"Neiiin!"
Das blanke Entsetzen stand mir im Gesicht.
"Bei den Göttern! Das ist nicht dein Ernst!" Betroffen sah ich meinen Vater an. "Oder doch?", fragte ich unsicher noch einmal nach.
"Neiiin!"
Das blanke Entsetzen stand mir im Gesicht.
"Bei den Göttern! Das ist nicht dein Ernst!" Betroffen sah ich meinen Vater an. "Oder doch?", fragte ich unsicher noch einmal nach.
"Also, zu meiner Zeit war es üblich, dass der Vater den zukünftigen Mann ausgesucht hat. Liebe spielte dabei ebenso wenig eine Rolle wie die Meinung der Tochter.“
Grinsend betrachtete Antoninus Deandra. Der Schreck stand ihr gut zu Gesicht. Es verlockte, noch einen oben draufzusetzen, aber er beherrschte sich.
"Schon gut, mein Kind. Das war eben früher.“
Du bist so gemein! Weidest dich an meinem Schreck.
"Ich habe meinen ganz eigenen Kopf und den habe ich übrigens auch von dir. Außerdem gefällt mir mein Leben gerade so wie es ist."
Schmollend griff ich nun auch nach Oliven und sendete zu meinem Vater manch bösen Blick.
Antoninus bemühte sich, wieder ernst zu blicken.
"Mich interessiert trotzdem, wie dein Leben während meiner Abwesenheit verlaufen ist. Komm, unterhalte deinen alten Vater mal etwas.“
Ein Schluck guten Weines ran Antoninus’ Kehle hinab und er atmete genussvoll das Aroma des Getränks, bevor er den Becher abstellte.
Ein verlegenes Lächeln beherrschte mein Gesicht. Ich konnte unmöglich alles erzählen – wollte es auch nicht. Da gab es manches Geheimnis, was auch eines bleiben sollte.
„Hm, wo fange ich an? Ich habe lange nach deiner Abreise in der Villa Aurelia gelebt. Habe das getan, was sich für ein Mädchen meines Alters und meines Ranges gebührt. Eines Tages, es war fast auf den Tag genau vor einem dreiviertel Jahr, fasste ich den Entschluss, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich zog nach Ostia, gründete dort das Gestüt Aurelia und lebte fortan in der Villa Pellacia.“
Wäre der Name nicht gewesen, würde es fast wie eine dieser Geschichten klingen, die Großeltern ihren Enkeln erzählen.
"Pellacia?“
"Ich gebe zu, ich habe der Landvilla diesen Namen gegeben. Damals war ich in einer komischen Phase meines Lebens. Vermutlich habe ich manchen Fehler und manch Unsinniges gemacht, aber das ist ja vorbei."
Ich lächelte meinen Vater an. Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich das damalige Leben durchaus genossen habe.
"So? Komische Phase? Fehler? Unsinniges? Das höre ich nicht gern!“
Unwillig kräuselte sich Antoninus’ Stirn.
"Ich will hoffen, dass du der Familie keine Schande bereitet hast. Jetzt ärgert es mich, dass ich so lange fort war. Zukünftig wird so etwas nicht mehr vorkommen.“
Vorsichtig erklärte ich meinem Vater: "Ich weiß, wo die Grenzen des guten Benehmens liegen und außerdem bin ich kein Kind mehr. Auf jeden Fall brauche ich keine Aufsichtsperson."
Das fehlte noch: Jemand, der mich beständig im Auge behielt. Um meinen Vater möglichst gar nicht erst auf solche Gedanken kommen zu lassen, lächelte ich ihn so lieb an, wie es mir nur irgend möglich war.
"Reden wir doch über dich. Mutter ist ja zeitig gestorben. Soll ich mich nach einer Frau für dich umsehen?"
'Angriff ist die beste Verteidigung', dachte ich und drehte den Spieß einfach um.
"Immer schön auf dem Teppich bleiben, mein Kind."
Antoninus war sich sicher, dass er noch einiges in der Erziehung seiner Tochter nachzuholen hatte.
"Das Thema ist noch nicht vom Tisch. Jetzt muss ich aber erst einmal zurück in die Castra. Bis die Tage."
Antoninus gab seiner Tochter wieder einen Kuss auf die Stirn und wandte sich dann zum Gehen.
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