• "Ich bin heute aus Germanien zurück gekommen."


    Sie lächelte ihn an und rückte ein Stück, mehr symbolisch, waren die Klinen doch sowieso für drei Personen gemacht. Tiberius schien recht freundlich, höflich auch, aber das hatte sie von einem Decimer auch erwartet. Der Sohn von Verus also, interessant. Sie verglich die Gesichter der beiden Männer miteinander und war sich nicht sicher, ob sie sich wirklich ähnlich sahen. Die Narbe des Jüngeren machte es schwerer und Verus trug einen Bart. Just in diesem Moment trat Phila dazu, gefolgt von drei Unbekannten, wovon einer ein großes Tablett mit Getränken trug und die anderen jeweils ein Tablett mit kalten Speisen. Narcissas Magen grummelte laut und fordernd und sie grinste entschuldigend. Aber bei dem Anblick der lieblich angerichteten Speisen (und der Menge und Auswahl) lief ihr wirklich das Wasser im Mund zusammen. Sie wartete artig, bis alles abgestellt war und dann wartete sie, dass man ihr einschenkte. Allerdings war ihr Hunger groß udn die Geduld klein und daher nahm sie sich von dem Essen, ohne darauf zu warten, ob auch Tiberius zugreifen würde.

  • Auch wenn Tiberius kurz nach dem Vorfall mit seinem Vater nicht vorhatte zu speisen und schon gleich gar nicht mit einer hübschen Iunia, stand er der Situation doch positiv gegenüber. Ein bisschen Ablenkung tat angesichts des Zusammenbruchs seines Vaters und dessen Worte doch gut.


    "Ich selbst war noch nie in Germanien...ich komme aus Griechenland, genauer aus Athen und bin vor etwa einem Jahr nach Rom gezogen."


    Gezogen war etwas übertrieben. Aufgebrochen hätte es wohl besser getroffen. Immerhin hatte er fast nichts, als er in Rom ankam und noch weniger, als er nach Misenum voranschreitete, um Verus bei der Flotte aufzusuchen. Dies im Gedächtnis behaltend hatte er doch schon recht viel geschafft und erreicht in Italia.

  • "Mach dir nichts draus. Germania ist kein Fleckchen, dass man gesehen haben müsste. Mir gefiel es ganz und gar nicht, alles so trist und verregnet. Und die Leute!" Narcissa rollte kurz mit den Augen, sagte aber nichts weiter dazu. "Athen? Was ein Zufall!?" Die hellblauen Augen von Narcissa glitzerten und sie strahlte. "Da komm ich auch her. Also nicht direkt Athen selber, aber dort wirklich ganz in der Nähe. Meine Familie lebt dort noch." Ihr ansteckendes Grinsen machten das jugendliche Gesicht zu dem eines ausgelassenen Mädchens, so sehr freute sie dieses kleine Detail. "Und du bist zufrieden nach Rom gekommen zu sein?" fragte sie neugierig, während sie nach etwas mehr zu essen griff.

  • "Das hab ich mir gedacht. Aber die Leute? Ich dachte die Germanen im römischen Gebiet passen sich langsam an die römischen Sitten an."


    Was genau Narcissa meinte, würde sie sicher noch erklären.


    "Wirklich?"


    Auch Tiberius konnte sich ein überraschtes Lächeln nicht verkneifen.


    "Meine Familie auch...zumindest ein Teil."


    Seine Mutter hatte Crassus ja bereits verloren und sein Vater weilte in Rom, genauso wie vor kurzem noch seine Schwester. Die jedoch war, wie ihm sein Vater erst vor der Begegnung mit Narcissa berichtete, wieder nach Griechenland aufgebrochen. Daran wollte der Decimus jetzt allerdings nicht denken, weswegen er sich wieder auf die Iunia konzentrierte.


    "Bis jetzt schon...gerade geht es mir ja recht gut", entgegnete Tiberius mit einem Zwinkern. Ja, ihm gefiel es gerade wirklich gut.

  • "Keine Ahnugn wie die Germanen sind, mir sind keine begegnet. Jedenfalls keine, die nicht Soldaten waren und somit sowieso romanisiert." Sie nahm ein Stückcchen Brot, tunkte es in Öl und schob es zusammen mit einer Olive in ihren Mund. Nachdem sie gekaut und runtergeschluckt hatte, sprach sie weiter. "Was ich meinte, war, dass die Leute dort wie das Land sind, eher rauh, eher zurückhaltend, ein wenig mürrisch sogar. Ich hatte ja gehofft es wäre nur im Castellum so, aber bei Besuchen in Mogontiacum und Confluentes bin ich keiner wirklich freundlichen Seele begegnet. Es gibt dort kaum römische Familien von Rang und Namen und so war meine Zeit dort recht einsam." Resümierte Narcissa ihre Abneigung und schüttelte wenig begeistert den Kopf. Sie lächelte dann aber und hatte nicht vor sich von ihren schlechten Erinnerungen die jetzige, gute Laune verderben zu lassen. "Rom dagegen ..." Narcissa grinste einmal übers ganze Gesicht "... ist soviel besser. So groß und schön und aufregend wie sonst wohl kein Platz auf dieser Welt. Ich liebe die Stadt und fühle mich sehr wohl hier. Es gibt noch so viel, dass ich mir angucken will, ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll. Hast du nicht vielleicht eine Empfehlung für mich?"

  • "Darüber will ich mir auf jeden Fall noch eine Meinung bilden können...also Germanien. Mal schauen wann ich die Möglichkeit dazu habe."


    Tiberius hatte natürlich schon grobe Pläne, so fasste er ein mögliches Tribunat in Germanien nach einer möglichen Kandidatur im Cursus Honorum ins Auge, jedoch war dies noch keinesfalls redenswert. Immerhin hatte sich die Erhebung in den nötigen Ordo Senatorius zu seinem Leidwesen in den letzten Tagen verkompliziert.


    "Auch wenn ich nur die Hälfte meiner Zeit in Italien in Rom war, denke ich dass die Tempel recht beeindruckend sind...ansonsten natürlich der Kaiserpalast. Wenn du unter die Leute willst, sind natürlich die Märkte der richtige Ort."


    Wo genau Crassus die andere Hälfte des Jahres war, führte er noch nicht aus.

  • "Ja, es ist immer besser sich selbst ein Bild zu machen. Aber hätte deine Frau nichts dagegen, wenn du ins verregnete Germania musst?" fragte sie beiläufig und aß noch ein wenig weiter. Die Tempel und der Palast, ja, das klang wirklich interessant. Auch wenn Narcissa kein besonders inbrünstig gläubiger Mensch war, so erledigte sie doch die erforderlichen Opferungen mit stoischer Genauigkeit. Vielleicht wäre es wirklich keine schlechte Idee den Göttern zu opfern, auch wenn es generell nichts gab, um das sie diese bitten wollte. Vielleicht um einen passenden Ehemann, aber das hatte schließlich noch etwas Zeit. "Ja, das sind gute Ideen. Danke. Ich werde mir wohl immer mal wieder etwas vornehmen und nach und nach die Stadt erkunden. Das heißt, falls Livianus mich lässt." Sie lächelte sanft und etwas spitzbübisch.

  • Seine Frau? Hatte er sich da verhört oder ging Narcissa davon aus, dass er bereits verheiratet war. Naja, er war fast 20 und daher keinesfalls in einem schlechten Alter, um zu heiraten. Eine passende Frau hatte er - bzw. sein Vater, unter dessen Patria Potestas er noch immer stand - noch nicht gefunden.


    "Oh...ich bin noch nicht verheiratet", entgegnete Tiberius. "Zum Glück nicht...", murmelte er noch vor sich hin. Immerhin war er im besten Alter und eine Bindung an eine einzige Frau konnte er sich derzeit beim besten Willen nicht vorstellen.


    "Ach...Livianus wird sicher nichts dagegen haben, wenn ich auf dich aufpasse", meinte er danach forsch. "Es sei denn du vertraust mir nicht oder willst heute nicht mehr beginnen, die Stadt zu erkunden."


    Crassus zwinkerte der jungen Iunia kurz zu. Wie Narcissa Tiberius' Pläne aufnehmen würde, stand wohl in den Sternen. Auf jeden Fall war Tiberius entschlossen sie heute noch näher kennenzulernen.

  • "Nicht?" Sie schaute erstaunt. "Aber du bist nett. Und kommst aus gutem Hause. Ich hätte wirklich angenommen, dass es einige junge Damen gibt, die sich nur allzu gerne mit dir verheiraten würden. Von deren Vätern ganz zu schweigen." Sie zwinkerte ihm zu und trank etwas Honigwasser, wobei sie seinen gemurmelten Kommentar beinahe überhört hätte. "Oder willst du am Ende noch gar nicht heiraten?" fragte sie belustigt und dachte daran, ob sie jemanden kannte, der zu ihm passen würde. Spontan fiel ihr da nur Serrana ein, sie würden gut zusammen passen so höflich und nett wie sie waren. Sie schmunzelte bei dem Gedanken.


    "Doch, natürlich." Narcissa nickte freudig und lächelte ihn herzallerliebst an. "Das ist wirklich sehr nett von dir, dich anzubieten. Ich würd mir gern die Stadt von dir zeigen lassen." Die Tatsache, heute schon mehrere Stunden im Reisewagen gesessen zu haben und eigentlich nur noch etwas Ruhe haben zu wollen, war vergessen. Wer konnte einem so attraktiven und interessierten Mann schon widerstehen? Ihre Augen funkelten. Das würde sicherlich sehr lustig werden. "Aber erst muß ich Livianus fragen gehen." schob sie pflichtbewußt hinterher, innerlich kein Stück auf die Meinung des pater familias gebend.

  • Narcissa hatte klare Instruktionen gegeben und nicht nur eine reichliche cena vorbereiten lassen, sondern auch alle Familienmitglieder zum Erscheinen gebeten. Sie hatte nicht die geringste Ahnung ob Livianus damit einverstanden war, aber sie ließ es darauf ankommen. Zum einen galt es Serrana vorzustellen und zum anderen würde diese ein gutes Licht auch auf Narcissa lenken. Zumal es den ein oder anderen Herren gab, der sich sicherlich freuen würde eine junge, hübsche Frau kennenzulernen. Da machte sich Narcissa keinerlei Schuldgefühle und hielt sich alle Möglichkeiten offen. Nachdem sie also den Nachmittag mit Serrana verbracht hatte, die Ludi geplant und dieser nicht nur die Haare gemacht sondern auch Schminke aufgelegt hatte war es nun soweit und die beiden Iunierinnen fanden sich im triclinium ein. Bisher war noch niemand da und Narcissa bat Phila, etwas auf der Harfe zu spielen, um die Wartezeit zu überbrücken.

  • Auch das Triclinium der Casa Decima Mercator war um einiges aufwändiger eingerichtet, als das im Haus der Iunier, und dennoch wäre Serrana in diesem Moment lieber dort gewesen. In der Casa Iunia hatte sie sich mittlerweile gut eingelebt, sie verstand sich gut mit den Sklaven und es fühlte sich immer mehr wie ein richtiges Zuhause an. Hier in diesem großen Haus aber fühlte sie sich völlig fremd und auch ziemlich verloren. Den Göttern sei Dank war Narcissa an ihrer Seite und dadurch fühlte sie sich gleich sicherer. Sie hielt sich so eng wie möglich an der Seite ihrer Cousine und versuchte sich durch Philas Harfenspiel ein wenig abzulenken.


    "Deine Phila ist ja ein wahrer Goldschatz, sie scheint wirklich alles zu können" sagte sie annerkennend zu Narcissa. Hinter ihnen war ein leises beleidigtes Schnauben vernehmbar, und Serrana hoffte inständig, dass sich Adula auch noch für den Rest des Abends unauffällig benehmen würde.

  • "Was? Achso. Naja." Narcissa schaute kurz zu Adula, die keine glückliche Miene aufgesetzt hatte und dann zu Phila. Gegen die hochgewachsene, muskulöse Gestalt von Serranas Sklavin sah Phila wirklich winzig aus. "Sie kann nicht sprechen. Irgendjemand muß ihr die Zunge rausgeschnitten haben, aber ich weiß nicht wieso. Immerhin ist sie noch jung, noch nicht mal eine richtige Frau, und ging durch eine gute Schule. Sie spielt Harfe, kann schminken und frisieren, sie hat ein Händchen dafür mir meine Wünsche von den Augen abzulesen und ab und zu hilft sie in der Küche aus. Aber im Grunde ist sie mehr eine Begleiterin." Narcissa nickte zufrieden und hütete sich nach Adulas Kenntnissen zu fragen. Ein Sklave kam und stellte ein Tablett mit Getränken ab, es gab reichlich Auswahl. Neben klarem Wasser gab es Wasser mit Honig oder mit Essig versetzt, Apfel- und Birnensaft, den man natürlich auch noch mit Wasser strecken konnte und Wein. Als Besonderheit gab es auch Rosenwasser, in dessen gläserner Karaffe noch eine dunkelrote Blüte schwamm. Davon ließ sich Narcissa einschütten und nippte zaghaft, doch es schmeckte wirklich wunderbar. "Ich frage mich wo alle bleiben." meinte sie leise und zuckte die Schultern. "So langsam hab ich Hunger." meinte sie noch und grinste dann.

  • Im Grunde konnte sich Serrana eigentlich nichts schöneres vorstellen, als mit Narcissa möglichst lange allein zu bleiben, denn die Aussicht auf die Ankunft der anderen Hausbewohner machte sie nach wie vor nervös. Aus diesem Grund hielt sich auch ihr Appetit sehr in Grenzen, aber sie wollte vor ihrer Cousine nicht unhöflich oder undankbar erscheinen, und so ließ sie sich ein wenig Honigwasser geben.


    "Vielleicht haben sie noch zu tun" antwortete sie ebenso leise. "Wahrscheinlich haben doch alle hier furchtbar wichtige Posten und Ämter, oder nicht?" So oft, wie sie den Namen Decimus seit ihrer Ankunft in Rom schon gehört hatte, musste das zweifellos der Fall sein.

  • Narcissa nickte und tippte gegen die Glaskaraffe, so dass die Rosenblüte darin sanft hin und her schwappte. Sie lächelte matt und sah dann zu Serrana. "Das kann gut sein, ja. Ich hätte ihnen schon viel eher Bescheid geben sollen, manchmal kommt nicht jeder von ihnen nach Hause oder erst sehr spät. Kennst du eigentlich schon jemanden der Decima?" fragte sie neugierig. "Sonst kann ich dir gerne zu allen Hausbewohnern etwas erzählen, dann weißt du nachher gleich, wer wer ist. Allerdings habe ich auch noch nicht alle getroffen. Sehr schade irgendwie. Man lebt zusammen und doch sieht man sich nicht. Deswegen bin ich ja so froh, dass du mir meine Langeweile ein wenig vertreibst." Sie grinste und ging im Kopf kurz durch, wer alles zum Essen erscheinen könnte.

  • Serrana starrte eine Weile in ihr Honigwasser bevor sie antwortete.


    "Wirklich kennen kann man das nicht nennen, aber ich habe Livianus getroffen, als ich bei meiner Ankunft in Rom vor der Casa Iunia gewartet habe und mir ewig lang niemand geöffnet hat."


    Mittlerweile wusste sie natürlich von dem Unfall, der sich zeitgleich in der Küche ereignet hatte und machte keinem der Sklaven einen Vorwurf, aber an jenem Tag war die lange Warterei für sie furchtbar demütigend gewesen.


    "Er ist dort nur vorbeigekommen, um sich nach Silanus zu erkundigen und danach auch direkt wieder gegangen." Und sie hatte in ihrer verschmutzten Reisekleidung vermutlich ausgesehen, wie eine Bäuerin, die ihr Obst verkaufen wollte, aber das behielt Serrana lieber für sich. Ihr verschreckter und unbeholfener Auftritt von damals war ihr auch heute noch unendlich peinlich, aber die schöne und selbstsichere Narcissa würde darüber wahrscheinlich nur lachen können.


    "Und an dem Tag, an dem ich Calvena kennengelernt habe, sind uns Verus und sein Hund begegnet." bei der Erinnerung an den süßen kleinen Welpen musste sie schmunzeln.


    "Aber das war auch kein wirklich langes Gespräch, du siehst also, ich habe von den Decima überhaupt keine Ahnung."

  • "Dann kennst du ja schon zwei, das wusste ich gar nicht." Narcissa grinste kurz, trank einen Schluck und stellte ihren Becher mit Schwung ab während sie sich auf der Kline etwas bequemer hinsetzte. "Aaaaaaaaaalso dann will ich dich mal aufklären. Der pater familias ist Decimus Livianus, den hast du getroffen. Er ist im Moment wohl einer der bekanntesten Männer Roms, weil er aus der Gefangenschaft der Parther befreit worden ist. Er ist Senator und war sein Leben lang Soldat. Mit einer gewissen Decima Aemilia hat er zwei Kinder, aber das weiß kein Mensch, weil sie in Britannien aufgewachsen sind. Decimus Flavus und Decima Flavia, aber sie ist - unverheiratet - wieder zu ihren Großeltern zurück, nur Flavus lebt hier." Bei dem Gedanken an ihre erste Begegnung mit ihm musste sie schmunzeln, beinahe hätte sie gekichert, doch sie ließ dieses pikante Detail lieber aus. Nicht, dass Serrana wieder rote Ohren bekam und das dann wahrscheinlich auch jedes Mal wenn sie Flavus begegnete. "Flavus ist wirklich sehr umgänglich und atraktiv, wir sind uns ein paar Mal begegnet, obwohl er eigentlich gar nicht hier im Haus lebt. Er ist Tribun bei der Cohortes Urbanae und Student an der Academia Militaris. Ach und es gibt auch noch einen weiteren Sohn, adoptiert allerdings, Decimus Serapio, über den weiß ich nicht viel. Er wohnt zwar hier im Haus, aber er ist nie da, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er Centurio bei der Cohortes Urbanae ist, vielleicht nächtigt er auch dort."


    An dieser Stelle trank Narcissa doch nochmal einen Schluck, es war einiges, das sie zu berichten wusste und ihre Lippen fühlten sich bereits trocken an. Sie sah sich um, von den anderen noch keine Spur, also konnte sie freimütig weiter berichten.


    "Von Livianus lebt ein Bruder hier, er heißt Decimus Magnus und ist mit einer Germanin verheiratet. Duccia Venusia oder so ähnlich, man sieht sie kaum und habe mit keinem der beiden bisher ein Wort gewechselt, aber sie haben wohl auch zwei Kinder, wenn ich das richtig verstanden habe. Sollten sie allerdings wirklich hier im Haus leben, dann alle Achtung. Man hört wirklich nichts von ihnen." Sie lächelte gönnerhaft und beglückwünschte sich innerlich dazu, nicht jeden Abend von Kindergeschrei vom Schlafen abgehalten zu werden. Oder die Sklavinnen machten hervorragende Arbeit, die Kleinen ruhig zu halten, wer wusste das schon so genau. "Magnus war es übrigens, der seinen Bruder befreit hat. Kannst du dir das vorstellen? Er muss ihn wirklich sehr mögen, dass er das auf sich genommen hat." Wieder ein Schluck Wasser. Ihr Magen grummelte und sie lächelte entschuldigend. "Dann gibt es da ja noch Verus, mit dem Welpen Marcus." Sie schmunzelte kurz. "Das ist ein komplett anderer Familienzweig. Er hat auch mehrere Kinder, drei um genau zu sein, kennengelernt habe ich bisher nur Crassus. Aber es besteht darauf, dass ich ihn Tiberius nenne, bei seinem praenomen. Du wirst ihn gleich erkennen, er hat eine Narbe im Gesicht die ihn unverkennbar macht. Am Auge. Auch er ist sehr höflich. Übrigens sind eigentlich alle Männer hier unverheiratet." Sie grinste Serrana offen an und schaute sie neugierig an. "Falls du Interesse hast, mein ich. Oder Calvena vielleicht. Da ließe sich bestimmt ein Treffen arrangieren."

  • Bald schwirrte ihr der Kopf von all den Namen und Informationen, die Narcissa über die Decimer herausprudelte. Vielleicht würde sie sich das ganze besser merken können, wenn sie erst die entsprechenden Gesichter zu den Namen gesehen hatte.
    Mit Narcissas letzter Bemerkung hatte sie allerdings nicht gerechnet und die trieb ihr dann prompt auch wieder die Röte ins Gesicht.


    "Oh nein, wie kommst du denn auf so etwas? Ich bin ja schon froh, wenn ich eine ganz normale Unterhaltung einigermaßen überstehe..."
    Sie warf erneut einen nachdenklichen Blick auf all den Reichtum auf sie herum.


    "Und ausserdem glaube ich kaum, dass jemand, der in so einem Haus lebt, Interesse an einer verarmten Priesterschülerin aus der Campania hätte" Sie sah ihre Cousine an und ein warmes Lächeln erhellte ihr Gesicht.


    "Du passt viel besser hierher als ich, Narcissa."

  • Gespielt stuppste Narcissa ihre Cousine an und grinste amüsiert. "Ach quatsch, jetzt red dich selbst nicht so schlecht. Du bist hübsch, jung und höflich, du kommst aus einer guten Familie und hast gute Manieren. Das ist mehr als so mancher Mann verdient hat." Sie zwinkerte ihr aufmunternd zu und trank noch einen Schluck. Dann streckte sie sich genüsslich und nahm die komplette Kline ein. Es war ja eh noch niemand hier, der sich an dieser etwas undamenhaften Haltung stören könnte. Sie streckte sich, ganz so als würde sie gerade aufstehen, und grunzte zufrieden. "Also ich könnt mich wirklich dran gewöhnen." lachte sie und lächelte selig vor sich hin. "Stell dir nur mal vor die Domina eines solchen Hauses zu sein, dann kann man den ganzen Tag die Sklaven herumschicken, gewitzte Händler kommen hierher und präsentieren ihre Waren, du isst mit der Familie und hörst den neuesten Klatsch und erst die Kleider. Und dann kommen Freunde und Gönner vorbei und man muß sich um sie kümmern. Ein toller Platz, um Kinder aufzuziehen oder nicht? Sie Familie hat auch ein Landgut, da gibt es eine Pferdezucht. Verus hat mich eingeladen dort mit ihm ein paar tage zu verbringen. Was für ein Abenteuer! Er erlaubt mir sicherlich auch eins der Pferde zu reiten, als Kind bin ich viel geritten." Narcissa geriet ins Schwärmen und grinste wie ein kleines Mädchen, dass einen Topf voll Gebäck nur für sich allein gefunden hatte. Dann sah sie wieder zu Serrana. "Wir müssen dich auf jeden Fall daran gewöhnen Unterhaltungen zu führen, damit du nicht immer so nervös bist. Glaub mir, dann hättest du auch viel mehr Freude dran."

  • Serrrana freute sich sehr über Narcissas Kompliment und lächelte geschmeichelt. Sie sah sich selbst mit wesentlich kritischeren Augen, aber es war schön, dass ihre Cousine so eine hohe Meinung von ihr hatte.


    Bei Narcissas nächster Bemerkung über die Vorzüge, Herrin eines solchen Hauses zu sein, schüttelte sie sofort erschreckt den Kopf. Was für eine schreckliche Vorstellung.., den ganzen Tag im Mittelpunkt zu stehen und mit all den Menschen zurecht kommen zu müssen... Sie würde sich wahrscheinlich den ganzen Tag in ihrem Zimmer einschließen und sich erst abends zum unvermeidlichen gemeinsamen Essen heraustrauen.


    "Großmutter Laevina würde das bestimmt ganz hervorragend gefallen, dann könnte sie es sich wie eine Spinne mitten im Haus gemütlich machen, und darauf warten, dass die ersten in ihr Netz reinlaufen..."
    sagte sie dann und war wieder einmal froh, dass das Unheil eines erneuten Zusammenlebens mit ihrer Großmutter diesmal an ihr vorbei gegangen war. Wie es wohl Calvena mit ihr erging? Hoffentlich zeigte sich Laevina ihr gegenüber gnädiger als sie es all die Jahre bei ihrer Enkelin gewesen war.


    Bei dem Wort "Landgut" musste sie lächeln, schließlich hatte sie an Nola durchaus auch ein paar schöne Erinnerungen, aber dann schaffte es Narcissa doch wieder einmal sie aus der Fassung zu bringen.


    "Du willst mit Verus auf sein Landgut reisen? Aber doch wohl hoffentlich nicht allein? Das ginge doch nun gar nicht......"

  • Missmutig verzog sie ihren schönen, zartrosa Mund und schüttelte enttäuscht den Kopf. "Nein, nicht alleine. Das geht leider nicht. Auch wenn es mir lieber wäre, denn Verus ist wirklich umgänglich." Was soviel bedeutete, dass er tat was Narcissa wollte. Mit nur einem Augenaufschlag hier und einem netten Lächeln dort hatte sie ihn da, wo sie ihn haben wollte und er war immerhin eine solide Ausrede um allerlei Unerlaubtes anzustellen. "Vielleicht möchtest du ja mitkommen? Wenn deine Ausbildung das zulässt, versteht sich. Die anderen Decima, also die Männer, sind viel zu beschäftigt. Ich schätze es wäre wirklich zu unschicklich mit ihm allein zu reisen?" fragte sie seufzend und zuckte dann mit den Schultern. "Schade."


    Langsam aber sicher begannen ihre sorgsam gefeilten Nägel abwartend auf die Kline zu pochen, wo blieben denn nur alle?


    "Also, nicht dass du meinst, ich hätte mich in ihn verliebt oder so. Er ist einfach nur sehr umgänglich." Beschwichtigte sie ihre Cousine und drehte sich dann zu ihr, mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht. Obwohl es eigentlich nichts war, aus dem man ein Geheimnis machen brauchte, senkte sie ihre Stimme etwas. "Obwohl er, glaube ich, Interesse hat. Wenn ich ihn nur ein bisschen mehr becircen würde dann könnte es gut sein, dass er meinen Vater um mich bittet. Stell dir vor. Ulkige Vorstellung, oder?" Sie grinste und langte nach ihrem Becher.

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