Das Marcellustheater

  • Mühsam musste er sich ein Grinsen verkneifen, aber das leichte Beben der Schultern zeigte, dass er wirklich Mühe hatte nicht laut los zu lachen.
    Nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder unter Kontrolle und schmunzelte nur noch.
    "Stell Dir vor, es werden Zwillinge," raunte er, nicht mehr ganz so leise, so das dieser Satz evtl. von seiner Nachbarin vor sich gehört werden konnte.

  • Der Enthusiasmus nahm immer mehr Besitz von Hungi. Vollkommen gefesselt von dem Schauspiel auf der Bühne bemerkte er nicht, daß Livia seine Hand nahm und sie drückte, genauso wenig bemerkte er die Lästereien über ihn und seine Verlobte hinter sich (:P). Die Wut, die Orestes ausdrückte, griff auch auf ihn über, der Hass gegen Klytaimnestra und Aigisthos, nahm auch von ihm Besitz, so sehr, daß er die Hand zur Faust ballte, jene Hand, in der Livias ruhte. Kraftvoll drückte er zu, bis er ein leises "Au!" von ihrer Seite hörte, das ihn sofort aus dem Spiel herausriss. Verwirrt und verwundert schaute er sie an, bis er kapierte, was passiert war. Hatten sie jetzt Händchen gehalten? Wie das? Hungi war kurzzeitig noch verwirrter.


    Ver... Verzeih Livia. Das... das war jetzt nicht meine Absicht.

  • Schnell presste ich mir eine Hand vor den Mund, damit ich nicht laut losprustete. Bei allen Göttern, Zwillinge...
    Nachdem ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte wisperte ich: "Wenn wir so weitermachen werden wir noch rausgeworfen...das wäre etwas für die Acta: Quaestoren im Freiflug..." :D

  • Er grinste nur breit.
    "Solange man nicht der Sonne zu nah kommt, soll fliegen ja Spaß machen."
    Dann wurd er des Au's vor sich gewahr und sah einen Moment erstaunt drunter, bis er sich ein weiteres Schmunzeln verkniff und auch die Frage, ob man helfen könne.

  • In einer Mischung aus Zorn und Überraschung blickt Livia mit funkelnden Augen zurück.


    "Ach, pass doch auf!"


    Sie zieht ihre Hand wieder zu sich zurück und masssiert die schmerzenden Stellen vorsichtig. Immernoch grummelnd bemerkt sie seinen besorgten Blick, der sie halbwegs wieder versöhnt.


    "Ja, ja. Ist ja schon gut. Es ist ja nichts passiert..."


    Ihre Hand behält sie nun sicherheitshalber bei sich während sie sich wieder auf das Spiel konzentriert. Das Geflüster und Gekicher hinter ihnen hat natürlich wieder begonnen. Livia überlegt, ob sie nun wirklich im Theater gelandet sind und nicht im Kolosseum...

  • Zitat

    Original von Flavius Duccius Germanicus
    Er grinste nur breit.
    "Solange man nicht der Sonne zu nah kommt, soll fliegen ja Spaß machen."
    Dann wurd er des Au's vor sich gewahr und sah einen Moment erstaunt drunter, bis er sich ein weiteres Schmunzeln verkniff und auch die Frage, ob man helfen könne.


    "Ärger im Paradies?", mutmaßte ich, als nun auch vorne kurz das Flüstern begann. ;)
    Ein weiterer Blick zur Bühne verriet, dass bisher noch nichts weiter geschehen war.

  • Er grinste nur leicht. Dann raunte er, wieder leise und nur für Aelia.

    "Gestatte mir Dich später zu einem Becher Wein in die Taverne einladen zu dürfen. Da redet es sich angenehmer als hier und man will ja die hohen Herrschaften nicht zu sehr stören. ;)"

  • Noch immer geschreckt schaute er sie an, auch als sie abwinkte, wandte er zwar seine Augen auf die Bühne, konnte seine Gedanken jedoch nicht auf das Spiel auf der Bühne bündeln. Jegliche Begeisterung war verschwunden, fast hielt er sich schon an seinem Weinbecher fest. Innerlich grummelte er, zum einen weil er sich nicht beherrschen konnte, zum anderen, weil er nun das Spiel nicht mehr genoss. Da bemerkte auch er das Flüstern hinter ihnen beiden. Sein Gesicht verfinsterte sich, er drehte sich um. Sein Blick erstarrte. Aemilia... Doch nein, er schüttelte den Kopf, dafür war das Grinsen in ihr Gesicht zu frech. Es mußte Aelia sein. Oh ja, es war Aelia. Wer sonst. Doch da hörten sie auch schon auf zu plauschen. Er drehte sich wieder um und richtete seinen Blick in Gedanken versunken auf die Bühne.

  • ORESTES:
    Mein Vater, der du nicht königlichen Todes starbst,
    Du gib die Herrschaft deines Hauses mir zurück!


    ELEKTRA:
    Auch ich, o Vater, bete dies Gebet zu dir;
    Du hilf mir, wenn ich Aigisthos' Los mit enden helf!


    ORESTES:
    Es würden dann Festmahle von den Menschen dir
    Geweiht; wenn aber nicht, so bleibst beim Totenfest
    Von deines Landes Opferbrand du ungeehrt!


    ELEKTRA:
    Und Spenden will ich dir von meinem Erbe dann
    Bei meiner Hochzeit bringen aus dem Vaterhaus,
    Will fromm vor allem andern schmücken dir das Grab!


    ORESTES:
    O Gaia, send mir meinen Vater, den Kampf zu schaun!


    ELEKTRA:
    O Persephassa, du gewähr uns frohen Sieg!


    ORESTES:
    Gedenk des Bades, Vater, drin du umgebracht.


    ELEKTRA:
    Gedenk des Garnes, drin du eingefangen wardst!


    ORESTES:
    In eisenlose Banden, Vater, schlug man dich!


    ELEKTRA:
    Schmachvoll in listig umgeschlungnem Prunkgewirk!


    ORESTES:
    Wirst du nicht wach, o Vater, über solche Schmach?


    ELEKTRA:
    Hebst nicht empor, mein Vater, dein geliebtes Haupt?


    ORESTES:
    So send den Deinen Dike zur Mitkämpferin,
    Laß zur Vergeltung jene büßen gleiches Leid,
    Wenn du, der einst Bezwungne, wieder siegen willst!


    ELEKTRA:
    Vernimm, o Vater, diesen meinen letzten Ruf!
    Sieh deine Küchlein sitzen hier an deinem Grab!
    Erbarme deines Mädchens, deines Sohnes dich;
    Der Pelopiden edlen Stamm, vertilg ihn nicht!
    Dann bist du nicht tot, ob du auch gestorben seist;
    Den toten Vätern sind die Kinder rettender
    Nachruhm; dem Kork gleich führen sie, des Fadens Zug
    Aus tiefem Meergrund treu bewahrend, Garn und Netz.
    Hör mich, um dich ja sag ich laut all meinen Gram,
    Du rettest dich ja, wenn du ehrest dies Gebet! -


    Sie steht auf


    Und nun - denn reichlich spann ich meine Rede fort,
    Das Grab zu ehren, das beweint sonst keiner hat -
    Das andre magst du, da du im Geist gerüstet bist,
    Zur Tat vollenden, magst versuchen deinen Gott!


    ORESTES:
    Ich will's! Doch abwärts liegt es nicht zu fragen noch,
    Weshalb die Spenden sie gesandt, um welches Wort
    Sie spät geehrt hat dieses unsühnbare Weh;
    Dem Toten, der das nimmer achtet, sendet sie
    Den feigen Grabgruß; nicht zu deuten weiß ich dies
    Geschenk, das weit bleibt hinter ihrer Freveltat.
    Denn wer die Blutschuld auszusühnen alles auch
    Hingösse, nutzlos ist die Müh; so ist's und gilt's.
    Darum erzähl's auf meinen Wunsch, wenn du es weißt.


    CHORFÜHRERIN:
    Ich weiß es, Kind, stand selbst dabei; von einem Traum,
    Von nachtgestörten Grauenbildern aufgeschreckt,
    Hat diese Spenden her das arge Weib gesandt.


    ORESTES:
    Erfuhrt den Traum ihr, daß ihr ihn erzählen könnt?


    CHOR:
    Sie sagt, ihr war's, als ob einen Drachen sie gebar.


    ORESTES:
    Wie hat gewendet und geendet sich das Wort?


    CHOR:
    Er wand sich einem Kind in seinen Windeln gleich.


    ORESTES:
    Nach welcher Nahrung langte die junge Drachenbrut?


    CHOR:
    Sie reichte selbst ihm ihre Brust, so träumte sie.


    ORESTES:
    Ließ jenes Untier unverwundet ihre Brust?


    CHOR:
    Nein, mit der Milch aussog es dickgeronnen Blut.


    ORESTES:
    Nicht eitel Ding ist wahrlich eines Menschen Traum.


    CHOR:
    Sie aber schrie hell vor Entsetzen auf im Schlaf;
    Viel Fackelschein, erloschen mit der tiefen Nacht,
    Erhellte schnell die Hallen für die Königin;
    Dann sandte diese Trauerspenden sie zum Grab,
    Wie sie gedachte, besten Schutz vor ihrer Angst.


    ORESTES:
    Ich aber fleh dich, Erde, Vaters Gruft, dich an,
    Ausgangentsprechend werde mir dies Traumgesicht;
    Ich deut es wahrlich, daß es wohl eintreffen muß:
    Denn wenn demselben Schoße jener Drach entsprang,
    Aus dem ich selbst, in gleiche Windeln lag gehüllt,
    Dieselbe Brust scharfleckend, die mich stillte, sog,
    Der lieben Milch einmischte frischgeronnen Blut,
    Sie selbst entsetzt vor solchem Weh aufjammerte,
    Da muß sie furchtbar, wie sie die grause Brut gebar,
    So auch den Tod erleiden; drachenwild empört
    Will ich sie morden, wie der Traum ihr kundgetan.
    Zum Wunderzeugen wähl ich dich für diesen Traum!


    CHOR:
    Also gescheh's! Doch weiter sag uns Freunden nun,
    Wen willst du mit dir tätig, wen du müßig sehn?


    ORESTES:
    Ich sag es kurz euch: du, Elektra, gehst hinein,
    Doch mußt du sehr verbergen diesen meinen Plan,
    Daß, wie sie mit List umbrachten den erhabnen Mann,
    Mit gleicher List sie durch dasselbe Todesnetz
    Gefangen sterben, wie's der Seher Loxias
    Gebot, der stets noch ohne Trug erfundene.
    Gleich einem Fremdling und in vollem Reisezeug
    Komm ich und Pylades an des hohen Hauses Tor
    Als alter Gastfreund und des Hauses Waffenfreund;
    Wir beide sprechen des Parnassos Sprache dann,
    Der Phoker Mundart fremde Laute täuschend nach;
    Doch wird der Torwart freundlich uns wohl eben nicht
    Empfangen, weil das ganze Haus in Freveln rast;
    So werden wir da warten, bis wir einen sehn,
    Der dort vorbeigegangen kommt, und fragen ihn:
    Was läßt Aigisthos vor der Tür den Flehenden
    Ausschließen, da, anwesend selbst, er doch es weiß?
    Wenn ich dann des Schloßtors Schwellen überschritten hab
    Und jenen find auf meines Vaters teurem Thron,
    Er dann herabsteigt, nah sich vor mein Angesicht
    Hinstellt und spricht und, glaub mir, mich mit dem Blick verhöhnt -
    Noch eh er fragt: "Von wannen, Fremdling, kommst du?" tot
    Streck ich ihn nieder mit des Schwertes heißem Schlag.
    So wird Erinnys, nie des Mordes noch verarmt,
    Zum dritten Trunk dann trinken ungemischtes Blut!
    Du aber, Schwester, wach im Hause mußt du sein,
    Daß alles das mir gut zusammentreffen mag;
    Auch euch ermahn und bitt ich, wahret euren Mund,
    Schweigt, wo es not ist, sprechet, was sich ziemt und frommt!
    Das andre laß ich diesem Gott befohlen sein,
    Der diesen Blutkampf meines Schwertes mir gebeut.


    Orestes, Pylades und Elektra ab









    Ja, sie spielten gut, das musste, das konnte auch er behaupten und die Zuschauer schienen gefesselt.

  • Zitat

    Original von Germanica Aelia
    Schmunzelnd nickte ich.
    "Gerne...bevor sie uns hier doch noch steinigen." 8)
    Damit war wieder erstmal Ruhe und man begann sich auf das Stück zu konzentrieren...


    Er lächelte nur ob ihrer Worte und versuchte sich ebenfalls auf das Stück zu konzentrieren, aber es fiel ihm schwer. Seine Gedanken schweiften ab, zu dem Opfer, welches er am Morgen in einem Hain ausserhalb der Stadt abgehalten hatte und welches eindeutig gewesen war und sie schweiften ab nach Germanien und wurden nur von den beiden "Turteltauben" vor ihnen kurz unterbrochen.
    'Tz, faszinierend: Die einen wollen heiraten und dürfen nicht, die anderen wollen nicht und müssen
    Verrückte Welt!' dachte er so bei sich.

  • Die Wagenrennen waren mir der deutlich angenehmere Teil der Ludi Apollinaris, aber als Praetor mußte ich mich auch bei den Theatervorführungen sehen lassen. Die Tatsache, Liliana - welche mich begleitete - damit eine Freude zu machen, versüßte mir den Theaterbesuch aber.

  • Erste Strophe


    CHOR:
    Erde wohl nähret manch riesengrausig Ungeheur,
    Tief in Meeres dunklem Grund wimmelt wohl
    Manch Knäul menschengierger Scheusale,
    Und durch die Abenddämmrung hin
    Schweift des Meteores Schein,
    Schweift das Geflügel der Lüfte, das Wild in der Waldung
    Und der Windsbraut Wolkenjagd!


    Erste Gegenstrophe


    Aber wer nennt des Manns freche Stirn mit Namen je,
    Wer die scheulose Wut je des Weibs,
    Dies allfrechste, lüstre Lustbuhlen,
    Den Menschen alles Jammers Kost!
    Solcher Ehe, solches Paars
    Weibergeherrschtes, verworfenes Lieben erreicht nichts
    Ungeheures, Menschliches!


    Zweite Strophe


    Hört ihr, so ihr nicht mit Flattersinn
    Eitlen Spiels forschet,
    Was einst Thestias, was die Kindesmörderin arg ersann,
    Jenen Brand geheimen Mordes!
    Sie hat verbrannt ihres Sohnes
    Lebensfackel, die mit ihm war,
    Seit ihr Schoß ihn geboren,
    Mit ihm währte sein Lebelang,
    Bis sein Ende gekommen.


    Zweite Gegenstrophe


    Ihr gleich sei in aller Mund verhaßt
    Skylla bluttriefend;
    Sie hat Feindes halb einen, der ihr teuer war, umgebracht!
    Mit goldgeflochtnem Kreterhalsband,
    Mit Minos' Brautgabe bestochen,
    Schnitt das Haar der Unsterblichkeit
    Sie dem schlafenden Nisos,
    Die Schamlose, dem Vater ab;
    Doch einholte sie Hermes.


    Dritte Strophe


    Gedacht ich so unerweichbar grauser Wut,
    So ist es unzeitig, noch der schnöden Eh, noch dem Greul in diesem Haus,
    Den weiberarglistgen Ränken wider ihn,
    Den Mann im Kriegswaffenschmuck,
    Den Mann, des Ruhm aller Feinde Schrecken war -
    Ehrfurcht noch da diesem ausgebrannten Herd,
    Dem ohnmachtfeigen Weib zu hegen!


    Dritte Gegenstrophe


    Vor allen Untaten ragt die lemnische;
    Als ganz verrucht wird in aller Sage sie nachgeklagt; doch dieses Greul,
    Wohl wird's mit Recht dem von Lemnos gleich genannt!
    Durch gottverabscheute Schuld
    Versinkt, entweiht seiner Ehren, dies Geschlecht;
    Denn keiner ehrt fürder, was der Gott verwarf.
    Ist eins hier, was ich nicht gerecht zeih?


    Vierte Strophe


    Das auf die Brust gesetzte Schwert,
    Hinein bohrt's tief bitterscharfen Mord unter Dikes Hand; denn Todsünde tritt
    Nimmer niemand in den Staub; die alle Furcht
    Vor Zeus hinwegwerfen, sind des Todes!


    Vierte Gegenstrophe


    Auf festem Grund steht Dikes Macht;
    Ihr Richtschwert wetzt Aisa schon, die Schwertfegerin; es bringt den Sohn heim ins Haus,
    Alten Hauses ältre Schuld zu züchtigen,
    Die wache, listkundge Nachterinnys! -


    Orestes und Pylades mit einigen Begleitern, alle als Wanderer gekleidet


    ORESTES an die Tür der Gastwohnung pochend:


    He, Bursch! Du hörst, man pocht hier an der Außentür!
    Ist keiner da? Bursch! heda, Hausbursch! öffne doch!
    Zum dritten Male ruf ich dich, mir aufzutun,
    Wenn bei Aigisthos' Zeiten ihr noch gastlich seid!


    BURSCHE:
    Ja doch, ich höre! Freund, wer bist du und woher?


    ORESTES:
    Der hohen Herrschaft deines Hauses hier bestell,
    Zu ihnen käm ich, brächte Neuigkeiten mit.
    Mach schnell; es fährt in ihrem dunklen Wagen schon
    Die Nacht herauf; Zeit wird es, daß ein Wandersmann
    In seinem Gasthaus Anker wirft, sich auszuruhn.
    Es komme jemand, der Gewalt hier hat, die Frau
    Etwa des Hauses, doch der Mann ist schicklicher;
    Denn wenn Verlegenheit das Wort nimmt, Freund, so tappt
    Die Red im Dunkeln, aber dreister spricht der Mann
    Zum Mann, und Zeugnis sagt er deutlich und genau.


    Bursche ab. Klytaimestra tritt mit Elektra und einigem Gesinde auf


    KLYTAIMESTRA:
    Fremdlinge, sagt, was ihr bedürft; euch steht bereit,
    Was irgend unsrem Fürstenhause ziemen wird,
    Ein warmes Bad und, aller Müdigkeit Entgelt,
    Ein weiches Lager, biedrer Wirte Gegenwart;
    Und wäre weitres euch mit mehr Bedacht zu tun,
    So ist's der Männer Sache; wir berichten's gleich.


    ORESTES:
    Fremd kam ich her, aus Phokis bin ich, ein Daulier;
    Als ich, mein eigen Bündel auf den Schultern, her
    Gen Argos wandre, wo ich übernachten wollt,
    Traf unbekannt mich Unbekannten einer an
    Und sprach, nachdem er meinen Weg von mir gehört
    - Der Phoker Strophios war es, hört ich im Gespräch -:
    "Wenn du denn sonst auch, Freund, gen Argos gehen mußt,
    So sage doch den Eltern, die du leicht erfragst,
    Orestes sei gestorben, und vergiß es nicht;
    Ob dann die Seinen ihn zurückgebracht zu sehn,
    Ob ihn im Ausland und für alle Zeiten fern
    Begraben wünschen, solchen Wunsch sag mir zurück;
    Denn einer erzgetriebnen Urne Raum verschließt
    Des vielbeweinten, teuren Mannes Asche jetzt."
    Was ich gehört hab, sag ich nach; ob ich es nun
    Den Rechten, die es hören müssen, sage, nicht
    Weiß ich's, erfahren aber muß sein Vater es.


    ELEKTRA:
    Weh mir! Von Grund aus werden jetzt wir hingestürzt!
    Du, dieses Hauses unbezwinglich grauser Fluch,
    Wie vieles Nah und Fernes, das uns glücklich stand,
    Zerstörst du fernher zielgewiß mit deinem Pfeil!
    All meiner Lieben machst du mich ganz Arme arm;
    Nun auch Orestes, welcher wohlberaten war,
    Daß fern den Fuß er aus des Verderbens Sumpf gelenkt,
    Er, unsre Hoffnung, er, dem schönen Taumelrausch
    Ein letzter Arzt, sie nennet jetzt ihn - nah und da!


    ORESTES:
    O wär ich doch Gastfreunden, die so reich und hoch,
    Durch gute Botschaft, die ich brächte, heut bekannt
    Geworden und als Freund begrüßt. Was Liebres kann,
    Als solch ein Gastfreund, einem in der Fremde sein?
    Doch mir im Geist erschien es als Gottlosigkeit,
    Den Angehörgen solchen Bericht nicht kundzutun,
    Da ich's versprochen und als Freund hier ward begrüßt.


    KLYTAIMESTRA:
    Nicht minder soll dir werden, was dein würdig ist,
    Noch wirst du weniger gelten drum als Hauses Freund;
    Dasselbe hätt ein andrer doch uns hinterbracht.
    Doch ist es Zeit jetzt, daß den Fremden, die den Tag
    Hindurch gewandert, was bequem ist, werd geschafft;


    Zu einem der Diener


    Ihn selber führ zum gastlich offnen Männersaal,
    Und wenn du zurückkommst, seine Reisegefährten auch,
    Damit sie dort sich finden, was für sie bequem.
    Dein ist der Auftrag, und du haftest mir dafür.
    Wir aber werden dies dem Herrn des Hauses treu
    Mitteilen und mit unsern Freunden insgesamt
    Wohl überlegen, was in diesem Fall zu tun.


    Alle ab

  • Da ich wußte das die Truppe die eigentlich in Mogontiacum spielte zur Zeit in Roma gastierte machte ich mich auf ins Theater um sie spielen zu sehen.


    Es war wie immer eine Wohltat den Künstlern bei ihrer Arbeit zuzusehen und zu hören.

    Pater Familias der Gens Germanica


    Academicus Milititaris Cursus Numero II

  • CHORFÜHRERIN:
    Auf, teuere Schar! Auf, Mägde vom Haus!
    Wie geben wir kund
    Für Orestes unsres Gebets Wunsch?
    Du heiliger Herd, du der Gruft heiliger
    Erdhügel, der jetzt du des Meerfeldherrn,
    Des gewaltigen, Königsleichnam birgst,
    Nun hör uns, nun sei hilfreich!
    In den Kampf des Betrugs geht Peitho jetzt,
    Und der Gruft Hermes, mit hinein tret er,
    Und der Nacht Hermes, er begleite dich treu
    Zum vertilgenden Kampfe des Schwertes!


    Kilissa, die Amme, kommt


    CHOR:
    Der fremde Mann hat, scheint es, Böses mitgebracht;
    Denn weinend seh ich dort Orestes' Amme nahn.
    Wohin, Kilissa, gehst du aus des Hauses Tor?
    Und mit dir kommt ja unbezahlte Traurigkeit!


    KILISSA:
    Aigisthos, sagt die Herrin, soll ich ungesäumt
    Den Fremden herbescheiden, daß er deutlicher,
    Der Mann von Männern, ihre Neuigkeiten mag
    Mit eignen Ohren hören. Vor dem Gesinde zwar
    Verbirgt in finstern Augen sie geflissentlich
    Ihr Lachen; denn nun ist geschehn das Freudigste
    Für sie, fürs Haus steht's aber ganz und gar betrübt
    Seit dieser Nachricht von den fremden Wanderern!
    Und freilich, er wird herzlich sich darüber freun,
    Wenn er die Zeitung höret! O ich arme Frau!
    Ist doch von alten Zeiten her schon vielerlei
    Unsäglich Unglück hier in Atreus' altem Haus
    Bis heut geschehn, das mir das Herz im Leib zerreißt;
    Doch solchen Kummer hab ich niemals noch erlebt!
    All andres Leid trug ich geduldig bis ans End;
    Daß aber mein Orestes, meiner Seelen Lust,
    Den aus der Mutter Schoß ich nahm und auferzog
    Mit aller Unruh nächtens, wenn das Kindchen schrie,
    Und all den vielen Plagen, die ich vergebens nun
    Ertrug - denn Kinder ohne Nachgedanken muß
    Wie's liebe Vieh man ziehn, nicht wahr? mit viel Verstand;
    Da kann es denn nicht sprechen, solch ein Windelkind,
    Ob's Hunger, ob es Durst hat oder pinkeln will,
    Der kleine Magen macht, was je nach seiner Not;
    Das muß voraus man merken, und, glaub mir, man irrt
    Sich auch und wäscht dem Kinde dann die Windeln rein,
    Versieht zugleich der Wäscherin und Amme Dienst;
    Und ich versah die beiderlei Geschäfte selbst
    Und nahm Orestes, für den Vater aufzuziehn -,
    Nun muß ich Arme hören, daß er gestorben ist,
    Muß nun zum Herrn gehn, der geschändet unser Haus
    Und meine Zeitung frohen Sinnes hören wird!


    CHOR:
    In welcher Weise will sie, daß er kommen soll?


    KILISSA:
    Wie welcher? Sag noch einmal, daß ich's recht versteh!


    CHOR:
    Ob seine Wache mit ihm oder er allein?


    KILISSA:
    Umringt von Lanzenknechten will sie, daß er kommt.


    CHOR:
    Das aber sag dem Herren, den du ja hassest, nicht;
    Allein erscheinen mög er, hören ohne Furcht.
    Das geh und meld ihm ungesäumt und freue dich;
    Bei mancher Botschaft nützet ein verheimlicht Wort!


    KILISSA:
    Bist gar du froh noch über solche Neuigkeit?


    CHOR:
    Abwenden wird Zeus' Willen einst noch allen Gram!


    KILISSA:
    Wie das? Orestes, unsres Hauses Hoffnung, starb!


    CHOR:
    Nicht doch; ein schlechter Seher schon erkennte das!


    KILISSA:
    Was sagst du? Weißt du andres, als berichtet ward?


    CHOR:
    Geh hin und melde! Mach es, wie ich's dir gesagt;
    In Gottes Hand liegt, was geschehen muß und wird!


    KILISSA:
    Ich geh und führ es ganz nach deinem Willen aus;
    O daß es glücklich ende durch der Götter Rat!


    Kilissa ab


    Erste Strophe


    CHOR:
    Höre jetzt mein Gebet, du der hochselgen Götter Vater, Zeus!
    Laß erlosen mich ein Los, unverrückt
    Das Weise treu forschenden Sinns zu schaun!
    Sprach ich all mein Gebet
    Dir doch gerecht, Zeus, du nimm's in Obhut!
    Zeus! Zeus!
    Doch Gewalt über die Todfeinde gewähr dem im Palast, den du doch großzogst!
    Doppelte Buße laß
    Und dreifältige dir gefallen!


    Erste Gegenstrophe


    Denk es wohl, unsres vielteuren Herrn Waise ward ins Leidenjoch
    Eingeschirrt; gib ein Maß seinem Lauf!
    Wer hielte leicht, läuft er in diesem Feld,
    Richtig Maß, sichres Ziel,
    Wenn er des Unheils Bahn dahinstürmt?


    (Zeus! Zeus!
    Doch Gewalt über die Todfeinde gewähr dem im Palast, den du doch großzogst!
    Doppelte Buße laß
    Und dreifältige dir gefallen!)


    Zweite Strophe


    Götter ihr, die ihr der vielreichen Schatzkammer wachet im Palast,
    Götter, hört mich gnädig an!
    Auf denn! Einst verübter Freveltat
    Blutschuld sühnet durch ein neu Gericht;
    Der greise Mord zeuge weiter nicht im Haus!


    Diesen, der mordet mit Recht,
    Herr, du in tiefkündender Kluft,
    Lasse zum Heil du ihn des Vaters Haus sehn!
    Lasse du frei ihn und hell
    Mit seinem teueren Aug durch der grausigen Frevel Nacht schaun!


    Zweite Gegenstrophe


    Allgerecht helfen mag Maias Sohn, rasch in rascher Förderung
    Kühne Tat gern endigen!
    Unausforschlich forscht er fernstes Ziel,
    Gießt Nacht, gießet Dunkel vor das Aug,
    Am hellen Tag heller nicht noch kenntlicher!
    (Diesen, der mordet mit Recht,
    Herr, du in tiefkündender Kluft,
    Lasse zum Heil du ihn des Vaters Haus sehn!
    Lasse du frei ihn und hell
    Mit seinem teueren Aug durch der grausigen Frevel Nacht schaun!)


    Dritte Strophe


    Vieler Sang, sühnender,
    Soll dem teuren Hause dann,
    Weiblich fromm gesungener
    Zur Zither, alle Schuld zu bannen,
    Tönen durch die Stadt. - Geschäh's!
    Mein, ja mein blüht dann allen Glücks Gewinn,
    Und Ata weicht den Teuren fern!


    Sohn! Sohn!
    Dann im Mut stark, wenn du hintrittst und es ausführst und dazu nennst Vaters Namen
    Und sie "Kind!" dich ruft,
    So doch ende das Graunverhängnis!


    Dritte Gegenstrophe


    Dann hinwegblickend, Sohn,
    Dann wie Perseus, unerschreckt,
    Mußt den Deinen, die das Grab deckt,
    Du den Deinen hienieden erfüllen
    Der Liebe grambittern Haß!
    Führe so drinnen aus dein blutig Amt,
    Den Mord der Mordesschuldigen!


    (Sohn! Sohn!
    Dann im Mut stark, wenn du hintrittst und es ausführst und dazu nennst Vaters Namen
    Und sie "Kind!" dich ruft,
    So doch ende das Graunverhängnis!)


    Aigisthos tritt ohne Gefolge auf


    AIGISTHOS:
    Nicht ungerufen komm ich; Boten sandte man;
    Denn fremde Männer, hör ich, kamen, brachten uns
    Viel Neuigkeiten, aber nicht erfreuliche,
    Den Tod Orestens. Würde das im Hause kund,
    Entsetzentriefend Grausen weckt' es leicht im Haus,
    Das noch an alten Wunden krankt und altem Schmerz.
    Soll ich es wahr, lebendig nennen? Oder ist's
    Ein weiberhaftes, furchtgebornes Truggeschwätz,
    Das durch die Luft hin eitel fliegt und eitel stirbt?
    Weißt du vielleicht mir irgend drüber Sicheres?


    CHOR:
    Wir hörten's freilich; aber drinnen frage selbst
    Die fremden Männer; wenig Wert hat Botenwort,
    Da du selbst von ihnen selber alles hören kannst.


    AIGISTHOS:
    Selbst sehn und fragen will ich denn den fremden Mann,
    Ob er bei seinem Tod gewesen oder nur
    Aus dunklen Reden so erfuhr und weiterspricht;
    Denn meines Geistes scharfen Blick betrügt man nicht.


    Ab in den Palast


    CHORFÜHRERIN:
    Zeus, Zeus, was sag, was nenn ich zuerst
    Im heißen Gebet, im brünstigen Wunsch?
    Wie sprech ich es aus,
    Daß es gleichkommt unserer Treue?
    Jetzt muß es geschehn, daß des mordenden Schwerts
    Kühnwagende, blutig begonnene Tat
    Entweder hinweg von der Erde vertilgt
    Das teure Geschlecht Agamemnons -
    Oder er selbst schürt Lustfeuer uns bald
    An dem Freiheitsfest und gewinnet der Stadt
    Herrschaft, sein väterlich Erbteil!
    Schon tritt er allein zwei Feinden zugleich
    Entgegen zum Kampf, der göttliche Held
    Orestes; geschäh es zum Siege!


    AIGISTHOS hinter der Szene:
    Ach! Weh mir, wehe!


    CHOR:
    Horch doch! weh, o horch!
    Weh! was ist?
    Was geschieht im Palast?


    Laßt uns hinweggehn, denn das Werk wird nun vollbracht,
    Auf daß wir schuldlos scheinen mögen dieser Tat;
    Denn bald erreicht ist dieses Kampfes Ziel und Schluß.


    Der Chor setzt sich auf die Stufen des Grabes


    KNECHT aus dem Palast stürzend:
    O weh des Mordes! Totgeschlagen ist der Herr!
    O weh noch einmal! Und zum dritten Male weh!
    Aigisthos ist nicht mehr! O öffnet, öffnet doch!


    Pocht an die Tür des Frauenhauses


    So schnell wie möglich! Schließet, brecht die Riegel auf
    Im Weiberhause; ja es braucht da große Kraft,
    Nicht ihm zu helfen, der ist tot. Was ist es mehr!
    Ho! hoiho!


    Wiederholtes Pochen


    Zu Tauben schrei ich, und zu eitel Schlafenden
    Umsonst. Wo ist Klytaimestra? Auf! Was säumt sie noch?
    Nun scheint's, daß um ein kleines von des Henkers Schwert
    Ihr eigner Nacken im Gericht hinsinken wird!


    KLYTAIMESTRA tritt heraus:
    Was ist geschehn, sprich? Welch Geschrei tobst du ins Haus?


    KNECHT:
    Die Toten, sag ich, morden die Lebendigen!


    KLYTAIMESTRA:
    Weh mir! Im Rätsel auch versteh dein Wort ich wohl!
    List fänget uns jetzt, gleich wie wir einst mordeten!
    Mein altes Mordbeil gib mir eilig jetzt hervor;


    Knecht ab


    Laß sehen, ob wir siegen werden, ob besiegt!
    Dahin gekommen ist es nun in meinem Leid!


    Orestes und Pylades treten aus dem Palast


    ORESTES:
    Ich suche dich auch! Er erhielt sein volles Teil!


    KLYTAIMESTRA:
    Weh mir! Erschlagen du, Aigisthos' teure Kraft?


    ORESTES:
    Du liebst den Mann? So liege denn in einem Grab
    Mit ihm; verrat du doch den Toten nimmermehr!


    KLYTAIMESTRA:
    Halt ein, o Sohn! Nein, scheue diese Brust, o Kind,
    Die Mutterbrust, an welcher du einschlummernd oft
    Mit deinen Lippen sogst die süße Muttermilch!


    ORESTES:
    Was tu ich, Pylades? Scheu ich meiner Mutter Blut?


    PYLADES:
    Wo bleiben dann die andren Gottverheißungen
    Des Pythotempels, wo der eignen Eide Band?
    Hab alle lieber als die Götter dir zu Feind!


    ORESTES:
    's ist wahr, du siegest und gemahnst ans Rechte mich!
    So folg mir, töten will ich neben jenem dich.
    Im Leben war vor meinem Vater der dir wert,
    Du sollst im Tod auch bei ihm schlafen; denn du liebst
    Den Menschen; den du lieben mußtest, hassest du!


    KLYTAIMESTRA:
    Ich zog dich groß, Kind, altern mit dir will ich auch!


    ORESTES:
    Du mit mir wohnen, meines Vaters Mörderin?


    KLYTAIMESTRA:
    Es ist die Moira, liebes Kind, all dessen schuld!


    ORESTES:
    So hat die Moira auch verschuldet diesen Mord!


    KLYTAIMESTRA:
    O Sohn, und scheust du deiner Mutter Flüche nicht?


    ORESTES:
    Die du mich gebarst, verstoßen hast du mich ins Weh!


    KLYTAIMESTRA:
    Dich nicht verstoßen hab ich in des Freundes Haus!


    ORESTES:
    Zwiefach verkauft ward ich, des freien Vaters Sohn!


    KLYTAIMESTRA:
    Wo ist der Kaufpreis, den ich je für dich empfing?


    ORESTES:
    Die Scham verbeut mir, auszusprechen deinen Schimpf.


    KLYTAIMESTRA:
    O nein! Doch sag auch, was getan dein Vater hat!


    ORESTES:
    Wenn du daheim bliebst, richte nicht mit dem, der kämpft!


    KLYTAIMESTRA:
    Vom Gatten fern sein, Kind, es schmerzt die Gattin sehr!


    ORESTES:
    Des Mannes Mühsal nährt die still Heimsitzende!


    KLYTAIMESTRA:
    So willst du mich umbringen, deine Mutter, Sohn?


    ORESTES:
    Mitnichten ich; nein, du ermordest selbst dich selbst!


    KLYTAIMESTRA:
    Du! vor der Mutter grimmen Hunden hüte dich!


    ORESTES:
    Die meines Vaters, laß ich dich, wie meid ich die?


    KLYTAIMESTRA:
    So wein ich lebend an dem Grabe denn umsonst?


    ORESTES:
    Des Vaters Schicksal stürmet auf dich diesen Tod!


    KLYTAIMESTRA:
    Weh, diesen Drachen, den ich geboren und genährt!


    ORESTES:
    Ein rechter Seher war dir deines Traumes Angst!
    Du erschlugst, den du nicht mußtest; gleiches leide jetzt!


    Beide ab. Der Chor nähert sich ängstlich


    CHORFÜHRERIN:
    Laßt uns beweinen beider doppelt Mißgeschick;
    Und weil Orestes traurig jetzt zum Gipfel führt
    Die viele Blutschuld, lasset beten uns zugleich,
    Daß dieses Hauses Auge nicht ganz brechen mag!


    Erste Strophe


    CHOR:
    Des Bluts Rächerin den Priamiden kam,
    Die strafwilde Poina;
    Das Blut rächend, kam in Agamemnons Haus
    Ein Löwenpaar, ein Arespaar;
    Blutig errang sein Ziel
    Der gottgesandte Flüchtige,
    Der auf des Gottes Rat hierher wanderte.


    Jauchzet, o jauchzet laut, daß das erlauchte Haus
    Rein der Beschimpfung ward, daß von der reichen Habe nicht
    Geudet und schwelgt das Frevlerpaar,
    Ein fluchwürdger Hohn!


    Erste Gegenstrophe


    Längst Vorsorgerin heimlichen Kampfes kam
    Die listsinnge Poina;
    Und Hand angelegt hat in dem Kampf des Zeus
    Wahrhaftes Kind: Gerechtigkeit
    Rufen wir Menschen sie
    Und nennen recht ihren Namen,
    Die mit Verderbens Wut den Feind niederstürmt!


    (Jauchzet, o jauchzet laut, daß das erlauchte Haus
    Rein der Beschimpfung ward, daß von der reichen Habe nicht
    Geudet und schwelgt das Frevlerpaar,
    Ein fluchwürdger Hohn!)


    Zweite Strophe


    Also hat der parnassische Loxias,
    Welcher die tiefe Kluft inne der Erden hat,
    Mit truglosem Trug sich jetzt genaht,
    Der spätstrafende!
    Die Gottheit überwindet! Wohl gebührt's,
    Fromm zu scheun der Himmlichen Gericht;
    Wieder erscheinet Licht!
    Seines gewaltgen Jochs seh ich das Haus befreit!
    Wiederersteh, du Haus, das du so lange Zeit
    Im Staub gestürzt darniederlagst!


    Zweite Gegenstrophe


    Und einzieht die Allenderin bald, die Zeit,
    In des Palastes Tor, wenn von dem heilgen Herd
    Gescheucht jegliche Schuld
    Durch reinigende Sühne des Verderbens ist.
    Das Glück, liebe Ruh im Antlitz,
    Uns Zitternden froh zu schaun,
    Die ins Haus sich eingenistet, hat's gestürzt!


    Wieder erscheinet Licht!
    (Seines gewaltgen Jochs seh ich das Haus befreit!
    Wiederersteh, du Haus, das du so lange Zeit
    Im Staub gestürzt darniederlagst!)


    Aus der königlichen Pforte tritt Orestes mit bluttriefenden Händen; Pylades, Gefolge; auf einer Bahre werden die Leichen von Aigisthos und Klytaimestra herausgetragen


    ORESTES:
    Da seht ihr dieses Landes Doppeltyrannei,
    Die Vatermörder, die Zerstörer meines Stamms!
    In stolzer Hoheit saßen sonst sie auf dem Thron,
    Und jetzt vereint sie Liebe noch, wie dort ihr Los
    Es zeigt, und treu bleibt altem Schwure noch ihr Bund.
    Vereint den Vater umzubringen schwuren sie,
    Vereint zu sterben; nun geschah's nach ihrem Schwur.
    Ihr aber alle, dieser Leiden Zeugen, seht
    Dies Truggewirk an, meines armen Vaters Garn,
    Die Fessel seiner Hände, seiner Füße Zwang!
    Spannt ihr es weit aus, zeigt im Kreise ringsumher
    Des Helden Fangnetz, daß es sehn der Vater mag -
    Nicht meiner, sondern Helios, der alles dies,
    Der meiner Mutter gottverfluchte Taten schaut',
    Auf daß er einst mir im Gericht kann Zeuge sein,
    Wie ganz gerecht ich diesem Morde nachgejagt
    Der Mutter; denn Aigisthos' Tod ist tadelfrei;
    Er fand, des heilgen Rechts Verletzer, sein Gericht.
    Doch wenn ein Weib so argen Haß sann ihrem Mann,
    Von dem sie Kinder doch im eignen Schoße trug,
    Einst teure Last, jetzt offenkundig ärgsten Feind -
    Was meinst du? Giftaal, Viper wurde sie erzeugt,
    Daß, wen sie anrührt, ungebissen der verfault
    Ob ihrer Frechheit, ihres Sinns Ruchlosigkeit.


    Deutet auf das Netz


    Wie nenn ich das gar, daß der Name treffend sei?
    Fangzeug des Wildes, fußumschlingend Leichentuch,
    Des Beckens Mordgezelte, nenn's ein Jägernetz,
    Heimtückisch Stellgarn, fußverfangend Fluchgewirk!
    Ein Straßenräuber finde sich desgleichen aus,
    Der seinen Gastfreund tückisch fängt, in Raub und Mord
    Sein Leben hinbringt; viele dann mit solcher List
    Zu morden, das sei seines Lebens rechte Lust!
    Mir aber werde solche Hausgenossin nie,
    Ehr wollt mich, Götter, sterben lassen kinderlos!


    CHOR:
    Weh, weh! Weh, weh der entsetzlichen Tat!
    Wie gräßlichen Todes du umkamst!
    Weh, weh! Weh, weh!
    Weh blüht auch dem, der zurückbleibt!


    ORESTES:
    Hat er's vollendet oder nicht? Dort das Gewand
    Gibt mir ein Zeugnis, daß es trank Aigisthos' Blut;
    Des Mordes Färbung aber eint sich mit der Zeit,
    Hinwegzutilgen all des Purpurs Farbenpracht!
    Nun preis ich mich, nun jammr ich laut auf, hierzustehn
    Und anzureden meines Vaters Mordgespinst;
    Es quält mich meine Tat, mein Leid, all mein Geschlecht,
    Mit dieses Sieges reicher Schuld verflucht zu sein!


    CHOR:
    Kein Sterblicher ist's, der das Leben in Ruh
    Hinbringt und jeglicher Schuld frei!
    O Sohn, Trübsal
    Kommt bald dem, anderen später!


    ORESTES:
    Ein andrer sieht's einst, wo das Ziel - ich weiß es nicht;
    Gleichwie mit Rossen aus der fliegenden Wagen Bahn
    Ras ich hinaus; fort reißt mich zügellos der Geist,
    Unwiderstehlich. Meines Herzens Entsetzen will
    Sein Lied beginnen, seinen Tanz zum Schall der Wut! -
    Solang Bewußtsein mir noch bleibt, hört, Freunde, mich!
    Die eigne Mutter schlug ich tot mit Fug und Recht,
    Die Gottverhaßte, mir um Vatermord verflucht;
    Und meiner Kühnheit Liebestrank, ihn mischte mir
    Der Pythoseher Loxias durch seinen Spruch:
    Daß, wenn ich's täte, sonder Schuld ich sollte sein,
    Wenn ich es ließe - meine Strafe nenn ich nicht;
    Mit keinem Pfeil reicht keiner ab ein solches Leid!
    Und jetzt, ihr seht mich, wie ich will, fromm angetan
    Mit diesem Ölzweig, diesem Kranze, bittend ziehn
    Zum Heiligtum der Mitten, Loxias' Gefild,
    Zum Licht der Flamme, die die ewge wird genannt,
    Verwandter Blutschuld zu entfliehn; denn Loxias
    Gebot mir, keinem andren Herde mich zu nahn.
    Ich aber sag euch, die Argiver allzumal
    Bezeugen einst mir, welches Leid mir ward erfüllt;
    Doch ich, der Heimat flüchtig, irr in fremdem Land;
    Leb ich und sterb ich, diesen Ruhm laß ich zurück.


    CHORFÜHRERIN:
    Du tatst es schön so; drum zu bösem Worte nicht
    Schließ deinen Mund auf noch ein schlimmes Zeichen sprich;
    Du gabst der Freiheit unsre ganze Stadt zurück,
    Da beide Drachen mächtig du zu Boden schlugst!


    ORESTES:
    Ach!
    Getreue Frauen, seht sie dort, Gorgonen gleich,
    Die faltig Schwarzverhüllten, Haardurchflochtenen
    Mit dichten Schlangen; bleiben nicht mehr kann ich hier!


    CHOR:
    Was für ein Wahnbild, du des Vaters liebstes Kind,
    Scheucht dich empor? Bleib, fürchte nichts, Siegreicher du!


    ORESTES:
    Nicht ist's ein Wahnbild, was mich dräuend dort entsetzt,
    Nein, meiner Mutter wutempörte Hunde sind's!


    CHOR:
    's ist frisches Blut dir, Kind, an deinen Händen noch,
    Daraus Verwirrung deinen Geist dir überfällt.


    ORESTES:
    O Fürst Apollon! Wuchernd mehrt sich ihre Schar!
    Aus ihren Augen triefen sie grausenhaftes Blut!


    CHOR:
    Es gibt Entsühnung! Wenn du Loxias berührst,
    So wird er huldreich dieser Qualen dich befrein!


    ORESTES:
    Ihr freilich seht sie nicht; ich aber sehe sie!
    Mich jagt's von hinnen! Bleiben nicht mehr kann ich hier! -


    Stürzt hinaus


    CHOR:
    All Glück geleit dich; gnädig möge schaun auf dich
    Ein Gott und dich bewahren vor Gefahr und Tod!


    So ward dem Geschlecht denn der Könige nun
    Dreimaliger Sturm,
    In das Haus hintobend, geendet!
    Zum ersten begann kindfressendes Greul
    Die entsetzliche Schuld;
    Zum zweiten des Herrn unköniglich Los;
    Denn im Becken erwürgt kam um der Achair
    Kriegsherrlicher Fürst;
    Zum dritten erschien - nenn Heiland ich,
    Nenn Mörder ich ihn?
    Wo endet es je? Wo findet noch Ruh
    Die besänftigte Macht des Verderbens?



    Sim-Off:

    Ihr seid erlöst ;)

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