Gemächer des Lucius Claudius Priscus

  • Ich prustete los, lasse durchblicken, dass es nicht als Aulachen gemeint ist, setze mich und ließ mir Zeit mich zu beruhigen. Wie gut verstehe ich doch den Willen der Unabhängigkeit dieses jungen Menschen! Ich selbst war meinen Eltern nicht immer gehorsam, bis ich die Last, die uns unsere Herkunft auferlegte, zu akzeptieren begann.


    Ich bitte ihn auch sich selbst wieder zu setzen, damit wir drei in Ruhe weiterdiskutieren könnten.


    "Priscus. Ich achte deinen Willen. Doch wir werden nicht eher glücklich werden, als bis jeder Claudier seine schwere Rolle akzeptiert hat. Die Schicksalsgöttinnen meinten es einerseits sehr gut mit uns und andererseits halten sie schwere Prüfungen für uns bereit. Als edelste Patrizier unter allen Gentes des Imperiums überhaupt (die Ulpia mal ausgeklammert :D ) haben wir Privilegien, aber auch Konventionen, die einzuhalten sind. Kurz: Unsere Gens, kann sich keine öffentlichen Skandale leisten. Gibst du mir darin Recht?"

  • "Es wäre zu wünschen. Aber ob dies der Realität entspricht? Du wirst mir meine Zweifel verzeihen. Auch ich war einmal so idealistisch wie du. Glaubte an absolute Werte, an absolute Macht. Doch kann man heute noch auf Ehrenplätzen des Kaisers sitzend, morgen schon an die Front geschickt. In einen auswegslosen Krieg.
    Noch dazu würde sich die Gunst des Kaiser nicht wirklich in uns spürbar vertiefen, wenn er Berichten zufolge nur etwas von einer ;) skandalumnebelten Gens Claudia hörte. Oder siehst du das diferenzierter?"

  • Ich halte inne. Ich atme tief ein, halte einen Moment die Luft an und lasse dann gleichmäßig die Luft wieder ausfließen.


    "Ich weiß nicht, was unser Kaiser für ein Mann ist. "


    Sage ich dann langsam abwägend.


    "Und solange die Auswirkungen seines Tun's für uns keine Nachteile bedeuten, so werde ich ihn achten.


    Viel wichtiger ist mir aber, was die Gens Claudia für eine Gens ist. Ich will, dass sie ihre Tugenden aufrecht erhält, keinen Zweifel an ihrer langen und edlen Tradition lässt, Gerechtigkeit und Fairness hochhält und weithin berühmt und geachtet ist. Denn darin sehe ich den größten Nutzen für jedes einzelne Mitglied.


    Was ist Dir wichtig?"

  • "Meines Erachtens ist es das wichtigste, das Leben zu genießen, denn das ist, so glaube ich, alles, was wir haben. Aber da ich meine Familie liebe, werde ich versuchen, dem Ruhm der Gens zu dienen, da auch dies mir auf eine Weise eine Lust ist."

  • Mir fällt ein Herz vom Stein. Schon fürchtete ich, man müsste drakonische Geschütze auffahren, was bei ihm dann wieder massive Gegenreaktionen heraufbeschworen hätte und die Gens wäre zerrissen.


    "Die Lust des Augenblicks und die Lust über das Ganze gesehen.


    Ein schwieriges Gebiet. Welches ist das bessere Leben? Ein sonst tristes Leben, aber immer wieder durch bezaubernste Höhen der Lust durchsetzt oder ein Leben, das in einem gleichmäßigen, aber reduzierten Lustniveau sich befindet, ohne je die Höhen der Lüste, aber auch ohne die Tiefen der Trauer je zu durchkreuzen? Ich allein kann dies nicht beurteilen.


    Niemand will dir deine Lüste streitig machen. Sie sind deine persönlichen Höhepunkte, aber beschatten sie das Schicksal der Gens, so dass nie ein Claudier je nach den Sternen greifen werden kann und die Bestimmung der Götter böse Überraschungen für uns bereithalten, dann wird man eine sehr genaue Kosten-Nutzen-Rechnung machen müssen."

  • "Bitte, komm mir im Privaten nicht ernsthaft mit den Göttern. Darauf gebe ich nichts. Ich werde in der Öffentlichkeit für euch frömmeln, mehr könnt ihr nicht verlangen.


    Nun, auch mir ist am Wohl meiner Familie gelegen...vielleicht werden wir eines Tages wieder den Imperator stellen."

  • "Es würde dem Imperium nur gut tun, wenn es einen von uns als nächsten Kaiser sieht, darin gebe ich dir recht."


    Ich lehne mich zurück und lächle. Nach ein paar Sekunden richte ich mich wieder auf und blicke meinen Neffen wieder an.


    "Verzeih, wenn ich das Thema wechsle. Aber ich lernte kürzlich eine Frau kennen. Eine Aurelia. Nicht mehr ganz jung, aber auch nicht uralt. Meinst du dein Vater hätte noch Interesse an einer Heirat?"

  • "Ich schätze es wäre eine sehr lukrative Partie. Wie gesagt ist sie eine Aurelia. Eine stolze, versteht sich. Bedenkt man, dass wir in Kürze mit der Flavia Felix und danach auch mit der Aurelia verbunden sein könnten, wären dies Verbindungen, die sich in finanziellen und politischen Belangen sehr für uns auszahlen könnten. Ich spreche eben mit Vitulus darüber. Wenn du willst, kannst du dich sehr gerne an der Diskussion beteiligen."

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