[Officium] Aedilis Curulis

  • Ein neues mit dich bringend streckte Antipater den Kopf zur Tür hinein. "Ist es erlaubt?"

  • Durus sah auf. Der Ishtar-Kultist! Was wollte der eigentlich? Inzwischen wusste er sogar seinen Namen, so oft erschien der Pompeier hier bei ihm. Was er wohl diesmal wollte? War seine Absage nicht klar genug gewesen?
    So legte der Aedil seinen Stilus beiseite und sah den Ankömmling an.


    "Natürlich, was kann ich diesmal für Dich tun?"

  • "Die Antwort auf eine einfache Frage wäre mir eine große Hilfe..." Antipater sah sich nach einem Sitzplatz um


    "...ihr sagtet meiner Vertrauten Morgaine eure Teilnahme für die Schiedsgerichtskommission ab. Dies stürzte die Kleine in solche Verwirrung, dass sie mir eure Gründe dafür nicht wirklich mitteilen konnte. Könnt ihr mir diese nennen?"

  • Das war es also! Nachdem Durus ihm mit der Hand bedeutet hatte, sich zu setzen, faltete er die Hände auf dem Tisch.


    "Nun, ich wusste nicht, dass es der Etablierung Deines Kultes geht. Zugegebenermaßen ist er mir ein wenig suspekt. Ich weiß nicht, ob ich ihn ihn den Göttern empfehlen möchte."


    Den Wunsch des Consuls hielt er vorerst zurück. Das war kein anständiges Argument.

  • "Es geht um Lobgedichte für die römischen Götter, wär als ein Patrizier, wär als ihr wäre geeigneter zu entscheiden wie die römischen Götter gelobt werden sollen? Doch wenn ihr meint, dass dieses Loben, da es im Namen Ishtars und einer vom IMPERATOR anerkannten Kultusgemeinde geschiet, suspekt ist, so verstehe ich euch nicht. Aber es wäre eure Entscheidung. Solltet ihr, wie ich ja bereits in meinem Briefe angedeutet habe, durch das Wirken des Quaestors Marcellus zu dieser Meinung bewogen worden sein, so fände ich dies als sehr kränkend." antwortete Antipater traurig

  • Durus bemerkte deutlich den traurigen Unterton in der Rede Antipaters. Er hätte eher mit Zorn denn mit Trauer gerechnet. Die Bemerkung zu Marcellus schmählte seine Entschlossenheit zwar ein wenig, aber dann erinnerte er sich, dass der Quaestor die Rückendeckung des Consuls bemerkt hatte.


    "Pompeius, ich wäre der letzte, der nicht für Lobgedichte für die Götter zu haben wäre. Es ist mir in keinster Weise suspekt.
    Ich möchte auch keineswegs die Duldung des Imperators in Frage stellen, jedoch kann ich trotz allem meine Vorbehalte gegenüber einer Gottheit, von der ich wenig gehört habe - außer, dass ihr Kult offensichtlich nicht gerade der mos maiorum entspricht."

  • "Ein kleingeistiges Festhalten am Mos Maiorum mag einer versteinerten Familie wie den Claudiern anstehen die, und ich sage das mit voller Überzeugung, zur Zeit nichts unversucht lassen um mir zu schaden da Marcellus keine persönliche Gespielin von mir bekam...." Antipater bemerkte das er sich ereifert hatte und hielt inne


    "Denkt an die Einführung des Kybele Kultes, die Rettung vor Hannibat wäre ohne eine Überführung des heiligen Meteorsteines aus Pessinus nach Rom gar nicht möglich gewesen. Ein Beharren auf dem Mos Maiorum wäre hier töricht gewesen.


    Ich würde eure Vorbehalte gerne zu gegebener Zeit zerstreuen."

  • Durus Augenbraue zog mit jedem Wort Antipaters höher. Die mos maiorum als versteinert zu betrachten gehörte nicht gerade zu den Ansichten, die Durus teilte - und das auch noch verbunden mit der Verunglimpfung einer alten patrizischen Gens!
    Und dann die Selbstentmannung von Peregrini mit dem zügellosen Treiben, das die Ishtaristen als Gebet bezeichneten, zu vergleichen...


    "Pass auf, was du sagst, Bürger. Aber einem Magistraten solch niedere Vorsätze zu unterstellen entspricht nicht gerade der Ehrerbietung, die du einem solchen entgegen bringen solltest."


    Der Appell war etwas unwirscher gekommen, als er gedacht hatte, und er wechselte die Position einer Tabula, um die Pause, die er brauchte, um die Emotionen zu beruhigen, zu überbrücken.


    "Ich lehne deine Ishtar auch nicht ab, weil sie kein römischer Gott ist oder weil Claudius Marcellus mir dies im Namen des Consuls nahe gelegt hat, sondern weil sie meines Erachtens einen fragwürdigen Kult hat, bei dem ich mir unsicher bin, ob er der Bevölkerung schadet - wenn meine Informationen stimmen.


    Sage mir: Ist es wahr, dass in euren Tempeln Lupae, aber auch Bürgerinnen wahllos bei Fremden liegen?"


    Dieses Gerücht hatte er gehört und Morgaine hatte es nicht gerade zerstreut, als sie bereitwillig mit ihm ins Bett - oder besser ins Archiv - gehüpft war.

  • "Der Consul..." Antipater hob eine Augenbraue


    "...doch lass mich erst einiges ausführen.


    Bei der Hierogamie, der heiligen Hochzeit oder auch Hieros gamos handelt es sich um einen religiösen Ritus, der seit uralter Zeit von zentraler Bedeutung in den Religionen des Orients und Europas ist. Dabei spielt die ursprünglich mythologische geschlechtliche Vereinigung eines Paares göttlicher Wesen die entscheidende Rolle. Sie wird stellvertretend durch die als Gottvertreter auf Erden angesehenen Herrscher und Priesterinnen nachvollzogen. Die ältesten dieser Vereinigungen sind als die zwischen einem Gott und einer Priesterin gedacht. Bei den Griechen wurden auch Vereinigungen zwischen den Göttern als Hieros gamos bezeichnet, vor allem aber die zwischen Sterblichen und göttlichen Frauen und Männern.


    In den mesopotamischen Kulturen von Sumer, Assur und Babylon spielte Hierogamie die bedeutendenste Rolle im Kult. In Indien, in Ägypten und wahrscheinlich auch in China, spielt sie auch eine Rolle.
    Der Hieros Gamos stellte als Ritual die angenommene Sicherung des Fortbestandes der Fruchtbarkeit dar und wurde jährlich zu Neujahr wiederholt. Die Inschriften sprechen von einer kosmischen Bedeutung des Rituals. Seine Ursprünge müssen wesentlich älter sein als die Hochkultur der Sumerer. Im Ritual vollzog der Stadtfürst mit der höchsten Priesterin der Zikkurat, die nicht selten seine Ehefrau war, die rituelle Vereinigung auf dem Altar. Die Priesterin verkörperte hierbei Inanna, die höchste Göttin, und der Fürst Tammuz, den Frühlings- und Fruchtbarkeitsgott und Inannas Sohngeliebten. Das Ritual wurde mit einem karnevalartigen Fest begangen, an dem die ganze Stadt teilnahm und das von Blumenschmuck und Musikanten und Sängern eingeleitet wurde.


    Die aus diesem Kult erwachsende Tempelprostitution bot für Normalsterbliche eine Form der Teilhabe an diesem Ritual.


    Sie wird in unseren Tempel durch drei Hierodulen, Dhara, Morgaine und Corvina zelebriert, die alle diesen Weg aus sich heraus wählten. Jede von ihnen ist aber auch im täglichen Leben eine leidenschaftliche Frau, die sich ihre Liebespartner frei nach eigenem Gusto wählen kann. Dabei spielen geistliche und körperliche Anziehung sicher eine Rolle.


    Bürgerinnen und Bürger, die in einer gewissen Zahl an den Riten der Ishtar teilhaben, liegen bei wem sie wollen, es hat nichts mit uns sondern allein mit deren freien persönlichen Entfaltung zu tun."


    Sim-Off:

    Die Benennung von Dhara, Corvina und Morgaine als Hetären im Tabularium erfolgte nur da es zu diesem Zeitpunkt den Begriff Hierodulen im Tabularium noch nicht gab.

  • Zitat

    Original von Sextus Pompeius Antipater
    "Die aus diesem Kult erwachsende Tempelprostitution bot für Normalsterbliche eine Form der Teilhabe an diesem Ritual.


    Sie wird in unseren Tempel durch drei Hierodulen, Dhara, Morgaine und Corvina zelebriert, die alle diesen Weg aus sich heraus wählten. Jede von ihnen ist aber auch im täglichen Leben eine leidenschaftliche Frau, die sich ihre Liebespartner frei nach eigenem Gusto wählen kann. Dabei spielen geistliche und körperliche Anziehung sicher eine Rolle.


    Bürgerinnen und Bürger, die in einer gewissen Zahl an den Riten der Ishtar teilhaben, liegen bei wem sie wollen, es hat nichts mit uns sondern allein mit deren freien persönlichen Entfaltung zu tun."


    Durus hörte sich den theologischen Exkurs über die Geschichte der Tempelprostitution schweigend an. Er hatte nichts gegen Lupanare, von ihm aus auch in Form eines Tempels - immerhin hatte er selbst ein "Gebet" genossen! Aber so plakativ...und freie persönliche Entfaltung? Bei einer jungen Frau?


    "Ich möchte nicht drumherum reden: Ich denke nicht, dass es sich für eine Bürgerin geziemt, sich beliebig mit Fremden zu vereinigen. Deine Worte bestätigen mich in der Ansicht, dass dein Kult die Jugend verdirbt und die Bürger verführt."


    In diesem Augenblick klopfte es und Durus sah entschuldigend zu Antipater. Er hasste unangemeldeten Besuch, aber dieser verhieß immer Dringlichkeit - sonst hätte sein Scriba ihn nicht vorgelassen...hoffentlich...


    "Entschuldige bitte einen Augenblick - Herein!"

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus


    "Entschuldige bitte einen Augenblick - Herein!"


    Minor vernahm ein 'Herein' aus dem Officium und trat ein.


    Er nahm Haltung an und grüßte den Aedilen:


    "Salve Aedilis! Princeps Prior Caecilius Metellus, ich melde mich auf Befehl des Praefectus Urbi mit drei Contubernia zu einer Inspektion!"

  • Antipater entschuldigte es mit einem Kopfnicken das auch seine Bereitschaft auf einen Wink hin zu gehen einschloß.

  • Durus erkannte sofort einen Soldaten der Cohortes Urbanae und fragte sich, was der Scriba sich dabei gedacht hatte. Naja, dann gab er eben persönlich weitere Befehle.


    "Princeps Prior, melde Dich im Officium meines Sekretärs nebenan. Er wird die Inspektion durchführen. Gehorche ihm also, als wenn ich es wäre. Vale."


    Damit wandte er sich wieder Antipater zu.

  • "Den Vorwurf die Jugend zu verderben muss ich mit allem gebotenen Respekt zurückweisen, denn Jugendliche gehören nicht zu unseren Anhängern, werden von uns in keiner Weise beworben ja dürfen noch nicht einmal in unsere Tempelanlagen" sagte Antipater mit großer, ja fast stoischer Ruhe


    "Und Bürger werden auch zu nichts verführt was nicht in ihnen steckt und nach Freiheit und Entfaltung bedarf." sein Lächeln kehrte bei einer Idee die er wohl gerade hatte zurück


    "Die Kontrolle der öffentlichen Lupanare gehört doch in euren Aufgabenbereich und in euren Augen scheinen wir nichts anderes zu sein. Also kontrolliert uns und macht euch selbst ein Bild. Es ist sogar eure Aufgabe."

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus erkannte sofort einen Soldaten der Cohortes Urbanae und fragte sich, was der Scriba sich dabei gedacht hatte. Naja, dann gab er eben persönlich weitere Befehle.


    "Princeps Prior, melde Dich im Officium meines Sekretärs nebenan. Er wird die Inspektion durchführen. Gehorche ihm also, als wenn ich es wäre. Vale."


    Damit wandte er sich wieder Antipater zu.


    Er grüßte noch einmal und verließ das Officium.

  • Durus nickte dem Soldaten zu, doch da antwortete Antipater bereits. Er hatte offensichtlich sehr viel Vertrauen in die Entscheidungsfindung der Jugend - Durus teilte diese nicht. Junge Menschen waren beinahe Kinder und wer sein Kind nicht leitet, der liebt es nicht!


    "Wenn Magistrate an einer solchen Veranstaltung teilnehme, könnte ein junger Mann glauben, es wäre erstrebenswert, diesem Kult anzuhängen - oder auch ein Mädchen. Ich würde dafür werben, ob ich will oder nicht. Denn leider achtet nicht jeder Vater ordentlich seine Kinder."


    Je mehr Antipater lächelte, desto ernster wurde Durus' Gesicht


    "Es gibt Räume für diese Freiheit und Entfaltung und die liegen sicherlich nicht in einem Lupanar - wer ehelicht ein Weib, das in derartigen Etablissements ein und aus geht?"


    Keine Angst, er würde sich ein Bild machen - den Rahmen hatte er schon gemalt!

  • Durus bekam eines Tages eine Notiz seines Scriba hereingereicht. Dort konnte er lesen:



    Societas Veneris - Decima Alessa
    Claudiana et Iuliana - Marcus Claudius Constantius
    Collegium cultus humanitatisque Hispania - Marcus Matinius Metellus


    Besitz von Eigentum --> LEX COMM. §3


    Der Aedil brauchte einen Augenblick, bis er verstand, was sein Scriba damit meinte. Dunkel erinnerte er sich daran, dass es vor einiger Zeit ein neues Gesetz gegeben hatte. Es ging um die Vereine und wenn er sich recht erinnerte....er erhob sich und trat an ein Regal, aus dem er den zugehörigen Codex zog und diesen aufschlug...genau:

    § 3 Vereinseigentum
    (1) Es ist dem Verein nicht gestattet, Eigentum in jeglicher Form zu besitzen.
    (2) Ein Verein darf kein Geld erwirtschaften durch Verkäufe etc. und keine Spenden annehmen.
    (3) Ein Verein darf kein Gewerbe führen.


    Sofort holte der Aedil einen Scriba herbei und begann, Briefe an diverse Oberkultisten zu verschicken...

  • "Dabei kommt es doch darauf an ob man die Ehe als Geschäft oder als mehr betrachtet, aber egal. Ich möchte euch eure Zeit nicht weiter stehlen." Antipater wandte sich zum gehen.

  • Für Durus war eine Ehe selbstverständlich ein Geschäft - aber nicht ein solches, auf das Antipater anspielte. Deswegen sagte er nichts, sondern verabschiedete sich von ihm, um sich wieder der Arbeit zuzuwenden.

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