[Triclinum] Das Speisezimmer

  • Das Triclinum war ein großer heller Raum, der sich unmittelbar dem Atrium anschloss. Um einen niedrigen Tisch standen einige clinen gruppiert; Schlanke Terrakotta Amphoren dienten zur schlichten Dekoration. Auch hier, wie im ganzen Haus, zog sich der Faden der militärischen Geradlinigkeit.


    An Decimus Arm betrat Cara das Speisezimmer. Hatten sie zwar das Atrium hinter sich gelassen, die Gedanken hafteten der jungen Frau nach wie vor an. Dagegen konnte auch nicht ihr Magen ankommen, der sich mit flauem Gefühl zurück meldete. Sie würde sich wehren, ja. Auch gegen diese Reise hatte sie sich gewehrt – und dennoch, hatte sie letztendlich einsehen müssen, dass sie dabei den Kürzeren zog. In wie weit war ihre Familie bereit nachzugeben, wenn es hart auf hart kam. Und was war Cara bereit zu tun, falls sie sich jemals in einer solchen Situation befand? Ihre Antwort schien Livianus für einen Moment überrascht zu haben. Cara hingegen nahm seine Reaktion gelassen hin. Immerhin hatte er ihre Antwort heraus gefordert – Wer auf die Jagd nach Wild ging, musste auch davon ausgehen eines Tages vor einem großen Wildtier zu stehen. Nach ihrer Zukunft hatte er gefragt…aber wie stand es mit ihm?
    „Weißt du, wie lange du noch hier in Mogontiacum sein wirst? Was wirst du tun, wenn dein Amt hier ausläuft? Als Senator hast du schließlich schon fast alle Ehren erreicht, die ein Mann anstreben kann…“

  • "Das ist schwer zu sagen meine liebe Cara. Es waren politische Entscheidungen die mich hier her gebracht haben und es werden wohl auch wieder politische Entscheidungen sein, die mich eines Tages zurück nach Rom beordern. Im Moment kann ich damit gut leben hier in Germanien das Kommando über eine Legion übertragen bekommen zu haben und solange sich an den Machtverhältnissen in Rom nichts ändert, wird es wohl auch dabei bleiben."


    Livianus hatte seinen Standpunkt recht pragmatisch dargestellt, obwohl er ihm im Nachhinein gesehen etwas zu detailreich für eine junge Frau wie Cara vorkam, die sich vermutlich überhaupt nicht für Politik oder Machtverhältnisse interessierte. Dennoch war er ihr eine Antwort schuldig geblieben, die er nun noch nachreichen wollte.


    "Und sollte ich eines Tages von diesem Posten abberufen werden, so werde ich vielleicht einen zweiten Anlauf bei der Wahl um das Consulat versuchen. Wie du vielleicht gehört hast, habe ich die letzten Wahlen gegen den Patrizier Flavius Furianus verloren. Wie mir mitgeteilt wurde, ist es nach den Wahlen recht ruhig um ihn geworden, doch damit müssen nun die Senatoren klar kommen, die ihn gewählt haben."


    Bei den letzten Sätzen konnte man deutlich heraushören, dass dieses Thema immer noch in Livianus brodelte und er den Verlust gegen den Patrizier noch nicht ganz verkraftet hatte. Doch gekonnt überspielte er dieses kurze aufblitzen von Feindseligkeit gegenüber des Senats und des amtierenden Consuls gleich wieder.


    "Es gibt also durchaus auch außerhalb meiner Karriere beim Militär einige Ehren, die ich noch zu erreichen gedenke."


    Dann sah sich der Decimer kurz um.


    "So. Das hier ist also das Triclinum. Hier werden wir gemeinsam Essen. Hin und wieder lade ich auch meine Offiziere ein, um ein gemeinsames Mahl mit ihnen einzunehmen und das eine oder andere in einer eher lockeren Atmosphäre zu besprechen. Natürlich kann es auch vorkommen, dass ich wegen meines Dienstes nicht immer anwesend sein kann. Ich möchte mich bereits jetzt schon dafür entschuldigen."

  • >Die Leute in Roma scheinen ihm ja in der Tat nicht sehr wohl gesonnen zu sein...<, ging es ihr durch den Kopf. Und Caras Vermutung wurde ein weiteres Mal bestätigt, als er in seiner Antwort fortfuhr. Das Consulat war ihm verwehrt worden. Etwas, das ihn sichtlich in seiner Ehre gekränkt hatte. Mit einem Blick war das Brodeln unter seiner Oberfläche zu sehen.
    „Ich möchte nicht taktlos erscheinen“, setzte Cara an, obschon die junge Iulia eigentlich wenig Sinn für Politik hatte. Sie als Frau konnte ohnehin kaum Einfluss nehmen. Dennoch: „Aber jene Machtverhältnisse scheinen dir nicht sonderlich gewogen zu sein. So schön Germania auch sein kann – für jemanden mit langer politischer Karriere, der noch nach Großem strebt, muss dieses Amt wie ein Exil vorkommen. Mit was hast du ihren Unmut erregt?“


    Ihre Augen leuchteten bei dem Wort `Essen´ auf. Dass der Hausherr nicht immer anwesend würde sein können, damit hatte Cara bereits gerechnet, aber es erschien ihr auch nicht notwendig. Immerhin war sie mit dem Mann ja nicht verheiratet, sondern lediglich ein Gast, der für ein paar Wochen unter seinem Dach unterkam. „Die Entschuldigung ist angenommen“, erwiderte sie und fügte verlegen hinzu: „ Ich muss gestehen, dass ich allmählich etwas zum Essen gebrauchen könnte“ Auch Corona wäre wohl nicht abgeneigt, da war sich die Iulia sicher.

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    Es konnte gar nicht anders sein. War es nicht immer so? Hatte man etwas auf dem Herzen, wollte man etwas fragen – dann war es stets genau jene Person, die man dazu brauchte, die einfach nicht aufzufinden war. Decimus Livianus war zwar nicht verschollen, zur cena erschien er an diesem Tag dennoch nicht. Dabei hatte sie ihn doch von ihren Plänen bei Sentia Aemilia zu übernachten, um ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen in Kenntnis setzen wollen. Zugegebenermaßen hatte das nicht allzu große Eile – schließlich würde die Hochzeit erst in zwei Monaten stattfinden – dennoch fühlte sie sich in ihrem überschäumenden Übermut jäh gedämpft. Etwas mürrisch drein blickend saß sie auf einer der Klinen, während zwei Sklaven eine Platte mit ein bisschen Brot, Aufstrich, Öl, Gemüse, Obst und Getränke herein trugen. Wenn der Legat nicht mit aß, dann zog sie es vor nicht zu Schweres zu essen, was bei ihr in der Nacht für gewöhnlich in Schlaflosigkeit ausartete. Ihr gegenüber saß Phocylides. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht ihn oder ein paar der anderen Bediensteten, die durch Zufall irgendwo in ihrer Nähe standen, zum Essen einzuladen, wenn sie allein war. So war das Abendessen viel angenehmer. Cara mochte einfach Gesellschaft.
    „Gibt es irgendwelche Nachrichten?“, erkundigte sie sich bei Lucius´ Maior domus. Bisher war noch kein Brief von Lucius für sie angekommen und auch ihr Großonkel, der in Mantua weilte hatte ihr noch nicht geantwortet.

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    Phocylides


    Phocylides hatte in der Stadt Casa schon öfter mit am Tisch gesessen um ein Gutes Gespräch zu führen. Aber hier in Germanien war das doch schon einen Seltenheit gewesen des halb freute er sich das er heut eingeladen war. Das Thema war schon aktuell aber er hatte auch seit dem Brief an Corona nichts mehr von seinem Herren gehört.
    „Ich kann es dir leider nicht sagen Cara das letzte was ich von ihm bekam waren die Anweisungen bezüglich der Abreise von Corona. Ich kann dir nur versichern das es sicher dringlich war wenn er sie zurück gerufen hat. In dem Brief klang es aber mehr so durch als wenn er sich mehr Sorgen darum mach das Lucia, Calliphana in den Wahnsinn treibt. Er wollte wohl einzig Ruhe für sich und seine Frau.” Stellte er mit schiffen Lächeln fest. Das seine Herrin Schwanger war wusste ja auch er noch nicht. „Was den verminderten Briefkontakt angeht. So kann ich es mir nur so erklären das er bestimmt sehr viel zu tun hat. Der Wahlkampf und das Tribunat haben ihn sicher sehr eingebunden.” Wie das alles ausgegangen war wusste er ja nun auch noch nicht. Und das ein Brief an den Leganten diesbezüglich schon hier war wusste er auch nicht.




    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO

  • Cara nickte, als er von jenem Brief sprach, der Corona zurück nach Roma beordert hatte. Sie zweifelte nicht an der Dringlichkeit. Gewiss würde Lucius niemand die Bürde auflasten die Strecke Mogontiacum-Roma innerhalb so kürzester Zeit zweimal hinter sich zu bringen. Es war eine lange und beschwerliche Reise, selbst wenn man sie in den Sommermonaten zu bewältigen suchte. Ein Seufzen glitt ihr über die Lippen. Sie vermisste Corona.
    „Lucia treibt Calliphana in den Wahnsinn?“, Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Schmunzeln. Auch sie hatte das Vergnügen gehabt, die resolute Dame kennen zu lernen. Eigensinnig – um nicht zu sagen starrsinnig – war sie und sie konnte einen schon auf die Palme bringen. Aber auch Calliphana besaß ein äußerst durchsetzungsfähiges Gemüt und ein temperamentvolles noch dazu. Dass Lucia sogar selbst den Rotschopf in Bedrängnis brachte, dann musste in Lucia wahrlich ein kleiner Hausdrache schlummern.
    „Und er glaubt Corona ist die perfekte Löwenbändigerin?“, Ihre Verwandte besaß ein eher sanftes Gemüt. Zumindest wenn sie nicht gerade auf Schnäppchenjagd war und den Händlern ihr Verhandlungsvermögen um die Ohren schlug.
    „Männer haben immer viel zu tun...“, erwiderte sie nüchtern und nahm sich ein Stück Brot, auf das sie ein wenig Öl träufelte und mit Salz und Pfeffer bestreute. „Hast du jemals einen gesehen, der sich Zeit nimmt? Der Legat ist beschäftigt. Lucius ist beschäftigt, Marcus ist beschäftigt – und du bist bestimmt auch beschäftigt...“, Als sie das Brot zum Mund führte hielt sie auf einmal in ihrer Bewegung inne.
    „Danke dass du dir Zeit nimmst“, sprach sie lächelnd den Gedanken aus, der ihr soeben in den Sinn gekommen war.
    „Du hast mir in der Tat schon viel geholfen. Auch im Bezug auf Sophie damals.“

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    Phocylides


    Phocylides nickt ebenfalls. „Ja so stand es in dem Brief. Nur nicht in so klaren Worten. Aber der Sinn war zu sehen. Ich bin mir sicher das Corona sie schon zur Ruhe bringen wird. Sie braucht wohl jemanden der ihr so nahe ist wie die Tochter.” Sagte er dann er war sich sicher das sie es ihm nicht übel nahm das der den Brief interpretierte. „Na ja ich bin ein Sklave da hat man eben zu tun. Aber ich will nicht klagen ich habe einen guten Herren und weis nicht ob ich es als Freier besser hätte.” Das war eine Tatsache. Was sollte er tun? So lebte er in einem guten Haus wurde von allen anderen Sklaven und sogar von seinem Herren respektiert. Was wehre er als Freier Mann wahrscheinlich eine Schreiber der in einer Insula lebt und dort nicht mal genug Platz hatte um nachts die Füße richtig aus zu strecken. Dann war er lieber ein Sklave. Was wollte er mehr er Saß im Atrium eines Legaten mit einer Frau aus Guter Römischer Familie. Er verkehrte in den besten Kreisen. Gut zugegeben nicht auf einer Stufen und ihm gehörte hier nichts sondern er jemanden aber das lies man ihn nicht spüren.





    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO

  • Nahestehen. Die Beziehung zwischen der Iulia und der Pompeia war etwas, dass sie nicht so ganz verstand. Andererseits schien Corona von der gluckenhaften Art ihrer Mutter entnervt – andererseits schien sie aber auch nicht ohne sie zu können. So etwas nannte man dann wohl „Mutter-Tochter-Liebe“. Sie war ein Vaterkind. Und den hatte man ihr vor langer Zeit genommen. Sie konnte so etwas nicht verstehen. Vielleicht war es ein großer Missstand, dass sie aufgewachsen war, ohne den führenden Rat einer Mutter, den sie selbst abgelehnt hatte. Manchmal erschienen ihr dadurch selbst ihre Freundinnen wie ein Mysterium und die Freunde als einzig logisch handelnden Wesen auf der Welt. Manchmal eben. Andererseits – die wohlriechenden, sauberen, feinen Gewänder, die sie trug, würde sie niemals freiwillig gegen die zum Teil vor Dreck starrenden Kleider eintauschen, welche manche Männer mit Vorliebe trugen, den Schweiß ihrer Arbeit zur Schau stellend. Eine Woche ohne Seife und Wasser, das ging einfach nicht.
    Sie verschluckte sich an ihrem Bissen Brot und musste Husten. So sehr, dass ihr die Tränen in die Augen schossen und Phocylides aufspringen musste, um ihr auf den Rücken zu klopfen.
    „Danke, danke – es geht schon wieder“, Abwehrend ob sie die Hand und trank einen Schluck Wasser, um das kratzende Gefühl aus ihrer Kehle zu vertreiben. >Habe ich richtig gehört? Er ist gern ein Sklave?< Der Gedanke klang absurd in ihrem Kopf. Und dennoch, der Ägypter saß vor ihr und machte ein so ernstes Gesicht, als erkläre ihr, eins und eins ergibt zwei.
    „Das ist nicht gerade die gängige Meinung, nehme ich an. Ich meine, dass ein Sklave sagt, er ist gern ein Sklave“, erwiderte sie. Von dem Brot ließ sie vorerst lieber einmal die Finger. „Du verstehst sicherlich, dass es mich wundert...“ Sophie war ja das beste Gegenbeispiel. Eigentlich hatte sie stets geglaubt, einem Barbaren konnte gar nichts besseres passieren, als Sklave – oder Bediensteter – im Hause der Iulia zu werden. Zumindest bis Sophie getürmt war und ihr schlagartig bewusst wurde, dass keine auch noch so gute Behandlung den Preis der Freiheit aufwiegen konnte.
    „Woher kommst du denn ursprünglich her?“, verlangte sie zu wissen. Vielleicht gab das ja Aufschluss darüber, warum der Mann lieber Sklave war.

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    Phocylides


    Phocylides setzt sich wieder nach dem Cara sich und das Brot in Einklang gebracht hatte. Er fand die Meinung nicht grade abwegig er kannte nicht nur einen Sklaven der der Selben Meinung war. Er kannte sogar einen der darum bat nicht feigelassen zu werden als sein Herr das Anbot. „Nun das mag nicht die Meinung aller sein aber so ist es doch die Meinung einiger. Es ist richtig das es Sklaven gibt denen es sehr schlecht bei ihrem Herren geht und die sich die Freiheit wünschen. Allein schon Deshalb weil sie zum Beispiel Gefangen wurden und zurück zu ihren Familien wollen. Aber was ist schon frei? Als Sklave meines Herren genieße ich ein gewisses ansehen durch ihn. Nimm einen Frei geboren nicht Römer der vom Betteln Lebt und karge Reste isst die andere nicht wollen. Wessen Stand ist der Bessere seiner, der in Hinterhöfen oder überdachenten Gassen Schläft oder meiner? Ich Mag nicht Frei sein aber ich sitze mit einer Frau aus guter römischer und wohlhabender Familie deren Vater Lagerpräfekt einer Legio war am Tisch. Im Triclinum eines Römischen Legate. Mein Herr wird irgendwann römischer Seantor sein wenn die Götter es wollen. Ich bin immer sauber gekleidet und esse mit einer römischen Dame zu Abend und haben eine gewisse Freiheit. Nimm Locusta sie ist wie ich als Sklave geborenen und ist nun über 70 mehr als einmal hat man ihr die Freiheit angeboten. Aber wer versorgt sie wenn sie Frei ist? Das weis sie nur zu gut und im Haus respektieren sie alle Ausnahmslos. Keiner der Sklaven würde auch nur im Ansatz wagen ihr Wiederwort zu halten.“ Er klärte er Cara. Natürlich würde er sich nach Freiheit sehnen wenn er die Fesseln hart spüren würden und im Steinbruch Arbeiten müsste. Aber er konnte in 4 Sprachen lesen, schreiben und Sprechen und hatte sich nie was zu schulden kommen lassen deshalb war er nun der Vorsteher im Hause Iulia. „Ich wurde in Memphis als Sohn eines griechischen Sklaven und einer ägyptischen Sklavin geboren. Mein Vater half in einer Bank so lernte ich von ihm das rechen und vieles andere. Irgendwann wurde ich verkauft und bin dann in Rom landet wo ich vor Jahren in den Haustand der Iulier gekommen bin.“



    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO

  • >Ob seine Eltern das auch so sahen?< Als Sklave in der zweiten Generation hatte Pholycides offenbar nie den Geschmack der Freiheit gekostet. Er kannte nichts anders und niemand hatte ihm je gelehrt, wie man sich in der Freiheit zurecht fand.
    „Es ist einleuchtend, was du da sagst...“, erwiderte die Iulia, verzog aber keine Miene. Lucius war ein guter Herr, ein Herr, der Ansehen genoss. Dadurch achtete man auch Phocylides. Den Sklaven eines jungen, aufstrebenden Politikers behandelte man nun einmal gut. Und er trug keinerlei Verantwortung für sich selbst, war er doch versorgt und hatte den Anweisungen Lucius´ Folge zu leisten. War es nicht eigenartig, hier zu sitzen, sie als Herrin, und sich zu wundern, dass ihr Sklave nicht die Freiheit von ihr verlangte? Dabei sollte sie doch froh sein und es darauf beruhen lassen. Doch das war nicht Caras Art.
    „Aber findest du das nicht etwas bequem, keine Verantwortung für dein eigenes Leben übernehmen zu wollen?“ Zugegeben, es war eine triviale Frage. Eine Frage, die sich nur jemand stellen konnte, der frei war von Sorge und von allem genug hatte. Es gab Kreise, da stellte sich nur eine Frage: Was muss ich tun, damit ich noch den nächsten Morgen erlebe? Sie selbst dagegen hätte eigentlich nichts dagegen gehabt, würde man ihr das eine oder andere Mal mehr Verantwortung zu gestehen.
    Ihr Appetit regte sich wieder. Sollte sie es doch nochmals mit dem Brot versuchen? Sie beugte sich vor, um es mit spitzen Fingern wieder aufzunehmen.
    „Na ja...vielleicht bist du ja freier als der freiste Herr...“, sprach sie einen unvermittelte Gedanken aus.

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    Das Triclinum war bis auf ein paar Sklaven noch menschenleer. Die stellten gerade Getränke auf einen Tisch und arrangierten ein paar Blumen zur Dekoration. Als Mutter und Tochter den Raum betraten, sahen sie nur kurz auf, murmelten ein leises „Salvete“ und gingen weiterhin ihrer Arbeit nach. Die beiden Frauen ließen sich auf gegenüberliegende Klinen nieder und Cara bettete das kleine schwarze Bündel, das sich als blutjunger Welpe entpuppt hatte, auf ihrem Schoß. „Könntet ihr bitte ein Schälchen...“, sie sah auf den Hund hinab. „Er ist doch noch viel zu jung“, sagte die junge Frau in Richtung Cretica, ehe sie sich wieder an die Sklaven wandte. „Ein Schälchen mit verdünnter Milch und eine Decke oder irgend so etwas...“, Einer der Männer nickte und entfernte sich, um ihren Anweisungen nach zu kommen.
    „Wo hast du ihn her?“, erkundigte sich Cara.
    „Die Hündin einer meiner Bekannten hat geworfen. Als ich die Kleinen sah, dachte ich gleich an dich. Du hast dich ja schon immer gern mit irgendwelchen Tieren umgeben. Ich dachte, ein kleiner Aufpasserhund sei wesentlich anständiger und sinnvoller, als irgendein Pferd...“ Bei Caras Ankunft in Mogontiacum hatte sie auch Pax gesehen, den spanischen Hengst, den ihr einst Iulius Vestinus als Friedensangebot geschenkt hatte. Die Frau war zwar alt, aber nicht dumm und sie konnte eins und eins zusammen zählen. Cara zog es vor darauf besser nichts zu erwidern.
    „Er ist noch so klein“, sagte sie stattdessen und Sorge schwang in ihrer Stimme mit.
    „Wenn du dich gut um ihn kümmerst – beziehungsweise wenn sich die Sklaven gut um ihn kümmern, dürfte es kein Problem sein....“ Das Herz der Aquilia schlug eindeutig nicht für Tiere.


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    Aquilia Cretica

  • Heute war einer dieser Tage, an denen alles wie am Schnürchen lief. Livianus Scriba hatte die wichtigsten Angelegenheiten seines Herrn gut genug aufbereitet um sie schnell abwickeln zu können und auch die Besprechung mit den Offizieren war reibungslos verlaufen. Bestens gelaunt kam der Legat also in sein Praetorium zurück und freute sich auf die gemeinsame Cena mit seinem Gast, der jungen Iulia Cara. Viel zu oft musste er sie in letzter Zeit alleine lassen, da seine sonstigen Pflichten in den letzten Tagen viel Zeit abverlangt hatten.


    Als er durch die Türe in das Triclinium schritt, traten sofort zwei Sklaven auf ihm zu. Der eine löste geschickt den roten Offiziersumhang von der Rüstung des Decimers, während der andere ihm eine Wasserschale entgegenhielt, in der sich Livianus die Hände wusch. Währenddessen viel sein Blick schließlich auf die Sitzgruppe, wo er zu seiner großen Überraschung nicht nur die bezaubernde Cara vorfand, sondern auch ihre Mutter erblickte. Erstaunt, aber keineswegs ungehalten über diesen unangekündigten Besuch setzte er ein freundliches Lächeln auf und griff nach dem Handtuch, dass der Sklave über seinen Arm gelegt trug und ging sich die Hände trocknend auf die beiden Frauen zu.


    "Verehrte Aquilia! Es freut mich dich in meinem Haus begrüßen zu dürfen."


    Danach nickte er auch Cara zu.


    "Cara."


    Vom schwarzen Bündel auf Caras Schoss, hatte er vorerst noch keine Notiz genommen. Stattdessen warf er dem Sklaven das Handtuch wieder zu, der es gekonnt auffing und sich samt Wasserschale wieder davon machte.

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    Phocylides


    Phocylides Nichte zufrieden als Cara meinte das es einleuchten sein was er sagte. Denn er empfand das ganz genau so. „Ja es mag sein das es dir einfach erscheint keine Verantwortung zu haben. Aber es ist auch nicht leicht wenn man es nicht gewohnt ist und dann für sich die Verantwortung trägt. Sicher würde ich nicht ablehnen wen sich die Frage stellen würde aber das ist jetzt leicht gesagt. Ob es dann wenn es so weit ist auch noch so leicht zu entscheiden ist weis ich nicht. Ich meine ich weis ja nicht wie es ist frei zu sein.” Erklärte er nochmals. Es war schwierig zu erklären den Cara kannte nur das freie leben. Sie war in eine gute Familie geboren worden und ihre Elter waren nicht Arm gewesen und sie mussten sich keine Gedanken machen. Und jetzt würde es wahrscheinlich noch bequemer werden wenn der Legat zu stimmte. Dann währe sie die Frau eines Senators und Legaten einem schwer reichen Mann mit viel Einfluss. Was ihren Status noch deutlich erhöhen würde. Aber auch sie hatte sich gewissen Entscheidungen zu fügen. Ihr Bruder und sein Herr hatten beschlossen das sie den Legaten heiratete. Zum Wohle der Familie würde sie das neue Bindeglied zu der Gens Decima sein. Ihm ging grade im Kopf herum das sie Doch gar nicht so frei war wie er gedacht hatte. Ihren Kommentar kommentierte er deshalb nicht.




    MAIORDOMUS - LUCIUS IULIUS CENTHO



    by:// LIC

  • „Man kann nicht missen, was man nicht kennt...“, Womöglich war es für einen in Gefangenschaft geborenen Sklaven tatsächlich besser, wenn er gefangen bliebe. Aus Schutz. Das war es, was Phocylides sagte. Er hatte keine Ahnung, wie es war frei zu sein. Cara hingegen glaubte voll und ganz frei zu sein. Nicht, weil man ihr die Freiheit ließ, sondern weil sie ganz und gar davon überzeugt war, dass sie im Stande war sie mit ihrer Willenskraft an sich zu reißen und sie sich zu nehmen. Vielleicht war der Gedanke, man könne Sklaven nicht frei und damit sich selbst überlassen, auch nur ein Schutzgedanke des Herrn, der Legitimation suchte.
    Sie trank einen Schluck Wasser und musterte den Ägypter vor sich, der im Grunde ein Griechen-Ägypter war. Für Lucius war der Mann von überaus großem Nutzen. Er war gebildet, zuverlässig und gewissenhaft in seiner Arbeit. Stellte sich die Frage, ob Lucius einen solchen Mann jemals gänzlich entbehren konnte – und wollte. Phocylides selbst schien davon auszugehen, dass Lucius ihm eines Tages die Freiheit schenkte.
    „Ich bezweifle, dass Lucius dir erst die Freiheit schenken und dich dann aus der Casa werfen wird...“, antwortete sie. „So ein Mann ist er nicht. Ich bin mir sicher, dass er dir helfen wird, deinen Platz zu finden, sollte er dir eines Tages die Freiheit tatsächlich zum Geschenk machen...“ Gut möglich, dass ihr Verwandter dem Mann sogar eine Anstellung unter seinem Regiment anbot.
    „Wie ist es dort, wo du her kommst?“, erkundigte sie sich neugierig.

  • Das Herz der alten Frau schlug vielmehr für ihre beiden Kinder. Saturninus, der ältere der beiden, war auf einem sehr guten Weg. Zum Duumvir war er in Misenum ernannt worden und hatte damit Pfade eingeschlagen, die jenseits der Fußstapfen seines Vaters lagen. Was ihre Tochter Cara betraf, so setzte sie im Moment alles daran, sie an eine vorteilhafte Partie zu verheiraten...
    „Ich war auf dem Weg runter zum Rhenus, als sie mit einer Sklavin meinen Weg kreuzte. Ihr Mann wurde vom Praefectus Urbi strafversetzt. Quintilus Valerian. Vielleicht hast du schon einmal von ihm gehört?“ .... und diese vorteilhafte Partie betrat gerade in dem Moment der Raum, als Cara ihr von ihrer Begegnung mit einer gewissen Germanica Calvena berichtete.
    Die beiden Frauen sahen auf, als der Decimer auf der Bildfläche erschien. Er trug immer noch seine Rüstung. Warum um alles in der Welt sahen Männer in Uniform immer nur so unverschämt gut aus?, ging es Cara bei seinem Anblick durch den Kopf. Ihre Mutter erhob sich, um ihn zu begrüßen.
    „Decimus. Es ist in der Tat schon eine Weile her. Ich dachte, angesichts des 18ten Geburtstages meiner Tochter müsste ich einmal vorbei kommen, wenn sie schon nicht die Zeit findet...“
    Cara indessen ging auf die Spitze ihrer Mutter gar nicht erst ein. Stattdessen lächelte sie den Legaten von unten herauf an. „Ich würde ja auch aufstehen, aber...“, Entschuldigend verwies sie auf den kleinen Hund, der es sich auf ihrem Schoß nun gänzlich gemütlich gemacht hatte, wohl um ihre Körperwärme zu genießen. Sie freute sich den Decimer wieder zu sehen, denn in den letzten Tagen hatte sie die cena hauptsächlich mit Phocylides eingenommen, weil der Mann schlichtweg zu beschäftigt gewesen war. Gleichzeitig hegte Cara aber auch leise Sorgen, ob der Zwischenfall in seinem officium nicht doch noch irgendwelche größeren Auswirkungen haben würde. Hoffentlich kam er nicht auf die Idee es gegenüber Cretica zu erwähnen. Zumindest im Moment sah es nicht danach aus, als wäre das Verhältnis zwischen ihnen getrübt.

  • Geburtstag?! schoss es Livianus durch den Kopf. Cara hatte Geburtstag und niemand hatte ihn darüber informiert? Gut, seine Sklaven konnten davon nichts wissen, aber der Maiordomus der Iulier oder Caras Mutter, hätten in diesem Fall ruhig ein wenig mehr Eigeninitiative zeigen können. Doch der Decimer hatte im Laufe seines Lebens schon wesentlich unangenehmere Momente überstehen müssen und nahm sich vor das Beste daraus zu machen, ohne auch nur einen Moment darauf zu vergessen freundlich weiter zu lächeln.


    Als nächstes viel sein Blick nun endlich auf das haarige Knäuel, dass auf Caras Schoß lag und sich erst bei genauerem Hinsehen als ein kleiner Hund ausmachen ließ. Da sich Livianus sicher war bisher keinen Hund besessen zu haben und auch nichts darüber zu wissen, dass die Sklaven sich einen hielten – weder geheim noch offiziell – konnte es sich dabei nur um ein Geburtstagsgeschenk handeln, was den Senator gleich vor das nächste Problem stellte. Nicht nur, dass aufgrund seiner Unkenntnis über diesen besonderen Tag keine Feier für Cara geplant worden war, hatte er es auch unverschuldet verabsäumt ein Geschenk für sie zu besorgen oder zumindest besorgen zu lassen. Nachdem er den Hund kurz betrachtet hatte und Cara dann verständnisvoll zunickte, blickte er vorwurfsvoll und wesentlich unfreundlicher zu seinen beiden Sklaven zurück, die gerade seelenruhig mit Wasserschale und Umhang das Triclinium verließen und sich selbstverständlich keiner Schuld bewusst waren. Es half also alles nichts. Er musste selbst durch diese Situation durch und so sah er wieder zu Cara.


    "Verzeih mir Cara. Hätte ich von diesem besondern Tag gewusst, dann wäre ich nicht so unvorbereitet hier herein geplatzt.


    Ich wünsche dir dennoch alles Gute zu deinem Geburtstag."

  • Im Laufe seines Lebens hatte der Decimer die Fähigkeit, seine wahren Empfindungen und Gedanken unter Kontrolle zu halten, perfektioniert. Zumindest im Moment schien es so, denn auf seinem Gesicht bewegte sich kein einziger verräterischer Muskel. Das war in seinem officium nicht so gewesen. Er stellte sich dieser kleinen Herausforderung, die Cretica ihm nicht bewusst, sondern eher aus altersbedingter Unaufmerksamkeit gestellt hatte und die für Cara im Grunde gar keine war, da ihr der Geburtstag reichlich wenig bedeutete. Sie selbst hätte ihn ja einfach überlebt, ohne daran zu denken, wäre ihre Mutter nicht auf einmal aufgekreuzt. Aber anscheinend machte es ihm etwas aus. Er sah sie entschuldigend lächelnd an.


    Versprich mir einfach einen gemeinsamen Reitausflug als Geschenk...“, meinte sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen, anstatt einfach abzuwinken, was ihn zweifelsohne nicht vollständig von dem schlechten Gewissen, das er offenkundig hatte, befreit hätte. Cretica im Hintergrund wurde den Hauch eines Augenblicks lang von offenkundigem Schock ergriffen. Hatte sie soeben richtig gehört? Ihre Tochter verlangte einen REITausflug von dem Legaten. Wie kam sie nur darauf etwas so unziemliches von dem Mann zu verlangen, den sie, wenn auch im Moment noch unwissentlich, eines Tages nach ihren, Creticas, Plänen heiraten sollte?! Eine Frau ritt nicht. Und schon gar nicht mit dem Legaten. Cara unterdessen schien an ihrem Vorschlag gar nichts zu finden. Wie naiv sie doch noch ist, ging es Cretica durch den Kopf und betrachtete den Rotschopf, wie er lächelnd mit dem Hund im Schoß da saß und zu dem Decimer hinauf lächelte. Nun ja, immerhin bot sie in dieser Haltung einen liebreizenden Anblick und sie hatte um einen „gemeinsamen“ Ausritt gebeten. Es musste Livianus eigentlich gefallen, dass sie ihn um gemeinsame Zeit bat und nicht um teure Kleider. Ein Mann mochte in der frommen Bitte auch Anzeichen von Verliebtheit herauslesen, eine Verheißung auf mehr. Männer, die ihre Tochter nicht kannten. Wenn sie ernsthaftes Interesse an etwas oder jemanden hatte, konnte Cara äußerst direkt werden. Zu Creticas Leidwesen. Dass sie den Legaten allerdings mochte, das war selbst für einen Blinden noch erkennbar. Immerhin. Vielleicht würde der Mann diese Zuneigung tatsächlich missinterpretieren, mehr darin sehen, als im Moment augenscheinlich da war. Das wiederrum konnte ja nur ein Vorteil für sie sein.


    Cara indessen fragte sich, ob ihre Bitte nicht vielleicht doch etwas unverschämt gewesen war. Nach dem, was sie sich in seinem officium geleistet hatte, wo er sie mit seinem Schwert in der Hand ertappt hatte, konnte sie ihm eigentlich schon dankbar dafür sein, wenn er ihrer Mutter gegenüber kein Sterbenswörtchen verlor. Forschend sah sie ihm in die Augen.

  • Hatte die Mutter die Tochter instruiert?
    Aus dem Augenwinkel heraus nahm Livianus das geschockte Gesicht Aquilias wahr, als die junge Iulia ihre Bitte vortrug. Nein, wohl eher nicht, denn der alten Frau blieb fast das Herz stehen. Ganz offenkundig schien sie an Verstand und Erziehung ihrer Tochter zu zweifeln. Zweifelsohne gehörte reiten nicht gerade zu den passenden Freizeitbeschäftigungen für eine junge Frau. Hier in Germania war der Umgang mit diesen Tieren aber weit verbreitet und das nicht nur unter Germaninnen, sondern auch Römerinnen. Er selbst fand recht wenig Anstößliches daran, wenn eine Frau ritt. Im Gegenteil, speziell im Falle Caras, passte es zu der temperamentvollen Frau, wie er sich noch an ihr letztes Zusammentreffen in seinem officium erinnerte. Cara mit einem Schwert in der Hand. Definitiv kein alltäglicher Anblick. Dazu kam, dass Livianus es eigentlich schon gewohnt war eine Frau auf einem Pferd zu sehen, denn alle Damen mit denen er bisher näher zu tun gehabt hatte, waren dem Reiten äußerst zugetan gewesen.
    Und sprach es nicht für die Iulia, dass sie offensichtlich nicht an seinem Geld, sondern an Zeit mit ihm interessiert war? Livianus machte sich nichts vor, dazu hatte er in all den Jahren schon zu viel Erfahrung gesammelt. Er war vorsichtig genug die Bitte nicht als eine Art Werben zu missdeuten, aber sie wohl schon als ein untrügliches Zeichen dafür zu sehen, dass sie ihn zumindest so sehr mochte, dass sie Zeit mit ihm verbringen wollte. Nur zu gern gab er ihrer Bitte deshalb schmunzelnd nach.


    "Warum nicht. Wenn du es möchtest...", und ließ den Worten sogleich die Aussicht auf Taten folgen. "Wie wäre es mit morgen Nachmittag, vor der cena?" Er ließ sich auf eine der Klinen nieder und griff nach einem Becher und der Karaffe mit verdünntem Wein, wobei er aus dem Augenwinkel Cara beobachtete.

  • Aquilia Cretica entspannte sich sichtlich. Sie hatte schon befürchtet, der Legat bräche in eine Moralpredigt darüber aus, wie sich eine junge Frau zu verhalten hatte. Aber die Information, er sei ein ruhiger, bedachter Mann, die ihr von fleißigen Bienchen zugetragen worden war, hatte sich als wahrheitsgemäß heraus gestellt. Nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn er es als anstößig empfunden hätte – Ein Aus für die wunderbaren Pläne und Visionen, die sie sich für ihre Tochter zusammen gesponnen hatte. >Unvernünftiges Ding!<, rief sie Cara gedanklich zu. Von wem hatte sie das nur? Bestimmt nicht von ihr! Und auch ihr Vater – die Götter haben ihn seelig! – war als Mann des Militärs diszipliniert gewesen. Aber dieses Mädchen da?! Sie fiel vollkommen aus dem Raster. Zu Creticas Unmut.


    „Dann ist es abgemacht!“, nahm Cara ihn sogleich beim Wort und strahlte begeistert. Wirklich gerechnet hatte sie mit der Einwilligung des Legaten nicht und freute sich deshalb umso mehr darüber.


    Eine kleine Schar von Sklaven stürmte das Triclinum. Während zwei mit Tabletten auf den Armen herbei eilten, auf denen sie das dampfende Abendessen aufgetürmt hatten, brachte ein anderer einen Korb, den er mit einer Decke ausgelegt hatte und stellte ihn neben Cara. Mit einer Geste seiner Hand bedeutete er ihr, dass der Korb für den kleinen Welpen bestimmt war der mittlerweile auf Caras Schoß eingedämmert war. Vorsichtig hob sie ihn hinein und wusch sich in einer kleinen Wasserschale, die man ihr wie aus dem Nichts hin hielt nochmals die Hände.


    „Lucius und Marcus haben mir geschrieben...“, informierte sie beiläufig ihre Mutter, während sie nach einem Stück Brot griff. Das Essen sah wirklich schmackhaft aus und roch beinnahe so gut, wie die Zaubereien des iulischen Kochs in Rom. „Iulius Centho und Iulius Licinus“, erklärte sie in Richtung des Decimers und nutzte den Augenblick, ein weiteres Mal in seinem Gesicht zu forschen. So sehr sie sich auch freute, dass er mit ihr reiten gehen wollte – Sie traute dem Frieden nicht so wirklich über den Weg und erwartete, dass er jeden Moment mit dem Vorfall im officium herausrückte. „Es geht ihnen beiden vortrefflich. Calliphana ist schwanger und Lucius zum Quaestor classis ernannt worden...“ Cretica hob beide Brauen.


    „Tatsächlich?“, Natürlich war sie bestens informiert. Viel besser als es wohl Cara selbst war. „Das ist ja großartig! Richte ihnen meine Glückwünsche aus, wenn du ihnen das nächste Mal schreibst, Kind!“ Cara nickte knapp. Dass ihre Mutter sie als „Kind“ bezeichnete missfiel ihr. Vor allem in der Gegenwart des Legaten.
    „Ich soll auch dir Grüße ausrichten...“, sagte sie an den Decimer gewandt

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