Gefolgt von einigen Sklaven aus dem kaiserlichen Palast schlenderte Margarita über die Märkte. Es gab einige Besorgungen für den kaiserlichen Haushalt zu tätigen und Margarita hatte die Gelegenheit genutzt, dies selbst in die Hand zu nehmen um einmal wieder aus dem Palast herauszukommen. Sie schaute auf ihre Einkaufsliste und dann über den Markt. Sie suchte einen Stand mit Ölen und Salben heraus, um dort die privaten Vorräte der Ulpia Lucilla wieder aufzufüllen, denn im Zuge ihrer Vorbereitungen für das kaiserlichen Banketts waren diese ein wenig geschrumpft. Doch es hatte sich gelohnt, wie Margarita fand, keine der anwesenden Damen hatte der Schönheit der Gattin des Caesars das Wasser reichen können.
Margarita betrachtete die Auslagen des Händlers, nahm hier und dort von einer Creme, rieb sie auf ihren Handrücken und lauschte dem Redeschwall des Händlers, der seine Waren anpries.
Margaritas Liste
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Nachdem sie beinahe das gesamte Angebot an Ölen, Balsamen, Duftwässerchen, Cremes und Salben durchgetestet oder zumindest daran gerochen hatte, ließ Margarita ein großes Paket zusammenpacken. Schließlich ließ sie ihren Blick über die weiteren Auslagen schweifen und überprüfte, ob Bedarf an weiteren Dingen bestand, die an diesem Stand feilgeboten wurden. Doch es fand sich nichts weiter und so bezahlte Margarita bei dem Händler und verließ den Verkaufsstand mit dem Paket voller Tiegel und Fläschchen, welches sie einem der Sklaven in die Hand drückte. Da dieser mehr sowieso nicht würde tragen können, schickte sie ihn direkt zurück zum Palast, bevor sie wieder einen Blick auf ihre Liste warf. 'Stoffe' stand als nächster Punkt darauf. Sie schaute sich um und entdeckte nicht weit entfernt einen Stand, der eine breite Auswahl an Stoffen feilbot. Sie dirigierte die restlichen Sklaven ihr zu folgen.
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Da der Verkaufstand jedoch nur eine kleine Auswahl Stoffe von minderer Qualität bot, zog der Einkaufstrupp weiter über den Markt. Da alsbald ein großer Stand mit Öllampen in Margaritas Gesichtsfeld geriet, stellte sie den Stoff hinten an und wandte sich einem anderen Punkt auf ihrer Liste zu, eben den Öllampen. Dies war ein Punkt, der auf jeder Einkaufliste wieder auftauchte. Wären Öllampen, die am Boden zerschellen, ein Opfer an die Götter, der Palast des Kaisers würde jedem Tempel ernsthafte Konkurrenz bieten. Vielleicht fiel Margarita das Zubruchgehen der Lampen deshalb so auf, weil diese kleinen Gefäße im ganzen Palast reichlich verteilt waren. Auf jedem Schreibtisch, jedem Fensterbrett, jedem Beistelltisch und in jedem Regal stand mindesten eine Öllampe, oft jedoch sogar mehrere. Es passierte schnell, eine unbedachte Bewegung, und schon lag eine der Lampen am Boden und aus entsprechender Höhe gefallen, ging sie dabei meist zu Bruch. Viel häufiger jedoch als sie zerbrachen, verschwanden die Lampen einfach. Trotz der flächendeckenden Verteilung im Palastgebäude nahmen die meisten Personen eine Lampe mit sich, wenn sie am Abend, des Nachts oder früh am Morgen durch das Gebäude eilten. Und Margarita war sich sicher, dass es irgendwo einen Raum im Palast geben musste, der über und über voll mit Öllampen und das Ziel der nächtlichen Wanderer war. Denn aus Cubiculums, Officiums, Tablinum und den Gängen verschwanden die Lampen nur immer. Eines Tages würde Margarita diesen Raum finden, doch bis dahin kaufte sie geduldig neue Lampen und stellte sie an den Plätzen der Alten auf.
Durch diese Prozedur hatte Margarita mittlerweile einen fachkundigen Blick für Öllampen entwickelt und mit diesem prüfte sie nun das Angebot. Zufrieden stellte sie fest, dass es sich um solide Ware handelte, die vielleicht sogar den ein oder anderen Sturz überleben würde, und sagte dem Händler, wie viele Lampen von welcher Größe er einpacken sollte. -
Ihre freie Zeit noch genießend entschließt sich Livia zu einem kleinen Gang auf die Mercati Traiani. Lange ist sie nicht mehr hier gewesen und die Erinnerung an ihren letzten Besuch verknüpft sich unmittelbar mit der ihrer ersten unglücklichen Begegnung mit dem ungeliebten Verlobten. Doch trotz alldem möchte sie sich heute ein paar neue Stoffe gönnen. Neue Tuniken kann sie ohnehin immer gebrauchen und gerade für die Verlobung will vorgesorgt werden.
So schlendert Livia in die Auslagen der Stände vertieft über die Märkte. Auch andere Waren finden ihre Aufmerksamkeit und sie lässt sich viel Zeit. Schließlich gelangt sie an einem Stand mit zahlreichen Öllampen an, wo eine junge Frau scheinbar fachmännisch Lampe für Lampe in Augenschein nimmt. Amüsiert beobachtet Livia, wie man so viel Zeit mit der Auswahl einer Öllampe verbringen kann. Aus ihrer guten Laune heraus beschließt sie, die junge Dame anzusprechen. Vielleicht würde sie mit ihrer Hilfe auch für sich selbst ein schönes Stück erstehen können.
"Salve. Du scheinst dich sehr gut auszukennen. Hast du viel mit Öllampen zu tun?"
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Ein wenig irritiert blickte sich Margarita um und sah in das freundliche Gesicht der Dame, die sie soeben angesprochen hatte. Sie schien aus einem hohen Haus zu stammen, alles an ihrer Erscheinung war makellos. "Salve." grüßte sie zurück. "In der Tat, ich bin Praepositus Sacri Cubiculi des Palastes, und sorge in dieser Funktion auch für die Bestückung der Domus Augustana mit ausreichend Öllampen." Sie zog ihre Stirn ein wenig in Falten. "Und die Anzahl der aufgestellten Lampen verringert sich im Laufe der Zeit immer wieder enorm, daher bin ich regelmäßig dazu gezwungen, für Nachschub zu sorgen. Viele Öllampen fallen herab und gehen zu Bruch, daher prüfe ich die Ware vor dem Kauf sorgfältig. Es gibt Händler, die verkaufen in ihrem Sortiment Tongefäße mit Rissen, so fein, dass man sie fast nicht sieht, doch bei einem Aufschlag auf den Boden würden sie sofort zerspringen. Auch in den Ton eingebrannte Fremdkörper sind in solch einem Fall Schwachstellen, genau wie bei den bronzenen Öllampen auch. Die Bronzenen sind natürlich immer den Tönernen vorzuziehen, sie gehen nicht so leicht zu Bruch. Doch das Zerbrechen ist nichteinmal die häufigste Ursache für den Öllampenmangel im Palast."
Nachdenklich betrachtete Margarita das Stück, welches sie gerade in der Hand hielt. Dann schaute sie zur der Frau auf und wurde sich bewusst, dass diese wahrscheinlich gar nicht an ihren Ausführungen über Öllampen interessiert war. Es war sonst nicht Margaritas Art, so viel zu erzählen. "Verzeih, wenn ich dich mit meinen Ausführungen langweile. Dabei habe ich mich noch nichteinmal vorgestellt. Mein Name ist Octavia Margarita." -
Ganz überrascht über diese plötzliche Menge an Informationen lächelt Livia ein wenig irritiert. Als Margarita sich vorstellt, schmunzelt sie leicht.
"Ich bin Tiberia Livia. Verzeih, wenn ich dich in deinem Gedankengang unterbrochen habe. Nein, deine Ausführungen waren sehr interessant. Ich wusste garnicht, dass man beim Öllampen-Kauf so viel zu beachten hat. Bislang habe ich mir eigentlich immer nur die schönsten Exemplare herausgesucht."
Sie lässt ihren Blick kurz über die Auslage des Händlers schweifen und spricht danach weiter.
"Ich sehe hier schon einige hübsche Stücke. Sind sie denn auch von guter Qualität? Was hältst du von der hier?"
Zielstrebig sucht Livia eine bronzene Lampe mit recht schlichter, jedoch aufwändig gearbeiteter Verzierung heraus und reicht sie Margarita.
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Mit kritischem Blick begutachtete Margarita die Öllampe. Sie drehte und wendete sie, hielt sie am Griff fest und schlug mit dem Zeigefinger dagegen. "Durch den Klangtest findet man oft schon Schwachstellen im Material, so es sie gibt. Zieht sich ein Riss durch die Bronze, so ertönt nur noch ein dumpfes 'Plong'. Anderenfalls klingt der Ton, so wie hier, nach." Sie nahm die Lampe näher heran und fuhr mit ihrem Finger über die Verzierungen. Dann fiel ihr etwas auf. Sie roch an der kleinen Öffnung, in die das Öl gegossen wurde. "Manchmal versuchen Händler alte gebrauchte und nur gereinigte Lampen als neue zu verkaufen. Sie riechen dann nach Lampenöl, denn diesen Geruch werden die Gefäße nie wieder los." Sie wandte sich an den Händler, den sie bisher immer als vertrauenswürdig eingeschätzt hatte und hielt ihm vorwursvoll die von Tiberia Livia ausgesuchte Öllampe hin. "Und diese Lampe riecht gebraucht."
"Oh, aber nein, gute Frau, nie und nimmer würde ich Gebrauchtware verkaufen! Ihr kennt mich doch, wart immer zufrieden. Wie könnt ihr nur glauben, dass ich Ramsch in meinem auserlesenen Sortiment verberge." fing der Händler sogleich an, sich zu verteidigen.
"Diese Lampe riecht nach Öl."
"Oh, das meint Ihr. Aber das hat einen sehr guten Grund. Ich möchte meinen Kunden maximale Sicherheit beim Kauf bieten, daher habe ich meine Lampen von einer unabhängigen Institution prüfen lassen. Die Stiftung Öllampentest bescheinigt meiner Ware nun das Prädikat schadstoffgeprüft und urteilt 'Test sehr gut'. Natürlich bleibt dabei ein leichter Geruch zurück, dafür könnt Ihr sicher sein, dass Ihr an dieser Ware lange Eure Freude haben werden."
"Oh." Margarita beschaute sich skeptisch das Stück nochmals genauer. Sie hatte bereits von dieser Stiftung gehört.
"Nun, dann solltest du auch eine Plakette haben, oder nicht?"
"Aber natürlich, aber natürlich."
Der Händler kramte in einer Kiste und holte eine kleine Plakette aus Ton hervor. Er zeigte sie stolz Livia und Margarita. 'Stiftung Öllampentest - sehr gut - Zertifiziert IUN DCCCLV A.U.C.' stand darauf.
"Nun gut, in diesem Fall," Margarita wandte sich lächelnd Livia zu und reichte ihr die Lampe, "denke ich, du kannst sie ohne Bedenken kaufen." -
Marcellus hatte Dienst und schlenderte aufmerksam durch die Gassen des Marktes, als er bei einem der Stände, ein ihm gut bekanntes Gesicht sah. Es war Margarita, die er noch von seiner Dienstzeit als Prätorianer aus dem Palast kannte. Er blieb kurz stehen und überlegte ob er sie ansprechen sollte…..
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Während Livia noch über den Kauf der Lampe nachdachte, ließ Margarita ihren Blick über den Markt schweifen. In der Menschenmenge erkannte sie Vinicius Marcellus. Zwar erst auf den zweiten Blick, weil die Uniform der Cohortes Urbanes so anders aussah als die der Praetorianer, doch er war es zweifellos. Und er schaute zu ihnen herrüber. Margarita lächelte und winkte zu ihm hinüber.
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Plötzlich sah im Margarita und winkte ihm sogar zu sich. Er sah sich noch einmal um, ob auch wirklich er damit gemeint war und ging dann auf sie zu.
„Salve Margarita.“
Er war etwas verlegen, da er sich vor seinem Abgang nach Hispania nicht mehr von ihr verabschiedet hatte.
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"Salve Marcellus." begrüßte sie ihn ehrlich erfreut. "Wie geht es dir? Ich hörte von deinem Bruder Hungaricus, dass du wieder in der Stadt bist. Hat er dir meine Grüße ausgerichtet?"
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Livia nickt dem Händler zu.
"Ich nehme diese Lampe."
Sie winkt ihrer Sklavin zu, dass diese sich um die Bezahlung und den Transport kümmert. Inzwischen ist ein Soldat hinzugetreten und unterhält sich mit Margarita. Livia mustert ihn skeptisch und hält sich vorerst zurück.
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Zitat
Original von Octavia Margarita
"Salve Marcellus." begrüßte sie ihn ehrlich erfreut. "Wie geht es dir? Ich hörte von deinem Bruder Hungaricus, dass du wieder in der Stadt bist. Hat er dir meine Grüße ausgerichtet?"Noch immer verlegen suchte er nach den passenden Worten.
"Danke! Es geht mir gut. Ich war einige Zeit in Hispania...... Ähm..... Tut mir leid, das ich mich nicht von dir verabschiedet habe. Es war ein ziemlich schneller Wechsel zur Legio IX. Aber es hat mich wieder zurück nach Rom gezogen wie du siehst. Ich bin jetzt bei der Cohortes Urbanae. Mein Bruder hat mir nichts ausgerichtet. Wahrscheinlich hat er darauf vergessen."
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"Nun, er ist ein vielbeschäftigter Mann. Wie es alle Vinicier zu sein scheinen." Sie lächelte. "Ich hatte mich doch ein wenig gewundert, wohin du auf einmal verschwunden bist. Aber früher oder später zieht es jeden wieder zurück nach Rom, nicht wahr? Es ist einfach nichts mit dieser Stadt vergleichbar." Sie wandte sich ein wenig um. "Dies ist im übrigen Tiberia Livia." Sie wies auf Marcellus. "Vinicius Marcellus."
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Erstaunt mustert Livia den Soldaten ein weiteres Mal.
"Oh... Salve! Schön, dich kennen zu lernen. Du bist mit Vinicius Hungaricus verwandt?"
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„Es freut mich auch, dich kennen zu lernen. Ich bin sein Bruder. Um genauer zu sein - sein Halbbruder.“
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"Ah... Dann werden wir uns in Zukunft vermutlich häufiger über den Weg laufen. Ich bin seine Verlobte..."
Livia lächelt freundlich. Sie ist ganz offensichtlich positiv überrascht vom Auftreten und den Manieren von Hungaricus Bruder.
"Möchtest du auch eine Öllampe kaufen? Margarita kennt sich wirklich wunderbar aus..."
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Wie dumm von Marcellus, das er nicht besser auf ihren Namen aufgepasst hatte.
„Oh! Natürlich! Tiberia Livia! Verzeih das ich nicht gleich mitgedacht habe.“
Er lächelte sie an.
„Dann hast du natürlich Recht und wir werden uns bestimmt häufiger sehen.“
Er lies seinen Blick über die Öllampen streifen.
„Danke, aber ich denke nicht, dass ich eine brauche. Ich wohne in der Castra Praetoria. Da bekomme ich eigentlich alles, was ich benöige.“
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Margarita überlegte bei sich, ob in der Castra Praetoria wohl auch immer die Lampen verschwanden, entschied sich aber dagegen, dieses Thema anzusprechen. Wahrscheinlich würde Marcellus es eh nicht wissen, so wie es auch im Palast nur wenige Personen gab, die über das Verschwinden der Öllampen Bescheid wussten. Wie auch, die Bewohner sahen ja immer nur, dass die Lampen wieder an ihrem Platz standen.
"Weshalb hast du den Dienst bei den Praetorianern eigentlich aufgegeben?" fragte sie stattdessen.
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Marcellus senkte etwas den Kopf.
„Ich weiß nicht genau. Vielleicht suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Aber wie du siehst, ist ohnehin nichts daraus geworden.“
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