• Die Stabsbesprechung lag hinter Menecrates, ebenso die Einweisungen für die Centurionen und Decurionen, diverse Entlassungen, die Ausgabe von Marschbefehlen und etliche Ernennungen. Die Wachpläne lagen zur Umschreibung in der Principia, ebenso warteten Vorhaben auf ihre Umsetzung, wie zum Beispiel das Schreiben für den ALA-Präfekten. Jede Menge Arbeit, die eine reibungslose Organisation im Castellum erforderten. Manch ein Verwaltungsoffizier musste eine Doppelschicht leisten und auch Menecrates kam nicht zur Ruhe.


    Als einen der wichtigsten Teilschritte musste Menecrates nunmehr seine Legion über die Mordanschläge unterrichten. Noch hielt er sich in der Principia auf und versuchte, sich zu sammeln. Die Signale zum Antreten auf dem Campus drangen bereits durch die Mauern.

  • Wie es sein sollte marschierte die Centuria IV der Cohors an ihrem Platz, eben als vierte Centurie mit auf dem Campus auf. Doch geführt wurde sie nicht von einem Centurio wie man ja klar an dem auffälligen Helmbusch erkannt hatte. Es war sogar gar keine Centurio bei der IV. Statt dessen führte ein Optio von durchaus beeindruckender Gestalt aber von sehr jungem Dienst- und Lebensalter die Centurie an.


    Corvinus gab sich Mühe und er hatte Glück das die IVte zum größten Teil aus älteren Soldaten bestand. Es gab pro Contubernium maximal 1-2 Legionäre die erst kurz bei der Legion waren und insgesamt nur eine Handvoll Tirones.
    Dadurch konnte er gar nicht viel falsch machen. Trotzdem schwitzter er förmlich Blut und Wasser als er unter den Augen des Legaten und dem größten Teil der Legion einmarschierte und führte.


    Insgesamt gelang ihm die Sache dann aber so gut wie fehlerfrei. Ein zwei Kommandos kamen vielleicht einen Tick zu spät und seine Centurie stand vielleicht ein Fußbreite zu nah an der IIIten Centurie.


    Nachdem er alles zum Halten gebracht hatte, hätte er fast doch noch einen Fehler gemacht als er sich an die Stelle des Optios stellen wollte. Doch der Pilus Prior der Cohors hatte ihm vorher noch gesagt auch wenn er noch kein Mitglied des "Clubs" der Centurionen war sollte er sich für das Antreten an die Stelle des Centurios stellen und der Optio ad Spem der Centurie an den Platz des Optios.


    Neben ihm stand der neue Signifer der Centurie, sein älter Stubenältester Kaeso Acutius Fuscus. Dieser zischte ihm zu als sie nebeneinander standen
    "Gar nicht schlecht Bovis, hätte ich dir gar nicht zugetraut. Mir scheint es war die richtige Entscheidung dich zum Optio und mich zum Signifer zu machen. Ich bin ein altes Kampfschwein aber kein Befehlsgeber. Solange du also nicht den Tribun raushängen lässt und auf die Ratschläge der Veteranen hörst läuft die Sache. Das als kleine Nachricht von den Veteranen der Centurie!"

  • Pünktlich zur Hora Quartia stand die Turma secunda der Reiterei Legio II Germanica an ihrem vorgesehenen Platz bei Antritt auf dem Campus. Vor ihr platzierte sich die Turma prima, daneben die 1. Cohorte und rechts der Turma secunda positionierte sich die 2. Cohorte.
    Das Aufmaschieren hatte unter der neuen Führung von Vespa schon gut funktioniert. Firminus hatte die Turma gut im Griff gehabt und diszipliniert. Die Equites hatten Respekt vor ihrem alten Decurio, da er schon 30 Jahre bei der Legio diente und somit viel Blut an seiner Klinge, viele Narben auf seiner Haut und viele Auszeichnungen auf dem Kerbholz hatte. Einige der Equites standen Vespa als neuem Decurio misstrauisch gegenüber. Er war vor ein paar Monaten erst hier her versetzt worden und auch wenn er Vexillarius, ein sehr ehrvoller Rang, bei der ALA II Numidia gewesen war, kannten sie ihn nicht. Der Grieche sprach nie mit ihnen außer wenn es nötig war. Das er ein guter Soldat war, der kompromisslos alle Befehle befolgte wussten sie, allerdings stimmte sie dies nicht gerade glücklich, da er nun ihr Vorgesetzter war und sie kannten seine ruppige Art. Die Älteren unter den Equites wussten, wie sie sich zu verhalten hatten, die Jüngeren hingegen müssten unter seiner Führung einiges einstecken.


    Varelas ließ seine Turma weiterhin stramm stehen und ließ sie sich nich rühren. Der Legat war zwar noch nicht da, aber seiner Meinung nach, konnte man nie genug stramm stehen üben. Mit scharfem Blick beobachtete er jeden einzelnen seiner Männer. Er würde sich die Schwächsten rauspicken und sie triezen, bis sie besser werden würden, in allem! Denn seine Turma war nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

  • Gemeinsam mit seiner Centurie war auch Hadamar auf den Platz gekommen und hatte Aufstellung genommen, irgendwo mitten drin in seinem Contubernium. Seit ihm klar geworden war, was die Beförderung von Corvinus bedeutete, was sie ganz konkret für Auswirkungen hatte, hatte seine Laune einen ziemlichen Dämpfer erfahren. Nicht dass er missmutig gewesen wäre oder gar launisch den anderen gegenüber, das nicht, aber er war schweigsam seit dem gestrigen Abend, hatte sich ziemlich zurückgezogen. Es war nun mal einfach komisch, und ganz gleich, was Corvinus auch sagte: es würde nicht gleich bleiben. Das konnte es gar nicht. Corvinus spielte jetzt in einer anderen Liga, da konnte er einfach nicht mit seinem alten Contubernium so weiter machen wie bisher. Die anderen schien das nicht so großartig zu stören, und die waren wohl auch gewohnt, dass manche eben kamen und gingen, weil sie versetzt oder befördert wurden... aber für Hadamar war es das erste Mal, und noch dazu: es hatte seinen besten Freund getroffen, den er hier in der Legio gehabt hatte, das hieß, bevor Sönke nun auch hier aufgetaucht war – aber der war ja in einem anderen Contubernium und außerdem Tiro derzeit noch, weswegen sie sich kaum sahen. Corvinus allerdings... sie hatten am selben Tag hier angefangen. Und der Kamerad war irgendwie immer da gewesen, hatte ihm beigebracht wie man die Rüstung anzog, hatte ihn von der Pritsche geholt wenn er mal wieder verschlafen hatte, und noch x andere Dinge für ihn getan oder ihm gezeigt oder mit ihm geübt, weil Hadamar ja ziemlich unbedarft zur Legio gekommen war, während Corvinus schon jahrelanges Training hinter sich hatte... Er wusste nicht einmal, ob er die Ausbildung ohne ihn überhaupt geschafft hätte. Hadamar hatte das freilich nicht ausgenutzt, sondern auch was zurückgegeben, auf seine Weise, mit den Talenten die ihm eben zueigen waren – was sich dann allerdings mehr darin äußerte, dass er beispielsweise seine Gewinne mit seinem Contubernium und speziell Corvinus teilte. Sonst wäre daraus auch kaum eine Freundschaft geworden. Und diese Freundschaft würde ihm fehlen... nicht nur weil Corvinus ihm immer wieder in den Arsch getreten hatte, sondern weil die Legio für ihn erst durch diese Freundschaft zu so etwas wie einem Zuhause geworden war. Es würde einfach nicht mehr so sein wie bisher. Und Hadamar musste das erst verdauen.


    Bei dem Aufmarsch zum Appell allerdings war ihm kaum was anzusehen, kein Wunder, weil sie einfach dahin marschierten und sich aufstellten... und Haltung annahmen. Um dann auf den Legaten zu warten.

  • Die Stunde der Wahrheit holte nunmehr auch den Legaten ein. Eine schwarze Tunika und den geschneiderten Überwurf in schwarz trug er bereits, er ließ sich aber die Falten noch einmal akkurat legen und sämtliche seiner Auszeichnungen anheften. An den Trauerfeierlichkeiten in Rom konnte er nicht teilnehmen, deswegen wollte er auf dem Appell Valerianus die letzte Ehre erweisen. Das Antlitz des Claudiers wirkte fahl, nicht nur von der annähernd durchwachten Nacht, sondern noch immer gezeichnet vom Unverständnis über die Vorgänge in Rom. Die Erschütterung besaß dasselbe Ausmaß wie beim Erhalt der Todesnachricht, nur der weitere Weg zeichnete sich für Menecrates inzwischen klar ab.


    Er ließ die Standarten aus dem Fahnenheiligtum holen und sich ein Pferd bringen und beim Aufsitzen helfen. Auf dem Pferderücken würde seine Stimme besser hörbar sein, denn ob sie kräftig klingen würde, musste sich noch zeigen. Das Tier unter ihm blieb zum Glück gelassen, als es die Anspannung seines Reiters spürte, und so traf der Legat in ruhigem Schritttempo auf dem Campus ein. Er nahm die Meldung des Tribunus Vibienus Crus entgegen, dankte mit einem Kopfnicken und ließ den Blick über die angetretenen Einheiten schweifen. Stille lag über dem Campus, eine Stille, die Menecrates an Gräber und den claudischen Familientempel erinnerte. Mehr noch als sonst fröstelte es ihn, weil der wenige Schlaf und die schweren Gedanken seine körperliche Konstitution schwächten.


    "Männer! Soldaten Roms!", begann er mit krächzender Stimme. Er räusperte sich, bevor er deutlicher vernehmbar fortfuhr. "Der heutige Tag, dieser Appell wird euer Leben verändern." Menecartes konnte sich denken, dass sowohl sein Erscheinungsbild als auch seine gedrückte Stimmung bei den Soldaten nichts Gutes erahnen ließ. "Manches Mal zürnen uns die Götter, dann haben wir aber die Möglichkeit, sie mit Opfern wieder zu besänftigen, wir können also etwas tun. Auch kann es inmitten unserer Erfolge einmal passieren, dass wir eine Schlacht verlieren, aber auch dann können wir der Niederlage einen Sieg folgen lassen und das verlorene Land zurückerobern. Was ich euch heute jedoch mitteilen muss, ist endgültig. Kein Opfer kann die Lage verbessern, keine Anstrengung das Ruder herumreißen.


    Soldaten Roms! Unser Imperator, Kaiser Gaius Ulpius Aelianus Valerianus ist tot, und mit ihm sein Sohn."
    Menecrates brauchte eine Pause, weil die nächste schlechte Nachricht formuliert sein wollte. Außerdem sollte jedermann auf dem Campus Zeit für die Verarbeitung des Gehörten bekommen, denn der Hinweis auf den gleichzeitigen Tod des Thronfolger würde vielleicht nicht bei allen eine Vorahnung auf Schlimmeres bewirken, aber bei einigen. Jedermann wusste, der Kaiser litt an schwerem Gebrechen, nicht aber sein Sohn.

  • Corvinus hörte die Worte des Legaten und war schon vorher unruhig geworden als er dessen Aussehen erkennen konnte. Weder seine Kleidung noch seine Körpersprache hatten die Möglichkeit offen gelassen das es etwas positives zu vermelden gab.
    Als der Claudier anfing von Niederlagen und Götteropfern zu sprechen hatte Corvinus erst vermutet das es irgendwo in der Nähe einen Barbarenangriff gegeben hatte und die Truppen Roms besiegt worden waren. Es kursierten ja ständig Gerüchte im Lager und im Moment hielt sich hartnäckig eines mit dem Germanenstamm der Chatten. Doch dann kam es anders.
    Der Kaiser war tot. Natürlich kannte er Gaius Ulpius Aelianus Valerianus nicht persönlich. Aber alleine sein Vater hatte ihm viele Geschichten über ihn erzählt, vor allem über dessen Zeit als Soldaten. So fühlte es sich für Corvinus an als ob nicht "nur" das ferne Oberhaupt des Reiches gestorben wäre sondern ein hochgeachteter Führer mit dem man schon selber gekämpft hatte.
    Danach wurde Corvinus klar das der Legat gesagt hatte das auch der Sohn des Kaisers tot war.
    Nur der Kaiser war die eine Sache. Man wusste schon lange das er schwer krank war und von daher eher mit seinem Tod rechnen musste. Immerhin war er der Kaiser und er würde sicherlich die besten Ärzte haben die es gab und wenn selbst die nicht hatten helfen können...
    Aber ein Zufall das Vater und Sohn gleichzeitig gestorben waren zumal der Sohn noch jung und gesund war soweit Corvinus wusste... nein das war kein Zufall.
    Während diese Gedanken in seinem Kopf reiften spürte er wie er immer wütender wurde. Sein kompletter Kopf lief rot an und er wartete gespannt auf das was als nächstes kommen würde.

  • Die Spannung wuchs spürbar, immerhin gab es nicht jeden Tag einen Appell der gesamten Legion, bei dem der Legat zu ihnen sprach. Und als er dann endlich auf seinem Gaul auftauchte, wurde auch Hadamar ziemlich schnell klar – wie auch jedem anderen –, dass irgendwas Übles im Busch war, das war allein schon der Trauerkleidung zu sehen, die er trug. Hadamars Haltung wurde wie von selbst noch ein wenig straffer, als er hörte, dass der Tag heute ihr Leben verändern würde, lauschte aufmerksam auf die weiteren Worte, die die Anspannung noch schürten, immer mehr, immer weiter.
    Aber das, was dann als Auflösung kam, ließ ihn dann fast... ja, fast ein wenig enttäuscht zurück. Natürlich war ihm irgendwo klar, dass das eine absolut üble Sache war. Nur: der Kaiser war eine ziemlich abstrakte Sache für ihn. Er war germanischer Abstammung, hatte mehr mit ihren Verwandten und Verbündeten jenseits des Rhenus zu tun gehabt als mit Römern, und er hatte auch kaum Geschichten von denen gehört. Der Kaiser war für ihn nur ein Mann, der irgendwo ganz weit entfernt in Rom saß und an der Spitze dieses gewaltigen Reichs stand, von dem er, Hadamar, nur diesen Teil in Germanien kannte. Er war gern in der Legion, er fühlte sich wohl, so sehr, dass er sich sogar gern anstrengte, um gute Leistung abzuliefern – und sowohl sein Contubernium und seine Centurie als auch die Legio II im Ganzen bedeuteten ihm viel mittlerweile. Aber er hatte sich nie so sehr für das große Ganze, für Reich und Kaiser begeistert wie Sönke oder Corvinus.
    Entsprechend war nun die Nachricht, dass der Kaiser und sein Sohn tot waren, für Hadamar eher ziemlich abstrakt, nichts, was ihn jetzt persönlich sonderlich getroffen hätte. Was ihm allerdings durchaus sehr bewusst war, waren die Konsequenzen, die sich daraus ergaben. Denn die würden bei einem Riesenreich wie Rom kaum anders sein als bei einem der Stämme, wenn Anführer und klarer Nachfolger starben: mehr als nur machte sich Hoffnungen, und wenn es nicht einen gab, der genug Stärke besaß um die Sache von vornherein klar zu stellen, kam es zu Kämpfen. So weit, so gut. Hadamar hatte allerdings keine Ahnung, inwiefern sie das hier in Germanien dann betreffen würde, wenn irgendwelche Kerle in Rom um den Kaiserthron kämpften.

  • Trommelwirbel.... mehr Trommelwirbel.... noch mehr Trommelwirbel... FANFARE!!! Tusch.


    So sehr Sönkes Blut in Wallung geriet, als der Legat sich zeigte, und damit sein Sammelalbum an Legionsoffizieren um die Spitze bereicherte (es fehlten noch der Praefectus Castrorum, der Tribunus Laticlavius, der Aquilifer und ein Decurio), so verstörte ihn doch die Einleitung... hatten sie eine Schlacht verloren, von der er nichts wusste? Quasi über Nacht?
    Dann die Ansage: der Kaiser war tot. Die Nachricht war definitiv zu groß für Sönke, als dass er auch nur erahnen konnte, was dies überhaupt bedeutete. Nein, Sönkes menthale Kapazität reichte definitiv nicht, um zu verstehen worum es gerade ging, und was ein toter Kaiser mitsamt Sohn für sie alle jetzt bedeutete. Entsprechend konsterniert war er, Fragen türmten sich in seinem Geist auf, und durch die Reihe seines Contuberniums suchte er den blitzblankgeputzten Helm des Optios ihrer Centuria, der sein Ausbilder war. Als er dessen Helm gefunden hatte, tat ihm dieser nicht den Gefallen ihm telepatisch mitzuteilen was jetzt eigentlich das Problem war, und so blieb Sönke immernoch reichlich unwissend und mit riesemgroßem Fragezeichen über dem Schädel in der Masse an Soldaten stehen, und wartete darauf, dass der Erklärbär auftauchte um dieses schwere Fragezeichen von seinem Kopf zu wischen...

  • Ohne irgendwelche Emotionen stand der Grieche bei seiner Turma. Seine Augen verfolgten nicht einmal den Legaten, der langsam auf dem Campus einritt.
    Erst als dieser seine Stimme ertönen ließ, blickte Varelas nichtmehr ins Leere.
    Er hatte Respekt vor seinem Legaten, ein ehrbarer und ehrlicher Mann. Welche Ehrlichkeit in der folgenden Nachricht liegen sollte, wusste keiner auf dem Campus, außer die Stabsoffiziere des Legaten, deren Gesichter nichts gutes verrieten, aber das merkte Varelas nicht. Stand er doch auch zu weit entfernt, um irgendwelche Mimiken interpretieren zu können.
    Als der Claudier dann das unvermeidliche aussprach, ging ein Raunen durch die Menge. Der Decurio hörte, wie seine Turma unruhig wurde und anfing zu flüstern. Er warf schnell einen Blick über die Schulter, damit sie wieder still waren, denn der Legat hatte noch etwas zu sagen.
    Varelas selbst war nicht allzu geschockt, er war ein rationaler Mensch. Er diente zwar im Exercitus Romanus, doch war ihm die Person, die das Amt des Kaisers ausübte relativ gleichgültig. Eigentlich dachte er nicht viel und hinterfragte nichts, aber ihm Schoß durch den Kopf, wie das hatte passieren können, da der Sohn des Kaisers ebenfalls tot war, konnte es nur Mord gewesen sein.
    Ohne jegliche Mimik blieb er weiter ruhig stehen und lauschte weiter den Worten des Legaten.

  • Der Legat ließ den Blick über die angetretenen Soldaten schweifen, so als wolle er Blickkontakt zu jedem einzelnen herstellen. Er wusste, die nachfolgenden Worte würden manche verunsichern, andere empören und einige entschlossener denn je machen.
    "Ihr vermutet richtig, beide wurden ermordet", fuhr Menecrates fort, denn die meisten Soldaten mussten inzwischen zu diesem Entschluss gekommen sein. "Außer dieser Tatsache wissen wir nichts, gar nichts, aber eines steht fest bzw. leitet sich ab: Rom ist im Augenblick nicht nur führerlos, in Rom herrschen darüber hinaus Verrat und Korruption.


    Jetzt mag der eine oder andere denken, Germania ist von Rom weit entfernt, wir sind von den Umstürzen dort nicht berührt." Er hielt kurz inne, um wenig später mit kräftiger Stimme fortzufahren. "Aber leider muss ich diese Hoffnung zerstören. Derjenige, der die Freveltaten geplant und in Auftrag gegeben hat, verfolgt ein Ziel - nämlich selbst den Thron zu besteigen. Und, Milites, er ist nicht allein!"
    Die Feststellung sollte einem Ausruf gleich den Soldaten in Hirn und Mark fahren, bevor der Legat seine Behauptung belegte. Deswegen brach Menecrates' Stimme ab, nachdem sie energisch angeschwollen war. Entschlossenheit zeigte sich auf seinem Gesicht, als er mit starker Stimme fortfuhr.


    "Allein konnte er die Tat nicht umsetzen, die kaiserliche Familie wurde Tag und Nacht bewacht. Er besaß also Helfer und Helfershelfer und wir wissen nicht, wem wir vertrauen können. Und noch etwas." Menecrates hob den Zeigefinger. "Um den Thron zu besteigen, benötigt er jetzt militärische Macht. Er wird zuerst nach den Stammeinheiten greifen, sofern er sie nicht längst unter seinem Kommando hat, die Legion und die Classis in Italia werden folgen und dann, Milites, dann überschreitet er die Provinzgrenzen und fordert unsere Folgschaft ein."


    Menecrates ballte die Faust und rief mit Leidenschaft: "Doch die werde ich ihm verweigern! Wir folgen keinem Kaisermörder, im Gegenteil: Wir fordern die Untersuchung des Mordfalls, die Ergreifung und Verurteilung des planenden Kopfes, seiner Komplizen und Helfershelfer! Wir haben den Eid für Gaius Ulpius Aelianus Valerianus geleistet und wir lösen diesen Eid, solange kein Nachfolger regulär gewählt wurde, auf Kaiser Valerianus ein!"


    Der Ruf eines Tribuns ermutigte andere Offiziere, ihr "Ja!" in die kühle Januarluft zu schreien, Soldaten stimmten ein. Nach den Rufen forderte eine Armbewegung des Legaten wieder Ruhe.


    "Wir stehen in Germania nicht alleine mit dieser Haltung da, aber es gilt, weitere gleichgesinnte Kommandeure zu finden. Verbündete Einheiten werden zu jedermanns Information in der Principia aushängen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Konflikt friedlich lösen lässt, ist gering. Deswegen, Milites, erneuern wir nun gemeinsam unseren Eid."
    Der Aquilifer trat auf Anweisung hin zwei Schritte vor und hob den Adler hoch, während Menecrates die erste Zeile der Eidformel vorgab:



    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS."

  • Bei jedem der folgenden Worte des Legaten wurde Corvinus wütender. Er konnte sich nur zu gut an die vielen Male erinnern in denen sein Vater ihm von der kranken Riege in Rom erzählt hatte. Skrupellose Männer denen das Reich egal war und die nur an ihren eigenen Vorteil dachten. Und jetzt hatten es diese gewagt den Kaiser umzubringe. wie gerne würde er jetzt einem dieser weichen Politikter sein Gladius in den fetten weichen Wanst rammen.


    Als dann einige der Offiziere ihre Zustimmung zu den Aussagen des Legaten hinausriefen stimmte auch Corvinus mit ein. Er ballte gar die Faust und erhob diese da er sonst geplatzt wäre vor Wut.


    Den kurz danach beginnenden Schwur sprach, ja fast schrie, er begeistert mit:


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS."

  • So wenig Hadamar von den Neuigkeiten wirklich berührt wurde... so sehr zog ihn das weitere Geschehen dennoch in seinen Bann. Die Beschreibung des Legaten, was in Rom derzeit los war, und was weiter passieren würde, war noch halbwegs harmlos, für ihn jedenfalls. Tatsächlich glaubte er das, was der Legat ansprach: dass es sie hier ja gar nicht betreffen würde. Mit jedem weiteren Wort allerdings führte der Legat sie dazu hin, dass das nicht ganz stimmte – auch wenn Hadamar nicht alles wirklich verstand, was er genau sagte, weil es zu viel Information in zu kurzer Zeit war und das in einem Rahmen, in dem er sich kaum darauf konzentrieren konnte, aber das immerhin wurde klar, dass der Legat darauf hinaus wollte, dass sie eben nicht unberührt bleiben würden hier. Bis er schließlich diese eine Sache kundtat, die auch beim Letzten wohl den Glauben daran radikal vernichtete. Er wird Gefolgschaft einfordern. Und die werde ich ihm verweigern. Hadamars Mund öffnete sich leicht, in Unglauben, Verwirrung, während er zugleich versuchte, gedanklich auszusortieren, was das nun genau für ihn, für sie, für die Legio hieß. Seine Gedanken kreisten, aber der Legat redete weiter, und bevor Hadamar überhaupt Ordnung in seinen Kopf hatte bringen können, brachen vorne und sich ausbreitend um ihn herum Soldaten in zustimmende Rufe aus, und er konnte gar nicht anders, als sich mitreißen zu lassen, weil so viele irgendwie so... so aufgewühlt schienen, so empört, und weil diese Stimmung sich in Wellen auszubreiten schien, Wellen, die ihren Mittelpunkt vorne beim Legat hatten und die ihn, Hadamar, überschwappten. Wir folgen keinem Kaisermörder. Wir haben einen Eid geleistet. Das waren letztlich die Worte, die bei Hadamar hängen blieben, die weiterhin in seinem Kopf kreisten, wie in einer Endlosschleife. Wir folgen keinem Kaisermörder. Wir haben einen Eid geleistet. Und als der Legat begann, ihren Eid vorzusagen, fielen nach und nach weitere Soldaten mit ein, Hadamar eingeschlossen, bis es gefühlt schließlich die gesamte angetretene Legio war, die die Worte mit der Gewalt tausendfacher Stimmen in die kalte Winterluft hinausschmetterte.


    „...QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!“

  • Sönke wurde einfach überrollt. Wirklich erfassen, was der Legat ihnen da entgegenschmetterte konnte er nicht, zu abstrakt schien ihm selbst die römische Welt von Gehorsam und Obrigkeit. Der Kaiser war ihrer aller Boss, soviel hatte er schon eingeimpft bekommen. Quasi der Ober-Duumvir ohne Kollegen... als wäre das römische Reich ein sich ständig im Krieg befindender Stamm.


    "Iurann... Imprato... ..gustus.. turos... ..temtem... manapublica..."


    Was das für Folgen haben würde konnte er daher nicht wirklich abschätzen, und als er es versuchte wurden sie schon von dem Gemurmel des Eides eingenommen, den Sönke automatisch mitsprach, wenn auch nicht allzu enthusiastisch, denn in seinem Kopf machte sich ein seiner Art als Muntling entsprechender Gedanke sehr schnell sehr laut bemerkbar: Tote zahlten keinen Sold.

  • Nachdem das Raunen kurzzeitig verstummte, welches aber bald wieder in Getöse ausbrechen würde, hob der Legat die Hand und bot Einhalt.
    Wie Varelas richtig vermutet hatte.. der Claudier nannte das unvermeidliche: Es war Mord!
    Der frisch gebackene Decurio blieb dennoch ruhig, es war nicht sein Land, er war jetzt zwar Römer, zumindest hatte er das Bürgerrecht, aber ob sein Kaiser dem er diente tot war, juckte ihn nicht sonderlich. Er hatte einen Eid geschworen, er hatte dem Kaiser Roms Treue geschworen und das würde er auch dem nächsten Kaiser. Für ihn zählte nur eines: Disziplin, Gehorsam, Treue. Welcher Mann hinter dem Amt des Kaisers steckte, interessierte ihn nicht. Er diente dem Kaiser, nicht der Person dahinter.


    Nun begann der Legat seine Legion anzustacheln, es würde verbitterten Widerstand geben, es sollte sich mit verbündeten Einheiten aufgelehnt werden, um gegen die Kaisermörder zu agieren und dem Namen des verstorbenen Kaisers Ehre machen.
    Für Serafím war die Ehre alles und seinen eigenen Kaiser zu ermorden, war das unehrenhafteste was es gab und so eine schändliche Tat verdiente den Tod.


    Nun hob auch er seinen Arm, blickte über seine Schulter zu seinen Männern, unter denen einige gar nicht glücklich über seine Ernennung zum Decurio waren, es aber in diesem Moment verdrängten, ballte die Faust und stieß seinen Arm in die Luft.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS."

  • Menecrates ließ sich nicht von den Emotionen und im blinden Eifer hinreißen. Während er den Schwur begann, schweifte sein Blick über die angetretenen Reihen, wobei er vornehmlich zu den Centurionen und Decuriones blickte, aber auch in die Gesichter von Legionären. Er wollte erkennen, ob es Mannschaften gab, die sich nur zögerlich der Schwurerneuerung anschlossen. Zu seiner Beruhigung entdeckte er solche Mängel nicht, daher fügte er den Rest des Schwures in der Gewissheit an, dass er sich auf seine Legion verlassen konnte.


    "NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"


    Einer kurzen Pause der Besinnung folgte nur noch eine kurze Erklärung.


    "Milites, es herrscht ab sofort erhöhte Alarmbereitschaft. Ich werde die Wachen verstärken, die Kontrollen beim Passieren werden ebenfalls verschärft. Die auswärts stationierten Einheiten werden zurückgeholt, es herrscht eine Ausgangssperre, die Mogontiacum überschreitet. Bei ordnungsgemäßer Abmeldung ist ein Tagesaufenthalt in der Provinzstadt gestattet, er muss aber eine Begründung haben, die vom Wachoffizier und dem jeweiligen Centurio festgehalten wird. Einzelheiten erfahren, was die neuen Anweisungen betrifft, erfahren die Centurionen, die wiederum die Informationen - sofern sie die Mannschaften betreffen - weitergeben. Ich erwarte jederzeit volle Einsatzbereitschaft, wenn das Signalhorn ertönt."

    Zum Abschluss rief er den selbst keirten Schlachtruf der Legion:
    "Semper fidelis constans - semper parata!"
    Danach ließ er die Truppe abtreten und suchte selbst die Principia auf. Es gab jede Menge an Organisation zu bewältigen: neue Wachpläne schreiben, die Offiziere anweisen, Besprechung mit dem Praefectus Castrorum, um die Lagerbestände zu klären und eventuell aufzustocken, den Kontakt anbahnen zu Terentius Primus usw.

  • Corvinus sprach auch den zweiten Teil des Schwures lautstark mit und lauschte aufmerksam den weiteren Ausführungen des Legaten.


    Den Schlachtruf der Legio II rief er dann wieder aus Leibeskräften mit. Dabei strengte er sich an zu hören ob es aus Teilen "seiner" Centurie Stellen oder gar einzeln zu identifizierende Männer gab die nicht so ganz bei der Sache waren. Die würde er sich vornehmen.

  • Hadamar lauschte dem Abschluss der Rede des Legaten, und spätestens mit dem Kommando erhöhte Alarmbereitschaft schien klar zu sein, dass es nicht mit der Ansprache hier getan war... wobei Hadamar sich gerade nach wie vor schwer vorstellen konnte, was sie hier nun betreffen würde, er wusste nur, dass da wohl irgendwas im Busch war, und es machte ihn fast ein wenig nervös, dass er nicht ganz durchblicken konnte... Was ihn allerdings nicht daran hinderte, den Schlachtruf der II. mitzubrüllen. Und dann hieß es abtreten, und während er darauf wartete, dass die Reihe an sie kam, ließ er seine Gedanken kreisen und versuchte, so was wie Ordnung reinzubringen und die Neuigkeiten zu sortieren.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!