• Tiberius faltige Hände fuhren noch einmal zittrig über die schwere hölzerne Truhe. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Er hatte lange genug dahinvegetiert. 40 Jahre lang hatte er ausgeharrt und gesehen, wie seine Vorfahren starben, Nachfolger geboren wurden und auch mehrere Kaiser die Sterblichkeit ereilt hatte. Und er selbst sah seinem Ende bereits entgegen. Sein Großvater, der große Seneca, hatte viel über den Tod nachgedacht und Tiberius war bestens mit diesen Schriften vertraut. Seneca hatte oft betont, dass der Tod eine Erlösung sei und man im grunde ohnehin jeden Tag starb, aber Tiberius vermutete, dass auch sein ehrenhafter Großvater den Tod gefürchtet hatte. Es war endlich Zeit für Taten. Das Kaisertum hatte sich entgegen seinen Hoffnungen immer noch gehalten und Kriege zerstörten die Randgebiete. Tausende starben für einen einzigen. Das musste sich ändern. Friedlich. Mit ein wenig Glück unterstützten sogar die Götter sein Vorhaben. Viele Kaiser hatten die alten Kulte entmachtet und beschränkt. Er seufzte. So viel zu tun und so wenig Zeit.
    Er trat durch die Tür des recht kleinen Hauses hinaus auf die Straße und sah auf den Sklaven, der sein Reisegepäck trug. Der erste Schritt würde es sein, wieder Kontakt zur Politik aufzunehmen. Seine Familie war der Schlüssel dazu. Er erlaubte sich ein leises Kichern.
    "Alea iacta est.", dachte er und trat die Reise nach Mantua an, um nach so vielen Jahren wieder einmal die Casa Annaea zu betreten.

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