Mercator und seine Nichte Alessa verließen spät abends die Casa um ein wenig durch die Straßen zu schlendern und den Kopf wieder frei zu bekommen. Mercator legte tröstend seinen Arm und Alessa.
„Seit wann weißt du es schon?"
Mercator und seine Nichte Alessa verließen spät abends die Casa um ein wenig durch die Straßen zu schlendern und den Kopf wieder frei zu bekommen. Mercator legte tröstend seinen Arm und Alessa.
„Seit wann weißt du es schon?"
"Erst seit wenigen Tagen." antwortete sie ihm und blickte zu ihm auf.
"An dem Tag, an dem wir den Brief von Lucilla erhalten haben, erfuhr ich es."
Mercator seufzte und versuchte aufmunternde Worte zu finden.
„Auch ich bin sehr traurig Alessa, aber ich denke….. nein ich weiß, dass er es nun bestimmt besser hat. Er hat sein ganzes Leben den Göttern gewidmet und nun, wo ihm seine Kräfte verließen, haben die Götter ihn erlöst und zu sich geholt.“
Alessa nickt auf seine klugen Worte hin. "Ja, vermutlich hast du recht. Dennoch fällt es mir unendlich schwer zu wissen, dass er nicht mehr am Leben ist. Das ich nie mehr mit ihm sprechen werde um ihm sagen zu können, dass er als Vater nie etwas falsch gemacht hat. Verstehst du?"
"Ich wollte erst nicht hierher kommen, wir hatten sogar Streit deswegen und dennoch hatte er recht. Es sind alle so freundlich und liebenswert hier. Das Land ist wunderschön.. ich wünschte ich hätte ihm das noch sagen können und mich bei ihm entschuldigen."
„Mach dir keine Sorgen. Er hat es gewusst und weiß es immer noch. Er wird unser Leben lang bei uns sein und auf uns acht geben bis der Zeitpunkt gekommen ist, bei dem wir uns alle wieder sehen.“
Er drückte Alessa etwas fester an sich.
Alessa legte ihren Kopf an seine Schulter. "Ich bin froh das ich zur Familie der Decima gehöre" gestand sie ihm.
"Alle sind so gut und liebenswürdig zu mir. Merdius ist wie ein Bruder für mich, ebenso Livianus und du wie ein Vater für mich." sie dachte kurz nach. Livianus.. sie hatte ihn noch gar nicht gesehen.
"Sag.. wo ist Livianus eigenlich? Ist er nicht mit dir gekommen?"
Mercator lächelte und war froh, dass Alessa etwas von ihren traurigen Gedanken abkam.
„Ohh! Der ist zur Casa Dida gegangen. Es gibt wohl jemanden, der wichtig genug ist, um vor der restlichen Familie begrüßt zu werden.“
Er zwinkerte ihr zu und versuchte den Themenwechsel beizubehalten.
„Wenn wir gerade dabei sind…. Was hältst du eigentlich von Didia Aemilia?“
Von ihrer Trauer wieder abgelenkt, lächelte sie ein wenig. Sie freute sich darüber, was sie hörte, war sie es doch gewesen, die Livianus Mut zugesprochen hatte.
"Dann ist er wohl bei Aemilia?" fragte sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Sie ist sehr freundlich und ich denke die beiden passen gut zusammen. Vor einer Weile hatte ich mit ihm gesprochen und ihm gut zugeredet, dass er sich trauen soll, ihr seine Gefühle zu gestehen." schmunzelte sie.
"Anscheinend hat er den Mut dazu gefunden, das freut mich für ihn."
Mercator seufzte.
„Und wie es mich erst freut! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie das Herz eines Vaters leidet, wenn er drei erwachsene Söhne hat und kein einziger ist verheiratet. Natürlich bin ich stolz auf alle drei, aber bei allen dreien steht die Karriere viel zu sehr im Vordergrund. Ein anständiger Römer sollte auch darauf bedacht sein, eine Familie zu gründen und Erben zu zeugen.“
Er schüttelte den Kopf.
Alessa lachte. "Ja, da hast du wohl recht." stimmte sie ihm zu und dachte über den heutigen Abend nach. Avitus fiel ihr wieder ein, der ihr aus dem Brunnen geholfen hatte. Sie hatte ihn ganz schön angegiftet, aber dennoch war er höflich und freundlich geblieben. Ein äußerst liebenswürdiger Mensch.
"Sag.. kennst du diesen Aulus Octavius Avitus?" fragte sie neugierig. Lustig, dass sie sich seinen Namen merken konnte. "Oder seinen Vater?"
Mercator sah sie überrascht an.
„Octavius Avitus?! Ich habe von ihm gehört, aber ich kenne ihn nicht persönlich. Seinen Vater kannte ich natürlich aus den Zeiten, als die Octavier noch in unserer Factio waren. Er war ein Weggefährte von Meridius. Warum? Wie kommst du auf ihn?“
Sie sah ihn etwas ertappt an. "Nun, ich bin ihm heute Abend im Garten begegnet. Durch meine Tollpatschigkeit war ich in den Brunnen gefallen und rutschte auf dem dummen Algenteppich aus. Er war so freundlich und half mir heraus. Er ist sehr nett.. und ich habe bemerkt, dass er mich einige Male ansah." erwiderte sie ihrem Onkel.
Mercator schaute etwas nachdenklich. Was er nicht gesagt hatte, war, dass er den Octaviern und auch Anton nie wirklich viel abgewinnen konnte. Er beschloss es jedoch vorerst für sich zu behalten und abzuwarten. Er schmunzelte.
„Du bist in den Brunnen gefallen….soso.“
Er nahm wieder seinen Arm von ihrer Schulter und streckte ihr seinen Ellbogen entgegen.
„Möchtest du dich einhängen?“
"Gerne" antwortete Alessa und hing sich sogleich bei ihm ein. Dann musste sie lachen. "Ja, so dumm es klingt, aber iich bin tatsächlich in den Brunnen gefallen. Ich saß am Rand des Beckens und als ich mich abstützen wollte, ist meine Hand weggerutscht, ich verlor das Gleichgewicht und bin platschend in das Becken gefallen..." erzählte sie amüsiert.
Mercator begann zu lachen.
„Da wäre ich gerne dabei gewesen.“
Er freute sich, dass Alessa auf andere Gedanken kam und nun auch lächelte.
„Und dieser Octavier hat dich dann aus dem Brunnen gezogen?“
Sie stieß ihn sanft in die Seite. "He.. das ist nicht witzig.." versuchte sie erst zu wirken, was aber nicht recht klappte.
"Nunja.. er war auch im Garten, was ich nicht bemerkt hatte und wahrscheinlich hat der das nicht zu überhörende 'Platschen' mitbekommen." schlussfolgerte sie.
"Jedenfalls kam er zu mir und fragte ob er mir helfen könne.. naja ich habe ihm erst einmal eine böse Abfuhr gegeben und versucht mich selbst aus dieser missligen Lage zu befreien.. " sie seufzte "..., was natürlich das ganze noch viel schlimmer machte, weil ich auf dem dummen Algenteppich unheimlich rutschte.
Das Ende vom Lied war, das er mich einfach gepackt hat und heraushob." sie lacht wieder. "Wahrscheinlich konnte er das Elend einfach nicht mehr mitansehen.. " schmunzelt sie und sieht zu Mercator auf, wie ein Kind zu seinem Vater.
Mercator seufzte lächelnd.
„Kind, du machst Sachen!“
Er sah sich um. Sie waren bereits ein ganzes Stück gegangen.
„Wir sollten uns vielleicht langsam wieder auf den Nachhauseweg machen.“
Alessa sah ihn liebevoll an und nickte. "Ja, lass uns umkehren. Morgen ist ein langer und anstrengender Tag. Es ist sehr schön hier, aber irgendwie vermisse ich doch die Heimat."
"Ich auch! Glaube mir!"
Die beiden machten sich wieder auf den Heimweg.
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!