[Triclinum] Das Speisezimmer

  • Victor versuchte sich nach Wochen des wilden Lebens und der Quasiernährung wieder an die feinzüngige Speisung der gehobenen Gesellschaft zu gewöhnen. Es fiel ihm leidlich schwer. Die einzelnen Geschmackskomponenten explodierten entweder in seinem Mund , sodaß er fast geneigt war sie wieder auszuspucken, derart intensiv war der geschmack. Oder sie enttäuschten durch scheinbar faden, beiläufigen Geschmack, welcher nur durch reichlichen Garumgebrauch relativiert werden konnte.
    Sein Onkel machte ihm die Hilflosigkeit und absolute Abhängigkeit von Informationen klar und offerierte ihm so nebenbei die Verantwortung für die Verpflegung einer ganzen Legion. Fast wäre ihm der Kloß im Halse steckengeblieben und er fragte sich ernsthaft ob es denn in der Legion keine Unteroffiziere gab die sich dieser Aufgabe widmen konnten.
    Er lächelte etwas angestrengt, hatte er doch mit einer etwas kriegerischen Aufgabe gerechnet. Nun,... begann er seine Gedanken zu ordnen, wobei er den Gedanken seinen Onkel zu fragen ob er ihn für einen skrupellosen Bauernplünderer hielt wohlweislich unterdrückte.
    ...ich müßte dazu wissen inwieweit du gedenkst die Lebensmittel zu kaufen oder zu requirieren?!
    Bevor Menecrates antworten konnte fuhr er einem Gedanken folgend fort; Ich könnte mir auch vorstellen, weg von den Contubernienküchen hin zu einer zentralisierten Cohortenküche. Die Männer müssten nicht mehr alles mögliche mitschleppen und die Zuteilung wäre ebenfalls effizienter.
    Er biss in eine Feige und spontan zuckte sein linkes Auge einige Male vor Elend. Sie war eindeutig zu reif.
    Die Männer könnten sich auf andere Dinge als die Zubereitung konzentrieren und bei dieser Gelegenheit wäre auch die Qualität der ausgegebenen Lebensmittel höher wenn wir gelernte Köche einige Männer anweisen lassen.
    Vorsichtlich legte er die angebissene Feige zurück auf den Teller und stellte diesen auf Seite. Für den Augenblick war es genug.
    Ich könnte mir auch vorstellen, daß wir dabei mit weniger Verlust kochen und somit länger mit den Vorräten auskommen würden...wenn wir auch noch Schlächter und Bäcker auftreiben könnten...ja...
    Langsam konnte er der Aufgabe etwas abgewinnen. ...die Idee einer Cohortenküche denke ich ist einer Überlegung wert!

  • Menecrates hörte sich die Ausführungen in Gänze an, zum zwischendurch antworten ließ ihm Victor ohnehin keine Zeit. Er spülte den letzten Bissen Fisch mit einem Schluck Wein hinab, bevor er zunächst auf die Frage nach der Nahrungsmittelbeschaffung einging.


    "Kaufen oder requirieren wird nach Situation und Möglichkeiten entschieden. Es gibt keine allgemein gültige Antwort auf deine Frage, wobei auf der Hand liegt, dass letzteres immer häufiger der Fall sein wird, je mehr sich der Marsch der heißen Phase nähert. Um die Legionskasse ist es ansonsten nicht schlecht bestellt und ich werde es verschmerzen, wenn auch aus meinem Vermögen Geld in den Feldzug fließt."
    Zum Thema zentrale Küche ließ er sich Zeit. Er kaute erst genüsslich auf zwei Oliven herum.


    "Wie stellst du dir eine zentralisierte Cohortenküche vor? Wer verrichtet dort den Dienst? Die Frage ist auch, bietet sich Platz für ein solches Vorhaben an. Inmitten der Alpen kann ich es mir ehrlich nicht vorstellen, auf freiem Gelände schon eher. Hast du irgendwo Erfahrungen damit gesammelt? Die Einsparung von Vorräten durch geringeren Verlust leuchtet mir ein." Er dachte kurz nach, dann fügte er an: "Versuche meinetwegen dein Glück und werbe gelernte Köche, Bäcker und Schlachter. Viel Zeit bleibt dir dafür aber nicht, in wenigen Tagen werden wir aufbrechen."
    Auch Menecrates schob den Fischteller nun von sich. Ihm gelüstete es nach einer abschließenden Süßware, einem Gebäck oder vielleicht doch zuckerhaltigen Früchten. Er blickte erwartungsvoll auf die Schalen und Teller.

  • Weder Menecrates noch Victor schien das Essen wirklich zu schmecken. Obwohl Taira sich daran völlig unschuldig fühlte, war ihr klar, dass, wenn das Konsequenzen haben würde, sie diejenige war, die das auzubaden hätte. Insbesondere der Fisch schien nicht Menecrates Zustimmung zu finden.


    Irgendwann schob er dann die Reste seines Essens von sich und schaute sich die anderen, noch auf dem Tisch stehenden Speisen an. Sein Augenmerk richtete er dabei insbesondere auf die Teller mit dem Gebäck und dem Obst. Ob er jetzt wieder Süßes haben wollte?


    Taira nahm ein Tellerchen und ging zum Tisch. Hmmm ... Süßes, ohne Scharfes ... hmmm ... In die Mitte des Tellers legte sie ein Stück Propolis. Nicht jedermanns Geschmack, aber gesund. Darum herum einige Plätzchen in Form einer Blume arrangiert. Bei eingen der Plätzchen hatte Taira keine Ahnung, woraus sie im Einzelnen gemacht waren, aber Morrigan wusste sicher, warum sie sie aufgetan hatte.


    Taira ging neben Menecrates auf die Knie und reichte ihm den Teller.

  • Victor zog nachdenklich die Augenbrauen hoch. Seinem Onkel lag wohl viel daran diesen feldzug einem guten Ende zuzuführen. Nun, es mochte ja sein, daß Menecrates als Legionslegat über explizite Erfahrungen verfügte und demzufolge guter Dinge war. Victor war es indeß nicht. Die ihm zugestandene Aufgabe war gigantisch um nicht zu sagen monströs. Da vertraute ihm sein Onkel die Verpflegung für fast 5000 Mäuler an, die Tragtiere nicht mitgerechnet. Eie Aufgabe die er nicht alleine bewältigen konnte. Denn die Moral der Truppe lag letztlich auch in der Zuteilung von anständigem Essen.
    Irgendwie war er versucht sich Notizen zu machen, als die nächste Frage kam.
    Nunja, ich denke mir, daß in der Cohortenküche für jede Centurie gekocht wird...ich denke da an eine nährende Suppe aus Gemüse und Fleisch. Dort wird gebacken, die Schlächter bereiten dort die Fleischrationen vor,...dann geht von dort die Ausgabe von statten die wiederum das fertige Essen zu den Centurien bringen.
    Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenspitze, was er immer tat wenn er improvisieren musste.
    Allerdings braucht man für eine solche Menge an Mäulern auch einen entsprechend großen Platz für diese Küche...und das stellt bisher das größte Problem bei dieser Idee dar.
    Er lächelte.
    Die Legionsstandards sehen in ihren Lagern nichts derartiges vor, von daher werden wir es wohl zunächst bei Centurienküchen und einer zentralisierten Bäckerei nebst Schlächterei belassen, welche die Lebensmittel vorbereitet und an die Küchen ausgibt.
    Neugierig betrachtete er den Teller mit dem blumenförmigen Arangement, Taira schien da einen neuen Leckerbissen zu reichen.

  • Der Grundgedanke zur zentralen Essensversorgung barg Möglichkeiten, deren Sinn und Nutzen Menecrates einsah. Das Manöver stellte ja bereits diesbezüglich eine durchaus gelungene Probe dar. Aber der von Victor angesprochene Punkt der Kapazität stellte ein Problem dar. Der Teilnehmerzahl beim Manöver stand nunmehr eine gänzlich andere gegenüber, was sein Neffe sofort erkannte. Menecrates registrierte erfreut die Umsicht seines Neffen, der wohl mehr als der Legat an seinen Fähigkeiten für die neue Aufgabe zweifelte.


    "Die uns verbleibende Zeit bis zum Abmarsch ist deutlich zu kurz, um die Voraussetzungen für eine umfassende Zentralisierung zu schaffen, da hast du völlig Recht. Bei der Küche sind wir uns also einig. Eine zentralisierte Bäckerei und Schlächterei hältst du jedoch für machbar?"
    Eher Neugier als Skepsis zeichnete Menecrates Gesicht.


    Seine Hände klebten vom gerade genossenen Gebäckstück, daher hielt er sie erhöht und rechnete damit, dass Taira dies bemerkte und richtig deutete.

  • Nachdem Taira für Victor ebenfalls einen Teller mit Süßigkeiten zurechtgemacht und ihm gereicht hatte, sah sie, dass Menecrates seine honigverklebten und mit Krümeln behafteten Finger in die Luft hielt. Das war ja gräßlich. Also Taira würde das stören .. und ... ähm ... Menecrates offensichtlich auch! Schnell lief sie zu dem Wasserkrug und füllte erneut eine Schüssel. Ein frisches Tuch dazu ... dann ging sie hinüber zu Menecrates. Sie feuchtete das Tuch an und wischte vorsichtig einen Finger nach dem anderen an Menecrates Hand sauber. Dann noch einmal das Tuch ausgewaschen, noch einmal über die Finger gestrichen, damit auch wirklich alles ab war und dann mit dem trockenen Ende des Tuches die Finger abgewischt. Fertig.


    Als Taira die Schüssel zurück an ihren Platz brachte, versuchte sie, aus den Augenwinkels Victor zu erfassen, um zu sehen ob er ähnliche Wünsche hegte.

  • Während Taira seinem Onkel die Finger wusch fragte er sich einerseits wo sein Selbstverständnis für den Einsatz von Sklaven geblieben war und andererseits, daß es wohl doch nicht möglich sein würde seiner Vision einer Zentralcusina auf die Welt zu helfen.
    Er rieb sich die Nasenwurzel und entgegnete,
    Du hast Recht Onkel, die Zeit ist in der Tat zu kurz um eine vernünftige Planung und eine sachgerechte Durchführung zu gewährleisten.
    Ein leiser Seufzer entfleuchte seinem Mund. Er sah sich vor einer deutlich größeren Herausforderung als er ursprünglich vermutet hatte. Kopfschüttelnd sinnierte er, daß die Zentralisierung im Grunde nur eines bringen sollte eine Entlastung,...seine Entlastung.
    Ich werde sehen ob wir auf den Marsch ein paar Strukturen schaffen können...etwa eine zentrale Bäckerei und die Schlachtung größeren Schlachtvieh´s,...also ab Ziege aufwärts,...so können wir gewährleisten, daß wir die Tiere komplett nutzen können, etwas, was Amateure sicher schwerlich bewerkstelligen können.

  • Unter der Klebkruste kamen nach und nach wieder seine Hände zum Vorschein. Menecrates warf nach der Verwandlung einen prüfenden Blick darauf und entdeckte gepflegte Körperteile. Dabei fiel ihm auf, dass die Fingernägel auch einmal wieder einer Kürzung bedurften. Spätestens nach fünf Tagen musste jeweils nachgebessert werden, um einen dauerhaft optimalen Standard bei der Nagellänge halten zu können.


    "Ich denke, darauf können wir uns einigen", antwortete Menecrates, der sich von der Begutachtung seiner Hände nicht vom Thema ablenken ließ. Er sah zu Victor, trank den letzten Schluck und setzte das Gefäß wieder ab. "Die zentrale Schlachtung verspricht Vorteile und müsste umsetzbar sein. Das wird also dein erste Aufgabenfeld sein, wo du Untergebene anleiten musst. Was Vorratsorderung, Nachschubversorgung und den Transport der Waren betrifft, empfehle ich dir, Augen und Ohren aufzusperren. Was du hörst und siehst, bereichert dein Wissen und das kann dir keiner nehmen. Ansonsten... wir stehen zwar kurz vor einem Krieg, aber deine Aufgabe haben schon andere Senatorensöhne ohne Lebenserfahrung bewältigt. Du siehst, da hast du anderen etwas voraus." Der Legat schickte sich an aufzustehen. Warum noch einmal die Hände beschmutzen, wenn der Hunger gestillt und der Körper nach Schlaf verlangte?


    "Im Verlauf des morgigen Tages würde ich gern einen Kurzbericht deiner Reise bekommen - schriftlich, in Form von Stichpunkten. Mich interessiert dabei, welche Mobilmachung du wo erkennen konntest. Ansonsten wünsche ich dir eine erholsame Nacht. ich denke, Schlaf kannst du gut gebrauchen." Ein Nicken bekräftigte die Feststellung.

  • So war er, der gute Onkel Menecrates, immer eine kleine Motivation, immer den Blick für das Wesentliche. Schmerzlich lächelnd nahm er den Hinweis an, daß er im Grunde schon dazu verdammt war seine Sache gut zu machen, wenn dies schon andere Senatorensöhne mit weniger Lebenserfahrung gedeichselt hatten. Er war sich nicht ganz sicher ob hier nun ein verdeckter Vorwurf wegen seiner Reise oder eher die Tatsache, daß er es bisher relativ lax hatte angehen lassen seinen Pflichten als Patrizier nachzukommen.
    Innerlich amüsiert betrachtete er das Verhalten seines Onkels was die Prozedur der Handreinigung anging. So wie es aussah hatte er sich in dieser Hinsicht nicht verändert, Menecrates Primus est...
    Victor folgte unwillkürlich dem Erheben seines Onkels und lauschte der neuerlichen Aufgabe. Jedoch stellte sie ihn vor keinerlei Problem, dies würde Agrippa für ihn erledigen.
    Natürlich Onkel,...ich werde dir Morgen einen Bericht vorlegen, der deine Fragen sicherlich beantworten wird.
    Mobilmachungen? Es war ihr primäres Ziel gewesen Truppen und Garnisonen aus dem Weg zu gehen.Auf den Guten Nachtwunsch hin entgegnete er,
    ...ich will nicht klagen Onkel,...jedoch werde ich sicherlich die letzten Nächte hier in einer Casa genießen, bis wir im Felde sind...ich wünsche dir auch eine Gute Nacht!
    Ein verhaltenes Knurren entfleuchte seinem Gedärm, was letztendlich ein Zeichen dafür war, daß er mehr hätte Essen und weniger hätte schwafeln sollen. Sein Blick glitt über die Reste seiner Mahlzeit under beschloß sie nach dem zu Bett gehen seines Onkels aufzuessen.

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