• „ Mir geht’s gut.“ Brummelte er. Sein Arm war wieder in Ordnung. „ Angegriffen. ...Er hat mich ohne Grund festgehalten. Ich habe nur versucht Aurelia Flora aus allem Ärger raus zu halten. Sie gehört schließlich bald zur Familie, hat man in den Stallungen erzählt.“ Trotzig sah er auf seine Fußspitzen. Er fühlte sich nicht schuldig. „ Hat dich Tiberia Faustina geschickt ? Warum hat das so lange gedauert? Sie ist sicher nicht gut auf mich zu sprechen.“ Auf den Gedanken, das Chiomara von sich aus hier war, kam er gar nicht. „ Darf ich in den Stallungen bleiben? Hat sie was gesagt? Holst du mich hier raus?“ viele Fragen. Er wollte nicht länger in diesem Loch sitzen. Die Sonne und die Pferde fehlten ihm und Chio. Besonders Chio. „ Sieh mich nicht so an, ich weiß wie ich rieche und aussehe.“

  • Valerian wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Ofella und verschränkte die Arme vor der Brust. In das Gespräch mischte er sich nicht ein. Im Gegenteil verhielt er sich völlig still. Vielleicht machte das die beiden unvorsichtig. Falls das Mädchen doch gelogen haben sollte. Bisher paßte jedenfalls noch alles zusammen. Zum Glück für die beiden. Zudem gab ihm das Ganze jetzt auch noch Zeit darüber nachzudenken, was er mit ihnen machen sollte.

  • Wäre die Situation nicht so ernst, hätte sie sicher über seinen letzten Satz gelacht. Trotzdem sah sie ihn weiter so an, versuchte, abzuschätzen, ob das so stimmen konnte, was er ihr erzählte. "Was mit dir wird, kann ich dir nicht sagen. Ich habe dich gesucht, überall. Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Als man im Stall meinte, du wärst schon einige Tage nicht mehr da gewesen? Ich dachte, du liegst vielleicht irgendwo in der Subura und..." Chio wagte nicht, diesen Gedanken weiterzuspinnen. Sie war wütend, wäre am liebsten auf ihn losgegangen, aber sie riss sich zusammen. Schon alleine, um ihm nicht noch mehr zu schaden. Also atmete sie erst einmal tief durch, bevor sie nach Antworten suchte. "Es stimmt, was du gehört hast, Aurelia Flora wird die neue Hausherrin. Aber ich kann nicht glauben, dass du nur helfen wolltest, wenn du nun hier drinnen sitzt. Irgendetwas mußt du getan haben, die sperren dich ja nicht einfach nur so hier ein. Und was Faustina angeht, ich habe keine Ahnung, was sie sagen wird. Sie ist im Moment nicht in Rom. Ich weiß auch nicht, wann sie zurückkommt. Scheinbar weiß bis jetzt niemand, dass du hier bist." Das war vielleicht auch besser so. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was Faustina mit ihm tun würde, wenn sie davon erfuhr. Seufzend kam sie ihm noch näher, legte eine Hand an seine Wange. Wieviel Zeit ihnen verloren ging, dadurch, dass er eingesperrt war... "Kannst du nicht etwas tun? Dich entschuldigen? Ich weiß nicht, wie ich dich hier herausholen soll." meinte sie leise zu ihm. Es tat ihr im Herzen weh, ihn so zu sehen. Dabei hätte sie beinahe die beiden Männer vergessen, die noch immer beobachtend hinter ihr standen. Nur beinahe. Entschlossen drehte sie sich um. "Was wird denn nun mit ihm?"

  • „ Entschuldigen...“ mit Trotz in der Stimme sah er zu den Urbanern an der Tür. Ich habe mich nur ein bisschen gewehrt .... und da hat der mit den Arm ausgedreht!“ Sein Zeigefinger wies anklagend auf Ofella. Der müsste sich beim mir entschuldigen , schluckte er runter.
    Ja, Entschuldigen, ihr zu liebe würde er es mit hängen und würgen tun. Aber nur einmal und nie wieder. Er war ja gar nicht Schuld. Es war alles Aurelia Flora’s Schuld. Endlich war ein Schuldiger gefunden. „ Ich wollte wirklich nur Helfen, Chio.“ sagte er reumütig. Ihm war es unangenehm, dass sie ihn , so dreckig wie er war, anfasste. Aber ihre Hand, warm und so zärtlich. Das hatte er die ganze Zeit vermisst. Ein kleiner Funke Hoffnung leuchtete in seinen Augen. Das einzige, was ihm mißfiel, dass er nicht wusste, was ihn bei Tiberia Faustina erwartete. Sie ging die Dinge nicht so feinfühlig an, wenn man sich ihr widersetzte oder gegen ihre Interessen handelte. Das hatte er hier getan. Seine Blicke gingen über Chio's Schulter und lagen aufmerksam auf dem wichtigeren der beiden Urbaner, auf Valerian.

  • Tatsächlich war das Gespräch recht aufschlußreich. Wieder wechselte Valerian einen Blick mit Ofella und grinste sogar leicht, als der Sklave schon wieder wegen seines Arms herumjammerte. Was glaubte der Kerl eigentlich, wer er war? Die Frau war wesentlich intelligenter. Sie begriff, worauf es ankam und hatte offenbar auch verstanden, wo ihr Platz im Leben war. Und auch der Platz von Aretas. Dieser Wagenlenker war völlig verblendet. Glaubte er sich wirklich auf einer Stufe mit den Soldaten der Stadtkohorten? Anscheinend hatte er auch völlig verdrängt, was der Grund für das Verdrehen des Arms gewesen war. Na, sein Gedächtnis würde vielleicht noch wiederkommen. "Was mit ihm wird? Da seine Herrin sich nicht um ihn kümmern kann, müssen wir das tun. Du hörst ja selbst, daß er sein Unrecht nicht einmal einsieht." Daß Ofella völlig richtig gehandelt hatte, stand außer Frage.

  • Nur die Anwesenheit des Centurio Quintilius Valerian rettete den Sklaven vor einer gewaltigen Ohrfeige. Der Kerl dachte wirklich er stände auf der Stufe mit einem Römer. Er wollte einfach nicht einsehen, dass er das ganze selber herauf beschworen hatte. Nicht nur, das er sich geweigert hatte seinen Namen zu nennen, nein, er hatte auch noch frech rumgemault und einen Urbaner angegriffen. Jetzt in seinem Zustand zeigte er noch immer keine Einsicht.
    Ofella fragte sich nun wirklich, warum sich die Kleine solch eine Mühe wegen ihm machte. Das sie einen Alleingang machte stand für ihn außer Frage. Mit einer Entschuldigung wäre die Sache für ihn bestimmt nicht erledigt.
    Ich wünschte das wäre mein Sklave, der käme dann schon auf den Boden der Tatsache zurück, dachte Ofella und schaute Aretas nun noch finsterer an.

  • „Ist es nicht richtig sich für die zukünftige Domina des Hauses einzusetzen? Hast du niemanden, der das für dich tun würde?“ fragend sah er zu Valerian. Aretas verstand gar nichts mehr. Wenn er nicht half wurde er bestraft, wenn er half wurde er bestraft. Was war denn nun richtig? Nichts tun? Weg sehen? „ Ich werde mich das nächste Mal zurück halten, falls ich hier raus komme, nur noch meiner Arbeit im Stall nachgehen, wenn es so verlangt wird. Kann ich sonst noch etwas tun?.... Dominus?“ Meinte Chio das mit entschuldigen? Mehr ging nicht. Noch mehr konnte sie nicht von ihm verlangen. Er hielt Chio’s Hand, schob sie sanft zur Tür. „ Chio. Du oder einer von denen macht aus mir über Nacht keinen gehorsamen, kuschenden Sklaven. Ich war ein freier Mann, das werde ich nicht vergessen. Ich habe versucht das zu tun, was man von mir erwartet und werde dafür bestraft. Es ist besser ich bleibe hier, dann mache ich nichts falsch, was richtig ist und umgekehrt. Wen interessiert es schon, außer dir. Und du bist auch nur eine Sklavin. “ Die anfängliche Hoffnung war ganz verschwunden.

  • Jetzt reichte es Ofella bald wirklich. Der Kerl war ein Meister im sich raus und rein reden.
    „Du wolltest es doch nicht anders, du fühltest dich doch vor den Frauen ganz toll. Eine Chance hattest du mehrmals. Nein du wolltest den Starken spielen, ignoriertest einfach die mehrmalige Aufforderung deinen Namen zu nennen. Nein du setztes noch einen drauf und griffst mich an, dabei geht es nicht um meine Person sondern um das was ich in dem Augenblick vertreten habe. Solange du dies nicht einsiehst sollte man dich hierbehalten und täglich einmal auspeitschen, damit dir deine Arroganz ausgetrieben wird."
    Ofella schaute nun zu seinem Centurio, er wusste das solche Äußerungen ihm noch nicht zustanden, aber er kannte auch seinen Centurio und der liebte nun mal Ehrlichkeit und dies war eben seine Meinung zu der Angelegenheit.

  • Er versuchte tatsächlich, sich zu entschuldigen. Chio wußte, wie schwer ihm das fiel. Natürlich hätte er es besser ausdrücken können, aber immerhin. Doch was dann kam... Hätte er nicht einfach mal seine Klappe halten können? Erst denken, dann reden, das hätte ihm mal einer beibringen sollen. Jedes Wort, dass er sagte, brachte ihm dem Tod näher als der Freiheit. Die Reaktion Ofellas zeigte es ganz deutlich. Sie hätte ihn erwürgen können. Ob er nun helfen wollte oder nicht, das war im Moment doch völlig egal. Wütend drehte sie sich um, schubste ihn zurück, schob ihn weiter, bis er an der Wand stand und ihr zuhören MUSSTE. "Du begreifst es nicht, oder? Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, es ist mir im Moment auch VÖLLIG egal. Es ist auch egal, was du warst oder bist. Du kannst dich nicht mit einer Wache anlegen. Das ist, als würdest du dich mit ganz Rom anlegen. Du müsstest schon der Kaiser persönlich sein... Verstehst du das nicht, oder willst du das nur nicht verstehen?" Chio hatte sich so in Rage geredet, dass sie ihn am Ende tatsächlich anschrie. Voller Zorn funkelten ihre Augen ihn an, wurde aber wieder leiser. "Weiß du eigentlich, was ich für dich riskiere, nur, indem ich hierherkomme? Ist dir das eigentlich klar?? Und du? Ich glaube, du willst gar nicht hier raus. Dann bleib doch, wenn es dir so egal ist. Muß ja toll sein hier drinnen. Aber glaub nur nicht, dass ich noch irgendetwas für dich tun werde." Ihr Blick wurde traurig, bevor ihr die Tränen kamen, drehte sie sich um und ging zur Tür. Was sollte sie auch noch sagen? Wenn er wirklich hier heraus wollte, dann lag es nun an ihm, etwas zu tun.

  • Er hatte sich mit Rom auf dem Schlachtfeld angelegt und den kürzeren gezogen. Hier war es nicht anders. An die Wand geschubst, musste er sich von Chio, eine Standpauke anhören. Der Anfang war gemein. Sollte er vergessen was er war? An das sein und das was wird, wollte er gar nicht denken. Das nächste setzte ihm mehr zu. Sie hatte viel für ihn aufs Spiel gesetzt und sie ließ ihn alleine wenn er....... Sie ging, sie durfte nicht gehen ...... „ Chio..., Chio!“ Es war ungerecht, so ungerecht, demütigend bis auf den Grund seines Ich’s, was er nun tat. Er kniete sich hinter Chio an der Tür zur Zelle auf den Boden. Senkt den Kopf. „ Ich werde tun was verlangt wird und mich nicht widersetzen.“ Die Fäuste geballt, die Augen geschlossen, die Zähne zusammen gebissen, zornig, wütend, kämpfte er mit sich und gab einen Teil von sich auf. Für was? Um zu leben? Was für ein Leben? Er dachte nicht weiter nach.

  • Eine Entschuldigung war das nicht. Ganz und gar nicht. Ofellas Verhalten hieß Valerian auch nicht gut, doch das würde er ihm später in Ruhe sagen. Vor zwei Sklaven würde er seinen Miles ganz sicher nicht blamieren. Schon gar nicht vor so einem Aufsässigen. Die Frau war ja ganz vernünftig. Sie hatte es auch wirklich verstanden, wie ihre temperamentvolle Standpauke bewies. Aretas verstand es immer noch nicht. Sein Nachgeben galt allein der Frau, die er halten wollte, nicht der Sache an sich, schon gar nicht den Soldaten. Valerian war weder blind noch blöd, er hatte das durchaus bemerkt.


    "Ich bin ein Ausbilder, Aretas. Deshalb werde ich es Dir erklären. Dein erster Fehler war zu glauben, daß Du die Frau vor Soldaten der Stadtkohorten beschützen müßtest. Warum? Wie kommst Du darauf, daß hier Schutz nötig gewesen wäre? Dein zweiter Fehler war, einem Angehörigen der Ordnungskräfte nicht zu gehorchen. Jeder hat zu gehorchen. Nicht nur ein Sklave, wenn auch der besonders. Auch ein Peregrinuns, auch ein Bürger, sogar ein Senator wäre verpflichtet gewesen, seinen Namen zu nennen und hätte nicht tätlich werden dürfen, was Dein dritter Fehler war. - Wie kommst Du darauf, daß Du Rechte hättest, die nur hohen Offizieren oder dem Kaiser selbst zukämen? Ein anständiger Mann, der die Gesetze respektiert, würde dies alles einsehen. Und entsprechend handeln." Womit Valerian tatsächlich eine ordentliche Entschuldigung meinte. Nicht der Person Ofella gegenüber, sondern den Stadtkohorten ganz allgemein gegenüber. Denn Ofella hatte das ganz richtig erklärt, daß es nicht auf seine Person ankam, sondern auf die Institution an sich.

  • „ Er hat mich von hinten angegriffen und sich nicht zu erkennen gegeben. Nicht mal festhalten wäre nötig gewesen, hätte ich gewusst was er ist.“ Brummelte Aretas. Er rührte sich nicht von der Stelle. Wozu erzählte er das. Es war nichtig. Als Sklave das wusste er und hatte es zur Genüge erfahren, war er rechtlos. Alles was geschehen war, hatte einen Adressaten gefunden, der es stumpf hinnehmen musste. Wozu seine Rechtfertigung? Die wollte keiner hören. Eine Entschuldigung war da genauso sinnlos, sie würden ihn nur belächeln. Ein Feigling der seinen Hals retten wollte. Er hatte das Gefühl, das jedes Wort nutzlos war, was er sagte. Das letzte was er dazu äußerte. „ Ja, ich bin nur Sklave, ich habe keine Rechte, ich habe nur meine Pflichten gegenüber meiner Domina zu erfüllen. Den Römern und Stadtkohorten den nötigen Respekt entgegen zu bringen. “ Es war für ihn so, als ob er in die Subura gehen würde, sich freiwillig ein Messer in den Rücken jagen ließ und sich dafür bedankte.

  • Ofellas Augen funkelten als der Bursche schon wieder anfing alle Schuld von sich zu weisen.
    “Ach und als Aurelia Flora dir sagte wer dich festhielt, musstest du unbedingt angreifen und dich weigern deinen Namen zu nennen. Aber ich vergaß du bist ja nur ein Sklave und hast die Rechte eines Kaiser.” Bei den letzten Worten troff seine Stimme nur so von Spott.
    Langsam hatte Ofella wirklich genug, er hatte das Gefühl sich im Kreise zu drehen. Sollte doch mit dem passieren was wollte, ihn interessierte es nicht mehr.

  • "Chio..., Chio!" Das Flehen in seiner Stimme, sie wollte sich umdrehen, blieb aber stehen, innerlich betend, dass er doch endlich verstehen würde. Zu beteuern, dass er alles tun würde, war niemals ausreichend. Und schon gar nicht, weil er es allein ihretwegen tat. Die Bedeutung dessen würde ihr wohl erst später klar werden. Im Moment hatte sie nur Angst, er könnte sich wieder um Kopf und Kragen reden. Darin war er Meister.


    Immerhin schien dieser Valerian ganz vernünftig. Er war auch nicht so streng, wie Ofella ihr weismachen wollte. Im Gegenteil, er nahm sich sogar die Zeit, Aretas zu erklären, was falsch und richtig war. Sogar, was er von ihm erwartete. Was war denn daran nicht zu verstehen? Aber für Aretas schien es nur zwei Möglichkeiten zu geben. Er behielt seinen Stolz, und käme hier nie wieder heraus. Oder er gab sich komplett auf. Und genau das tat er gerade. Sie wollte das nicht hören, wäre am liebsten davongerannt. Ratlos drehte sie sich um. Er kniete noch immer, sein Anblick schmerzte. Chio wußte, wie schwer ihm das fiel, sie wußte aber auch, dass das überhaupt nicht das war, was die Männer von ihm hören wollten. Dabei zählte doch in keinster Weise, was er war. Immerhin war ihm das mit dem Respekt mittlerweile klar. "Ich weiß immer noch nicht, was genau passiert ist. Aber eins weiß ich. Selbst, wenn du kein Sklave wärst, du würdest trotzdem genau in dieser Zelle sitzen. Und auch dann läge es an dir, das Richtige zu tun. Vielleicht sogar noch mehr, weil du alleine für dich verantwortlich wärst. Nicht eine Domina oder ein Dominus. Niemand würde sich für dich einsetzen. Niemand würde hierherkommen und darum bitten, dich freizulassen."


    Sie könnte noch soviel sagen, ließ es aber. Er mußte selbst erkennen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Und vor allem mußte er es schaffen, einen Fehler auch mal zuzugeben. Chio hatte das Gefühl, dass genau das sein Problem war. Sie beugte sich zu ihm, gab ihm einen sanften Kuss, legte noch einmal die Hand an seine Wange. "Bitte... denk nicht an mich. Tu es für dich." flüsterte sie ihm noch leise ins Ohr, bevor sie sich seufzend umdrehte und die Zelle verließ.

  • Ihr Kuss und ihre Bitte .... wie Nadelstiche. Er sollte nicht an sie denken. Was gab es denn zu tun, er hatte nichts mehr, hatte alles abgelegt was ihm wichtig war. Diesen kleinen Funken Hoffnung, weg. Wozu auch, hatte er geglaubt jemals hier weg zu kommen? Eine Familie zu haben ? Nicht in Gefangenschaft, niemals. Alles aufgeben, abgelegen, vergraben. Nicht daran zurück denken. Einfach gar nichts denken, nur das sagen was sie hören wollen.
    „ Ich habe einen Fehler gemacht und stehe tief in der Schuld der Stadtcohorten.“ Kam es schleppend aus seinem Mund. Er musste sich zwingen dazu, aber sprach es aus. Weiter gab es nichts.

  • Was für eine Szene! Geradezu bühnenreif, was die beiden da vorführten. Voller Dramatik und mit einer gehörigen Portion Liebesschmalz. In einem Stück würde Aretas nun fortgeschleift und ans Kreuz genagelt. Ein dramatischer Schluß, der alle Zuschauerinnen zu Tränen rühren würde.


    Valerian schaute nachdenklich von einem zum anderen. Aretas sagte diese Worte nur, weil die Sklavin ihn darum gebeten hatte. Er hatte es immer noch nicht begriffen. Würde es vermutlich nie begreifen in seinem Starrsinn, den er für Stolz hielt. Warum aber auch diese merkwürdige Eigentümerin sich so gar nicht um ihre Sklaven kümmerte! Von einer Tiberia wäre da eigentlich mehr zu erwarten gewesen.


    "Ja, das tust Du, Aretas. Mehr, als Du je begreifen wirst. - Octavius..." Valerian winkte Ofella ein wenig beiseite, damit die Sklaven nicht hören konnten, was sie unter sich besprachen. "Also, wie würdest Du entscheiden?" Eine gute Gelegenheit, den Miles ein wenig zu prüfen.

  • Ihn ans Kreuz nageln wäre die einfachste Lösung, dachte Ofella,
    nachdem der Centurio ihn gefragt hatte wie er entscheiden würde. Doch der Sklave war nicht entflohen, hatte nicht gestohlen, zumindest gab es keine Anzeichen dafür und gemordet hatte er auch nicht. Es müsste eine Strafe sein bei er lernen konnte wo er hin gehörte und seine Arroganz vergaß, überlegte er weiter.
    Dann gab es noch die Tatsache, dass sich aus dem Hause Tiberia niemand um ihn kümmerte.
    Nachdenklich schaute Ofella zu dem Sklaven rüber. “Eine Strafe sollte er schon erhalten, auch müssen wir ihn im Auge behalten bis sich einer von dem Hause Tiberia um ihn kümmert. Er sollte so lange etwas Rom tun. Beim Straßenbau wird er bei der ersten Gelegenheit fliehen. Vielleicht vergeht ihm ja sein Stolz im Bergwerk?” Fast entschuldigend für seine Überlegungen fügte Ofella noch hinzu: “Aber wer bin ich das ich mir so ein Urteil anmaße? Es sind nur die Gedanken eines Miles.”

  • Eine sehr kluge Antwort. Valerian stellte wieder fest, daß der junge Mann Potential hatte. "Ja, so etwas in der Art stelle ich mir auch vor. Sehr gute Antwort, Octavius." Er lächelte leicht. Und wandte sich dann wieder den beiden Sklaven zu.


    "Nun, wie meint ihr beide, daß es nun weitergehen sollte? Hm?" Es war auch immer interessant zu erfahren, wie die andere Seite die Situation einschätzte. Allerdings war er ziemlich sicher, daß Aretas sich das alles viel einfacher vorstellte, als es war. Vermutlich glaubte er, diese Beinahe-Entschuldigung wäre ausreichend, um freigelassen zu werden. Die Frau würde das vermutlich realistischer einschätzen. Sie hatte weitaus mehr Durchblick.

  • Eigentlich wollte sie gehen, war aber zu neugierig, was nun passieren würde. Aretas gab seinen Fehler tatsächlich zu. Zu spät, aber er tat es. Für sie vielleicht von noch viel größerer Bedeutung als für die beiden Männer. Chio war erleichtert, bis Ofella sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Für eine Weile glaubte sie tatsächlich, es würde genügen, wenn er sich zu seinem Fehler bekennen würde, glaubte, sie würden Gnade walten lassen, wenn er sich entschuldigen würde. Aber wenn man die Sache logisch betrachtete, hatten sie gar keine andere Wahl als so zu handeln. Wieso also interessierte ihn noch ihre Meinung? Sie waren doch nur Sklaven und durften ohnehin nicht mitreden. Wenn er aber schon fragte. "Ich hatte gehofft, ich dürfte ihn mitnehmen. Aber wahrscheinlich hat er recht. Aretas sollte etwas für Rom tun. Nur, bitte nicht ins Bergwerk, es gibt doch sicher noch andere Möglichkeiten, oder? Vielleicht kann er auch einfach nur hierbleiben, bis ich jemanden aus Tiberia Faustinas Familie informiert habe, der ihn abholen kommt?" Das hatte sie eigentlich vermeiden wollen, dass er auch noch dort Ärger bekam. Aber ihr wurde immer klarer, dass es keine andere Möglichkeit geben würde. Auch wenn sie beide ein relativ freies Leben als Sklaven hatten, im Grunde waren sie nicht mehr als das Eigentum ihrer Domina.

  • Er begriff sehr gut. Sie hätten ihn nicht einmal einsperren müssen. Ans Kreuz und die Krähen wären um ein Festmahl reicher gewesen. Das hatte ihm sein erster Besitzer ausreichend eingebläut,wie es um seine Rechte stand. Der nächste, Dontas, hieß er, hatte ihn in Ruhe gelassen. Dann kam Tiberus Dolabella machte ihn zum Auriga, versprach ihm nach vier Siegen die Freiheit. Alles lief gut bis Dolabella plötzlich verschwand. Seine Tochter Tiberia Faustina,machte ihm schnell klar, was sie von widerspenstigen Sklaven hielt. Die Narben auf seinem Rücken erzählten davon. Sie gab ihm eine letzte Chance und versprach im die Freiheit nach einem Sieg. Seitdem wurde er nicht mehr zu Rennen gemeldet.Man hatte ihn um seine Freiheit betrogen.


    Und jetzt, nachdem man ihm wieder einmal klar gemacht hatte was er ist, ergab die Frage für ihn keinen Sinn. Warum sich dazu äußern, ändern würde sich nichts an der Entscheidung des Urbaners. Aretas sagte nichts. Was konnte schon schlimmeres als das Kreuz auf ihn warten.

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