Früh am Morgen ist Aemilia schon aufgebrochen. Den Langschläfergewohnheiten ihrer Zwillingsschwester kann sie heute nichts abgewinnen. So kommt es, dass sie sich weit vor dem vereinbarten Zeitpunkt schon auf den Weg durch die noch verschlafene Stadt macht. Rom an sich schläft zwar nicht wirklich, doch auf ihrem Weg kann sie beobachten, wie die Nachtaktiven von den Tagaktiven nach und nach abgelöst werden und die Art des Lebens sich verändert. Es dauert lange, bis Aemilia die Straßen und die Häuser der Stadt hinter sich lassen kann. Doch endlich ist es so weit und abseits des Weges spürt sie frisches, grünes Gras unter ihren Füßen. Die Sandalen in der Hand flaniert sie gemächlich zu dem mit Aelia vereinbarten Treffpunkt um bis dahin den Ausblick noch in Ruhe zu genießen.
Die Suche nach dem richtigen Ort
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Viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel später (früh aufstehen...furchtbare Angewohnheit) tauchte auch meine Wenigkeit auf. Schon nach wenigen Minuten hatte ich es bereut, nicht die Sänfte genommen zu haben, sondern so zu tun, als wäre ich körperlich topfit und zu Fuß zu gehen.
Aber da alles nichts half kam ich schließlich doch - mit leicht schmerzenden Füßen - an."Morgen Schwesterlein..."
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"Guten Morgen, Aelia!" strahlt Aemilia sie gut gelaunt an und umarmt die Schwester überschwänglich.
"Na? Gut geschlafen? Ein toller Tag, nicht wahr? Schau nur, wie schön es hier draußen ist! Die vielen Pflanzen, das schöne Wetter, die frische Luft..."
Sie atmet tief ein und dreht sich genießerisch einmal um die eigene Achse.
"Einfach wunderbar... Findest du nicht?" -
"Äh...jaja, ganz toll.", stimmte ich stirnrunzelnd zu.
Grausam...furchtbar...diese frische Luft...die grellen Sonnenstrahlen...die freie Natur....bah!
Und das alles zu einer solchen Uhrzeit. Naja, was tat man nicht alles...
Ich rieb mir nochmal kurz die Augen und sah mich prüfend um."Und was hast du nun hier vor?"
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"Wir werden nun..." eröffnet Aemilia feierlich und nicht ohne die angebrachte ausgedehnte Spannungspause.
"...den richtigen Ort suchen!"
Triumphierend sieht sie Aelia an und grinst stolz. Nachdem diese aber scheinbar noch nicht die große Erleuchtung erfährt, fährt sie noch etwas fort.
"Der richtige Ort wird ein wunderbar schöner Ort sein mit grünem Gras und schönen Bäumen, hübschen Blümchen..."
Aemilia sieht sich schon einmal suchend um.
"...und er muss leicht zu finden sein, von der Straße aus. Groß genug sollte er sein und nach Möglichkeit sollte ein Weg nicht zu weit von ihm weg sein..." -
Wieder sah ich mich um.
Hm...grünes Gras - vorhanden. Schöne Bäume - waren auch ein paar da. Hübsche Blümchen - jupp."Was ist denn an dem hier falsch?", fragte ich seufzend.
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Nachdenklich kratzt Aemilia sich am Kopf.
"Hmm... Ich weiß nicht. Irgendwie fühlt er sich noch nicht richtig an. Außerdem ist es hier so... so ungeschützt. Ich dachte da mehr an etwas hain-artiges."
Sie schaut Aelia ratsuchend an.
"Weißt du..."
Nachdem sie sich nach allen Seiten umgesehen hat und kein heimlicher Lauscher dort zu sein scheint, legt Aemilia den Arm um die Schultern ihrer Zwillingsschwester und flüstert ihr das große Geheimnis ein.
"Weißt du... Ich werde hier irgendwo eine Art... Anlaufpunkt machen für Peregrini und Sklaven! Vielleicht auch für ein paar Bürger. Hmm... Weil Diana ist ja die Beschützerin der Fremden und Rechtlosen und genau denen will ich auch gerne irgendwie helfen. Ich dachte, dass die hier her kommen können, ganz ungestört von dem großen Trubel der Stadt... Und hier bekommen sie dann Rat und Hilfe von mir und anderen Dienerinnen der Diana. Und für die armen von ihnen werde ich etwas zu Essen herschaffen... So an einem oder zwei Tagen in der Woche... Was meinst du? Was hältst du davon??"
Mit leuchtenden Augen sieht sie Aelia fragend an. -
"Hm.", brummelte ich nachdenklich.
"Die Idee ist gar nicht so übel...da bist wirklich du alleine draufgekommen?""Also etwas hainartiges..."
Ich kratzte mich am Kopf und überlegte, ob hier in der Nähe etwas derartiges zu finden war. Dummerweise ließen meine Ortskenntnisse mit jedem Schritt, der aus Rom hinausführte rapide nach. -
"Japp! Ganz alleine!" grinst Aemilia stolz wie Oskar und sich nicht ärgern lassend.
"Also? Kennst du auch nix hainartiges? Hmm... Dann müssen wir wohl doch suchen, wie? Ich kenne ein paar Lichtungen, aber ich kann mich nicht so genau erinnern, wie die so liegen und ob die geeignet sind..."
Sie schnappt sich Aelias Hand und zieht diese einen schmalen Trampelpfad entlang hinter sich her. -
Wieso nur wurde ich eigentlich immer herumgezerrt? Wieso hatte ich mich überreden lassen? Wieso ich? Fragen über Fragen
Ich ließ mich also durch die Pampas zerren, bemüht, irgendwo ein paar geeignete Bäumchen und Blümchen und dieses ganze Zeug zu entdecken.
"Wahrscheinlich müssen wir bis Capua latschen, bei unserem Glück." -
Nach und nach verlangsamt Aemilia wieder ihre Schritte. Keiner der Orte hier will ihr wirklich zusagen. Außerdem sind sie schon wieder viel zu weit von der Hauptstraße entfernt. Sie seufzt traurig.
"Ach... Ich weiß nicht... Ich glaube, wir müssen noch einmal wieder zurück."
Aemilia zuckt mit den Schultern, macht eine Kehrtwendung und läuft den ganzen weiten Weg wieder zurück. Vielleicht würde sich auf der anderen Seite der Straße ja etwas finden lassen. -
Einen dumpfen Laut des Unmuts äußernd massierte ich mir die Schläfen.
"Was habe ich nur verbrochen?", fragte ich gen Himmel gewandt, machte ebenfalls kehrt und trottete hinterher.
"Weißt du, Rom hat ja sooooo viele Straßen...an irgendeiner wird sich sicher etwas finden..."
An der letzten. Mit Sicherheit. -
"Hmm... Hast du eigentlich etwas Proviant mitgebracht, Schwesterchen?" fragt Aemilia ganz beiläufig, während sie durch die Gegend stapfen.
"Ich bekomme so langsam nämlich Hunger..."
An einem kleinen freien Platz mit grünem Gras, schönen Bäumen drumherum und hübschen Blümchen am Rande hält sie kurz nachdem sie die Hauptstraße überquert haben an und sieht sich fragend zu Aelia um.
"Der perfekte Platz für ein Picknick!"
Gespannt wartet sie ab, was die Schwester garantiert so an köstlichen Leckereien eingepackt hat. -
"Nein, ich bin schließlich nicht so verfressen wie du.", erwiderte ich. Iich halte es auch mal ein paar Stunden ohne etwas zwischen den Kiefern aus."
Ungläubig sah ich mich um.
"Picknick? Wenn du mich fragst ist das genau so ein Hain, wie wir ihn gesucht haben, oder nicht?" -
"Kein Picknick? Du hast garkeinen Proviant dabei?"
Aemilia zieht einen Flunsch und setzt sich enttäuscht auf einen herumliegenden Baumstamm.
"Was bist du nur für eine große Schwester, dass du dich nicht einmal anständig um das leibliche Wohl deiner kleinen Schwester kümmern kannst..."
Sie sieht zu Aelia auf und schüttelt vorwurfsvoll den Kopf."Hm? Meinst du? Dieser Platz hier?"
Der Tonfall ist sehr skeptisch und Aemilia sieht sich erst einmal genau um.
"Naja... Vielleicht hast du Recht..."
Sie steht wieder auf und läuft ein bißchen umher, jede Ecke des kleinen 'Hains' genau inspizierend. -
"Na, warum hast du denn nichts mitgenommen? Du weißt doch wohl am besten, dass du dauernd Hunger bekommst."
War ja klar, dass ich nun wieder die Schuld bekam. Tsss.Mit verschränkten Armen betrachtete ich, wie meine Schwester jeden Baum und jeden Grashalm anschaute.
"Und, was meint die Expertin?", frotzelte ich. -
Aemilia lässt sich viel Zeit bei ihrer Inspektion. Schließlich dreht sie sich wieder zu Aelia um.
"Ja, nicht schlecht. Gut, dass mir dieser Platz gleich aufgefallen ist! Ich möchte wissen, wo du wieder mit deinen Gedanken warst, dass du nicht gemerkt hat, wie ideal hainartig er ist!"
Triumphierend grinst sie hinüber.
"Also mir gefällt er. Wir nehmen ihn.Hmm... Was brauchen wir noch? Irgendwelche Hinweise, wie man ihn findet... Etwas zum drauf sitzen... Baumstämme... Tische?"
Sie sieht sich suchend um.
"Aber wie ich das alles hierher bekommen soll..." runzelt sie ratlos die Stirn. -
"Ich habe eben nicht diesen hervorragenden Überblick wie du.", brummte ich. -.-
"Wahrscheinlich hat der grooooße Hunger, den ich habe, mich abgelenkt."
'Wir nehmen ihn', hörte ich sie sagen. Danke danke danke danke, an sämtliche Götter, dachte ich grinsend."Kannst ja ein paar Sklaven an die Straße stellen, die die Leute einwinken.
Du hast zu Hause nicht zufällig einen unbenutzten Karren, oder so, herumstehen?" -
"Einen Karren? Woher soll ich denn einen Karren haben?"
Aemilia sieht ihre Schwester an, als wäre diese jetzt komplett verrückt geworden.
"Hmm... Und irgendwo müsste man auch ein Opfer bringen können, falls das mal notwendig ist..."
Wieder dreht sie sich mehrfach nachdenklich um ihre eigene Achse, bis schließlich der richtige Platz dafür gefunden ist.
"Da! Ja..."
Man sieht, wie so langsam vor ihrem inneren Auge alles Gestalt anzunehmen beginnt.
"...und da kann ich das Essen unterbringen. Da kommen die Baumstämme hin... Ach, Tische brauchen wir nicht. So ist das viel gemütlicher. Und da das Lagerfeuer... Hmm... Eine Diana-Statue bekomme ich bestimmt nicht so leicht hierher, wie? Fehlt sonst noch was?"
Sie lächelt Aelia an und macht sich dann eigenhändig daran, die wenigen bereits herumliegenden Baumstämme dorthin zu zerren, wo sie sie hin haben will. Natürlich bewegen die riesigen Biester sich keinen Milimeter.
"Verd... äh... Mist. Nagut. Dann schick ich doch ein paar Sklaven heraus.
Hmm... Ansonsten... Fertig!" -
"Du bist doch die Sacerdos, die vom Pontifex Maximus persönlich geprüft wurde.", grinste ich. "Woher soll ich dummes Wesen denn wissen, ob noch etwas fehlt?"
Sichtlich belustigt beobachtete ich die verrück-Versuche meiner Schwester, die schließlich doch aufzugeben scheint.
"Die Statue soll eben der, der die Statue macht hierher liefern. Problem gelöst."
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