[Officium] Aedilis Curulis

  • Furianus hatte sich schon seit einigen Tagen vorgenommen hier zu erscheinen und mit Durus über solch eine Angelegenheit zu sprechen. Seit er nun Senator war konnte er es nicht verschieben, es war höchste Zeit.


    So ließ er sich anmelden und ein Sklave klopfte für ihn an.

  • Durus war bereits informiert, dass Furianus kommen würde. Aus diesem Grund vertrieb er sich eher die Zeit, als er die neue Acta las.


    "Herein!"


    rief er, als es klopfte. Er legte die Zeitung weg und wartete.

  • "Du weisst ja, wie das doch so ist. Bevor man größere Anschaffungen tätigt, so übt man sich an kleineren. Und so handhabte ich es mit einem kleinen und bescheidenen Betrieb, der unter meiner Obhut blühte, bevor ich mich nicht an größeres wagte und Land kaufte.
    Da ich nun Senator bin kommt es erschwerend hinzu, dass ich nunmehr eine repräsentative Rolle einnehmen. Der Betrieb stört da erheblich mein Ansehen.
    Kurzum gesagt: Ich möchte den Betrieb loswerden."


    Nun war das Wesentliche schonmal vorgetragen und Furianus hatte sich schon vorher genau überlegt wie und wo er den Barbier anbieten wollte, kam jedoch zu dem Entschluss, dass dies hier der bessere Weg sei.


    "Es ist mir gleich wer den Barbier bekommt, hauptsache mein Name wird nicht damit in Verbindung gebracht. Ich dachte da an eine Versteigerung. Was meinst du, lässt sich dies bewerkstelligen, hast du Zeit dafür?"

  • Durus blickte Furianus verwirrt an. Er sollte eine Barbier versteigern?


    "Warum bietest du ihn nicht einfach per Aushang an?
    Ich meine...du könntest ihn ja auch über einen Klienten oder ähnlich versteigern, wenn du sofort nichts mehr mit ihm zu tun haben wolltest...


    Wobei es doch etwas mysteriös wirken würde, wenn ich einen Aushang tätige: Betrieb zu versteigern. Interessenten beim Aedilis Curulis melden! Das würde vielleicht Fragen aufwerfen und dich letztendlich doch offenbaren."

  • "Per Aushang wäre es zu offensichtlich, denn mein Name würde früher oder später fallen und ganz Rom wüsste, dass ich einen Barbier besitze.
    Einen Klienten, der diesen versteigern würde, habe ich nicht und außerdem würde es da auch wieder auf mich zurückfallen."


    Furianus lächelte.


    "Wie schon erwähnt, ich will ihn loswerden. Und welch Spektakel wäre es denn, wenn man statt Sklaven nun Betriebe versteigert? Natürlich lege ich noch 4 Sklaven dazu.
    Und du als Aedil, würdest meinen Namen am besten raushalten können. Schließlich gibt es im Jahr sehr viele beschlagnahmte, enteignete oder sonstwie in die Obhut des Staates geratene Betriebe. Ich war ja auch Aedil, ich kenne deine Last nur zu gut."


    Wobei er damals auch gesundheitlich sehr angeschlagen war, besonders bei den Spielen, die er unglücklicherweise mitgestalten musste.

  • Durus hatte die Betriebe zwar vornehmlich geschlossen, da die meisten ohnehin heruntergewirtschaftet waren, aber hin und wieder sollte es auch Versteigerungen geben...


    "Nungut, ich werde sehen, was ich für dich tun kann. Möchtest du den Sklaven gleich mitverkaufen? Oder stellst du ihn lieber zu Hause an?
    Ich nehme doch an, dass der Betrieb von einem Sklaven geführt wird?"

  • Mit Freuden nahm er die Zusage an.


    "Ich danke dir, Durus."


    Auch wenn Durus nur sagte, dass er versuchen werde sein Möglichstes zu tun doch unter Patriziern galt dies immerhin als Zusage. Sein Möglichstes, das des Aedils, konnte er mit Leichtigkeit erreichen, denn er war kein Quaestor, der einen Betrieb versteigern sollte, sondern ein Aedil, der dazu ermächtigt war.


    "Der Betrieb steht unter meiner Obhut und das heisst, dass ich auf die Bilanz schaue, mir Berichte zukommen. Doch die Betriebsführung obliegt einem fähigen SKlaven, den ich dem Betrieb nicht entreissen möchte. Meine Sklaven sollen auch verkauft werden.
    Der Anschaffungswert lag bei etwa 1000 Sesterzen, die Sklaven inklusive. Mittlerweile dürfte der Wert aufgrund der Wirtschaftlichkeit und dem guten Ruf darüber liegen. Aber ich bin nicht kleinlich und wäre auch mit einem Angebot von 800 Sesterzen zufrieden."

  • Durus suchte eine Notiztafel auf dem Schreibtisch, löschte die vorherigen Notizen und schrieb sich die Zahlen auf.


    "Gut, dann werde ich mich darum kümmern. Ich denke, dass es durchaus Interessenten für solch einen Betrieb geben wird."

  • Furianus nickte, nun war dies also erledigt.


    "Das war mein Anliegen, welches mich zu dir führte. Was ich jedoch zu meiner Schande nicht in Erfahrung gebracht habe ist wie es dir geht. Was planst du nach deinem Aedilat?"


    Schließlich musste auch er informiert sein, besonders über Freunde, denen vielleicht geholfen werden konnte.

  • Durus nickte. Die Bitte war kein Problem für den Tiberier.


    "Setz' Dich doch!"


    Oh, wie das klang! Als würde es eine lange Geschichte werden! Naja, das würde es ja möglicherweise auch...
    Er nahm Platz und lächelte.


    "Nicht, dass es so lange wird, keine Angst. Ich hoffe, dass ich einen Senatssitz erhalte. Da fällt mir ein...du wurdest ja neulich ernannt! Und ich habe dir noch gar nicht gratuliert!"


    Durus streckte erneut die Hand aus und erhob sich


    "Der Segen der Götter möge Dich auf deinem neuen Posten geleiten! Ich bin überzeugt, dass du dem Senat eine Bereicherung bist...wenn man sich da manche Senatoren ansieht...vom regimen maiorum ist da ja kaum noch etwas zu spüren."


    Zuerst hatte er glücklich ausgesehen, als seine Gedanken - und Worte - dann jedoch abschweiften, wurde er eher nachdenklich.

  • Er setzte sich auf den dargebotenen Platz und stellte sich schon auf eine lange Erzählung an. Doch Durus vernichtete diese Vorstellung sogleich und Furianus musste lächeln, da sein Freund sich gerade durch gute Menschenkenntnis auszeichnete.


    "Ich danke dir für deine aufrichtigen Worte.
    Ich kann auch nicht verstehen warum man einen Demagogen und Aufwiegler noch länger im Senat duldet. Es sind Hunderte in dieser Halle und man kann sich dem einen nicht entledigen, schrecklich."


    Leider konnte Furianus nur reden so viel er nur wollte, der Dolch saß tief und keiner, nicht einmal der Kaiser, entfernten ihn.


    "Ich bin voller Zuversicht, dass du bald augenommen wirst, Durus. Ich weiß nicht ob sich Rom nach solchen Männern wie dir im Senat sehnt, ich jedenfalls seit dem Tage, an dem ich diesem Senator wieder in das Gesicht blicken musste, der, welcher nach der Schmach und seiner feigen Aktion, sich nicht aus eigenem Antriebe seiner Senatorenwürde zu entledigen, die Unverschämtheit besitzt gegen mich zu sprechen!
    Du weißt ja von wem ich da spreche, wir beide klagen ihn an."

  • Durus nickte. Es stand nicht so gut um die res publica, wie man glauben mochte. Hin und wieder fragte er sich, ob der Kaiser die cura morum nicht ein wenig schleifen ließ...oder missachtete nur jeder die nota censoria, die Avarus bereits erhalten hatte?
    Und jetzt hatte Avarus wieder die Frechheit besessen, einen ehrwürdigen Patrizier anzugreifen? Gerade dieser Mann? Seine Nachdenklichkeit schwankte leicht zu Zorn hinüber - allerdings zu beherrschtem Zorn.


    "Avarissimus? Ich frage mich, was dieser Mann im Senat tut. Hat er nicht eine nota censoria erhalten?
    Manchmal frage ich mich, ob der Kaiser sich nicht mehr ins öffentliche Geschehen einmischen sollte. Solch eine Geldgier und Frechheit gefährdet unseren Staat!"

  • "Avarus wird seinem Namen mehr als gerecht. Er wagt es sogar mir das gleiche Gedankengut zu unterstellen, sagt ich hätte des Geldes wegen ein Amt angenommen, welches doch niedriger entlohnt wird, als sein unnütziges Amt. Seien wir doch ehrlich, was macht er als Legatus?"


    Furianus musste nun selber angestrengt überlegen was so ein Legatus tun konnte, so ein Mann, von dessen Amt man noch nie gehört hatte, die Pflichten seines Amtes doch die Praefecti zu tragen hatten. Folglich tat er gar nichts.


    "Er macht gar nichts. Dazu komme ich auch nach stundenlangen Überlegungen. Ahja, eine Reise, die hat er gemacht. Diese war, da seine Verlobte mit an Bord war, wohl eher nicht dem Staat, dem Kaiser oder dem Cursus Publicus zuträglich und vonnöten gewesen, nein, nur dem Avarus. Und da erdreistet sich dieser Mensch noch eine Gehaltserhöhung für ein Amt zu fordern, dass man abschaffen sollte."


    Irgendwie war er es sich jetzt schon leid sowas wie Aufmerksamkeit an den Mann verschwenden zu müssen, der nicht einmal seine Worte verdiente.


    "Hätte der Kaiser nicht eingegriffen, Avarus hätte nicht nur die Nota Censoria auferlegt bekommen, sondern einen freundlichen Abschied vom Senat. Der Kaiser, auch wenn es schwer nachvollziehbar ist, mag ihn wohl.
    Und dass er den Staat gefährdet, da stimme ich dir natürlich vollkommen zu. Wenn man bedenkt, welch Ansehen nun der Senat durch ihn geniessen darf, so wundert es mich nicht, wenn schon Offiziere in Germanien den Senat verschmähen."


    Ein gedanke übermannte ihn, so dass er eine Pause einlegte und wie entgeistert zu dem kleinen Fenster schaute, was auf die Straße führte. Es schien, als würde er die Worte in Abwesenheit seines Geistes sprechen, denn er schaute Durus nicht an.


    "Als Freund sollte ich dich mahnen, dich vom Senat fernhalten, dir diese Enttäuschung und Pein ersparen in einem Raume mit diesem Mann zu sitzen. Doch als Mann mit Werten sehne ich mich nach einer Opposition gegen diese Lethargie und den Frevel, der in diesen Hallen herrscht, wünsche, dass du so schnell wie möglich berufen wirst."

  • Durus lauschte aufmerksam den Worten von Furianus. Auf Staatskosten machte er also Reisen durch das Imperium...sehr interessant...der Imperator ein Freund des Avarus?...höchst bedenklich...Offiziere in Germanien verschmähten den Senat?...unerfreulich! Während Furianus kurz in Gedanken versank, überlegte Durus, welche Frage er als erstes stellen sollte - so viele Neuigkeiten!
    Doch dann sagte er etwas, was einer direkten Erwiderung bedurfte.


    "Es geht nicht um mich. Es geht nicht um meinen Ärger mit all diesen Dingen. Ich bin von Geburt an dazu vorgesehen, für Rom zu arbeiten. Es ist eine Frage des Pflichtgefühls gegenüber Rom und der mos maiorum. Und die hat heutzutage offensichtlich jede Unterstützung bitter nötig!"


    Der Tiberier erinnerte sich plötzlich an seinen Hauslehrer. Der alte Grieche war ein glühender Stoiker gewesen und dem jungen Durus stets das Pflichtbewusstsein als höchstes Gut eingetrichtert. Außerdem hatte sein Vater gern davon gesprochen...und jetzt war es seine Aufgabe, davon zu sprechen - und sein Gesagtes zu leben!

  • Anerkennend nickte Furianus.


    "Deine Geburt wird Rom hoffentlich zu schätzen wissen. Das hoffe ich für uns alle.
    Von der mos maiorum spreche ich für gewöhnlich nicht mehr, sie starb schon aus. Blicke dich um, denn es erscheint mir so."


    Sie waren sicherlich nicht viele, nicht viele trauerten den alten Zeiten nach. Auch wenn er es ebenfalls nicht tat, denn das hatte er hinter sich, war er sich im klaren darüber, dass es schwer sein würde das alte Bild wieder herzustellen.


    "Das Schicksal hat einen Schleier, durch den wir ein trauriges Gesicht wie auch ein Lächeln nicht erkennen können. Es ist daher fast eine Art Glücksspiel, was wir, durch unseren Stand und seine Verpflichtungen, mit höheren Risiken spielen.
    Was hat schon ein plebejischer Senator zu verlieren? Wir dagegen unsere Identität und unser Gesicht, wenn es so weitergeht, wie bisher."

  • Durus stellte enttäuscht fest, dass Furianus seinen Glauben an das Gute verloren hatte - zumindest wenn man ihm gerade zuhörte. Vielleicht war er auch nur ausgebrannt von den heftigen Debatten mit diesem...Vaterlandsverräter.


    "Niemals. Eher gehen wir unter, als dass wir unsere Identität aufgeben."


    konstatierte er auf die Zweifel seines Freundes.


    "Es ist klar, dass es heute nicht mehr so leicht ist, mit den alten Werten auf Stimmenfang zu gehen. Der Fisch stinkt vom Kopfe her, also müssen wir daran arbeiten, den Kopf schritt für Schritt zu ersetzen. Und bei solchen Geschwülsten wie Avarus muss man anfangen!"

  • "Ich werde mein Möglichstes tun und denke, dass du in diesem Thema nicht zurückstehen wirst."


    Die Zukunft war zwar ungewiss, doch das Glück bestand darin, dass man sie nicht vorgesetzt bekam, sondern durchaus auch gestalten und verändern konnte, wenn man nur wollte.


    "Ein Avarus weniger und mir bleibt so viel Sorge erspart. Aber bis dahin ist es, wie ich fürchte, noch so lang."

  • Durus rieb sich das Kinn.


    "Ich denke, wir sind - den Göttern sei Dank - nicht die einzigen. Dieser Claudius Marcellus scheint mir auch recht ambitioniert. Und Gracchus, dein...wie ist er eigentlich mit dir verwandt?"

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