Arbeitszimmer des Duumvir

Tiberius Lupus bedanke sich und nahm Platz.

Mich schickt Lucius Octavius Detritus. Er erfuhr davon, daß ich um Aufnahme bei den Vigiles von Ostia ersuchte. Da meine Aufnahme dort nicht möglich war, machte er mir den Vorschlag, in Mantua in den Dienst zu treten.

Mein Vater, Marcus Lupus, betreibt eine Taberna nahe dem Marktplatz von Ostia, an einem kleinen Platz gegenüber der Kaserne der Vigiles von Ostia. Ich habe einen jüngeren Bruder, Secundus Lupus, und eine Schwester, Sabina, die ihm beim Betreiben der Taberna helfen. Ich selbst habe das Haus meines Vaters früh verlassen und fand Aufnahme in einer Taberna in Rom, wo man mich gegen Brot und ein Dach über dem Kopf in die Lehre nahm. Ich lernte arbeiten, dazu lesen, schreiben und rechnen und ging auch mit auf die Markteinkäufe. Dann rief mich mein Vater nach Ostia zurück. Er bat mich, den wichtigen Schritt um Civis für die Familia zu tun.

Gespannt wartete er auf die Antwort des Duumvir.

"Dein Vater ist ein weitblickender Mann, und ihr scheint doch alle fleißig und redlich zu sein."

Nachdenklich rieb ich mir mein Kinn. Das die Vigiles in Mantua stationiert werden sollten, so wie es in Misenum geschah, davon wurde ich kürzliich unterrichtet. Die Ludi verhinderten jedoch, das ich mich aktiv damit auseinandersetzte.

"Tatkräftige aufrechte Männer sind stets willkommen. Sage mir doch noch, wie ist es mit deinem Glauben eigentlich beschieden? Mantua ist eine, mit Traditionen verwachsene Gemeinde, die den Glauben ernst nimmt."

Meine Gebete gehören Merkur. Meine Familie hat mit den Christen nichts zu schaffen, wenn es das ist, was ihr zu erfahren wünscht.

Zufrieden nickte ich, denn ich hörte, was es zu hören gab.

"Die Ausbildung bei den Vigiles, wie ich hörte, soll ziemlich hart und anstrengend sein. Und sie ist nicht ungefährlich, bist Du Dir dessen bewusst, Tiberius Lupus?"

Tiberius nickte selbstbewußt.

Ich bin jung, stark und ohne Furcht. Ich bin zur rechten Zeit am rechten Ort.

"Ein Mann, der niemals Furcht hat, der ist blind. Furcht lässt uns wachsam sein, doch müssen wir unsere Furcht stets im griff behalten, sonst beherrscht sie uns."

Wieder einmal kam meine philosophische Ader durch, so dass ich mich hinreißen ließ, zu dieser Betrachtung. Ob der junge mann jedoch Interesse an dieser Äußerung hatte, das wusste ich nicht.

"In Ordnung, ich werde deinem Wunsch entsprechen und heiße Dich mit offenen Armen in unserer Gemeinde willkommen."

Ich danke Euch für das Vertrauen. Tiberius Lupus wird Euch nicht enttäuschen.

Tiberius verabschiedete sich höflich und ging, um seinen Dienst anzutreten.

"Mein officium wird immer für Dich offen sein."

Ich hoffte jedoch, der junge Mann würde es nicht zu wörtlich nehmen.

Tiberius Lupus straffte noch einmal seine Kleidung, bevor er an die Tür zum Officium des Duumvir klopfte. Auf den Zuruf von der anderen Seite betrat er den Raum und grüßte.

"Salve, Duumvir Titus Aurelius Cicero! Ich komme, um Euch von meiner Reise zu den Vigiles in Rom Bericht zu erstatten."

"Komm herein und setze Dich. Lass uns nur noch eben auf den neuen Magistratus warten, dann könnt ihr Euch gleich kennenlernen."

Mit einer freundlichen Geste wies ich ihm einen Platz an.

Tiberius Lupus setzte sich und wartete.

Um die wartezeit zu Verkürzen, und da ich ja auch neugieirg war, musste ich schon einmal fragen:

"Und, war die Reise von Erfolg gekrönt?"

Einen Moment später klopfte ich und trat ein, als ich hereingebeten wurde. Mit einem Nicken grüßte ich zuerst meinen Onkel, dann dein Fremden, ehe ich mich setzte.
"Verzeiht meine Verspätung", sagte ich.

Tiberius stand auf und grüßte den Magistratus. Dann begann er seine Ausführungen.

"Die Verhandlungen waren sehr zäh und schwierig." antwortete Tiberius Lupus dem Duumvir. "In Rom ist man der Meinung, daß ein Optio aus Mantua nicht viel zählt. Die Vigili dort wollen ihr Wissen nicht umsonst preisgeben. Einiges konnte ich dennoch in Erfahrung bringen. Ich sprach mit dem für die Ausbildung zuständigen Optio Clarus Helios. Ihm konnte ich einige Aussagen zur Ausrüstung der Truppe entlocken und er half mir, eine Liste der benötigten Gegenstände zu erstellen. Auch erwirkte er, daß ich beim Praefectus vorgelassen wurde. Mit ihm führte ich ein langes Gespräch. Im Ergebnis steht, daß die Hilfe der Römer, zu der diese grundsätzlich bereit sind, an Bedingungen gebunden ist."

Geschenkt ist nicht einmal der Tod. Ich nickte leicht beim Zuhören, denn ich hatte nichts anderes im Grunde erwartet.

"Was für Bedingungen sollen das denn sein?"

"Nun, ...einen Vigilius wollte man uns nicht zur Unterstützung und Beratung schicken, doch wurde mir das Angebot unterbreitet, eine Grundausbildung bei den römischen Vigiles zu absolvieren. Dabei würde ich vertraut gemacht mit der Benutzung der Ausrüstungen und den Abläufen bei der Brandbekämpfung. Diese Ausbildung würde die Stadt Mantua 500 sz kosten, doch ist der Nutzen, den sie daraus ziehen würde, wesentlich höher einzuschätzen. Was die Ausrüstung angeht, so können wir vieles von einheimischen Handwerkern herstellen lassen, hemae, dolobrae, scalae, perticae und centones etwa sollten kein Problem für unsere Schmiede und Tischler sein. Für diese Ausrüstung sollten wir einen Gerätewagen konstruieren lassen, auf dem diese Dinge deponiert werden und der immer zum Einsatz bereit steht. Wir brauchen von den römischen Vigiles im Grunde nur einige siphones und ein oder zwei ballistae. Der Praefectus hat die Lieferung dieser Geräte von meiner Ausbildung bei den Vigiles abhängig gemacht. Er meint, es wäre verschwenderisch, die Ausrüstung herauszugeben an Personen, die diese nicht richtig benutzen und pflegen können."

"Das mit der Ausbildung vor Ort klingt doch vernünftig. Die kleinen Gerätschaften, da hast Du rechtt, die können wir uns hier beschaffen. Auch könnten wir erwägen, schweres Gerät von der Legion zu bekommen."

Ich schaute meinen Neffen an, wäre es nicht eine Aufgabe für ihn?

"Wann, Tiberius Lupus, könntest Du denn die Ausbildung beginnen?"

"Ich benötige 3 bis 4 Tage, um die weiteren Ausbauarbeiten in der neuen Caserna zu organisieren. Ich muß neue Anordnungen treffen, die Dienste für meine Abwesenheit einteilen, die Handwerker sprechen und einige erste Rechnungen begleichen. Dann könnte ich sofort wieder nach Rom reisen. Auch wäre es gut, wenn für die Zeit meiner Abwesenheit jemand ein Auge auf die Vigiles hätte..."

"Wer sollte die Vigiles beaufsichtigen?"

So groß war unser Stab derzeit noch nicht, so dass die Auswahl nicht sehr groß war.

"Verzeiht mir, wenn ich kurz vom Thema ablenke, doch will ich Euch davon in Kenntnis setzen. In mantua werden neue, hoffentlich große Dinge geschehen. Und Ihr, da Ihr ebenso wie ich, die bediensteten der Stadt seid, Ihr werdet viel zu tun bekommen."

Mein Grinsen war breit und voller Tatendrang.

"Tiberius Lupus, ich muss Dich also drängen, schnell diese Ausbildung zu absolvieren. Wir brauchen Dich."

Ich hatte sehr genau zugehört und nickte nun nachdenklich.
"Nun, ich werde das gern übernehmen. Es soll mein erster Auftrag sein. Du, Tiberius Lupus, wirst deine Ausbildung antreten und ich werde mich um die castra vigilum kümmern. Du wirst die nötige Ausrüstung vorfinden, wenn du nach Mantua zurückkehrst. Ich kann mich auch um die siphones kümmern. Du wirst sicher viel zu tun haben während deiner Ausbildung."