Die Ausbildung der Gladiatoren

  • Aus Reflex heraus drehte ich meinen Oberkörper nach links und zog sofort meine Waffe in der rechten Hand nach. Die klingen prallten aufeinander und ich drückte sein Schwert nach unten. Sogleich stiess ich meines, mit der Klinge frontal, nach vorne, Richtung seines rechten Oberarms.

  • Die Gladiatoren auf dem Übungsplatz schauten dem Spektakel mit einer gewissen Neugier zu. Der Kampf ihres 'Lanista' gegen einen Fremden, einen Anwärter, war in ihren Augen wohl nichts neues, denn sonderlich aufgeregt waren sie nicht. Wahrscheinlich waren die Wetten, die siebestimmt untereinander abschlossen, darauf gerichtet, wie lange Xeones durchhalten könnte.


    Xeones hingegen schaffte es gerade rechtzeitig, dem Gegenangriff Toxis' auszuweichen. Es war haarscharf gewesen und er konnte hören, wie dessen Klinge die Luft ganz nah an seinem Ohr schnitt. Mit einer schnellen Bewegung ging er auf Distanz und blieb dennoch ruhig stehen, als wäre nichts passiert. Vorhin hatte Toxis angegriffen und die Initiative während des Kampfes gehabt. Diesmal wollte Xeones derjenige sein.


    Er senkte den Kopf mal nach rechts, mal nach links, um die Schultern nicht verkrampfen zu lassen und ging wieder in Kampfstellung. Langsam und in einer Halbkreisbewegung näherte er sich Toxis, versuchte, die Sonne in dessen Blickfeld zu bekommen.

  • Ich dehte kurz meinen Arm, um die Spannung abzubauen. Mir schien, als wurde er angriffslustiger. Gut so.
    Auch ich bewegte mich in einem Halbkreis, um nicht an einem Ort festgenagelt zu sein und hielt die Waffe fest in der Hand.
    Ich mochte die Übungswaffen nicht so sehr, denn sie waren schwerer als die normalen Kampfwaffen, und einiges schwerer als die Schwerter, die ich für den Kampf benutzte.

  • Mit wenigen Schritten kam Xeones nah an seinen Gegner ran. Nah genug, um zum Angriff überzugehen. Mit einem schnellen Ausfallschritt nach vorne stach er zu, zielte dabei auf den Unterleib von Toxis. Es war zu erwarten gewesen, dass er diesen Angriff mit leichtigkeit abwehren konnte, doch Xeones ließ nicht locker, sondern überfiel Toxis nun mit einer ganzen Woge von Angriffen. Er suchte immer wieder nach Lücken in dessen Deckung, stach immer wieder auf ihn ein...

  • Jeder kämpfende Gladiator suchte nach Deckungslücken, die man bei mir selbstverständlich auch vorfand. Doch ich hatte einen Vorteil; Da ich normalerweise mit zwei Schwertern kämpfte war ich es gewohnt, mit dem Schwert auch abzuwehren, und dies auf eine sehr schnelle Art.
    Das Übungsschwert war zwar nicht genauso schnell zu handhaben, doch hatte ich mehr Abwehrtechniken mit dem Schwert gelernt, als die meisten mit Schild bewaffneten Gladiatoren beherrschten.
    Abwehren konnte ich ihn noch relativ gut, auch wenn ich übungshalber zurückwich. Instinktiv merkte ich, dass dies einer der besseren Sorte Gladiator abgeben würde, da war ich mir fast sicher. Technisch war er recht gut drauf, er kämpfte also nicht zum ersten Mal und ich vermutete, dass er auch nicht zum ersten mal getötet hatte. Nun, er war nicht der einzige mit einer dunklen Vergangenheit.
    Doch mich überraschte etwas seine Energie, die er in den Kampf steckte, es grenzte beinahe an Ehrgeiz, wie er sich für den Kampf reinsetzte ... Mental schien er bereit zu sein.

  • Xeones merkte schnell, wie geschickt sein Gegenüber mit dem Schwert umging. Wie er immer wieder seine Angriffe blockte oder ihnen fast schon mühelos auswich. Nach mehreren schnellen Attacken schaffte er es nicht ein einziges Mal, durch seine Deckung zu kommen.


    Wieder ging Xeones auf Distanz. "Du kämpfst als Dimachaerus?" fragte er. Diese Vermutung lag recht nahe, denn ein Murmillo oder Secutor hätte mit einem Schwert nicht so präzise in der Defensive umgehen können. Dafür hatten sie ihre massigen Schilde. Toxis Abwehrbewegungen mit dem Schwert hingegen waren mit einem Hauch von Selbstverständlichkeit ausgeführt. Als würde er stets so kämpfen... und das konnte er nur als Dimachaerus, der Zwei-Schwert-Kämpfer.

  • Ich bekam das Gefühl dass dieser Mann mehr Vorwissen hatte als man es ihm auf den ersten Blick ansah.
    "Ja, ganz recht, darauf bin ich spezialisiert. Mit einem Schild kann ich zwar auch umgehen, jedoch nie so wendig."
    Ich hielt etwas Abstand zu ihm und liess das Schwert sinken.
    "Du bist recht gut. Kannst du mit Lanze und Schild ebensogut umgehen?"
    Sollte er eigentlich, wenn er sich als Hoplomachus sah. Ich merkte dass ich mir all die lateinischen Begriffe noch nicht völlig angewöhnt hatte. Nun ja, hauptsache ich wusste was er meinte.

  • Auf die Frage nach seinem Können im Umgang mit einer Lanze musste Xeones schmunzeln. Der Schwertkampf war vielleicht Toxis' Revier. Jemand, der gut - oder verrückt - genug war, die Arena ohne Schild zu betreten, musste ein Meister auf diesem Gebiet sein... der Kampf mit der Lanze jedoch lag Xeones im Blut. Er lächelte. "Selbstlob stinkt, Lanista*. Deshalb will ich nicht behaupten, dass ich gut mit Lanze und Schild bin. Aber wir können es herausfinden." Der Unterton seiner Stimme verriet die Selbstsicherheit von Xeones.




    *edit: Ansprache von "Magister" zu "Lanista" geändert, da Xeones immer noch denkt, Toxis sei Lanista der Schule

  • In mir keimten Zweifel auf, ob es eine gute Idee war, ihn auf diese Weise herauszufordern. Einen Dreizack abzuwehren war nicht einfach, doch eine Lanze war schwieriger. Ich musste mir auf jeden Fall ein Schild nehmen, dachte ich, während ich zu den Waffenständern ging und danach Xeones eine Lanze zuwarf (natürlich nicht mit dem Spitz nach vorne, sondern quer ;))
    Jetzt stand es wohl etwas schwerer für mich. Auch gut, sollte er zeigen was er bereits drauf hatte.

  • Xeones fing die Lanze mit einer Geschicklichkeit auf, die schon erahnen ließ, dass er mit ihr umzugehen verstand. Er hielt sie am ausgestreckten Arm fest, maß ihr Gewicht und schätzte ihren Schwerpunkt ab. Die Spitze war nicht abgestumpft odet abgedeckt, sondern scharf. Sie maß etwas mehr seine Körperlänge.


    Er ging rüber zum Waffenstand und suchte sich einen Schild aus. Ein kleiner, runder Schild, vergleichbar mit dem der makedonischen Phalangiten. Auf einen Dolch verzichtete er.


    Danach ging er zurück in die Mitte des Übungsplatzes, wo Toxis in Lauerstellung bereits auf ihn wartete. Xeones blieb nicht stehen, sondern ging ohne ein Wort aggressiv in den Angriff über, wie es seine Art war. Doch trotz seines offensiven Gebahrens hielt er sich hier etwas zurück. Der Scutum deckte Toxis bis auf den Kopf und die Beine ab, die im Ernstfall vom Helm bzw. Beinpanzern geschützt wären. Also durfte er hier nicht angreifen, schließlich war es - nur - eine Übung.


    Mit einem kräftigen Stoß, gezielt auf den Bauch und frontal ausgeführt, leitete Xeones den Übungskampf ein. Es war zu erwarten, dass Toxis diesen angriff mühelos abwehren würde, doch Xeones war vor Gegeangriffen insoweit - relativ - sicher, als ihm seine eigene Beweglichkeit half, Toxis auf Distanz zu halten.

  • Ich sah schon, auf Xeones offensiv einzuwirken war schwierig. Ich versuchte seine Lanze so gut abzuwehren wie ich konnte.
    Ich wollte eher ihn agressiv sehen, schützte mich daher mit dem Schild so gut wie möglich. Zunächst versuchte ich, ihn auf Abstand zu halten, erwartete dann aber seine Angriffe.

  • Xeones erste Angriffe prallten am Schild von Toxis ab. Bei jedem Aufprall spürte er die Belastung, welcher die Klinge während dieser Angriffe ausgesetzt war. Zwar grriff er bisher mit unkomplizierten, leicht abzuwehrenden Stößen an, die er mit seiner Rechten führte, steckte aber viel Kraft in die Angriffe hinein.


    Die Erschöpfung - oder zumindest ihre Vorboten - ließ nicht lange auf sich warten. Während seiner mehrere Wochen dauernden Genesung konnte Xeones nicht üben und an seiner Kondition arbeiten, was sich hier unter der Sonne Hispanias nun bemerkbar zu machen begann. Schweiß rann ihm von den Schläfen, nachdem er nun mehrere Minuten vergebens auf Toxis eindrosch, der sich geschickt mit dem Scutum zu decken vermochte.


    Er musste Toxis zeigen, dass er mehr konnte, als einfach nur primitiv auf den Gegner einzuschlagen. Und bei den Göttern, das konnte er. Mit einer schnellen, geschickten Bewegung tauschte er den Schild und die Lanze gegeneinander aus. Plötzlich sah sich Toxis ohne jede Vorwarung einem Kämpfer gegenüber, der seine Waffe mit Links führte... ein Hassgegner für jeder Krieger, denn sich gegen Angriffe, die ein Linkshänder ausführt mit einem Scutum, den man selbst mit der Linken hält, zu decken, war äußerst schwierig.


    Und Xeones wusste das. Er griff an.

  • Offenbar hatte Xeones mehr Tricks drauf, als ich erwartet hatte. Guter Zug, dachte ich.
    Wenn er mit der linken wirklich genauso gut wie mit der rechten umgehen konnte... nicht viele beherrschten das.
    Da ging ich selbst zum Angriff über. Mit zwei grossen Schritten näherte ich mich ihm, schlug mit dem Schwert seine Speerspitze weg, drehte mich, zog das Schild, welches mich decken sollte nach, und liess meine Waffe auf seinem Schild aufprallen.
    Sogleich setzte ich den rechten Fuss wieder nach hinten, um Abstand zu gewinnen, und riss das Schild weiter nach rechts, um mich zu schützen.
    Wenn man sich so schnell bewegte wie ich es tat ging so ein grosses Schild ziemlich in die Muskeln, wie ich gerade spürte. Der Grund, warum ich Schilder nicht mochte.

  • Dass Toxis ein erfahrener Kämpfer war, bewies er Xeones, als er dessen Angriff mit einer offensiven Bewegung seinerseits zum Erliegen brachte. Nur im letzten Moment konnte er sich gegen das Schwert mit dem kleinen Schild schützen. Als Toxis wieder auf Distanz gegangen war, blieb Xeones stehen und stellte die Lanze - mit der Spitze in den Himmel gerichtet - auf dem Boden ab.


    "Ich bin kein Linkshänder, Lanista. Beim Essen führe ich den Löffel mit der rechten Hand. Die Lanze im Kampf aber vermag ich mit beiden zu führen. Aber ich will ehrlich sein. Ganz so gut, wie mit der Rechten ist es nicht, ich bin wohl etwas aus der Übung. Doch alles was ich brauche, ist etwas Zeit und eine Möglichkeit, an mir zu arbeiten. Gib mir die Gelegenheit... und ich werde dich in der Arena nicht enttäuschen."


    Xeones schaute Toxis an, gespannt, was er ihm antworten würde.

  • "Die Gelegenheit sollst du kriegen. Ich heisse dich willkommen in der Gloria et Honor, Xeones.
    Du kannst in die Gladiatorenunterkünfte ziehen und dich schon mal mit den anderen bekannt machen.
    Du kannst dir einen Stapel gelbe Schultuniken und ne Box für Privatsachen holen gehn."
    Dieser mann schien einer der härteren Sorte zu sein.


    "Xeones, ich glaube du hast ordentlich Potenzial für einen guten Gladiator. Ich kann dir nur Training empfehlen und... man sieht sich bei den nächsten Übungen.", meinte ich lächelnd.

  • Erfreut vernahm Xeones die Worte, mit denen Toxis ihn in der Gladiatorenschule willkommenhieß. "Ich danke dir Lanista" sagte er nur und machte sich auf in die Rüstungs- und Waffenkammer der Schule auf. Zwar hat der Lanista ihm zunächst gesagt, dass er die Kleidung empfangen sollte, aber das konnte er auch tun, nachdem er etwas sehr Wichtiges mit dem Vorsteher dort geklärt hatte.

  • Das Morgentraining war angesagt. Sämtliche Gladiatoren, darunter auch Neulinge hatten sich auf dem Platz einzufinden.
    Es war noch früh und die Luft roch frisch, als sich die Gladiatoren versammelten.
    "Morgen Männer, ihr seid ja heute wieder fit!", bemerkte ich mit einem Blick auf die Gesichter einiger Leute.
    "Zum Wachwerden 15 Runden um den Platz! Und loos!"
    Die Männer (mich eingeschlossen) setzten sich in Bewegung und begannen um den Platz ihre Runden zu ziehen.

  • Xeones lief seine 15 Runden ab. Da er, bevor er zur Schule kam, nahezu jeden Tag Zeit gefunden hatte, zu laufen, fiel es ihm verhältnismäßig leicht, die fünfzehn Runden zu laufen. Er genoss die frische Luft hier draussen, während der Körper während des Laufens immer frischer und vitaler wurde.


    Sim-Off:

    der Link dient als SimOff-Beweis, dass Xeones tatsächlich öfters mal gelaufen ist

  • Die ersten 5 Runden waren die Hölle! Sein linker Arm pochte, er war müde und draussen war es noch nicht so recht warm.
    In der siebten Runde wurde es aber zum Glück besser.
    "Weiterlaufen, nicht stehen bleiben" war sein Mantra. Alles andere hatte er nun aus seinem Geist verbannt.
    Die Müdigkeit wich, die Schmerzen ließen nach und durch das Laufen spürte er auch die Kälte nicht mehr. Langsam machte es ihm sogar Spaß...

  • Die täglichen Runden um den Platz waren zwar nicht gerade ein zuckerschlecken, doch brauchte ich das einfach. Da merkte man wenigstens, dass man noch lebte. Und daran hatte ich der Vergangenheit genug gezweifelt.
    Nachdem die Runden gedreht worden waren bremste ich ab. "So Männer, Waffentraning. leichtbewaffnete und Speerkämpfer trainieren mit Dolchen und leichten Kurzwaffen, alle anderen schnappen sich normale Übungsschwerter.
    Training in Zweiergruppen, heute hauptsächlich Stiche und schnelle Attacken."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!