Reiterparade der Legio I

  • Am frühen Morgen des ANTE DIEM IV ID AUG DCCCLV A.U.C. war eine ganze Zenturie nach Mantua aufgebrochen, um am südlichen und nördlichen Ende der städtischen Via Principalis, sowie an deren Kreuzungen Straßensperren zu errichten.
    Als die Männer auf klappernden Caligae durch die Gassen der Stadt marschierten, war das Land noch immer von dichten Nebelschwaden überzogen. Besonders viel Verkehr war zu solch früher Stunde noch nicht auszumachen. Lediglich ein ortsansässiger Bauer klapperte mit seinem alten Wagen über das Straßenpflaster. Offenbar hatte er nicht einmal bemerkt, dass es sich bei dem marschierenden Tross um Legionäre handelte - trugen die Männer doch weder Helme, noch waren Schilde und Panzerung unter den langen Reisemänteln zu erkennen.
    'Nur gut, dass Festtag ist.', dachte Plautius - einer der Legionäre, welche mit zwei Contubernia den südlichen Wachposten bildeten, 'Da gibt es wenigstens Sonderrationen.'


    In der Tat hatten die Soldaten etwas mehr Fett, Mehl und Salz als üblich erhalten. Auch Obst, Nüsse und sogar eine Extraportion Fleisch ermöglichten den Luxus, an diesem Morgen auf die eintönige Puls verzichten zu können.

  • Erst waren es nur einige neugierige Kinder, die sich staunend hinter den Straßensperren tummelten, später ganze Menschentrauben. Jeder versuchte, einen guten Sichtplatz auf die noch völlig leere Hauptstraße zu ergattern. Wie erwartet, mussten besonders die Legionäre auf der östlichen Seite eingreifen: Längst hatten die Soldaten ihre Mäntel abgelegt, dafür Helme der Paradeuniform aufgesetzt und blitzende Pila gezückt. Mit den Scuta drängten sie die Menge immer wieder zurück, während am nördlichen und südlichen Ende Wagen um Wagen auf eine der Seitenstraßen abgewiesen wurde.


    Plötzlich erklang der ferne Ruf eines Cornicen.
    Gebannt warteten die Massen auf das Eintreffen der Reiterei.

  • Sehr gespannt hatte ich das Pferd bestiegen und durfte die Parade begleiten und der Opferung als Vertreter der Stadt beiwohnen.


    Ungeheur mächtig sahen die Reiter aus und ich fühlte so sicher wie noch nie. Die römische Armee war doch eben die stärkste und mächtigste.

  • Als der Magistratus Mantuas demonstrativ an der Seite des hochdekorierten Tribunen Lemonia den Zug der Reiter anführte, ging für wenige Augenblicke ein erstauntes Raunen durch die laut feiernde Menschenmenge, hatte doch niemand erwartet, dass einem Zivilisten eine solch hervorragende Position zuteil geworden wäre.
    Tribun und Magistrat folgten nunmehr etwa fünfhundert herausgeputzte Reiter in Gardeuniformen mit ihren Offizieren unter hellem Schall der Signalbläser.
    Stolz zeigten die Soldaten der Ala Hastae und Feldzeichen.

  • Nahezu unglaublich war das Gefühl von den Menschen bejubelt und bestaunt zu werden. Ich nickte dem Tribun zu. Der Schall der Signale brüllten Rum und Ehre Roms hinaus in die Stadt. Das klappern der Pfredehufen schwoll an zu einem nimmerendenden dröhnen.

  • Wo Hufgetrappel ist, da war auch Deandra zu finden. Flink eilte ich aus der Villa, wusste ich doch um die Feierlichkeiten am heutigen Tage, und rannte mehr als dass ich lief zur Hauptstraße von Mantua. Unterwegs traf ich noch Crispina und das letzte Stück legten wir gemeinsam zurück.


    Ich entschied mich dafür, mich nicht direkt an die Straße zu stellen. Etwas entfernt schaute ich mich verstohlen um, raffte meine Tunika und kletterte auf eine Steinmauer. Von hier aus hatte man einen herrlichen Überblick. Tief atmete ich durch, als der lange Zug endlich heran war und ich die Soldaten, aber viel mehr noch die Rösser betrachten konnte. Schön waren sie herausgeputzt. Das Fell glänzte und die Mähnen und Schweife waren zurecht gemacht.


    Auf jeden Fall wollte ich im Anschluss daran auch noch der Opferung beiwohnen.

  • An jenen Stellen, welche der Reiterzug bereits passiert hatte, zogen sich die wachhabenden Infanteristen allmählich, dem Zug nachfolgend, zurück, um somit die Hauptstrasse nach und nach wieder für die Schaulustigen freizugeben, welche natürlich das Opfer nicht verpassen wollten und daher der Parade folgten.


    Erste Reiter und damit auch Tribun Lemonia, sowie Magistrat Publius Sabbatius Marcellus, hatten bereits das Nordtor passiert. Zeit, um mit den eigentlichen Manövern zu beginnen, welche auch außerhalb der Stadt von jubelnden Bürgern verfolgt wurden.


    Der ritterliche Tribun erhob zum Zeichen für den Cornicen die Hand. Dieser nickte dem Stabsoffizier sofort zu und gab das zuvor vereinbarte Signal heraus, welches von nachfolgenden Signalgebern umgehend nachgespielt wurde, um jeden Decurionen über die bevorstehenden Formationsmanöver zu unterrichten.
    Kaum waren die Signale verhallt, preschten im Schweinsgalopp zur rechten und linken Flanke des Hauptzuges zwei Unteroffiziere mit den entsprechenden Vexilla vor. Die zugehörigen Turmae taten es ihnen gleich und bald hatten sich vor dem kommandierenden Tribunen etwa sechzig Mann unter der Führung zweier Decurionen eingefunden.
    Auf Kommando des Tribunen preschten die beiden Feldzeichenträger erneut einige Meter vor, um den hinter ihnen liegenden Reitern mehr Raum für ihre Manöver zu geben:
    Dieses bestand zunächst in der Bildung eines Keils, wobei die beiden Vorderseiten durch eine Turma und eine nachfolgende, normal ausgerichtete Reihe durch die zweite Turma gebildet wurden.


    In weiter Ferne erkannten die ersten Reiter bereits die Opferstätte...

  • Ich stellte mich zu Deandra an den Straßenrand. Selten gab es in Mantua solch großartige Ereignisse. Ich drückte aufgeregt ihre Hand, als die berittenen Soldaten an uns vorbeizogen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!