• Nela lächelte wieder etwas. "Ja, das tun sie immer. Aber da darfst du auch nichts Genaueres hinterfragen. Sie kochen auch nur mit ganz normalem Wasser und keinem Rosenwasser. Sie halten sich für was Besonders, sind aber nur Durchschnitt, das sich ja so viele für etwas Besonderes halten." Das hatte sie damals schon so schrecklich gestört. "Aber ja, du hast recht. Sie sind mit meiner ehrlichen Art nicht so gut zurecht gekommen." Sie hielt halt in jungen Jahren nichts davon ihre Meinung nicht deutlich sagen zu können. Inzwischen hatte sie es gelernt. Sie hatte es müssen. Es ging zurück zum Stoffhändler und sie organisierten sich die ausgesuchten Stoffe. Noch etwas erfolgreich erworben. "Oh, das wäre wirklich ganz toll. Vielen Dank, dass du mir da helfen möchtest." Sie freute sich schon darauf dieses Kleid dann tragen zu können. Der Stoff war einfach zu schön. "Das gehört sich doch so. Man muss doch zusammenhalten. Also nichts zu danken. Immer gern zu Diensten." Das war Nela wirklich. Nachdem sie nun schon Schuhe und auch Stoff gefunden hatte, fehlte noch das richtige Zubehör. Schmuck. "Runa, jetzt müssen wir aber noch den richtigen Schmuck finden und das passende Zubehör für die Haare." Hier kannte sie sich nun gut aus und so war der nächste Stand, der entweder Schmuck oder Haarspangen anbot, ihrer. "Runa, sieh doch nur. Die ganzen verschiedenen Kämme," Nela hielt einen braunen hoch mit Bernsteinen versetzt. Dann noch einen Naturfarbenen mit blauen Blume bemalt.

  • Runa war dankbar ob der Ablenkung und nickte immer wieder lachend, als Nela ihr diesen oder welchen Haarschmuck zeigte.
    Natürlich hätte sie Nela jetzt erklären können, das sie doch schon genug von dem Gedönse zu Hause hatte, ABER das unterließ sie tunlichst, denn was Nela der Hartschmuck, waren für Runa ja die Schuhe. Also stürzte sich Runa wie ein Entdecker neuer Welten Kopfüber in den Stand und kramte und kramte. Mal hielt sie das eine mal Das andere teil hoch. Irgendwann hatte sie ein aus Horn gefertigten Kamm in der Hand, der wenn man in ins Licht hielt weiß/gelblich schimmerte, am oberen Ende war er sogar noch mit gold beschlagen.
    „Der hier Nela schau, der passt so perfekt zu dir, als wurde er nur für sich gemacht.“ Runa steckte ihn Nela in die Haare und tatsächlich er bildete einen nahezu perfekten Kontrast zu Nelas dunklen Haaren. „Perfekt.. ja wirklich nur für dich gemacht.“
    Runa lachte fröhlich, wie schon seit Tagen nicht mehr, ja das hier tat ihr wirklich gut – und sie konnte ja jetzt noch nicht wissen, das die Tage der Fröhlichkeit, die sie noch bis zu jenem Donarwetter zu erwarten hatte, an einer Hand abzuzählen waren.

  • Es waren wirklich schöne Dinge, die ihnen angeboten wurden. Runa hatte einen Kamm gefunden und ehe sie es sich versah, steckte dieser auch schon in ihren Haaren und neben ihrer Verwandten begann auch der Verkäufer die begeisterten Freudenstürme Runas dafür zu nutzen ihn ihr auch noch schmackhaft zu machen. Mit anderen Worten, Nela wurde einfach überstimmt. "Na gut, wenn ihr beide meint, dass er mit so gut steht, dann nehme ich ihn. Aber nun müssen wir auch noch etwas für dich finden," meinte sie dann an Runa gewandt. Nun begann auch der Verkäufer bei der Suche zu helfen. Nela fand einen blau angemalten Kamm mit goldener Verzierung. Es waren Blumenranken. Blätter und Blüten schwangen sich kunstvoll am Rand entlang. "Sieh doch nur. Der passt doch hervorragend zu dem Stoff, den wir gerade gekauft haben."

  • Runa nickte. „Ja der passt.“ Sie hielt ihn hoch und begutachtete den Kamm. „Ja. Einpacken!“ Keine Frage nach dem Preis – ihr Vater würde ja zahlen. Runa hatte hier und heute keine Lust zu verhandeln. Sie wusste wohl, das der Stoff und der Kamm in ihrer Truhe verstauben würden, denn wenn dann würde sie ein Kleid aus diesem Stoff nur auf der Hochzeit mit Curio tragen und das war ja gerade mehr als aussichtslos.
    „So nun haben wir Schuhe, Kleider, Kämme – was brauchen wir noch?“ Runa schaute Nela mit einem Lachen an. Ja Geld ausgeben war durchaus dazu geeignet den Frust zumindest für den Moment zu vergessen.

  • "Schmuck, wir brauchen noch Schmuck, aber den können wir uns auch beim nächsten Mal holen." Sie hatten ja schon genug Geld für einen Tag ausgegeben. Doch gleich nach Hause ging es noch nicht. Sie suchten noch eine der Garküchen auf und tranken dort noch ein Bier und aßen etwas. Nach dem anstrengenden Einkauf musste der Geist und auch der Körper noch gestärkt werden. Erst als das passiert war, gingen sie nach Hause und auf dem Weg dorthin hatten sie noch ausreichend Futter für die grausigsten Aufzüge des Tages.

  • Sie betraten die Basilika und sahen sich zunächst ein wenig um. Coriolana war schließlich noch nie in der Basilika gewesen. Alpina zeigte ihr die Stände des Handelkonsortiums der Duccier und erklärte ihr, dass dieses Handelsimperium in den Händen der Familie von Curios zukünftiger Frau lag. Coriolana staunte.


    "Das ist ja unglaublich, Alpina! Was hat Curio für ein Glück, eine Frau aus einer so einflussreichen und wohlhabenden Familie heiraten zu dürfen!"


    Alpina nickte. Er hatte Glück und er wusste das auch. Es war schon oft ein Gesprächsthema zwischen ihr und ihm gewesen. Sie wusste aber ebenso, dass dies nicht der Grund für die Ehe gewesen war. Curio hatte das Glück tatsächlich die Frau heiraten zu dürfen, die er liebte. Wie oft war das in der römischen und auch in der germanischen Gesellschaft der Fall? Fast nie. Ehen wurden geschlossen, weil man sich Vorteile davon versprach. Nun, im Falle Curios war das sicher der Fall... umgekehrt musste es sich jedoch noch erweisen. Sie hatte zwar keine Sorge deshalb. Curio würde Karriere machen, er war auf dem besten Wege dazu.


    "Curio darf vor allem die Frau heiraten, die er liebt. Das freut mich sehr für die beiden. Ich wünsche dir später auch mal dieses Glück, Lana."


    Lana lächelte verschämt. Schamesröte stieg ihr ins Gesicht. Noch war eine Ehe kein Thema, aber lange würde es sicher nicht mehr dauern. Sie kam nun ins heiratsfähige Alter.
    Das verschämte Lächeln wandelte sich in ein freches Grinsen.
    "Einen der mich nicht liebt würde ich niemals nehmen!"


    Alpina erwiderte das Lächeln auch wenn sie nicht davon überzeugt war, dass das Lanas Eltern genauso sahen.


    Gemeinsam schlenderten sie durch die Marktstände, begleitet von Coriolanas Entzückensrufen ob der tollen Auswahl. Schließlich standen sie vor dem Stand den Alpina aufsuchen wollte. Er gehörte einer Händlerin, die sich auf die Fertigung und den Verkauf der schönsten Borten spezialisiert hatte.

  • Ausgiebig betrachteten Alpina und Coriolana die vielen verschiedenen Borten. Es gab einfarbige, welche mit geometischen oder ornatmentalen Motiven oder mit sehr komplizierten vielfarbigen Mustern. Es war nicht einfach, da eine Entscheidung zu treffen.


    Alpina zog eine einfarbige Borte in einem tiefdunklen Rotviolett hervor.
    "Wie findest du die?", fragte sie die junge Helvetierin.


    Coriolana hielt die Borte hoch. "Schön. Aber willst du nicht lieber etwas Edleres. Sieh mal hier, diese mit dem gelben Mäandermuster auf dunkelblau. Die würde doch hervorragend passen. Oder nicht?"


    Das konnte Alpina nicht bestreiten. Diese Borte war besonders schön. Sie fragte die Händlerin nach dem Preis. Er war erwartet hoch, aber nicht übertrieben. Alpina ließ sich mehrere Ellen von der Borte abschneiden und zahlte den geforderten Preis. Lächelnd sah die Hebamme die jüngere Schwester ihres Lebensgefährten an.
    "Du bist mir eine große Hilfe gewesen. Zur Belohnung lade ich dich ein. In der Nähe gibt es eine nettes kleines Thermopolium wo man hübsch im Garten sitzen kann. Komm mit!"


    Gemeinsam verließen sie die Basilika.

  • Alpina hatte gehofft, dass Corvinus noch vor der Hochzeit Zeit finden würde, mit ihr gemeinsam ein passendes Hochzeitsgeschenk für Curio und Runa auszusuchen. Doch er war seit Wochen nicht in die Casa Helvetia gekommen. Nun machte sich Alpina alleine auf den Weg, ein Geschenk zu kaufen. So wie sie das Hochzeitspaar einschätzte und wohl wissend, dass die Casa Helvetia weder auf der Seite, die Corvinus und sie bewohnten, noch auf der Seite seines Bruders vollständig eingerichtet war, suchte Alpina nach einem praktischen Geschenk. Sie hatte auch schon eine Idee, was die beiden gut gebrauchen konnten.


    Gezielt steuerte sie einen Töpfer an, der seine Ware auf mehreren Verkaufstischen in der Basilika anbot. Sie sprach den hageren Mann dahinter an.
    "Salve, guter Mann. Ich suche einen schönen und repräsentativen Mischkelch für Wein und Wasser. Etwas, das den Tisch schmückt und man auch den Gästen gerne zeigt."


    Der Mann lächelte geschäftstüchtig und führte sie zu einem großen Mischkelch, den einige Tiermotive schmückten. Alpina besah sich den Kelch.
    "Hm. Er ist sehr hübsch, aber ich hatte an eine mythologische Szene oder so gedacht. Weißt du, es ist ein Hochzeitsgeschenk."


    Die Augen des Töpfers leuchteten auf. "Eine Hochzeit? Ja, da habe ich was Besonderes!"
    Er tauchte ab und kam mit einem großen Mischkelch hervor, dessen rotglänzende Rundung ein Relief zierte. Es zeigte den Weingott Bacchus und einige Satyrn und Mänaden, die um den Gött herumtanzten und ihm fröhlich zuprosteten.


    Alpina nickte erfreut. "Wunderbar, genau so habe ich mir das vorgestellt. Gibt es auch passende Becher dazu?"


    Der Töpfer strahlte jetzt. Er witterte ein gutes Geschäft.
    "Natürlich, natürlich!"
    Er präsentierte ihr eine Auswahl an ebenso schönen, rotglänzenden Tonbechern. Einige trugen Satyrn, andere Trauben, wieder andere Tiermotive oder waren gänzlich schmucklos.


    Alpina stand eine Weile grübelnd vor den Stücken. Dann ließ sie sich die Preise nennen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob ihr Budget dafür reichen würde. Schließlich entschied sie sich.
    "Gut. Ich nehme den Mischkelch und dazu je drei von den Bechern mit den Satyrn und denen mit den Trauben. Und eine Bitte hätte ich noch. Verpacke alles bruchsicher in einer Kiste und liefere sie in die Casa Helvetia in den Cabanae. Am besten in die Taberna Medica Alpina. Damit der Bräutigam keinen Wind von der Sache bekommt."

  • Sie hatten wirklich nicht lange gebraucht. Und wie Runa versprochen hatte war es in der Halle angenehm war. Auch die Waren von denen sie gesprochen hatte waren vorhanden. Gut die aus den südlichen Ländern nicht so zahlreich und reichlich überteuert. Dies lag an den verschneiten Wegen. Im Winter war es eben schwierig die Alpen zu überqueren.
    „Und worauf hast du Lust?“ Fragte Runa in ihrer wie immer direkten Art. „Wir können uns die Waren anschauen oder zunächst etwas Warmes gegen die Kälte zu uns nehmen. Warmer Met hilft immer.“ Runa lächelte. Sie wusste zwar nicht ob die Tiberia bereit das Getränk der Germanen probiert hatte. Wenn nicht würde das hier heute eine Premiere werden. Und wenn man sich gemütlich hinsetzen würde, dann könnte man sich auch besser unterhalten. Aber Runa wollte der Tiberia diese Entscheidung überlassen.

  • Die Markthalle klang vielversprechend. Es war eigentlich egal, was Duccia sonst noch versprach. Aktuell genügte tatsächlich die Eigenschaft „warm“, um einen Ort für Lucia attraktiv zu machen. Bisher hatte sie nicht gedacht, dass es außerhalb ihres Hauses noch so viele andere erträglich beheizte Orte gab. Sie hatte sich eigentlich nur zur Opferung rausquälen wollen. Jetzt war sie hier. Der Weg war scheußlich kalt gewesen, wie auch sonst, aber die Halle war wirklich in Ordnung. Nicht so groß und prächtig wie in Rom, natürlich, aber warm und das reichte vollkommen. Man wurde wohl mit der Zeit weniger anspruchsvoll…


    Dann wurde Lucia gefragt, wonach es ihr wäre. Damit hatte sie nicht gerechnet. Doch bei der Auswahl musste sie nicht lange überlegen. „Warmer Met hört sich gut an.“ Sie kannte das Getränk bisher nur in kalter Version. Tatsächlich war es das erste Getränk, das Vala ihr je angeboten hatte. Ob das nun gut oder schlecht war, sei mal dahin gestellt. Das Getränk war reiner Honig. Dieser noch warm, das klang gut.


    Lucia ließ sich von Duccia führen und fragte sie neugierig: „Wie lange dienst du denn schon den Göttern?“ Der Weg hierher hatte Lucia ihren Atem sehen lassen, da hatte sie lieber geschwiegen, aber jetzt wollte sie das schon gerne wissen. Es war Lucia nämlich nicht wirklich möglich die Hochzeit der Duccia mit ihrem Dienst an Iuppiter zu vereinen.

  • Runa hatte es tatsächlich geschafft eine ruhigen Platz in einer der Tavernen zu finden. Sie orderte zwei heißt Met, die nach nur kurzer Zeit an den Tisch gebracht wurde. Runa prostete ihrem Gegenüber zu, trank einen kleinen Schluck, bevor sie antwortete.
    „Nun seit 5 Jahren verrichte ich meinen Dienst im Tempel.“ Sagte Runa zunächst auf die Frage, wenn sie aber so recht darüber nachdachte. „Ich denke aber, dass ich wegen meinem Vater ihnen schon immer verbunden war. Er war es, der mir schon, als ich noch ganz klein war, die Götter nah gebracht hat.“ Runa blieb hier recht allgemein, das ihr Vater ihr vor allem die Götter der Germanen beigebracht hatte fand sie gerade nicht erwähnenswert. So fragte sie nun lieber die Tiberia. „Abgesehen von dem harten Winter...“ Runa lächelte etwas schief. „...hast du dich denn schon etwas hier eingelebt?“ Bisher hatte man die Tiberia ja kaum in der Stadt zu sehen bekommen. Und selbst Runa hatte sie das letzte mal vor fast 8 Monaten bei ihrer Hochzeit gesehen. „Es muss doch eine große Umstellung für dich sein. Ich meine Rom ist doch um einiges größer und belebter habe ich zumindest gehört.“ Ja so einige hier, die in Rom gewesen waren oder von dort stammten, hatten ja so einiges von der pulsierend Metropole erzählt. Runa war ja noch nie in Rom.

  • Lucias Begleiter wirkten alles andere als Begeistert, als ihre Herrin von Duccia in eine Taverne geführt wurde. Das ruhige Plätzchen hatte den Nachteil, dass gerademal einer von Lucias Sklaven direkt in ihrer Nähe bleiben konnte und das war natürlich die alte Sekunda. Nichts schien die Frau davon abhalten zu können an Lucias Seite zu bleiben. Nach der Fahrt in den Norden hatte die Sklavin sehr geschwächt gewirkt und Lucia hatte sich echte sorgen um die alte Frau gemacht, aber inzwischen wirkte sie wieder rüstig und bereit.
    Die Getränke wurden gebracht und Lucia legte dankbar ihre eiskalten Finger um den warmen Krug. Sie hob ihn auch beim Zuprosten mit beiden Händen und nahm aus Angst sich die Zunge zu verbrennen auch nur einen kleinen Schluck. Es schmeckte köstlich! Angetan leckte sich Lucia über die Lippen und nickte zufrieden.
    Auf Duccias Antwort nickte Lucia interessiert. Ja, deren Vater hatte bei der Hochzeit wie ein echter Römer gewirkt. Umso seltsamer…, befand Lucia, hütete sich aber dies auszusprechen.
    Ob sie sich eingelebt hatte? Lucia hatte große Mühe nicht das Gesicht zu verziehen, es zuckte aber vielsagend um ihren Mund herum. „Ich hab bei der Einrichtung in der Regia meinen Stil durchgesetzt und fühle mich dadurch dort inzwischen recht wohl.“, antwortete Lucia ausweichend. „Auch genieße ich es hier in die Thermen zu gehen…“, so wie Lucia sprach gehörte an diesen Satz eindeutig ein „aber“ dran, sie stoppte sich jedoch. „Ja, Rom ist etwas… ganz anderes.“, auch hier schien Lucia zu zögern. Sie wollte keinesfalls ihre Gegenüber beleidigen, das gehörte sich einfach nicht. Lieber nahm sie noch einen Schluck von dem einzig guten, das die Germanen hervorgebracht zu haben schienen.

  • Runa ihrerseits nah auch einen kleinen Schluck Met. Und hoffte eigentlich darauf, dass die Frau ihres Onkels etwas ausführlicher wurde. Aber irgendetwas schien sie wohl abzuhalten. Natürlich konnte man das „aber“ förmlich hören, aber sie sprach es, aus für Runa unerfindlichen Gründen, nicht aus. Also war es wohl an der jungen Duccia das Gespräch in Gang zu bringen. „Nun ich kann mir vorstellen, dass es eine riesige Umstellung ist. Ich selbst bin ja auch dem Landgut meines Vaters groß geworden. Als wir das erste Mal hier in Mogontiacum waren, war das wie ein Kulturschock für mich. Vorher kannte ich nur kleinere Ansiedlungen. Ich kann mir vorstellen, das es dir ähnlich geht, nur eben in die andere Richtung. Für dich muss hier alles klein und beengt wirken oder? Ich freue mich, dass du deinem Heim, deine Handschrift gegeben hast und dich dort wohl fühlst.“ Runa nahm einen weitere Schluck des köstlichen warmen Mets. „Magst du mir etwas über Rom erzählen? Ist es wirklich so riesig wie alle sagen? Ist es wahr, dass die Römer im Sommer aufs Land flüchten? Und das neue Kaiserpaar? Hast du es noch kennenlernen dürfen vor deiner Abreise? Wie sind sie denn so?“ Runa musste lächeln. „Die meisten Frauen aus Rom die hier ankommen schwärmen ja von dem Caesar, ist er wirklich so attraktiv?“ Ja Runa war wirklich gespannt, was die Tiberia so zu erzählen hatte und sah sie nun entsprechend wissbegierig an.

  • Eben fürchtete Lucia noch ihre Gegenüber durch zu viel geplapper und geschwärme über Rom zu verschrecken und am Ende zu beleidigen, aber Duccia brannte ja augenscheinlich förmlich darauf mehr zu erfahren. Mit einem kleinen Grinsen stärkte sich Lucia mit einem Schluck Met, ehe sie zu schwärmen begann.


    „Ach, Rom“, seufzte Lucia wehmütig, während sie noch überlegte, wo sie denn nur bei allen Göttern anfangen sollte! „Du hast recht, es ist so viel größer. Alle Gebäude sind so viel eindrucksvoller, so viel höher, heller. Es ist ein ganz anderes Gefühl dort unterwegs zu sein. Natürlich ist auch viel mehr geboten. Allein die Wagenrennen! Ich gehöre der Factio Veneta an, mit Leib und Seele. Leider waren wir in letzter Zeit nicht von Fortuna geküsst, aber wir sind gerade dabei ein paar junge Talente aufzubauen. Mit uns muss man bald wieder rechnen! Ich hoffe so sehr, dass Dives mir bald ein paar Neuigkeiten von unsren Jungs schickt.“ Lucias Augen strahlten begeistert und ihre Hände untermalten ihre Worte, während sie über die Factio sprach.


    Unbewusst nahm Lucia während des Sprechens immer wieder einen Schluck Met um sich die Stimme zu ölen.


    „Die meisten versuchen tatsächlich im Sommer der Stadt zu entkommen. Das ist noch mit die ruhigste Zeit. Man besucht sich gegenseitig auf den Landgütern, übt die eigenen Künste und fördert andere in ihren. Nichts desto trotz ist man fast immer noch voll im römischen Leben dabei. Es werden Pläne geschmiedet, von Männern und Frauen gleichermaßen. Skandale werden aufgedeckt und weitererzählt. Ich habe immer gerne meine Lieblingsfeindin besucht. Interessanterweise ist sie die Frau eines sehr guten Freundes aus der Factio geworden. Bei ihr wurde es nie langweilig und wird es sicher immer noch nicht. Von ihr habe ich schon einen Brief erhalten. Sie sonnt sich regelrecht darin, dass ich jetzt hier bin und was Klatsch und Tratsch aus Rom angeht von ihr abhängig bin. Dabei war sie mit eine der größten Quellen für diese Geschichten. Ich glaube sie hat es auch mit Freude darauf angelegt, dass in ihrer Umgebung und auf ihren Feiern immer viel passierte. Allein auf ihrer Hochzeit gab es ein gefährlich gutes ägyptisches Kraut, das so einigen die Zunge gelöst und die Sitten gelockert hatte.“ Lucia grinste breit und bremste sich gerade noch, ehe sie am Ende noch auf ihre lockeren Sitten damals zu sprechen kam.


    Wie war sie überhaupt so knapp daran vorbeigeschrammt? Leicht verwundert bemerkte sie, dass ihr Metbecher schon halbleer war und ihr selbst wunderbar warm. Aber sie hatte ja noch so viel mehr zu berichten. Aber eins nach dem anderen.


    „Ich habe sie nicht nur kennenlernen dürfen. Das Kaiserpaar und der junge Caesar waren auf der Hochzeit meines Bruders. Ich habe mich sehr gut mit der Augusta unterhalten. Eine sehr intelligente und edle Frau! Ich hatte damals ähnliche Ausmaße wie du jetzt und natürlich ist es der Augusta nicht entgangen. Sie hat mir alles Gute gewünscht und ich habe mich nach der Hochzeit sehr über die Beachtung gefreut. Ich dachte jedoch, dass dies alles wäre, was ich je über die Augusta erzählen könnte, aber weit gefehlt!“, hier bracht Lucia mit einem vielsagenden Lächeln ab und nahm in aller Ruhe einen letzten Schluck aus ihrem Becher. Auf eine neugierige Nachfrage hoffend, tat sie so, als ob sie hier mit der Erzählung aufhören wollte.

  • Für die Räume in der Casa Sergia, die als Lagerräume für Waren dienen sollten, war es natürlich klar, dass die Türen mit guten Schlössern versehen werden mussten. Leider hatten einige der Türen keine Schlösser und so machte sich Plautus auf, um welche zu besorgen.


    Vorbei an der Regia und dem Templum Magnae Matris erreichte er das Forum, wo rechter Hand behäbig und breitärschig die Markthalle saß. Er ging hinein und begann nach dem Stand oder der Taverne eines Schlossers zu suchen. Er hätte ja auch jemand fragen können, aber er liebte es, Dinge selber zu finden und so schaute er in alle Tavernen hinein. Nachdem er auf diese Weise nach und nach das Warenangebot in dieser Stadt kennenlernte, sah er in einer der Tavernen zwei Frauen sitzen, die sich angeregt unterhielten. Oder, um es anders zu sagen, sie waren heftig am Klaafen.


    Wenn Frauen mal einen solchen Klaaf angefangen haben, dann bleibt es auch den besten Auguren verborgen, wann dieser ein Ende findet. Ein solches Ende kommt dann, würde man meinen, wenn sich die Frauen voneinander verabschieden. Weit gefehlt, Frauen können sich fünf mal Vale sagen und es geht dennoch weiter. Wenn Männer anwesend sind, dann stehen die mit hängenden Armen rum und warten halt auf das Ende. Man soll eben Frauen nicht unterschätzen. Plautus grinste stillvergnügt und lenkte seine Schritte zur nächsten Taverna.


    Und ha! Es war die Taverna eines Schlossers.

  • „Ägyptisches Kraut?“ Runa machte große Augen. Doch bevor die Tiberia ins Detail ging, ging sie auch schon zum nächsten Thema über nicht minder gespannt als bei dem Thema vorher lauschte Runa. Was die Frau ihr gegenüber beschrieb war einfach wie eine andere Welt.
    „Klatsch haben wir zwar auch zu bieten...“ Meinte Runa leise kichernd. „.. aber ich denke im Gegensatz zu dem was du so gewohnt bist, sind das wohl eher Dorfgeschichten. Du hast wirklich eine Lieblingsfeindin und hast sie besucht?“ Runa konnte sich das so gar nicht vorstellen. Hier in der Stadt gab es ja auch eine Person, die Runa mal so überhaupt nicht leiden konnte. Runa beschränkte den Kontakt zu dieser Frau auf das nötigste. Sie zu besuchen einfach mal so, wäre für Runa undenkbar.
    Was nun aber über die Kaiserin berichtet wurde, machte Runa neugierig. Auch wenn sie hier im wohl letzten Winkel der Provinz lebte und eher in Richtung der Germanen schlug, so war sie doch soviel Römerin, dass die erste Familie im Staat natürlich interessant war.
    „Oh du machst mich neugierig. Du hast die Augusta sogar mehr als einmal getroffen und ihre Beachtung bekommen?“ Nun schaute die junge Duccia wirklich mit offenen, erstaunten Mund ihr Gegenüber an. „Oh bitte erzähl, was es da noch zu berichten gibt.“

  • Natürlich fragte Duccia nach dem Genussmittelchen. Lucia wäre enttäuscht gewesen, wenn ihre Gegenüber das nicht täte. Das hieß aber noch lange nicht, dass Lucia da jetzt näher darauf eingehen würde. Es gab ja zum Glück noch genug anderes zu berichten.
    „Aber natürlich besuche ich meine Lieblingsfeindin. Ich habe sie auch immer mal wieder zu mir eingeladen.“ Lucia machte durch ihre Tonlage deutlich, dass der nächste Satz ein Zitat war „Halte dir deine Freunde nahe, aber deine Feinde noch viel näher!“ Sie nickte bestärkend und führte aus: „Wie sonst willst du auf dem Laufenden bleiben, was sie als nächstes Vorhaben könnte? Es ist viel schwerer jemandem direkt unter dessen Nase etwas Böses zu wollen. Es ist natürlich möglich, aber es erfordert schon einiges mehr, als wenn man den anderen maximal aus der Ferne sieht.“ Lucia musterte Runa kurz kritisch und schüttelte dann nachsichtig den Kopf. „Aber warum sollte man hier solche Taktiken benötigen.“, murmelte sie anschließend eher zu sich selbst. Noch ein Punkt, den sie an Rom vermisste. Die Leute hier waren einfach viel zu… brav? Lucia war sich nicht sicher, ob das das richtige Wort dafür war, aber es genügte.


    Uuuuund Duccia biss an. Lucia lächelte zufrieden und stellte ihren leeren Becher beiseite. „Ich hab zunächst natürlich nicht mehr erwartet. Meine Aufmerksamkeit war auch ein wenig von dem Kind in mir in Anspruch genommen.“ Der Blick, mit den Lucia Duccia nun betrachtete, konnte mit „du kennst das sicher“ übersetzt werden. „Die Tage vergingen und die Geburt rückte immer näher. Als die Wehen endlich einsetzten war ich ehrlich gesagt erleichtert. Kurz zumindest.“ Lucia lachte und wedelte die unschönen Erinnerungen an die Geburt in einer gezierten Geste davon. „Wenige Tage nachdem ich meinen kleinen Augenstern zur Welt brachte bekam ich ein Schreiben der Augusta. Sie gratulierte mir zur Geburt meiner Tochter und schenkte mir eine wundervolle Wiege. Ich hab diese mit hierher gebracht.“ Lucia gestikulierte grob in die Richtung, in der sie ihr Heim vermutete (womit sie vermutlich falsch lag). „Die Augusta ist so umsichtig und großzügig! Man möchte meinen, dass dies schon ausreichte…“, wieder lies Lucia ganz bewusst das Ende offen und grinste inzwischen breit.

  • Seine Feinde besuchen und sie sich nah halten? Runa schaute ihr Gegenüber mit offenem Mund an. So ja wahrlich so hatte sie das noch nie gesehen. Die gemurmelten Worte waren es die Runa aufhorchen ließen. „Oh .. nun es gibt hier auch den ein oder anderen, der versucht einem das Leben schwer zu machen.“ Mehr wollte sie zumindest vorerst nicht sagen. Aber das es auch ihr Intriganten gab, die versuchen einem Steine in den Weg zu legen, würde wohl die Tiberia auch noch merken. Obwohl sie selbst hier wohl nicht davon betroffen wäre.
    Aber dann erzählt sie auch endlich weiter wie sie die Augusta erlebt hatte. Wieder lauschte Runa andächtig, ja man konnte schon fast ehrfürchtig sagen. Hier saß also tatsächlich eine Frau, die die Kaiserin wohl mehr als nur oberflächlich kannte. „Eine Wiege? Oh wie schön. Meinst du, das ich sie mal sehen kann?“ Hatte sich Runa gerade quasi selbst eingeladen?
    Wieder ließ die Frau ihres Onkels das Ende offen, da gab es noch mehr? Runa rutschte nun in nervöser Spannung auf ihrem Stuhl umher. „Das war noch nicht alles?“ Platze sie neugierig fragen heraus. „Oh bitte erzähl mir mehr.“ Wie ein kleines Kind, dass mit Spannung auf das Ende einer Geschichte wartete schaute Runa nun die Tibieria an.

  • Apolonia hatte sich das erste mal seit Wochen aufraffen können die Markthalle auf zu suchen. Es schien als ob ihr irgendwie das Wetter, die Umgebung oder sonst etwas nicht so recht bekam.
    Sie war aber zu der Erkenntnis gekommen, das es langsam an der Zeit wäre wieder aktiv zu werden, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, demnächst ohne Barschaft da zu stehen. So kam es, dass sie den Weg zu den Markthallen einschlug.
    Wie gewöhnlich schlenderte sie zuerst umher um die Umgebung zu sondieren, ehe sie pausierte, um sich Fluchtmöglichkeiten ein zu prägen, schließlich war sie noch fremd hier.
    Ganz in der Nähe unterhielten sich ein Frauen, vereinzelte Wortfetzen bekam sie mit. Ach sieh an, die war bei der Kaiserin, dachte sie noch, da erkannte sie die andere junge Frau. Mit der habe ich doch schon einmal gesprochen, war das nicht eine Germanin, weigstens hatte diese sich ihr so vorgestellt. Genau bei den Saturnalien war es gewesen.
    Zu ärgerlich, jetzt muss ich mir andere Opfer suchen. Oder,
    überlegte sie weiter, ich warte ab und die beiden trennen sich und ich nehme mir die andere vor.
    Um nicht aufzufallen, betrachtete sie einige ausgehängte Tücher, so konnte sie alles überblicken.

  • Der Schlosser ließ es sich nicht nehmen, des Langen und Breiten die technischen Einzelheiten seiner Schlösser anzupreisen. Er tat dies mit einem Handwerkerstolz, der den meisten Römern fremd ist. Plautus hörte aber nur mit einem Ohr zu, denn durch eine Lücke im Gewirr der Handelsstände entdeckte er eine junge Frau, deren Gesicht ihm bekannt vorkam.


    War das nicht die geschickte Beutelabschneiderin, die er auf einem Markt in Roma beobachtet hatte? Er war zunächst verblüfft, sie hier zu sehen, dann aber besann er sich und versuchte, sich möglichst unauffällig zu verhalten. So widmete er sich von nun an mit beiden Ohren dem Vortrag des Händlers. Ihm war nämlich klar, dass die Beutelabschneiderin nicht ohne Begleitpersonen in die Markthalle gekommen war, falls sie ihre 'Tätigkeit' ausüben wollte. Er nutzte die Gelegenheit, als der Händler ihn bat, sich ein Schloß näher anzuschauen, um vorsichtig, am Schloss vorbeipeilend die Gesichter in der Menge danach abzusuchen, ob er vielleicht eines davon aus Roma kannte. Aber Fehlanzeige.


    Also hielt er es für besser, ohne großes Bohei zu verschwinden, nachdem er seine Schlösser gekauft und erst noch ein bißchen heruntergehandelt hatte.

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