Abschied von der Legio II

Ein letztes Mal legte ich mein gutes Kettenhemd an. Den Rest des Materials liess ich verpacken und auf meine 2 Karren laden.

Als ich sicher war, dass alles gepackt und bereit war, trat ich in den Hof. Dort drehte ich mich einmal um meine eigene Achse und blickte alles nochmal genau an. So kurz war ich hier, und doch war es so etwas wie meine Heimat geworden.

Legio II, venite!! Legio II, antreten!! brüllte ich so laut ich konnte über den Hof. Ich genoss den Moment, ein letztes Mal, als die Soldaten von überall her herangerannt kamen.

Immer mehr füllte sich der Hof. Als ich sah, dass nur noch vereinzelt Soldaten dazukamen, hob ich die Hände und bat so um etwas Ruhe. Es war äusserst selbstverständlich, dass die Soldaten sich gegenseitig über den Sinn dieser Handlung befragen würden.

Milites der Legio II. Ihr wisst, ich bin noch nicht lange unter euch. Jedoch lange genug, dass ich gehofft hatte, mit euch gegen die Germanen zu ziehen. Lange genug, dass ich mich hier zu Hause gefühlt hatte. Lange genug, dass ich hier hoffentlich das Eine oder Andere bewegen konnte.

Ich brauchte einen Augenblick Verschnaufpause und nutzte diese, um die Reaktion der Soldaten abzuwarten.

Männer, heute fordert das Imperium Romanum von mir, dass ich euch, meine neue Heimat verlasse.

Vor kurzem kam die Legio IX aus Hispania nach Germanien, um uns in unserem Kampf gegen die neue Gefahr zu helfen. Geführt wird diese im Moment von einem Tribun, weil sich der Legatus Legionis in Roma befindet. Ebenso erging es den geübten Offizieren des Stabes. Sie wurden nach meiner Versetzung zu euch, vom Imperator nach Rom gerufen, um in den Cursus Honorum einzutreten.

Das heisst, diese Legion steht ohne fähige Offiziere in einer fremden Provinz und wird gegen einen unbekannten Gegner geschickt. Ich sah es als meine Pflich an, meine Dienste bei unserem Legatus für diese Legion anzubieten. Der Legatus hat zugestimmt, mich, der ich mich schon etwas hier auskenne und auch den Nachschub für die Legio IX organisieren kann, zurück zu meiner Stammeinheit zu versetzen.

Dort werde ich, so die Götter dies wollen, dafür sorgen, dass die Legio IX für euch die gewünschte Hilfe sein wird! Ich kann euch nichts versprechen, denn ich bin nur ein Mensch und kenne den Willen der Götter nicht. Aber ich weiss, dass ich mein Möglichstes tun werde.

Ich fühlte mich hier sehr wohl und verlasse die Legio II nur schweren Herzens, aber für das Wohl des Imperium muss es sein.

Roma Aeterna!! Roma Victrix!!

Dazu riss ich meine Spatha aus ihrer Scheide und reckte sie in die Höhe.

Ich endete und wartete.

Tribun, ich werde alles mir mögliche tun, um euch diesen Gefallen zu machen.

Ich war schon immer eher ein Mann der Tat als einer des Bürosessels. Daher gehe ich mit Freude meine neue, alte Aufgabe an, denn sie liegt an der Front, wo ich sicherlich den einen oder anderen Germanen erlegen werde.

Ich hoffe jedoch, die Moral nicht allzusehr gesenkt zu haben!

Nach diesen doch zum Teil bewegenden Momenten verliess ich den Platz wieder, um nochmal in mein Büro zu gehen und den neuen Probatus zu suchen.

Nach erfolgtem Gespräch mit ebendiesem kehrte ich zurück. Der Platz war nun wieder leer. Die Soldaten waren wieder bei ihrer Arbeit.

Schon bald kam der Probatus mit den Pferden heran.

Gut gemacht! Die Wagen mit dem Material von mir warten am Tor auf uns.

Ich stopfte noch Papyrus und Schreibzeug in die Satteltaschen, stellte sicher, dass mein Bogen und die Pfeile zwar gut geschützt aber jederzeit griffbereit waren und sass dann auf.

Mögen die Götter eure Aussage glauben, ich weiss, dass dem nicht so ist

Aber ich werde alles dafür tun, gesund bei der IXten anzukommen!!

Dann ging es los, in Richtung Tor.