Die Ausbildung der Gladiatoren


  • Es war Morgen. Die Sonne war vor kurzem aufgegangen und die Ausbildung unserer Gladis konnte beginnen.
    Ich betrat die Gladiatorenunterkünfte.
    Ausgerüstet mit Hamata und meinem Primärschwert ging ich auf den Wärter zu.
    "Wir lassen sie alle draussen antreten." Ich nickte ihm zu. Die Tore zur Arena wurden geöffnet und der Wärter schritt den Gang ab. Er schloss der Reihe nach die Schlösser der Türen der Zellen 1 - 8 auf. Hinter ihm schritten zwei Soldaten auf beiden Seiten des Ganges der Wand entlang, schoben die Riegel der Türen auf und pochten einmal kräftig gegen jede Tür. Das Zeichen, hinauszukommen.
    Der Wärter stellte sich neben mich, ich stand mit verschränkten Armen (wie jedes Mal) in der Ecke der zwei weiterführenden Tore und musterte jeden austretenden Gladiator.
    Die Wachen hatten sich strategisch aufgestellt, hielten die Speere vertikal.
    Während die Gladiatoren in die Arena strömten wartete ich auf Sica und Konon, die anscheinend eine Spezialausbildung bekommen sollten.
    Die Details hatte ich von Spartacus erfahren.
    Fürs erste würden sie wie Gladiatoren ausgebildet werden.

  • Callidus bog mit Metallus dem Schmied um die Ecke und sie bauten sich vor Konon auf. Metallus war nicht gerade groß, hatte aber breite Schultern und beachtliche Muskeln an den Armen. Aber gegen Konon sah er mickrig aus.


    Callidus wandte sich an Metallus. “Für diesen Riesen brauchen wir einen kompletten Rüstungssatz in passender Größe. Helm, Schild, Waffen, Panzerungen, Beinschienen, Armschienen, Kettenhemd etc ... Wir wissen noch nicht, was sein Spezialgebiet ist, aber ich will alles da haben.”


    Callidus winkte eine Wache heran.


    “Und bitte eine Näherin, daß sie ihm passende Gladiatorenkleidung in gelbem Stoff näht. Bist du sicher, daß das die größte Tunika ist die wir hatten? Die geht ihm ja kaum bis zum Bauchansatz. Und spannen tut die auch überall. Wenn er erst mal seine Muskeln in Bewegung setzt, dann platzt die an Brust, Armen und Rücken. Kümmere dich unverzüglich darum. Und sag Pollux, daß er 4fache Portionen bekommt. Ich bezweifele, daß er selbst damit Fett ansetzen tut. Aber er muß mehr essen!”

  • Sica wunderte sich, wie lange sie in dieser Schule ausschlafen durften. In der Villa seines Besitzers mussten die Sklaven teilweise zu unregelmäßigen Zeiten oft mitten in der Nacht schon aufstehen. Manche von ihnen argwöhnten, dies sei reine Schikane. Sica wusste es. Auch die Zellen, in denen sie zu hausen hatten, waren zwar klein und eng, doch mit den Sklavenunterkünften in Rom kaum zu vergleichen. Sica selbst war zwar sein eigenes Zimmer gewohnt, doch auch dies sollte ihm recht sein.


    Als sie herausgeholt wurden, erhob er sich in aller Ruhe und folgte den anderen Sklaven nach draußen. Abweisend musterte er die Ausbilder. Die erste Zeit würde er sich zurückhalten, um die Situation einschätzen zu lernen.

  • Toxis, wenn du mit dem ersten Teil des Trainings heute fertig bist, dann lass den den Sklaven Sica zu mir ins Officium bringen.


    Und schicke unseren Arzt sobald wie möglich zu mir ins Officium. Den Neuen, nicht den versoffenen Metzger. Der sollte eigentlich inzwischen weg sein.

  • Ich nickte Callidus zu. inzwischen hatten sich sämtliche Gladiatoren aufgestellt.
    "Männer! Ich bezeichne euch noch nicht als Gladiatoren, denn zu so einem werdet ihr hier erst gemacht! Einige von euch können bereits kämpfen, anderen mangelt es noch an Grundwissen und Übung.
    Ihr werdet mehrere Übungen durchmachen, zum sehen, wer wieviel bereits kann und was beherrscht. Wer eine Übung erfolgreich abgeschlossen hat, wird zur nächsten übergehen.
    Einige von euch werde ich persönlich drillen, im Laufe der zeit werden es sogar alle sein, manchmal werdet ihr zu zweit kämpfen oder auch in Gruppen.
    Euer Trainingsprogramm ist ziemlich weitläufig, wird im Laufe der Zeit jedoch spezifischer.
    Zum Gehorsam: Die oberste Autorität besitzen wir, die Horatia-Brüder, wobei ich den grösstenTeil eurer Ausbildung mit euch zu tun haben werde. Ich verlange absoluten Gehorsam hier unter euch! Ich dulde keinerlei Unwillen oder dergleichen. Jegliche Meuterei wird brutal niedergeschlagen, wer flieht wird getötet und wer sich daneben benimmt wird schwer bestraft.
    Wir werden den Strengegrad anziehen, wie, das werdet ihr schon noch selbst merken.
    Nun zum ersten Teil eurer Ausbildung.
    Wir beginnen mit der Handhabung der Waffen, das Alpha und ebenso das Omega eines jeglichen erfolgreichen Kämpfers.
    Anfangen tut jeder klein, schnappt euch also die holzschwerter auf diesem Haufen und stellt euch in Dreiergruppen um diese senkrecht zum Boden stehenden Pfähle und beginnt, ihn als euren Gegner zu betrachten und ihn zu bekämpfen!
    Fragen? Nein? Dann los!

  • Mit abweisendem Gesichtsausdruck hörte Sica dem Ausbilder zu. Diese angeblich so harten Bedingungen waren ihm nichts Neues. Im Gegenteil - wenn man aus dem Haushalt von Senator Flavius Felix zu fliehen versuchte, dann stand einem noch weitaus schlimmeres als der Tod bevor. Verächtlich spuckte er seitlich aus, wohl darauf bedacht seine Mitsklaven nicht zu treffen. Es war noch zu früh, sich wahllos Feinde zu machen. Nachdem Toxis zu Ende gesprochen hatte, ging er mit den anderen zu den Holzschwertern und suchte sich ein halbwegs akzeptables Exemplar heraus. Sica überlegte kurz, stellte sich dann jedoch zu Konon in eine Dreiergruppe. So konnte er im Notfall verhindern, dass jemand Eigentum seines Herrn beschädigt.


    Seinen Gegner betrachtete er recht mißmutig. Gegen einen Pfahl zu kämpfen erschien Sica nicht sonderlich sinnvoll. Auch dieses überdimensionale Schwert war ihm weitaus unsympathischer als der handliche Dolch, den er sonst für gewöhnlich zu nutzen pflegte. Doch wie es befohlen war, nahm er diese Waffe zur Hand und führte ein paar lustlose Schläge gegen den Pfahl aus. Aus den Augenwinkeln achtete er dabei stets auf Konon. Man wusste nie genau, was der Muskelberg als nächstes tun würde.

  • Nachdem Sica ein wenig gegen den Pfahl "gekämpft" hatte, ließ er das "Schwert" wieder sinken. Das ganze kam ihm hochgradig albern vor. Er sollte mit einem Stück Holz gegen ein Stück Holz kämpfen und wusste noch nicht einmal, wie er mit diesem sperrigen Ding umzugehen hatte. Kurz blickte er sich um, konnte aber keine Säge finden, die bei diesem "Feind" wohl eine effektivere Waffe gewesen wäre. Dann sah er den ratlosen Konon mit dem Übungsschwert herumstehen, welches bei ihm eher wie ein Zahnstocher aussah. Sica entschloss sich einen Versuch zu wagen, dem Koloss diese Übung zu erklären.


    Konon. Du sollst mit diesem Holz in deiner Hand das Holz da bekämpfen... angreifen... töten.


    Er deutete auf den "Gegner-Pfahl" und trat beiseite um interessiert zu verfolgen, was Konon nun tun würde.

  • Während die Gladis schon mal übten war ich zum Arzt gegangen und ihn zu Callidus geschickt. "Apollonius" oder so war sein Name. Wenigstens war es einer, der richtig etwas von Heilkunst verstand.
    Danach kehrte ich zurück auf den Übungsplatz. Inzwischen war eine neue dazugekommen. Ich wies 91 an, sich zu den anderen Männern zu stellen.
    "So, das reicht erst mal. Machen wirs kurz: die, die bereits mit dem Schwert umgehen können bilden Dreiergruppen und trainieren abwechselnd im Zweikampf.
    Denen, die den Umgang mit der Waffe erst noch erlernen müssen werde ich selbst die richtige Handhabung des Schwertes beibringen.
    Teilt euch also auf!"

  • Sica blieb gelangweilt neben Konon stehen. Bis der Ausbilder Konon beigebracht hatte, dass dieser sein Holzschwert noch verkehrt herum hielt, würde sicher noch einiges an Zeit vergehen. Um sie herum versammelten sich nach und nach die im Schwertkampf unerfahrenen Gladiatoren, während der Rest sich ein wenig abseits schon in Dreiergruppen aufteilte und zu üben begann.

  • Zitat

    Original von Sica
    Konon. Du sollst mit diesem Holz in deiner Hand das Holz da bekämpfen... angreifen... töten.


    ???


    *kopfkratz*


    *schulterzuck*


    *holzwegwerf*


    *krach* *knarsch* *stampf*


    Holz tot!


    Hmpf!

  • Sicas Mund verzog sich zu einem dünnen Lächeln. Die Zerstörungskraft von Konon war immer wieder ein interessantes Schauspiel. Der "Gegner-Pfahl" lag zergebrochen und zersplittert am Boden.


    Gut gemacht, Konon.


    Zumindest diesen "Gegner" hatten sie somit erledigt und Sica würde wohl nicht mehr gegen ihn kämpfen müssen. Diese Methode wollte er auch für die Zukunft im Auge behalten. Abwartend blickte er zu dem Ausbilder.

  • Noch immer blickte Sica abwartend zu dem Ausbilder.


    Nach einer Weile überlegte er sich, ob Konon dieses Ziel ebenso zuverlässig zerstören würde. Er malte sich detailliert aus, wie Konons Holz-töten-Methode auf einen trainierten Gladiator wirken würde. Der Anblick versprach einiges an Erheiterung, doch letztlich entschloss er sich, das Training der Profis nicht zu unterschätzen. So blieb ihm vorerst nichts anderes übrig, als seine Zeit hier weiter auf diesem Übungsplatz zu verschwenden. Er beschloss, einen Bericht an seinen Herrn zu verschicken, falls die Ausbildung weiter so schleppend vorangehen sollte.

  • Um sich die Zeit zu vertreiben, formulierte Sica gedanklich schon einmal seinen Bericht vor. Salve, Domine. Die Ausbildung hat bereits begonnen und als ersten Erfolg kann Konon den Sieg über einen uns feindlich gesinnten Holzpfahl verzeichnen. Gegenwehr war kaum vorhanden und schon nach kurzer Zeit lag der Feind erschlagen am Boden. Erfreulicherweise wurde Euer Eigentum bei diesen Vorgängen in keinster Weise beschädigt... Nach einer Weile wurde ihm dabei jedoch langweilig und er wandte sich gedanklich anderen Themen zu. Ob es hier in Tarraco wohl einen Waffenmarkt gab?

  • Gemächlichen Tempos tritt Apollonius an den Rand des Übungsplatzes. Sein Blick geht über die Gladiatoren hinweg. Dicht hinter ihm steht ein junger Sklave, der die Tasche von Apollonius trägt.


    Apollonius lehnt sich gegen einen der Holzpfähler und mustert jeden der Gladiatoren abschätzend. Er richtet sich auf und geht auf Toxis zu, sofern er nicht gerade im Training beschäftigt ist.


    "Salve, Toxis! Sind das neue Kämpfer hier?"

  • "So Männer. Ich werde euch beibringen, wie man mit dem Schwert umgeht.
    Ihr habt alle diese Holzschwerter. Sie sind in Form mit dem Gladius übereinstimmig, sind aber etwas schwerer als die echten Waffen. Mit ihnen werdet ihr in nächster Zeit trainieren.
    Nehmt es in die Hand und haltet es aufrecht. Linkshänder benutzen die linke Hand.
    Die Kanten der Klinge muss parallel zum Schwertarm sein.
    Die Klingen der echten Waffen sind sehr scharf, somit reicht ein Schnitt über den Körper aus um ihn verbluten zu lassen.
    Haltet eure Waffe stets fest in der Hand. Die Hände sollten dazu trocken und nicht schweissig sein. Sucht euch in den Rillen des Griffes den richtigen halt. Ein Schwert zu führen ist ein vollkommene Technik.
    Das runde Teil am Ende des Griffes besteht aus metall und ist dazu da, die Balance der Waffe zu garantieren, dazu sichert es auch noch den Griff der Hand. Das halbrunde Teil, welches den Griff von der Klinge trennt ist für den Schutz eurer Hand. Wenn die Waffe des Gegners an der Klinge entlangfährt trifft sie auf den Schutz und nicht auf die Hand.
    Genug geredet; ihr habt verschiedene Waffen, der Gladius z.b. eignet sich zum zustechen. Andere langschwerter hingegen muss man geschwungen führen.
    ich wirbelte mein Schwert in der Hand herum.
    "Dreht mit eurem Schwert vor euch ein vertikales 8, nutzt dabei das Gewicht und die Balance der Waffe aus und schwingt das Schwert in der Hand. Ihr müsst ein Gefühl für die Beherrschung der Waffe bekommen. Lernt, wie das Kräfteverhältniss steht und wie weit ihr mit der Waffe gehen könnt."
    Dann wandte ich mich an den Medicus.
    "Ja, die die wir gekauft haben. Sie werden jetzt ausgebildet."
    Kritisch musterte ich den Berg Muskeln, ich würde wohl nachher mit seinem "Herrchen" sprechen müssen.

  • Apollonius nickt und beobachtet dabei die Bemühungen der neuen Gladiatoren.


    Nebenbei meint er, immer noch die Gladiatoren betrachtend: "Du hast bei der Eröffnungsfeier ausserordentlich gekämpft, Toxis! So etwas habe ich wirklich selten gesehen. Wo hast Du gelernt so gut zu kämpfen?" fragt er mit einem neugierigen Seitenblick.

  • "Ich habe mich in der Milizarmee meiner Heimat bis zum Zenturionen hochgearbeitet. Mit der Zeit konnte ich immer besser kämpfen. Aber ein Ort, an dem ich eine spezielle Ausbildung absolviert hätte gibt es nicht.
    Vielleicht liegt es an meinem Instinkt zu überleben... oder ... weiss auch nicht so genau."
    Ich beobachtete die Gladis und beschloss, zu Sica zu gehen.

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