Inspektion durch den Tresvir capitalis

  • Es ward vorgesehen, auf die Konversation mit dem Praefectus Urbi folgend jene von Ravilla so dringlich forcierte Inspektion der Carcer zu absolvieren. Nach einem gewissen Quantum der Evaluation hatte Claudius Menecrates dem Vigintivir die Genehmigung zur lokalen Analyse attestiert. Jener nahm sie nun wahr, perzipierte und rezipierte in Begleitung von jenem Soldaten, der damit ward betraut, ihn hinab zu führen in die sinistren, hypogäengleichen Gewölbe. Anaxis indes, vom Mutismus ergriffen, da der Magistrat in vollendeter Konzentration seiner Aufgabe sich widmete, schrieb, was der Herr parlierte, diktierte und evaluierte.


    "Cornicularius, bitte berichte mir doch, was es zu diesem Ort zu sagen gibt. Wie ist die Auslastung, bestehen ausreichende Kapazitäten? Ist die Bauweise noch zeitgemäß oder bedarf sie einer Renovierung? Was ich sehe, stimmt mich zuversichtlich ob der vorhandenen Qualität, doch mag dies anders erscheinen, wenn man regelmäßiger an diesem Ort zu arbeiten hat, als mir dies während meiner begrenzten Amtszeit gegeben ist."

  • Lurco hatte Seius Ravilla zum und in den Carcer begleitet, der Vigintivir erledigte seine Aufgaben gewissenhaft und ging jedem einzelnen Detail nach. Lurco nickte erfreut, denn die Fragen waren durchaus berechtigt.


    "Zuerst einmal möchte ich Dir für Deinen Einsatz und dem regen Interesse an unserem Berufstand den Urbanern und den damit verbundenen Räumlichkeiten, einschließlich des Carcers danken Vigintivir Seius. Bis dato hat sich niemand für die Beschaffenheit und Auslastung des Carcers interessiert. Fakten zu diesem Ort. Wir nutzen den Carcer gemeinsam mit den Prätorianern. In Anbetracht manch nötiger Verhöre sollte eine klare wie auch strikte Trennung vorgenommen werden. Mein Vorschlag dahingehend wären zwei separaten Zellentrakte in denen jeweils die Gefangenen der Prätorianer sowie der Urbaner untergebracht werden. Sollte es zu Einheitsübergreifenden Ermittlungen kommen, sprich sollte eine Befragung eines Prätorianer-Gefangenen nötig sein, so würde man im dortigen Zellentrakt vorsprechen. Ähnlich geschehen wie bei meinem Verhör des Gefangenen Mollicus.


    Was die Kapazität anbelangt, lieber Seius, hier sprichst Du eine offene Wunde in meinem Urbaner-Herzen an. Rom ist groß, gewaltig und viele sind gewalttätig. Wir haben viel zu wenige Zellen, für viel zu viele Kriminelle. Aus Platzmangel kann man nicht einfach Gefangene zusammen unterbringen. Stell Dir vor, Du hast jemanden inhaftiert zwecks Verhör. Sperrst Du ihn nun mit seinen Mittätern ein, dann kannst Du ihnen gleich ein Besprechungsofficium zur Verfügung stellen, damit sie ihre Absprache durchgehen. Wir benötigen ausreichend Einzelhaftzellen und wir benötigen zudem Zellen für erschwerte Haftbedingungen. Vielleicht Isolations- und Dunkelzellen, wo die Gefangenen mit ihren Gedanken allein sind. Das heißt, sie werden möglicherweise etwas zugänglicher, sobald sie wieder Kontakt haben.


    Bei einigen kriminellen Subjekten verhält es sich so, dass sie durchaus einiges einstecken können, aber ignoriert man sie auf ganzer Linie und gibt ihrem Treiben kein Futter, sondern zieht eine klare Grenze, da wird auch das wildeste und verrückteste unbekannte Subjekt zugänglich. Die meisten von ihnen sind es gewöhnt, Aufmerksamkeit zu erhalten oder zu erregen. Deshalb wären solche Zellen ideal.


    Ferner sollte darauf geachtet werden, dass die Zellen nicht zu sehr renoviert werden. Das hier darf nicht zur Taberna verkommen, wo man sich durch eine dumme Handlung "einmieten" kann, zwecks Übernachtung. Das mag jetzt sonderbar klingen, aber glaube mir, auf solche Ideen würden auch manche armen Seelen kommen werter Seius.


    Kurz für Dich zusammengefasst wäre mein Wunsch folgender:


    Erhöhung der Zellen

    Schaffung von Einzel- und Isolationszellen

    Trennung in zwei Zellentrakte der Prätorianer- und Urbanergefangenen.


    Das wären fürs Erste meine Ideen", erklärte Lurco freundlich. Mit Seius machte das Arbeiten Spaß, vielleicht konnte er den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag umsetzen.

  • Der Stilus des Sklaven Anaxis flog in kratzender Eile über die Tabulae in seiner Hand. Der überwältigenden Quantität jener Anliegen begegnete sein Herr bemerkenswert kalmiert. Sicher auch, da er allein in der Rolle des Kuriers zugegen war und ihm keinerlei Entscheidungsbefugnis in jener Chose oblag. Er inspizierte lediglich den Zustand der finsteren Örtlichkeiten und trug diese an die zuständigen Stellen heran, auf dass diese sich mit dem Anliegen des Cornicularius und der eventuellen Option von Ausbau und Renovierung befassten.


    Allein, einen Punkt gab es, welcher die besondere Aufmerksamkeit des Tresvir capitalis auf sich zog. "Ich resümiere, dass eine Umstrukturierung vollzogen wurde? Die Zellen der Cohortes Praetoriae sind nicht länger in Gebrauch? Auch die Mitglieder jener fanatischen Splittergruppe christianischer Ausrichtung findet man hier und nicht länger dort?"

  • Lurco zuckte mit den Schultern, da er nicht wusste ob der Zellen noch in Gebrauch waren.


    "Dahingehend kann ich Dir leider keine Auskunft geben werter Seius. Jene Person die ich zu vernehmen hatte, war in unserem Carcer einquartiert, der gemeinschaftlich von den Prätorianern und uns genutzt wird. Welche Bewandnis dies hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Möglicherweise werden die beiden Carcer auch zeitgleich genutzt. Aber das sind nur Spekulationen. Wir könnten einen der Prätorianer fragen, es sind ganz ehrbare Männer unter ihnen. Sie könnten uns möglicherweise Auskunft geben. Mehr als ein nein haben wir nicht zu befürchten. Was hat es mit der christlichen Splittergruppe auf sich? Hast Du genauere Informationen?", hakte Lurco freundlich nach.


    Dachte Lurco zurück an Didius, war dieser gute Mann völlig fehlgeleitet worden. Möglicherweise ergab sich hier ein erster Anhaltspunkt zu Didius Rettung. Aber nicht alle waren fehlgeleitet oder schwer enttäuscht. Mancher Feind machte sich solche Gruppen zu Nutze, um sich zu tarnen und aus dem Inneren der Gruppe heraus zu agieren. Möglicherweise wusste Seius mehr.

  • "Zu den Christianern vermag ich leider nicht mehr zu sagen, als in den dir bekannten Akten steht. Aller Wahrscheinlichkeit weniger." Er lächelte dünn, da der Praefectus Urbi in Worten zwar beteuert hatte, wie stets mit den Vigintiviri zusammenarbeiten zu wollen, indes mit seinen Taten jedoch eine nicht allein partielle, sondern vollständige Abkapselung seiner Angelegenheiten von jener der Tresviri capitales hatte vollzogen, bewusst das Faktum übergehend, dass der Kaiser Gegenteiliges wünschte. Nun denn, Ravillas Pflichten und die seiner Kollegen im Amt waren mannigfach, auch abseits jener der Castra Praetoria, und an Langeweile würde er nicht leiden müssen.


    Ravilla wandelte einher durch das Gewölbe, betrachtete sich die baulichen und personellen Gegebenheiten, stellte kleine Fragen an die hier ihren Dienst verrichtenden Soldaten und wechselte sogar einige Worte mit Gefangenen. Am Ende seiner Besichtigung gelangte er wieder am Eingang an. "Würdest du mich nun bitte zum Carcer der Cohortes Praetoria geleiten und dort an einen Zuständigen übergeben, Cornicularius?"

  • "Tja Vigintivir Seius wir beide stehen irgendwie auf verlorenem Posten wie mir scheint. Wir rennen und rennen und scheinbar entfernen sich unsere Ziele dennoch immer weiter von uns. Alles was wir tun können ist sie beharrlich weiter zu verfolgen. Selbstverständlich führe ich Dich zum Carcer. Falls dort vor Ort keiner der Anwesenden Zeit hat, werde ich Dich weiterhin begleiten. Mach Dir darum keine Gedanken. Falls Du von alledem eine Zusammenfassung benötigen solltest, sage mir bescheid", antwortete Lurco freundlich.



    >>> Carcer - Cohortes Praetoriae

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