Colonia Claudia Ara Agrippinensium

Aus Theoria Romana
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Das heutige Köln wurde vermutlich während der Statthalterschaft von Marcus Vipsanius Agrippa in den Jahren 39/38 v. Chr. durch die Übersiedlung des Stammes der Ubier an das linke Rheinufer der Kölner Bucht gegründet. Die dort auf dem zuvor unbesiedelten Schotterplateau gegründete Siedlung bildete als Oppidum Ubiorum den Zentralort der Civitas der Ubier. Die Anlage der Siedlung erfolgt dabei nach hellenistisch-römischen Vorbild bereits mit einem rechtwinkligen Straßensystem und der Aussparung von privater Bebauung in zentralen Bereichen der Siedlungsfläche. Der Ostteil des Plateaus beherbergte das Hauptquartier der römischen Heereleitung für den unteren Rhein. Im Mittelpunkt der Aiedlung lag der Platz für das Zentralheiligtum der geplanten Provinz Germania, ein Altar für Roma und Augustus. Dieser ist auch namensgebend für die alternative Siedlungsbezeichnung als Ara Ubiorum.

Auch nach der Aufgabe der Eroberungspläne für Germania blieb Köln Sitz der Heeresleitung und Standort zweiter Legionen. Das Oberkommando der Rheinflotte residierte 3 km weiter Flußaufwärts in einem seperaten Flottenlager. 50 n. Chr. wurde die Siedlung in den Rang einer Colonia erhoben, nachdem Kaiser Claudius die dort im Jahre 15 oder 16 n. Chr. geborene Agrippina die Jüngere geheiratet hatte. Die Stadt wechselte damit ihren Namen in Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Am 2. Januar 69 n. Chr. wurde in der Stadt Vitellius zum Kaiser ausgerufen. Im folgenden Bataveraufstand hielt die Stadt einer Belagerung stand. Mit der Einrichtung der Provinz Germania Inferior wurde die Stadt zu deren Hauptstadt erklärt. Die allgemeine städtebauliche Entwicklung der Stadt blieb unabhängig von allen diesen Ereignissen und bis in die ersten Jahrzehnte des 2. Jh. n. Chr. sehr dynamisch.

In der zweiten Hälfte des 3. Jh. führte die allgemeine Reichskriese die Stadt in den Ruin. Auch ihre Funktion als Residenzstadt während des Gallischen Sonderreichs konnte daran nichts wesentliches ändern. Zusätzlich schwächten die Germaneneinfäle die Stadt zunehmend. Unter Konstantin erhielt die Stadt öffentliche Förderung und ein schützendes Kastell auf der rechten Rheinseite, konnte sich jedoch von den Schwächungen der vergangenen Jahrzehnte kaum erholen.

Im Dezember 355 fiel die Stadt nach einer Belagerung für 10 Monate in die Hand der Franken und wurde nahezu komplett geplündert und zerstört. Ein Wiederaufbau erfolgte danach nur in sehr bescheidenen Maß und lässt sich zuletzt für den Winter 392/393 belegen. Mit dem Beginn des 5. Jh. erlischt das römische Leben in der Stadt, die damit endgültig an die Franken übergeht.

Bauwerke der Stadt

Stadtmauer

Die Stadtmauer ist 3911,8 m lang und umschließt in einem unregelmäßigen Parallelogramm eine Fläche von 96,8 ha. Auf dieser Fläche wohnten zum Ende des 2. Jh. n. Chr. vermutlich etwa 15.000 Einwohner und weitere 5.000 in den Siedlungs- und Gewerbeflächen vor den Mauern der Stadt. Der Verlauf der Mauer folgt weitgehend den topografischen Gegebenheiten des Siedlungsplateaus und fällt nur nach Osten hin tief in die Rheinauen zum Rheinarm hin ab. Eine Mauerhöhe von mindestens 7,25 m ist durch erhaltene Reste belegt. Vor der Mauer lag ein ca 13 m breiter und bis zu 3,30 m tiefer Graben, der nicht mit Wasser gefüllt war.

Die Stadtmauer verfügt über 19 Türme in unterschiedlichen Abständen von 77 bis 158 m entlang der drei Landseiten. Die Türme weisen einen annährend rechteckigen oder quadratischen Grundriss von ca. 9,80 mal 9,80 m (ca. 33 römisch Fuß) auf. Erhalten sind Turmhöhen von 5,50 m und 7 m. Die Türme sind innen hohl, jedoch ebenerdig nicht begehbar.

Desweiteren verfügte die Stadtmauer nach Norden über ein Tor, nach Westen und Osten über je drei nach Süden über zwei Tore. Die Größe der Tore richtete sich nach ihrer Bedeutung und erreichte an den Fernstraßen nach Norden, Westen und Süden jeweils dreibögige Anlagen.

Der Baubeginn der Stadtmauer fiel vermutlich mit der Erhebung der Stadt zur Colonia zusammen und dauerte nicht länger als eine halbe Generation. Die verwendeten Natursteine (ca. 80% Grauwacke, dazu 5% Basalt, 3% Trachyt; ferner Kalkstein und roter Sandstein an den Toren) mussten auf dem Wasserweg nach Köln gebracht werden, da vor Ort kein Naturstein ansteht. Auf der Ostseite war in der Rheinaue eine durchgehende Baugrundverfestigung mit Holzrosten nötig.

Siehe auch: Die Wasserversorgung des Oppidum Ubiorum

Literatur: Hansgerd Hellenkemper, Köln, in: Heinz Günter Horn (Hrsg.), Die Römer in Nordrhein-Westfalen, Stuttgart, 1987