Porta Regiae (Jeder Nicht-Priester, der die Regia betritt, muss hier vorbei)

  • "Und mit dir. Sehr schön" verabschiedete sich Milo lächelnd und trank noch den letzten Schluck seines Weines aus.
    "Dann auf gute Zusammenarbeit."
    Er nickte dem Scriba zu und erhob sich von seinem Platz. Mit einem freundlichen "Vale" verließ er kurz darauf das Officium und machte sich mit Hermes und dessen Gepäck im Gefolge auf den Heimweg.

  • Am Tag nach dem Bewerbungsgespräch begab sich Milo schon früh am Morgen in die Regia des Cultus Deorum. Hermes hatte er dieses Mal in der flavischen Villa zurückgelassen. Wie immer trug der Patrizier eine sorgfältig angelegte Toga. Seit seiner Zeit beim lauffreudigen Purgitius Macer achtete er auch stets auf gutes Schuhwerk, da mit ausgiebigen Botengängen als Scriba wohl immer zu rechnen war. Im entsprechenden Officium angekommen wartete der angekündigte Scriba schon ungeduldig auf ihn und kurze Zeit später war man in ein intensives Gespräch über die Abläufe in der Anmeldung des Cultus Deorum vertieft. Milo bekam immer mehr das Gefühl, dass der Mann mit seinen Erläuterungen nie enden würde und er machte sich viele Notizen. Doch schließlich war es geschafft und endlich wurde er seinem Officium überlassen. Milo verabschiedete sich freundlich von dem Scriba, bedankte sich noch einmal für die ausführliche Einführung und wandte sich dann seinem Schreibtisch zu. Zuerst wollte er sich einen einigermaßen guten Überblick über sämtliche hier gelagerte, relevante Dokumente verschaffen, womit er auch sogleich begann.

  • Mit der kleinen Urkunde unter dem Mantel erreichte ich wieder jene Stube, wo ich vor einigen Tagen um meine Aufnahme bat.


    Ich grüßte den Schreiber und fragte: "Salve, ich habe die Prüfung schriftlicher Natur bestanden. Nun steht noch das Opfer zu Ehren von Quirinus an. Mit viel Leidenschaft und Hingabe möchte ich es ausführen, doch bitte ich darum, mir jenen Weg zu zeigen, der zu Tempel des Quirinus führt... dann will ich im Geiste wie im Manne ihm sein."

  • Milo sah überrascht auf, als plötzlich ein ihm unbekannter Mann den Raum betrat. Er legte seine Lektüre beiseite und schaffte etwas spärlichen Platz auf seinem Schreibtisch. Jener hielt sich auch nicht lange mit seiner Vorstellung auf, sondern brachte sein Anliegen unverblümt vor. Milo beschloss diese Unhöflichkeit vorerst zu übersehen und konzentrierte sich stattdessen auf das Gesagte.
    "Salve und herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung" lächelte Milo schließlich und bot dem Mann einen Sitzplatz ihm gegenüber an.
    "Ich bin Titus Flavius Milo und seit kurzem für dieses Officium zuständig. Einen Moment bitte. Ich werde nachsehen, welcher der zuständigen Prüfer einen Termin frei hat."
    Er dachte kurz nach und entsann sich dann des Ortes, an dem er das entsprechende Dokument abgelegt hatte. Kurze Zeit später hielt Milo es in den Händen, warf einen kurzen Blick darauf und nickte bedächtig.
    "Der Septemvir Valerius wird dich prüfen. Die Aufgabe betrifft ein kleines blutiges Opfer. Die geeigneten Opfergaben hast du selbst wohlbedacht auszuwählen und zur Prüfung zum Tempel des Quirinus mitzubringen. Bedenke dabei die Besonderheiten des Quirinus und dass es bei einem kleinen Opfer bleiben soll."
    Milo legte die Schriftrolle wieder ab und machte sich auf einer leeren Wachstafel eine kleine Notiz. Den Septemvir würde er noch benachrichtigen müssen. Die Tatsache, dass ein werdender Sacerdos Publicus des Gottes Quirinus den Weg zu dessen Tempel noch nicht einmal kennt, erstaunte und schockierte ihn nicht schlecht. Ein passender Kommentar fiel Milo dazu allerdings schlichtweg nicht ein. So sah er wieder auf und erklärte seinem Gegenüber so nüchtern wie möglich den Weg zum Tempel des Quirinus. Als er geendet hatte, überlegte Milo kurz und blickte noch einmal auf seine Wachstafel, woraufhin ihm noch ein sehr wichtiges Detail einfiel.
    "Oh. Bitte nennen mir noch deinen Namen. Ich werde dem Prüfer dann entsprechend Bescheid geben."
    Fragend sah er den ihm immernoch Unbekannten an.

  • "Deine Unterlagen sind fast komplett. Du weißt ob des Gottes dem ich mein Geiste schenke und kannst nachvollziehen, das ich jene Aufnahmeprüfung an der Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis abgelegt habe. Trotzdem gelingt es dir nicht meinen Namen auszusprechen? Hm für den Fall das es dich wundert: Ich entstamme dem reinen Genus der Gens Flavia. Mein Vater gab mir den Namen Quartus Flavius Lucullus." ;)


    Ich verschrenkte meine Arme vor dem Bauch und blickte den Schreiberling eine Weile an, dann nachdem seine Worte verhallt waren und er stumm blieb, fragte ich: "Die Opferhelfer werden das Tier, ich bevorzuge einen Bock, nach meinen Wünschen präparieren?"

  • Milo wölbte leicht die Augenbrauen und musterte den Mann eingehend.
    "Du selbst warst es doch, der mir gerade eben von den genannten Zusammenhängen berichtete. Umfassende Unterlagen über sämtliche Mitglieder des Cultus Deorum liegen mir natürlich nicht vor. Ich verwalte nur die Terminpläne der Prüfer."
    Er zog die Wachstafel noch etwas zu sich heran und notierte den genannten Namen. Dann schob er sie wieder beiseite und wandte seine Aufmerksamkeit voll dem Ratsuchenden zu.
    "Flavius? Weder dein Gesicht, noch dein Name sind mir bekannt. Ist davon auszugehen, dass uns etliche Verwandtschaftsgrade trennen? Mein Vater ist der Senator Secundus Flavius Felix."
    Milo versuchte in den Zügen des Flaviers irgendwelche Ähnlichkeiten zu erkennen, konnte ihn jedoch nach wie vor nicht zuordnen. Er ging davon aus, dass es sich um ein Mitglied des spanischen Zweigs der Familie halten musste, was stets vieles erklärte. Auf die Frage hin legte sich ein fragender Ausdruck auf Milos Züge.
    "Was verstehst du unter 'präparieren'? Die Durchführung des Opfers obliegt natürlich allein dir. Es soll als ein privates Opfer stattfinden, wie man es auch bei persönlichen Anliegen selbst durchführt."

  • "Oh wie Recht du hast uns trennen Welten. Bist du reinem Geschlechtes oder ebenso wie dein Bruder Furianus in pleibischer Kinderstube aufgewachen?"


    Mir kam das so vor, denn wäre er ein Vollmitglied wüßte er um meinen Stand, meine Bande zur Gens Flavia und auch wo er meinen Namen einordnen mußte. Naja Geduld war meine Stärke, so beratschlagte ich ihn darin:


    "Meine Mutter ist die ehemalige Procuratrix der Provincia Aegyptus Diva L. Flavia Nyreti, mein Vater kein geringerer als Titus Flavius Vespasianus der lange Jahre als Praefectus Urbi von sich Reden machte und diente."


    Ich hoffte das würde ausreichen, um jene Gedanken anzuspornen. Zu seinen Worten zum Opfer fühlte ich mich angeregt erneut Aufklärung zu betreiben.

    "Ein Opfer wird von dem Priester geleitet. Er führt das Messer durch das Tier. Da ich dem Gott Quirinus opfern werde, muß es ein männliches Opfertier sein. Ich werde das Tier nichts selbst vorbereiten, dafür stehen die Opferhelfer bereit. Sie werden die Hörner vergolden, die Hufe zusammen binden und das Tier zum Altar führen und es für die Opferung bereit machen. Eine kleine Dosis Beruhigungsmittel bietet sich an, damit er nicht vom Sims springt."


    Fragend blickte ich mein gegenüber an.

  • Milo bemühte sich seine Irritation ob des unhöflichen Verhaltens des Flaviers zu verbergen. Es gelang ihm nur größtenteils und er schüttelte etwas steif den Kopf.
    "Ich bin bei unseren flavischen Verwandten in Baiae aufgewachsen."
    Weitere Kommentare verkniff Milo sich. Als jener sich als Bruder seines Vetters Gracchus ausgab verstand er sofort, warum dieser es stets vermieden hatte über seine Brüder zu sprechen. Er nickte nur leicht und nahm sich vor, jenen zu einem späteren Zeitpunkt bezüglich Lucullus genauer zu befragen. Die Schilderung bezüglich des Opfers ließ ihn nur leicht mit den Schultern zucken. Da dieser Mann seine Ratschläge ohnehin nicht anzunehmen gedachte entschloss er sich dagegen, ihm weitere Hinweise auf die Prüfungsmodalitäten zu geben. Milo wusste genau, dass der Septemvir für einen Patrizier kaum eine ausnahmsweise leichtere Prüfung veranstalten würde.
    "Da du dich mit dieser Prüfung offensichtlich schon besser auskennnst als ich, wird es wohl so sein, wie du es beschreibst. Ich wünsche dir viel Erfolg, Vetter."
    Er nickte leicht mit dem Kopf und zog sich daraufhin die eben schon gelesene Schriftrolle heran, mit freundlicher Miene auf den Abschied seines Gastes wartend.

  • Diese unendliche Kühle, wie ich sie schon öfters in der Stadt Rom gefühlt hatte, schlug mir erneut entgegen. So erhob ich mich mit einem Seufzer und sagte ein knappes "Vale Vetter..." bevor ich seine Stuben verließ, um heim getragen zu werden.


    Am nächsten Morgen würde man mir jene Prüfung abnehmen und nicht irgend jemand war mein Richter, sondern nur einer.

  • Schon früh am Morgen begab ich mich mit der Tochter des Annaeus Florus Regia des Cultus Deorum und wandte mich an einen der Anwesenden, nachdem ich klopfte.

    Salvete, ich bin Aurelius Cicero, und diese junge Frau ist Annea Prisca. Ich wünsche den Pontifex zu sprechen.


    Wieder einmal, dachte ich.

  • Milo räumte gerade ein paar Schriftrollen in ein Regal, als er von jemandem angesprochen wurde. Er ließ von seiner Arbeit ab, wandte sich zu dem Aurelier um und lächelte ihm und seiner Begleitung höflich zu.
    "Salvete. Ich bin Titus Flavius Milo. Mit welchem Pontifex wünscht ihr zu sprechen und um was für ein Anliegen handelt es sich?"
    Aufmerksam wartete er die Antwort ab.

  • Der Mann kam mir doch bekannt vor, sinnierte ich.


    Wenn Tiberia Claudia zu sprechen ist, wir kennen uns beide schon von einem anderen Gespräch, so wäre uns geholfen. Die Tochter des Annaeus Florus hat ein reges Interesse, den Göttern zu dienen.


    Ein Lächeln huschte zu ihr herüber.

  • Bedauernd schüttelte Milo den Kopf.
    "Es tut mir leid, doch die Pontifex Tiberia leidet derzeit unter den Auswirkungen einer Krankheit. Sie wurde von ihrem Dienst befreit und ist momentan nicht zu sprechen. Doch vielleicht kann ich euch helfen."
    Sein Blick fiel auf zwei freie Korbsessel, die um einen Tisch herum arrangiert waren und er deutete einladend auf die kleine Sitzgruppe.
    "Nehmt doch Platz. Ich werde euch gerne alle Fragen dazu beantworten und gegebenenfalls das Notwendige veranlassen."
    Für sich selbst holte er einen weiteren Stuhl heran.
    "Hat dieses Interesse am DIenst der Götter bereits eine konkrete Form angenommen? Gibt es einen bestimmten Weg, den sie einschlagen möchte?"
    Sein Blick wanderte von Cicero nun zu der jungen Frau selbst und er sah sie fragend an.

  • Prisca überlegte kurz, nachdem sie sich neben Cicero gesetzt hatte, welche Worte sie sagen würde.


    Nun ja ... ich würde gerne Minerva dienen.
    Sowas in der Art habe ich bereits in Griechenland getan.


    Sie blickte Milo an und erwartete seine Reaktion.

  • 'Sowas in der Art?' fragte Milo sich, hakte aber nicht weiter nach. Stattdessen nickte er bedächtig und begann den Ablauf einer Karriere im Dienst des cultus deorum zu erläutern.
    "Als Mitglied des cultus deorum hättest du selbstverständlich auch die Möglichkeit, dich mit der Göttin Minerva zu befassen. Insgesamt ist dazu allerdings zu sagen, dass sowohl die Ausbildung als auch der Dienst breiter gefächert ist und sich auf alle dem römischen Kulte angehörigen Götter bezieht. So gibt es gegenwärtig zwei Möglichkeiten, die nötige Qualifikation für das Amt des sacerdos publicus zu erlangen. Sofern du dich durch deine Erziehung und die Tätigkeit in Griechenland bereits in der Lage siehst, das für diesen Beruf notwendige Wissen zu haben, besteht die Möglichkeit, dass du die probatio rerum sacrarum ohne weitere Verzögerung ablegst und in dessen Folge als sacerdos publicus in die Reihen des cultus deorum aufgenommen wirst. Falls du diese Voraussetzung als nicht erfüllt ansiehst, besteht weiters die alternative Möglichkeit, dass du zunächst ohne weitere Prüfung als discipulus beginnst und einem ausgebildeten sacerdos publicus als Schüler zugewiesen wirst. Dieser würde dich anleiten und dir beim Lernen Hilfestellung leisten, auf dass du eines Tages die probatio rerum sacrarum erfolgreich ablegen kannst und daraufhin ebenfalls zum sacerdos publicus befördert werden kannst. Soweit zu dem prinzipiellen Verlauf."
    Er hielt inne und blickte die junge Frau fragend an.
    "Gibt es bereits eine bestimmte Tendenz, wie du deinen Dienst beginnen möchtest? Oder hast du noch andere Fragen dazu?"

  • Minervina fühlte sich unbehaglich. Sie hatte schon seit einigen Tagen nichts mehr von ihrer Tante gehört und hatte nun durch die Verwaltung einen Brief bekommen, in welchem die Entlassung ihrer Tante angesprochen wurde. Unsicher fragte sie einen Mann: "Salve, ich bin Rediviva Minervina. Ich wurde aufgrund meiner Ausbildung hierher beordert..."

  • Milo legte die Wachstafel beiseite, auf der er sich gerade einige Notizen gemacht hatte. Freundlich blickte er zu der jungen Frau auf.
    "Salve. Sehr erfreut. Ich bin Titus Flavius Milo."
    Im ersten Moment war er etwas irritiert, doch dann erinnerte er sich wieder. Der Scriba des Rex Sacrorum hatte Milo bescheid gegeben, dass einige der Discipuli ihn aufsuchen würden. So wies er einladend auf einen ihm gegenüber stehenden Stuhl.
    "Nimm ruhig Platz. Ich nehme an, dass du eine Discipula der Pontifex Tiberia warst?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!