• Ich sah ihn von der Seite an. Konnte das sein? Ich wusste etwas vor einem Praetorianer? Ha, meine Informanten waren eben doch besser 8)


    "Ja, bei den Mercati...hast du noch nichts davon gehört? Irgendjemand hat einen Christen ans Kreuz geschlagen und dort-", ich wies unbestimmt nach vorne, "-aufgestellt. Wohl als Abschreckung. Oder vielleicht nageln sie sich mittlerweile auch untereinander ans Kreuz, bei diesen Christen weiß man ja nie."

  • Er fühlte sich etwas überrumpelt. Dem musste er nachgehen, es konnte schliesslich nicht angehen, dass er sowas nicht erfuhr.


    "Ich sollte den Palast doch häufiger verlassen. Die Mauern da sind so dick, dass man kaum etwas von draussen mitbekommt."


    Er würde mal bei seinen Männern nachfragen müssen.


    "Ist ja irgendwie schon ein bisschen kitschig einen Christen ans Kreuz zu nageln."


    Als er genauer über Kreuze nachdachte, wurde ihm mulmig und er sah wieder die Kreuze in Spanien vor sich stehen.


    Er blieb stehen und schaute mit leeren Augen in die Gegend.

  • Ein schiefes Lächeln zierte mein Gesicht. "Naja, wenn einem nichts besseres einfällt."


    Als er abrupt stehen blieb wandte ich mich um und sah den Praetorianer fragend an.
    "Balbus? Was...?"

  • Er fasste sich wieder.


    "Nichts... Nur... Ein paar schlechte Erinnerungen, nichts weiter. Ist schon eine Ewigkeit her. Mach dir keine Sorgen."


    Er versuchte zu lächeln, schaffte aber nur ein sehr künstlich wirkendes, halbes Lächeln.


    "Lass uns weitergehen."

  • Ich runzelte die Stirn, wollte aber nicht weiter nachfragen, schließlich kannte ich ihn ja erst kurz.
    So nickte ich stumm, versuchte ein offenes Lächeln und ging weiter.
    Doch diese kurze Szene beschäftigte mich weiterhin, so dass mir nichts anderes einfiel, worüber wir noch reden konnten.


    "Mh....Balbus...ich...ähm...du musst natürlich nichts sagen, aber...was für schlechte Erinnerungen? Kanntest du einen Christ, der gekreuzigt wurde?"

  • Es war ihm klar gewesen, dass sie das nicht auf sich beruhen lassen würde und so hatte er schon darüber nachgedacht, was er sagen würde.


    "Nein, ich kannte nur 40 tapfere Soldaten, an deren Seite ich gekämpft habe und die von einem iberischen Barbar rücksichtslos gekreuzigt wurden, nur aus dem Grund, weil sie Römer waren."

  • Ich sog scharf die Luft ein und sah wieder nach vorne.


    "Das...tut mir leid...", erwiderte ich und wusste im selben Moment, wie abgedroschen das wohl klingen musste. "Entschuldige...das klingt bestimmt dumm. Aber...nein, lass uns lieber das Thema wechseln, du redest sicher nicht gerne darüber.", schlug ich nun mit schwachem Lächeln vor.

  • "Während des Feldzuges, für den er diesen Triumph bekam und für den wir alle wie Helden gefeiert wurden, passierte diese Sache. Wir waren in Numantia und hatten uns dort festgesetzt, als das iberische Heer uns angriff und belagerte. Wobei man von einer Belagerung nicht wirklich sprechen kann, so schnell wie das ging. Es war eine vernichtende Niederlage, von unseren 500 Mann überlebten 80 die Schlacht. Und die Häfte von uns Überlebenden wurde gekreuzigt, bevor die Iberer weiterzogen."

  • Nachdenklich lauschte ich Balbus´ Worten. Davon hörte man in Rom natürlich nichts. Der kleine Mann erfuhr meist nur ob Sieg oder Niederlage, nicht wie es dazu kam.
    "Olympus...", keuchte ich. "Diese Barbaren."
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Wenigstens schien Fortuna auf deiner Seite gewesen zu sein."

  • "Ja, ich hab es überlebt. Ob es jedoch Glück war. Ich meine, diese Bilder sind für immer da und ich werde sie nie wieder los."


    Er schaute sie aus traurigen Augen an, dann lächelte er plötzlich.


    "Aber andererseits war es wohl doch Glück, denn sonst wäre ich heute nicht hier und hätte dich nicht kennenlernen können."

  • Ich lächelte ihn an.
    "Du lebst und auch wenn diese Bilder dich immer begleiten werden, du wirst in deinem Leben sicher noch oft genug glückliche Dinge erleben. Ich jedenfalls bin froh, dass du aus dieser ganzen Sache heil heraus gekommen bist.
    Oh...Glück mich kennen zu lernen? Warts ab, du wirst es eines Tages noch bereuen.", frotzelte ich.

  • Ich musste zwar sehr meine Ohren anstrengen, glaubte ihn aber doch verstanden zu haben. So kam ich nicht umhin, rot zu werden und senkte verlegen den Blick.
    "Danke...ich...ähm...", stammelte ich. Schon ein ähnliches Kompliment auf den Lippen fiel mir Corvus wieder ein. Verdammt, Aelia! Aus!
    "Aber siehst du, daran erkennt man, dass du in Rom einfach noch nicht viele Menschen kennst. Das müssen wir mal ändern." ;)

  • "So ist es.", stimmte ich, erleichtert über ein unverfänglicheres Thema, zu.
    "Immer nur Mauern anstarren ist sicher auch nicht die Erfüllung." ;)
    "Also, sollte mir mal etwas einfallen, wo ich dich mitschleifen könnte werde ich dir bescheid sagen, ja?"

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