Iuppiter
Iuppiter | |
Alternative Namen | - |
Griechische Entsprechung | Zeus |
Funktion | Höchster Gott, Schwurgott |
Symbole / Attribute | Blitzbündel |
Typische Farbe der Opfertiere | weiß |
Iuppiter (grch. Zeus, dt. Jupiter, germ. Tiu) war der höchste römische Gott. Ursprünglich eine alte italische Gottheit des Lichts und der Himmelserscheinungen, wurde er später dem griechischen Zeus gleichgestellt.
Er stand sowohl an der Spitze der alten römischen Göttertrias (Iuppiter, Mars, Quirinus), als auch an der neuen (Iuppiter, Iuno, Minerva). Alle Abenteuer und Taten seines griechischen Pendants wurden auf Iuppiter übertragen. So war er der Sohn des Saturnus (grch. Kronos) und der Rhea (grch. Rheia). Seine Gemahlin war Iuno, die griechische Hera, seine Tochter Minerva (grch. Athene). Im Kalender waren die Iden eines jeden Monats dem Gott heilig.
Einige männliche Gottheiten wurden mit dem Zusatz "Vater" (weibliche mit "Mutter") angerufen. Da die alte römische Religion weder Ehen noch Kinder von Göttern kannte, entstammte dieser Begriff der pietas erga deos (religiöse Pietät).
Nach den Schöpfungsmythen übernahm er die Regentschaft des "Silbernen Zeitalters" und war für die Römer eine Gottheit, die tatkräftig in das Werden der Stadt Rom eingegriffen hatte. So befahl er Aenas, Karthago zu verlassen, damit die Macht eines neuen Trojas auf italischen Boden begründet werden konnte. Romulus errichtete ihm zu Ehren den ersten Tempel überhaupt.
Iuppiter sorgte sich um Rom und teilte dies durch Zeichen und Wunder seinen Bürgern mit. Vor allen wichtigen Entscheidungen deuteten die Augur den Vogelflug als Zeichen des Gotteswillen. So wollte Numa Pompilius nicht eher König von Rom werden, bevor nicht Iuppiter seine ausdrückliche Zustimmung erteilt hatte. Tarquinius Priscus führte den Kult des Iuppiter Optimus Maximus (der Grösste und Beste) offiziell in Rom ein und liess dazu Spiele veranstalten. Diese ludi romani waren die ältesten Spiele Roms und dauerten vom 4. bis zum 19. September.
Der Iuppiter-Tempel wurde im ersten Jahr der Republik (509 v.Chr.) eingeweiht. Der Weihetag wurde an den Iden des September begangen. In seinem Inneren standen auch Kultbilder der Iuno und der Minerva. Jedoch können drei gleichwertige Tempelteile ausgeschlossen werden. Das Gebäude beherrschte das Capitol und war ein wichtiger Ort für offizielle und religiöse Zusammenkünfte; somit der eigentliche Mittelpunkt des Römischen Reiches. Der offizielle Iuppiter-Kult wurde erst durch Kaiser Konstantin eingestellt, hielt sich aber weiter in der Bevölkerung.
Südlich von Rom lag ausserhalb der Porta Capena ein lapis manalis genannter Stein, der bei anhalternder Trockenheit mittels einer Prozession durch die Stadt getragen wurde. Ähnliche Prozeduren, allerdings mit Kupferkesseln, kannte man schon in der Urnenfelderkultur um 1000 v.Chr. Am Ende stand immer die Erflehung des Regens von der Himmelsgottheit.
Ebenfalls aus dieser Vorzeit stammte ein im Tempel des Iuppiter Feretrius aufbewahrter silex (Feuerstein), der zu einem Messer geschliffen worden war. Es war üblich "per Iovem lapidem" (bei Iuppiter dem Stein) zu schwören. Ein Opfer für den Eid wurde mit dem Steinmesser getötet und bei Bruch des Eides war man der Strafe Iuppiters ausgeliefert. Bis in die Spätantike blieb Iuppiter der oberste Eidgott, der Meineidige mit dem Blitz bestrafte. In dieser Gestalt (mit dem Blitz in der Linken) tritt er etwa in der Darstellung eines Vertrags zwischen Römern und Germanen auf.
Auf dem Capitol gab es noch einen zweiter mit Iuppiter verbundenen Stein, der terminus (Grenzstein) genannt wurde. Auch hier tritt der Gott als Hüter von rechtlichen Vereinbarungen auf. Auf dem Land gab es die Feldgeschworenen, die über die genaue Lage der Grenzsteine bescheid wussten. In Rom selbst wachte Iuppiter über die Grenzen, da der Legende nach das Land von ihm an die Menschen verteilt wurde. So gab es bei der Errichtung des kapitolinischen Tempels diesen Grenzstein, der nicht verrückbar war. Man löste das Problem derart, dass der Stein belassen und im Gebäude ein Loch errichtet wurde, sodass der Grenzstein offiziell im Freien stehen konnte.
Dieser Stein symbolisierte alle römischen Grenzsteine. In gleicher Art und Weise wurde etwa mit dem Feuer im Vestatempel (alle Herde in römischen Häusern) oder dem Ianusheiligtum (alle Türen) verfahren.
Der Wechsel zwischen den beiden Göttertriaden ist aus dem Urbanisierungsprozess der Stadt zu erklären. Iuno und Minerva trieben die Stadtwerdung besser voran als die kriegerischen Mars und Quirinus. Mit Iuno Regina ist der damaligen Regierungsform des Königtums entsprechend auch eine religiöse Stadtkönigin entstanden. Minerva gesellte sich als Schutzpatronin des für die Stadtwerdung unverzichtbaren Gewerbes hinzu.
Iuppiter selbst war bis zu diesem Zeitpunkt kein Stadtgott im engeren Sinn. Er wurde bei Trockenheit für Regen angerufen, weihte im Waffen oder beschwor ihn als Zeuge bei Verträgen. Bis zur Heeresreform des Marius bestand das Leben der römischen Männer aus diesen drei Komponenten (Ackerbau, Waffendienst, Dienst für die Gemeinschaft).
Iuppiter war schon vor seiner Verbindung mit Zeus diesem sehr ähnlich. Als Haupt der Planetengottheiten wachte er über himmlisches und irdisches Recht, Eide, über Wachstum und Reichtum. Allen unter seinem Zeichen geborenen Kindern verlieh er Frohsinn. Durch seine überhöhte Position ist er in der Lage die Welt zu überblicken und alle Frevler zu bestrafen. Als Wettergott wurden Blitz und Donner zu seinem Symbol; der Adler sein Tier. Die Farbe Iuppiters war rot, dies deshalb da die ersten Statuen aus rötlichem Ton hergestellt worden waren. Dies hat sich auf den Gott übertragen.
Zahlreiche Beinamen verleihen Iuppiter eigene Charakterzüge, wie Iuppiter Pluvialis (der regenbringende Iuppiter), Iuppiter Stator (der Festigkeit im Kampf bringende Iuppiter) oder Iuppiter Victor (der siegbringende Iuppiter). Die kapitolinischen Beinamen lauteten Opitmus Maximus (der Beste, der Grösste). Bereits Homer rief Zeus mit Superlativen an. So wurde auch die Unsterblichkeit als besonders herausragende Eigenschaft auf Iuppiter übertragen.
Wie Zeus wurde Iuppiter am meisten auf Bergen verehrt. Das Capitol ist der höchste der sieben Hügel Roms und auch die anderen "Berge" hatten ihren Iuppiterkult. Ausserhalb Roms ehrte man den Gott auf dem Mons Albanus, wo schon in alter Zeit die Triumphzüge ihr Ziel hatten.
Ein fünfzehnköpfiges Priesterkollegium das sich mit der Weissagung beschäftigte war zuerst im Iuppitertempel untergebracht. Iuppiter war somit - wie in Griechenland - der älteste Orakelgott. Ihm waren sämtliche Vögel heilig, aus deren Flug man Prophezeiungen generierte. Die Augures (Vogelprüfer) waren aber keine römische Erfindung. Ihre praktischen Erfahrungen fußten in eturischen Vorbildern.
Das Kultbild im Tempel auf dem Kapitol dürfte wie folgt ausgesehen haben: Iuppiter sitzt auf einem Thron und hält in der linken erhobenen Hand ein Zepter. Seine rechte Hand ruht auf dem Oberschenkel und umfasst die charakteristischen Blitze. Über seinen linken Schenkel fällt in weiten Wallungen das Ende seines Mantels. Vor bzw. unter seinem Thron sitzt ein Adler, der in Richtung Iuppiters blickt.
Der Tempel selbst brannte mehrmals ab. Er wurde 69 v.Chr., 69 n.Chr. und unter Kaiser Titus jeweils prächtiger - aber im Einklang mit den Weisungen der Götter - wieder aufgebaut. Als Baumaterial verwendete man zuletzt seltenen attischen Marmor vom Pentelikon. Das Bauwerk erwies sich als so robust, dass es die Zeiten bis in die Spätantike überdauerte.
Obwohl der Wein eigentlich dem Bacchus zugehörig war, schaffte es Iuppiter in diesen Bereich einzudringen. Der Flamen Dialis leitete mit dem Abschneiden der ersten reifen Weintraube und der Opferung eines Lammes die Weinernte ein. Das Vinalia-Fest wurde zu Ehren Iuppiters veranstaltet.
Der Flamen Dialis war eine archaische Figur im römischen Gottesdienst. Zahlreiche Gebote und Verbote ruhten auf seiner Person. So war er beispielsweise unscheidbar mit seiner Frau verbunden und verlor sein Amt wenn sie starb. Viele dieser Vorschriften zeigen das Alter des Iuppiterkultes an. Das Haar des Priesters durfte nicht mit Eisen in Berührung kommen und er durfte auch kein aus Sauerteig hergestelltes Brot essen. All dies sind Relikte aus dem Neolithikum.