Hart pochte Eireanns Herz in der Brust, als sie sich durch die verwinkelten Gässchen der Subura schlich. Vor ihrem geistigen Auge sah sie noch immer den Sklaven auf der Kiste sitzend. Dabei entwich den Lippen der Keltin ein tonloses Seufzen. Dieser Sklave konnte sich zumindest frei bewegen. Auch wenn er ein Sklave war. Und sie? Die Stimme Furia Stellas hallte durch ihren Kopf. Sie sollte ein Bad nehmen, um wieder vorzeigbar zu sein. Als hätte sie die Zeit auf dem Sklavenmarkt verunstaltet.
Ihre Fäuste presste sie im nächsten Moment gegen ihre Oberschenkel und versuchte ihre aufwühlenden Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Wieso fühlte sie sich in letzter Zeit eigentlich so gereizt? Seitdem sie mit Tiberios diese wunderschöne Nacht in den Gärten verbracht hatte. Bei diesem Gedanken röteten sich ihre Wangen und sie spürte ein dumpfes pochen tief in ihrem Körper. Unbewusst presste sie ihre Handflächen gen ihrer Mitte und spürte jenem süßen pochen nach. Wenngleich dieser Moment nur wenige Sekunden andauerte. Als ein wüster Laut an ihr Gehör drang und Eireann ihren Kopf zur Seite drehte. Zeitgleich drehte sie sich dabei um ihre eigene Achse. Was ihre Rettung war. Denn in just diesem Augenblick wurde Unrat aus einem der Fenster, direkt auf die Straße geschüttet. Dabei wurde Eireanns helle, ungebleichte, neue Tunika besudelt. Sodass sich die junge Keltin abrupt auf die Unterlippe biss. Ein leiser Fluch in ihrer Heimatsprache entwich den Lippen der Sklavin. Wie sollte sie dies Missgeschick der Domina erklären?
Augenblicklich schüttelte sie auch schon ihren Kopf und ließ sich weiter treiben. Verwinkelte Gässchen und verschlungene Straßenkreuzungen folgten aufeinander. Bis zartes Flötenspiel an das Ohr der Keltin drang. Das sie sich mittlerweile tief im Sumpf der Subura befand, dort wo sich Hehlerei, Prostitution und Glücksspiel die Hände reichten, ahnte Eireann nicht. Für sie war es wichtig diesen zarten Klängen zu folgen. Natürlich sah man ihr deutlich an das sie nicht hierher gehörte. Ihr Gesicht und ihre Hände waren zu sauber. Ebenso ihre Tunika; bis auf dieses Missgeschick. Und wäre da nicht der Eisenreif um ihren Hals gewesen. Man hätte sie fast für eine Libertina halten können.
Und dennoch übten diese Flötenklänge einen unwiederstehlichen Reiz auf die junge Keltin aus. So dass sie wie verzaubert der Melodie folgte. Beobachtet von musternden Augen aus den Ecken und Nischen. Schließlich konnte sie einen nackten Jungen an einer Straßenkreuzung sitzend erblicken. Dessen Flötenklänge hörten sich außerordentlich lieblich an, dass Eireann hart schlucken musste.
“Oh. Du armer Junge.“
Murmelte die dunkelhaarige Silurerin und kniete sich vor dem entblößten Jungen in den Staub. Jetzt war es ohnehin egal. Ihre Tunika war sowieso schon dreckig.
“Hat man dich hier ausgesetzt?“
Eireann trug noch nicht einmal einen Umhang, mit dem sie die Blöße des Jungen bedecken konnte.
“Sind das Veilchen dort in deinem Blütenkranz?“
Sanft gesprochen und mit einem freundlichen Schimmer in ihren blauen Seelenspiegeln.