Audienz für Lucius Helvetius Falco


  • Der Magister Domus Augusti erreichte in Begleitung von Helvetius Falco die Aula Regia. Wie immer fand sich ein dort ein Diener des Palastes, dem er auftrug: “Sage dem Imperator Caesar Augustus, dass der ehemalige Praefectus Praetorio Lucius Helvetius Falco hier ist. Er hat Neuigkeiten aus dem Osten des Imperiums zu berichten und bitte deshalb um eine Audienz.“

  • Falco lebte. Wichtige Neuigkeiten aus dem Osten. Alles, was je mit Falco zu tun hatte war mit Ärger verbunden gewesen. Dies würde heute ebenso sein.


    „Danke.“


    Der Diener ging.


    Die Aula betrat der Imperator Caesar Augustus allein. Was Falco zu sagen hatte würde sicher einige Brisanz bergen, dessen war sich der Kaiser sicher. Dafür kannte er Falco zu gut. Der Ulpier ließ sich nieder und gab dem Diener an der Türe zu verstehen, dass der Gast hereingebracht werden könne.


    Der Helvetier näherte sich zügig und doch bedächtig.
    Er lebte tatsächlich noch.
    Was er wohl so lange im Orient getrieben hatte?

  • Lange hatte er den Herrscher Roms nicht mehr gesehen. Er sah etwas älter, aber nicht minder energisch aus. Sein Gesicht ließ seine Einstellung nicht erkennen. Wieder fragte sich Falco ob der Kaiser seine zeitweilige Nähe zur Augusta je herausbekommen hatte. Vor dem Thron angekommen senkt der Exgardist bedächtig das Haupt und schaut den Augustus dann direkt an.


    „Salve mein Kaiser, es freut mich dich bei guter Gesundheit zu sehen!“

  • „Sei auch du mir gegrüßt, Helvetius Falco. Und wie es mich erst … überrascht dich bei überhaupt einer Gesundheit zu sehen. Wir gingen stets von deinem Tod aus, musst du wissen. Mit gutem Grund. Deine Begleiter wurden verstümmelt weit außerhalb jeder Besiedlung aufgefunden. Was ist dir widerfahren?“


    Der Kaiser beugt sich vor und legt die Hände auf die Lehnen.

  • Sowohl Falco als auch der Kaiser waren direkte Menschen, manch ein anderer hätte wohl noch Stunden damit zugebracht die Gebrechenshistorie des anderen durchzukauen.


    „Es passierte folgendes. Ich wurde unter Vorspiegelung einer falschen Revolte in den Legionen in eine exponierte Lage gelockt und gewaltsam entführt. Und zwar nach Armenia. Ins südliche Armenia, um genau zu sein. In das Stammesgebiet und die Festung des Fürsten Hormisdas. Zunächst konnte ich mir diese Entführung nicht erklären. Dies änderte sich, als der Fürst hohen Besuch aus Parthia erhielt. Der Name des Gastes war Parthamasires, ein entfernter Verwandter des Königs. Durch ihn erfuhr ich den Grund meiner Beseitigung. Zum einen sollte ich das parthische Vorhaben nicht aufdecken und zum anderen erhoffte man sich durch mich Informationen über unsere Verteidigung. Mir gelang daraufhin allerdings, Fortuna sei Dank, die Flucht.“


    Falco tritt näher an den Kaiser heran.


    „Der Plan der Parther ist es, uns anzugreifen. Wir müssen sofort handeln!“

  • Der Kaiser lehnt sich wieder zurück und kreuzt die Finger. Er hatte still zugehört. Er hatte gewusst, dass dieser Bote nicht fähig war gute Nachrichten zu bringen. Selbst wenn es sie gab, so wären sie ihm sicher nicht berichtenswert. Julian sah seinem Gast die Ungeduld an. Ganz offensichtlich würde er am liebsten jeden einzelnen Parther erschlagen wollen.


    „Was denkst Du sollte ich tun? Legionen zusammenziehen und das Königreich Parthia sofort angreifen um deren Plänen zuvorzukommen?“


    Ganz offensichtlich erwartete er solcherlei.


    „Die Parther sind miserable Belagerer. Aber um unsere Provinzen ernsthaft in Gefahr zu bringen müssten sie mehr als nur gute sein. Sie haben den Legionen nichts entgegenzustellen, solange diese gut geführt werden. Oh, verstehe mich nicht falsch. Ich glaube dir, das habe ich immer getan …“


    … zumindest bei dem, was du mir laut sagtest …


    „… und so auch jetzt. Aber wir vertreten nicht die selbe Meinung, was die Taktik angeht, wie dieser Bedrohung entgegen zu treten ist. Du willst den Gegner angreifen und in seinem Bau vernichten. Das will ich auch, der direkte Weg ist römische Art. Aber es ist parthische Art den Gegner in sein Land zu locken und dort Stück für Stück aufzureiben. Nicht Furcht hält mich zurück, denke das bloß nicht, sondern Bedachtsamkeit. Warum sollte ich im Angriff Männer riskieren, wenn ich doch weiß, dass der Gegner zu mir kommen wird? Und ich in der besseren Position stehe!


    Ich werde dir stattdessen sagen, was ich tun werde. Ich werde alle Legaten anweisen eine erhöhte Wachsamkeit walten zu lassen, die Vorräte zu erhöhen und die Grenzlage sehr aufmerksam zu beobachten. Wenn der Gegner also kommt, so wird er erwartet.“

  • Falco war mit dieser Lösung tatsächlich nicht einverstanden, aber die Logik des Kaisers war mehr als schlüssig. Er hatte selber lange darüber nachgedacht, warum die Parther ihre Vernichtung riskierten, indem sie Roms Grenzen überrennen wollten. Sie entführten einen römischen Offizier um sich abzusichern und Informationen zu erhalten, sie planten ihren Angriff lange im Voraus, sorgten für das Wohlwollen zumindest von Teilen der armenischen Regierung um ihre Flanke zu sichern. Hielten sie Rom tatsächlich für so schwach? Warum rechneten sie sich aber Chancen aus, so dumm konnten sie nicht sein. Er hätte diese Frage lieber dem Shah in Shah gestellt, in dessen Hauptstadt, mit tausenden von Legionären im Rücken als auf den nächsten Zug des Gegners zu warten. Aber war es nicht unmöglich Syria in Bedrängnis zu bringen, gerade, wenn des Kaisers Weisungen die Grenze weiter verstärkten? Julian war wohl wirklich besonnener als er.


    „Diese Maßnahmen sollten ausreichen um einen Angriff zerschellen zu lassen.“


    Eigentlich hatte Falco alles gesagt … bis auf eines.


    „Mein Kaiser. Dein Legatus hat mich im Stand rehabilitiert. Und ich hoffe, dass du das selbe tun könntest.“

  • „Du warst mein Praefectus Praetorio, bevor du gen Osten aufbrachst. Du kannst dir aber sicher denken, dass diese Posten neu besetzt wurden. Und gut, dessen kannst du dir sicher sein. Deine Qualitäten und Leistungen sind mir wohlbekannt. Ich schlage folgendes vor.


    Erhole dich zunächst eine Weile von der Gefangenschaft und von der Abwesenheit aus Rom. Danach werde ich sicher eine angemessene Aufgabe für dich finden.


    Aber nun verzeihe meine Aufbruch. Es gibt andere, teilweise nicht minder schwerwiegende Dinge, um die ich mich kümmern muss. Vale.“


    Der Kaiser erhebt sich.

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