• "Für einen Sklaven, dem erstaunliche Freiheiten gewährt werden, weißt Du verdammt wenig." Die ganze Geschichte hinkte auf allen Beinen. Irgendwie. Sicher, die Factiones waren eine Welt für sich. Trotzdem war es mehr als ungewöhnlich, daß dieser Mann so wenig über seine Besitzerin wußte und doch in derartiger Weise ihr Vertrauen zu besitzen schien. Der verheimlichte doch irgendetwas! "Wie schnell Du hier heraus kommst, liegt ganz bei Deiner Herrschaft."

  • "Ich bin kein Haussklave der hinter dem Pfeiler lauert, um irgend etwas aufzuschnappen. Ich bin in den Stallungen. Nur in Ausnahmefällen gehe ich in die Villa." Der Ausnahmefall hieß Chiomara, dass ging ihn aber rein gar nichts an. Aretas druckste rum. " Ich habe Tiberia Faustina ein Versprechen gegeben." Dass sich ein zweiter Grund eingestellt hatte zu bleiben, das war für ihn sicher nicht wichtig.

  • "Was für ein Versprechen?", hakte Valerian sofort nach. Es war zwar unwahrscheinlich, daß dieses Versprechen für ihn von Bedeutung war, aber man konnte ja nie wissen. "Du sprichst also nie mit anderen Sklaven des Haushaltes? Ich finde das nicht normal, auch wenn Du nicht im Haus wohnst. Ein Sklave sollte sich für seine Herrschaft interessieren, immerhin hängt nicht weniger als sein Leben von ihnen ab."

  • Das die Nebensächlichkeiten immer so wichtig waren. Er musterte den Urbaner. Ging es ihn überhaupt etwas an? „ Das ich nicht noch einmal weglaufe.“ Für einen der die Geschichte zu diesem Versprechen nicht kannte, nicht nachvollziehbar. „ Doch, mit einer Sklavin spreche ich. Sie hat ein Pferd in den Stallungen und kommt ab und zu. Um es genau zu nehmen, habe ich eigentlich nichts in der Villa zu suchen.“ Wieso war es so ungewöhnlich, dass er selten mit jemandem sprach, wenn er dort nicht sein durfte. Chiomara reichte ihm vollkommen. “ Mein Leben als Auriga hängt täglich am seidenen Faden. Und ich weiß von ihr, was ich wissen muss. Sie hat mir eine zweite Chance gegeben. Dafür bin ich ihr und dem Haus Tiberia dankbar. “

  • Ein wenig ungläubig schaute Valerian den Mann an. Wenn das stimmte, was er sagte, dann war er bereits davongelaufen. Trotzdem ließ man ihn weiter herumlaufen, ohne ihn in irgendeiner Form zu überwachen. Im Gegenteil wurde er kaum vermißt, wenn er fort war. Zumindest war von der Factio auch noch niemand aufgetaucht, um das Entlaufen dieses Sklaven zu melden.


    Na, das alles würde sich schon herausfinden lassen. "Ich werde das überprüfen. Wollen sehen, ob irgendwer Dich zurückhaben möchte." Am besten jemand, der den Kerl mal ordentlich zurechtstutzte. Für einen Sklaven hatte er sich ausgesprochen unangemessen verhalten, als er mit den Damen zusammen erwischt worden war. Ein Sklave sollte wissen, daß man sich Soldaten gegenüber nicht unverschämt aufführte. Die Anwesenheit hier schien ihm ja schon gut getan zu haben. Sein Benehmen war bereits um Klassen besser geworden. "Nun, wenn Dein Leben täglich so gefährdet ist, dann erfreue Dich dieses Tages, der hier drin völlig ungefährlich für Dich ist. Ich werde wiederkommen, Aretas." Was allerdings dauern konnte, wenn all das stimmte, was der Mann sagte.

  • "Ich habe es nur getan, damit Aurelia Flora die Unanehmlichkeiten erspart bleiben." gab er kleinlaut zu. " Was passiert, wenn keiner kommt?" er wollte nicht in die Minen oder hier verrotten. Das kleinste Übel war der Verkauf an einen anderen Römer, dann konnte er versuchen mit Chio Kontakt auf zu nehmen. " Die Factio kümmert sich seitdem Tiberius Dolabella weg ist um nichts mehr. Ich bin der letzte gute Auriga der Purpurea. Was die Tiberia betrifft ... bin ich wie es scheint dem Wohlwollen des Dominus ausgeliefert." Aretas setzte sich wieder. Er wollte mit Chio zum Tempel. Was würde sie denken, wenn er nicht im Stall war?

  • "Darüber unterhalten wir uns, wenn es soweit ist." Irgendwer in der Villa Tiberia würde doch wohl anzutreffen sein und etwas über das Eigentum der Tiberia Faustina sagen können, auch wenn sie nicht anwesend sein sollte. Valerian wollte nicht über ungelegte Eier sprechen.


    "Tiberius Dolabella? Ich dachte, Senator Matinius sei der Princeps Factionis? Er ist ein mächtiger Mann, er wird die Factio kaum sich selbst überlassen." Valerian wußte sehr wohl, daß die Arbeit in den Factiones für die reichen Senatoren große Prestigeobjekte waren. So etwas ließ sich niemand einfach so durch die Lappen gehen. Er zweifelte nicht daran, irgendwie an die zuständigen Leute zu kommen.

  • " Tiberius Dolabella war mein Dominus, er hat sich um alles gekümmert, was die Auriga anging." Er sah Valerian an. " Du warst beim letzten Rennen nicht in Rom ? Nur ein gutes Rennen und ich bin der dritt Beste, aller aktiven Fahrer." Ob den Urbaner das interssierte? Aretas gefiel das hier nicht. Er wusste nicht was auf ihn zu kam, diese Ungewissheit machte ihm Angst.

  • "Ich gehöre zu den Männern, die für Ordnung zu sorgen haben, während ihr euch auf der Rennbahn vergnügt." Ein leises Schmunzeln schlich sich auf Valerians Miene. Nein, er hatte sich schon lange nicht mehr um Rennen gekümmert, schon um der Faszination nicht zu verfallen. Es würde ihn von seinen Pflichten ablenken, wie es manchmal bei guten Gladiatorenkämpfen passierte. Nein, es war besser, sich mit Wagenrennen nicht zu sehr zu befassen. "Wenn es so ist, wie Du sagst, werden wir das sehr schnell herausbekommen. Als Drittbester solltest Du Deiner Factio am Herzen liegen."

  • Aretas streckte die Beine aus. " Ich werde warten, mehr bleibt mir hier nicht übrig. Danke das du mich angehört hast." Das Gespräch hätte auch anders verlaufen können. Er sagte es ungern, war nicht gern jemandem etwas schuldig. Dieser Urbaner nötigte ih einen gewissen Respekt ab.

  • "Das ist wahr, Du hast keine Wahl. Also mach das Beste daraus. Die Pritschen sind nicht sehr bequem, aber glaube mir, es geht auch noch unbequemer." In den Zellen der Praetorianer zum Beispiel. "Wir werden uns wieder sprechen, Aretas." Drittbester. Merkwürdige Factio, die sich so wenig um ihren Fahrer kümmerte. Na, die Purpurea hatte auch nie zu seinen Favoriten gehört. "Vale." Er verließ die Zelle. Octavius. Ja, Octavius sollte in dem Fall ermitteln. Der Junge brauchte eine Gelegenheit, sich zu beweisen. Und er hatte das Zeug dazu, das gut auf die Reihe zu bekommen.

  • Immer noch saß er hier. Er sah aus wie einer der zwielichtigen Gestalten aus er Subura. Dreckig,rote und blaue Farbe überall, sie war eingetrocknet und rieselte aus seinem Haar. Die Möglichkeit sich zu säubern, gab es hier nicht. Vom Geruch, den er ausströmte ganz zu schweigen. Der Urbaner ließ sich nicht mehr blicken. Nur einmal am Tag, Essen und Wasser. Nicht viel, der Hunger blieb. Hier merkte er, was es hieß Sklave zu sein. Keinen interessierte, dass er in diesem Loch saß, was mit ihm passierte. Die Tiberer hatten genug Geld, für sie war es kein großer Verlust. Das Vertrauen in die Tiberer, was er sich mühselig abgerungen hatte, schwand jede Stunde die er hier saß.


    Auf dem Rücken liegend, sah er zur Decke der Zelle. Chio, was sie wohl dachte. Er hatte ihr versprochen dazu sein und nun. Ob sie glaubte er war wieder weg gelaufen?
    Er stand auf und trat wütend gegen die Tür. " Ich will hier raus! ich habe nichts getan!"


  • Miles Tiberius Albucius Lucullus


    Immer die gleiche Leier: Ich will hier raus, ich habe nichts getan, ich bin unschuldig, wovon soll meine Familie leben, warum bin ich hier, laßt mich raus. Lucullus verdrehte die Augen und schlug mit der Faust gegen die Tür der Zelle. "Halt die Klappe! Niemand ist ohne Grund hier! Kommst schon schnell genug ans Kreuz!" Er mußte sich allenfalls selbst fragen, was er angestellt hatte, um hier Wache schieben zu müssen.





  • " Dann macht es gleich! Wenn fest steht, dass ich ans Kreuz komme!" Er trat wieder gegen die Tür. " Vertraue einem Römer und du endest am Kreuz! Hilf einem Römer und endest am Kreuz! Lege dein Leben in die Hand eines Römers und du bist Tod!!" Die Tür bekam noch zwei Tritte. Wütend drehte sich Aretas zur Wand, schlug mit der Faust dagegen. " Sie sind verlogen und falsch. Warum habe ich mich so blenden lassen. Vertrauen, pah.... Versprechen, nichts wert." murmelte er. Er hatte versucht wieder zu vertrauen und....Zornig setzte er sich in eine Ecke auf den Boden.


  • Miles Tiberius Albucius Lucullus




    "Und was kann die Tür dafür?" Lucullus schlug dieses Mal mit dem Knauf seines Schwertes an die Tür der Zelle. "Was weiß denn ich, was sie mit Dir vorhaben? Die meisten hier kommen ans Kreuz. Also hör auf mit der Heulerei und nimm Dein Schicksal wie ein Mann." Er wußte nur, daß der Centurio jemanden losgeschickt hatte, um Ermittlungen durchzuführen. Daß das lange dauerte, wies nur darauf hin, daß der Kerl wohl einiges auf dem Kerbholz hatte.






  • Jeden Tag das Gleiche. An der Zellenwand häuften sich die Striche, einer pro Tag. Er zählte 20 Tage . Seine Rechnung stimmt nicht ganz, er hatte später angefangen Striche zu machen. Es waren mehr als 20 Tage. Hier raus zu kommen, machte er sich kaum noch Hoffnung. Wer weiß was man Chio erzählt hatte. Über die Pferde musste er sich nicht den Kopf zerbrechen, die wurden von den Knechten versorgt. Die Tage vergingen ohne das jemand zu ihm in die Zelle kam. Er stank erbärmlich, war dreckig und ungepflegt, hockte in seiner Ecke und grübelte vor sich hin. Seit 2 Tagen rührte er das Essen nicht mehr an.

  • Die Tür wurde so schnell und heftig aufgestoßen, daß der Gefangene keine Zeit hatte, sich darauf vorzubereiten. "Du hast Besuch. Falls Du bist, der Du behauptest zu sein. Na, weißt Du, wer sie ist?" Er gab den Weg frei, so daß Chiomara und Ofella hereinkommen konnten.

  • Was wollten die denn jetzt von ihm. Besuch. Wer wollte ihn besuchen? Müde sah er zur Tür. Einen Blick konnte er auf den sogenannten Besuch ja mal werfen. Ihm stockte der Atem. Chio? Chio stand in der Tür! Sich schämend, stand er auf und drückte sich an die Wand, ins Dunkel. „ Chio ? Chiomara was machst du hier? Ich dachte ....“ Mehr kam nicht über seine Lippen. Er wollte nicht ins Licht. Dreckig und nicht gerade nach Veilchen duftend, so sollte ihn Chio nicht sehen.

  • Ein atemberaubender Gestank schlug Ofella entgegen als die Türe aufgestoßen wurde. Seine Augen mussten sich zunächst an die Dunkelheit gewöhnen. Doch da hörte er schon, dass Aretas die Sklavin erkannte.
    Wenigstens dies scheint bei der Geschichte zu stimmen, dachte er sich.
    Nun blieb noch ihre Reaktion abzuwarten, auf Aretas Frage.

  • Sie folgte dem Centurio, nicht ahnend, was sie erwartete. Allein der Geruch.... Dann gab er die Sicht auf den Gefangenen frei. Du meine Güte. "Aretas?" Er versuchte, sich in die Dunkelheit zu flüchten. Sie blinzelte, aber es war nicht dunkel genug, ihn ganz vor ihr zu verbergen. Chio war entsetzt. So kannte sie ihn nicht, aber er war es. Langsam machte sie ein paar Schritte auf ihn zu, blieb dann aber stehen. "Bin ich froh, ich dachte schon.. Was ist passiert? Er sagt, du hättest sie angegriffen?" Dabei drehte sie sich kurz zu den Männern um. Sie wollte zu gerne wissen, was sie mit ihm vorhatten, wagte aber nicht zu fragen. Stattdessen wandte sie sich wieder an Aretas. Auch wenn er furchtbar ungepflegt und abgemagert wirkte, sie war froh, dass sie ihn endlich gefunden hatte. "Gehts dir gut?"

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