte Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr.. Je eine Rampe im Osten und Westen der umschlossenen Fläche erlaubten den Aufgang zur Stadtmauer und mehrere Tore und Pforten ermöglichten den Durchgang. Vom Einbau monumentalerer Zugänge während der Kaiserzeit ist auszugehen, diese sind jedoch nicht nachweisbar.
Hafen
Die archäologischen Kenntnisse über den Hafen von Tarraco sind relativ gering. Als sicher kann angenommen werden, dass Tarraco über keine besonders günstige natürliche Bucht verfügte und die Küstenlinie südlich der Stadt auf der Höhe der heutigen "calle Smith" im Stadtgebiet verlief. Der Ankerplatz war in republikanischer Zeit durch die Stadt und die Hügel lediglich vor Nordwind geschütz, jedoch dem ostwind vom offenen Meer her ausgeliefert. Trotzdem war die Lage ausreichend, um hier die mit einer großen Flotte aus Kriegs- und Transportschiffen zu landen. Spätestens mit dem Aufenthalt von Kaiser Augustus in der Stadt (27 - 25 v. Chr.) wurde diese zu einem wichtigen Handelszentrum und der Hafen daher umfassend befestigt. Magazinbauten dienten der Aufnahme von Handelsgütern und vermutlich wurde die Ostseite des Hafenbeckens durch einen auf Arkaden errichteten Hafendamm geschützt, der die Linie der Stadtbauer aufnahm und im Wasser verlängerte. Ein enormer Steinklotz, der den Endpunkt dieser Linie bilden konnte und möglicherweise einen Leuchtturm trug, wurde im Jahre 1843 bei Bauarbeiten gesprengt. Der Hafen von Tarraco war Sitz eines Zollamtes (portorium) und eines Flottenkommandeurs, dem das Seegebiet "ora maritima Laeetanae" unterstand. Als die Franken im Jahr 260 n. Chr. die Stadt plünderten, fanden sie in ihrem Hafen genug Schiffe vor, um sich nach Afrika einzuschiffen.
städtisches Forum
Wie fast jede römische Stadt verfügte auch Tarraco über ein Forum als Zentrum des städtischen politischen, religiösen und wirtschftlichen Lebens. Wann es in tarraco eine planmäßigen Ausbau eines derartigen öffentlichen Platzes gegeben hat ist nicht gesichert, kann aber durch eine auf das Jahr 712 v. Chr. datierte öffentliche Inschrift spätestens für die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. angenommen werden. Das Forum lag im Südwesten der Stadt, im Gebiet der heutigen "calle Lleida" und "calle Gasometre". Der annähernd quadratische Forumsplatz wurde nach Norden von einer dreischiffigen Basilika begrenzt, die im Inneren mit insgesamt 32 korintischen Säulen bestückt war. Im Nordschiff der Basilika befanden sich zwölf kleine Räume, die als Amtsstuben und Archivräume genutzt worden sein könnten. In der Mitte der Langseite liegt nach Norden weit über die Außernaumer hinaus gehend, ein 13,07 mal 11,20 m großer Saal, der mit einem Marmorboden ausgelegt war. Von seiner Bauart und Lage her entspricht er den aedes Augusti, die Vitruvius in seinen zehn Büchern über Architektur als Bestandteil einer Basilika beschreibt (V, 1, 6-8). Die Deutung des Raumes ist vielfältig und reicht vom Tagungssaal des Gerichts über den Sitzungssaal der Curia bis hin zur Nutzung als Auguraculum. Nach Süden hin schloß sich an die andere Langseite der Basilika der Forumsplatz an, der seinerseits vermutlich von Säulengängen umgeben war, an die sich im Süden weitere Räumlichkeiten zur administrativen oder gewerblichen Nutzung anschlossen.
Literatur: Xavier Aquilué, Xavier Dupré, Jaume Massó, Joaquín Ruiz de Arbulo, Tarraco. Ein Archäologischer Führer, Tarragona, 1992 (deutsche Ausgabe)