• Plaudernd erreichten Lunaris und ich das Atrium. Dieser Tag barg wieder einiges an Überraschungen.


    "Nimm Platz, Vetter, und berichte bei einem Becher Wein von deinem bisherigen Leben. Ich bin höchst spannt, weitere Familienmitglieder kennen lernen zu dürfen."

  • Ich nahm den Wein und schloss die Augen als einen Schluck davon nahm. Diese Wein schmeckte man die italische Heimat an.


    „Über mein Leben gibt es nicht allzu viel zu erzählen. Die Mutter deiner Halbgeschwister ist die Schwester meines Vaters. Einige Jahre lebte ich auf Samos und einige in Athen um die dortigen Philosophen-Schulen zu besuchen und deren Philosophie kennen zu lernen. Aber nach all den Jahren sehnte es mich nach der italischen Heimat, nach der Sprache, den Menschen die sie benutzen, nach der Luft, dem Essen und dem Wein und natürlich den Frauen. In ganz Griechenland findet sich keine so liebreizende Schönheit wie in der Heimat.

  • Ich musste grinsen.


    "So so, nach den Frauen gelüstet es dir. Da bin ich ja mal gespannt, welche du eines Tages mit nach Hause bringst. Ingeniosus, ebenfalls ein Vetter von dir, wollte ich das ja auch schon mal nahelegen."


    Kurz dachte ich an Mia. Es war eine kurze, schöne und zugleich nervenaufreibende Zeit mit ihr gewesen. Ich wischte den Gedanken schnell fort. Von Frauen hatte ich die Nase voll, wobei es nicht an ihr gelegen hatte, sondern an ihrem Besitzer. Trotzdem, mit Frauen handelte man sich nur Ärger ein. So viel stand fest. Ich hätte mich zu dem Zeitpunkt abseilen sollen, als ich es vorhatte und mich nicht von ihr zu mehr übereden lassen.


    Ach, Weiber. :D


    "Du hast Philosophenschulen besucht? Ein gutes Handwerkzeug, um Frauen zu gefallen. Hat es dir auch etwas an Lebensweisheiten gebracht?"

  • „Gelüstet klingt so hart. Du sollst nicht den Eindruck bekommen als sei ich in die Heimat gekommen, weil ich in Griechenland keine abbekommen habe und jetzt nötig eine Frau brauche. So ist es nicht. Die Griechen haben wundervollen Frauen, jedoch ist selten eine darunter, welche es versteht, nur durch ihre Anwesenheit, die Sonne heller strahlen zu lassen scheint und bei ihrem scheiden das blühende Herz in bitterste Nächte stürzt. Das können nur römische Frauen.“


    Ich nahm noch einen Schluck.


    In Athen gibt es so viele Philosophen, so viele Meinungen, so viele Lehren, da scheint es leicht der Weisheit näher zu kommen. Doch scheint es mir, als seien bei all den Fragen, welche es zu beantworten gilt, nur noch mehr Fragen entstanden. Die deutlichste Weisheit die ich gewann ist der bekannte Satz von Sokrates: Ich weiß, das ich nichts weiß!

  • Aufmerksam hörte ich Lunaris zu. Ich nahm nachdenklich einen Schluck Wein und ließ mir die Worte nochmals durch den Kopf gehen.


    "Was du über römische Frauen sagst, klingt unglaublich. Ich hätte das nie so ausdrücken können. Wenn ich mal eine Frau bezirzen will, was ich zwar nicht glaube, aber ja nicht ganz ausgeschlossen ist, komme ich zu dir und lasse mir helfen.“


    Ich grinste. Der Gedanke hatte etwas Komisches.


    „Wie sehen sonst deine Pläne aus? Am Wochenende kommt übrigens Ingeniosus zurück. Ihn solltest du unbedingt kennen lernen.“

  • Ich schmunzelte, das war nett gesagt.


    "Hilfe wird nicht nötig sein, höre in dein Herz, fühle was es sagt und versuche diese Worte zu wiederhohlen! Das klappt nur mit Poesie!


    Meine Pläne sind mir noch unklar und liegen verschleiert in meinem Kopf. Nach all diesem philosophieren könnte ich mir eine verwaltende Tätigkeit vorstellen. In Athen kam auch meine Religiosität zu kurz. Vieleicht schlage ich diese Richtung ein.


    Was ist an Ingeniosus besonders das es betonst das ich ihn kennenlernen soll. Ist er auch aus Germanien? Wie ist es so in Germanien?"

  • „Hm, wenn du es sagst …“ So ganz war ich nicht davon überzeugt, dass ich auf diese Art solche prosaischen Worte fabrizieren könnte.


    „Germanien ist leider nicht mehr das Land, was ich aus meiner Kindheit kannte. Ich war enttäuscht, als ich vor Monaten dorthin reiste.
    Ingeniosus übrigens ist gebürtiger Römer und mein Halbbruder. Erst vor seiner Kurzreise hatte er auf einer Factioversammlung gemeint, wir sollten eine Suche nach weiteren Verwandten starten. Irgendwo im Reich müssten verstreut noch mehr Corvier sein. Und da hat er doch tatsächlich Recht behalten. Er wird staunen, du wirst sehen.
    Dabei kommt mir ein Gedanke … willst du mich vielleicht zur nächsten Factioversammlung begleiten?“

  • „Wenn du keine mentale Vorbereitung brauchst? Eine andere ist nicht vonnöten.“


    Ich zwinkerte meinem Vetter zu und nahm noch einen Schluck Wein.


    „Nötig ist allein die Berechtigung, Versammlungen dieser Art zu besuchen. Die hast du automatisch als Mitglied unserer Familie. Du kannst dich zunächst auch still verhalten, aber du wirst merken, dass man sehr schnell das Bedürfnis spürt, seine eigene Meinung einzubringen. Derzeit sind natürlich die Wahlen im Gespräch und ich selbst habe ein neues Projekt angeschoben. Aber komm einfach mit und sieh selbst.


    Apropos Wahlen: Wenn du die Wahlberechtigung erlangen willst, man muss heutzutage einen Kurs dafür absolvieren, dann kann ich dir auch auf den ersten Schritten behilflich sein. Wie stehst du zu Politik, ja und wie zur Religion? Unsere Familie war seit jeher sehr traditionell und gläubig.“


    Sim-Off:

    Falls du es nicht weißt, für die Factio kannst du den Zugang bei Benutzergruppen im Profil beantragen.

  • Nachdenklich strich ich mir an meinem Kinn. Nach einigen Augenblicken sagte ich dann


    Nun, wie stehe ich zur Politik? Politisch aktiv würde ich mich nicht nennen Da hat mich die Philosophie ein wenig verdorben. Wenn es nötig ist, bin ich aktiv, solange keine dringende Notwendigkeit besteht Dinge zu ändern die, meiner Meinung nach, zwingend reformiert werden müssen, halte ich mich zurück. Das würde den Vätern sicherlich nicht gefallen! Politisches Interesse habe ich, höre mir alles an und bilde mir meine Meinung dazu, jedoch ist es wie alles andere in den letzten Jahren zu kurz gekommen.


    Wie halte ich es mit der Religion? Das Pflegen der religiösen Werte ist mir wichtig. Das hat mir in Athen gefehlt. Hoffentlich erhören mich die Götter noch, wenn ich das nächste mal zu ihnen bete.

  • „Hoffentlich bist du nicht enttäuscht, wenn du feststellen musst, dass inzwischen auch in Rom die Religion längst nicht mehr den Stellenwert besitzt, den wir noch von unseren Vätern kennen. Ganz sicher zürnen die Götter deswegen. Dennoch glaube ich, dass sie jedem wohlgesonnen sind, der sich ihnen erneut zuwendet und sei es nach sehr langer Zeit. Mantua ist dabei im gesamten Reich der Ort, der die größte Dichte an wirklich gläubigen Menschen aufweist.
    Wir sind gerade dabei, den Tempelbezirk aufzubauen und zu beleben. Wenn du möchtest, gehen wir einmal dorthin. Sicher bist du aber müde von deiner langen Reise.“


    Ich setzte meinen inzwischen geleerten Becher ab und erhob mich. Die Arbeit rief und der Tempelbezirk war ein gutes Stichwort. Ich selbst war lange nicht mehr dort gewesen.


    „Ich bin Duumvir der Stadt, musst du wissen und habe einiges zu tun. Je nachdem wie deine Pläne aussehen, kannst du mich gern begleiten oder etwas ausruhen.“

  • Es freute mich, das grade in Mantua, wo meine Familie lebte die religiösen Werte noch vorhanden waren. Müde war ich wirklich.


    „Ich bin zwar sehr müde, die Reise war lang und beschwerlich. Jedoch käme ich nicht in den Schlaf, bis ich den Tempelbezirk erblickt haben. Eines meiner Laster ist meine Neugier. Wenn es dir keine Mühe macht, begleite ich dich gern.“

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