Verpflegung

Aus Theoria Romana
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Die Versorgung von großen Truppenmassen, wie sie in Standlagern und erst Recht auf Feldzügen vorkommen, stellte eine große logistische Herausforderung der römischen Armee dar, die sie hervorragend bewältigte. Unter den zahlreichen schriftlich überlieferten Gründen für Meutereien und Ungehorsam findet sich höchst selten eine schlechte Versorgungslage. Auch medizinische Befunde lassen Rückschlüsse auf eine gute und gesunde Verpflegung zu.

Verpflegung im Standlager

Es ist davon auszugehen, dass die Versorgung für Einheiten in ihrem Standlager in Vielfalt und Nachschubsicherheit über dem Durchschnitt der einfachen Zivilbevölkerung lag. Getreide wurde von den Einheiten selbst angebaut oder von umliegenden Bauern in großen Mengen aufgekauft und in Horrea (Lagerschuppen) gelagert, wobei die Vorräte für etwa ein Jahr reichen mussten. Ergänzt wurde die Nahrung mit je nach Jahreszeit verfügbarem frischem Obst und Gemüse oder eingelagertem Dörrobst, Nüssen oder Hülsenfrüchten. Der Bedarf an tierischen Produkten (insbesondere Fleisch, Speck und Käse) wurde ebenfalls aus eigener Erzeugung oder durch umliegende Bauernhöfe gedeckt. Als wichtigstes Getränk neben purem Wasser diente die Posca. Dabei handelt es sich um mit Wasser verdünnten Weinessig oder Weintrester.

Von den eingelagerten Vorräten wurden den Soldaten regelmäßig ihre Rationen für mehrere Tage ausgegeben. Die Ausgabe von Frischfleisch erfolgt dabei insbesondere in Verbindung mit Feiertagen, an denen nach blutigen Opfern das Fleisch der Opfertiere verteilt wurde. Als Strafe konnten Einheiten oder einzelne Teile von Einheiten auf reduzierte oder veränderte Rationen gesetzt werden.

Für Offiziere wurden luxuriösere Speisen und Zutaten zum Teil auch über größere Distanzen herbei geschafft. Belegt sind beispielsweise Austern, die in Salzfässer eingelegt bis nach Britannien transportiert wurden. Auch Wein in verschiedener Qualität gelangte auf diese Weise in die Lager.

Marschverpflegung

Auf einem Marsch führte jeder einfache Soldat an seiner Furca einen Getreidebeutel mit ungemahlenem Weizen mit sich. Dieser Beutel beeinhaltete die Ration für mindestens drei Tage. Je nach Verfügbarkeit konnten die Soldaten weitere Nahrungsmittel mitführen, unterwegs sammeln oder abends im unmittelbaren Umfeld des Marschlagers beschaffen. Bei guter Nachschublage war die Marschverpflegung damit nicht wesentlich schlechter als die im Standlager. Kurzfristige, absehbare Verzögerungen beim Nachschub konnten dadurch ausgeglichen werden, dass Rationen für mehr als drei Tage ausgegeben wurden und die Soldaten somit länger unabhängig unterwegs sein konnten.

Als Notration führten die Soldaten doppelt gebackenes Brot (Panis militaris, Soldatenbrot) für mindestens drei Tage mit sich. Dieses Brot ist wenig schmackhaft und hart zu kauen, wiegt aber weniger als die vergleichbare Menge Getreide und benötigt keine weitere Verarbeitung mehr.

Zubereitung der Mahlzeiten

Die römische Armee kannte keine Zentralküchen, sondern die Zubereitung der Mahlzeiten der einfachen Soldaten erfolgte in den Stuben der Contubernia bzw. auf dem Marsch vor oder in deren Zelten. Die Soldaten waren selbst dafür verantwortlich, das ausgegebene bzw. auf dem Marsch transportierte Getreide mit ihrer Mühle zu Mehl zu verarbeiten und zusammen mit den übrigen Zutaten daraus je nach Geschmack Brei oder Brot zuzubereiten. Das Standardessen des römischen Soldaten war der Puls, ein aus gemahlenem Weizen bestehender Getreidebrei bzw. Eintopf, der sich im Prinzip nicht vom einfachen Essen der einfachen Zivilbevölkerung unterschied und wie dieses mit verschiedenen Zutaten je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich zubereitet werden konnte.

Jede Stube bzw. jedes Zelt verfügte über eine Feuerstelle, die ohnehin zum Heizen benötigt wurde und die zum Kochen ausreichte, während sich beispielsweise Centurien einen gemeinsamen Backofen im Lagerwall anlegen konnten. In schriftlichen Quellen ist auch belegt, dass Soldaten gelegentlich ihr Getreide bei Bäckern im zivilen Lagerdorf vor einem Standlager gegen fertiges Brot eintauschten, was von ihren Vorgesetzten in der Regel nicht gerne gesehen wurde.

Offiziere ließen sich ihre Mahlzeiten entweder von dazu abgeordenten Soldaten oder ihren persönlichen Trossknechten oder Sklaven zubereiten und servieren.

Literatur:
Marcus Junkelmann, Die Legionen des Augustus, Mainz 1986
Marcus Junkelmann, Panis militaris, Mainz 1997