[Valetudinarium] Das kleine Lazarett der Gladiatorenschule

  • Apollonius sah kaum auf als Sica hereinkam. "Sica, gut, dass Du kommst!" Er musterte statt dessen den Unterarm des Gladiators, der das heutige Opfer in der Übungsarena war. Einige Holzsplitter ragten aus seinem Arm, auch zierte eine lange, offene Wunde den Arm. Der Gladiator blickte auf, musterte Sica ziemlich gleichgültig und auch etwas dümmlich.


    "Erinnerst Du Dich noch, was man alles zum vernähen einer Wunde braucht, Sica? Hol es Dir. Ich werde die Splitter entfernen, du kümmerst Dich um das Nähen!" Immer noch sah Apollonius auf den Arm, hob seine Hand, wo ihn Mercurius eine kleine Pinzette hineinlegte und der Medicus fing an, die Splitter zu entfernen. Dann trat er zurück und sah auf, forschend, ob Sica schon neben ihm stand, um das Nähen zu übernehmen.

  • Ja, Herr.


    Sica machte sich an die Arbeit. Zuerst wusch er sich in einer Schüssel Wasser die Hände. Dann suchte er sich das nötige Werkzeug zusammen. Ein Stück Leinen und eine Flasche Essigwasser, die durch einen Geruchstest schnell identifiziert war, standen ganz in der Nähe. Er fand auch eine Nadel, die in etwa so aussah wie die, die er in der Schola benutzt hatte. Ein Faden aus vermutlich Katzendarm, vielleicht auch etwas anderem, erschien Sica ebenfalls akzeptabel und wurde hinzugeholt.


    Als Apollonius seine Arbeit beendet hatte, wollte Sica gerade beginnen als ihm auffiel, dass er das Skalpell vergessen hatte. Rasch holte er auch dieses noch herbei und setzte sich dann zu dem Gladiator. Bevor er begann, warf er diesem einen drohenden Blick zu.


    Halt still.


    So nahm Sica das Skalpell zur Hand und zog den Arm des Gladiators zu sich heran, so dass er gut arbeiten konnte. Dann machte er sich mit großer Konzentration daran, die Ränder der Wunde, soweit sie ausgefranst waren, zu "begradigen". Er bemühte sich, die Haut nur sehr sparsam wegzuschneiden. Anschließend nahm er den Stoff und das Essigwasser zur Hand und säuberte die Wunde unter dem schmerzhaften Stöhnen des Gladiators.

  • Apollonius stand hinter Sica mit verschränkten Armen und blickte ihm über der Schulter hinweg zu. Er nickte ab und an, was Sica natürlich nicht sehen konnte und schien den Schmerzen des Gladiators gegenüber unempfindlich zu sein.


    Als Sica sein Werk beendet hatte, nickte Apollonius zufrieden. "Sehr gut, Sica." Er trat um den Sklaven herum und sah sich die Wundnaht noch mal genau an. Er strich auch ganz leicht darüber hinweg, dann nickte er abermals.


    "Auf dem Nachbartisch liegen einige Verbände. Du wirst den Arm jetzt verbinden. Dafür nimmst Du erst mal ein doppeltes, viereckiges Stück Leinen, dass Du mit der Paste aus dem Tontopf beschmierst." Er deutete auf den Tisch unter den Regalen, wo ein großer Holzspachtel aus einer gelblichbraunen Masser herausragte. "Anschließend kommt das Stück über die Wunde. Dann bindest Du die Leinenstreifen über den Arm. Dabei fängst Du an der Hand an, umschlingst diese um den Daumen herum und bindest ihn schraubstockartig, aber nicht zu fest, um den Arm bis unterhalb des Ellbogens. Dann befestigst Du den Verband dort."

  • Durch die aufmerksamen Blicke in seinem Nacken war Sica noch mehr als sonst zu Genauigkeit animiert. Er ließ sich viel Zeit mit dem Vernähen der Wunde. Die Schmerzen des Gladiators kümmerten ihn dabei nicht im geringsten, so dass er sich zu keinerlei Eile angetrieben sah.


    Als der Medicus anschließend zufrieden war und die weiteren Anweisungen gab, nickte Sica bestätigend.


    Ja, Herr.


    Er erhob sich von seinem Platz und warf dem Gladiator einen drohenden Blick zu, er möge dort bleiben wo er war. Dann ging er zu dem anderen Tisch und nahm sich den Stoff herunter. Auch die omninöse Paste entdeckte er gleich und beschmierte den Stoff großzügig damit. Sica kam zum Patienten zurück und legte das Leinen mit der beschmierten Seite nach unten auf die Wunde. Er zog es zurecht, biss es die gesamte Verletzung überdeckte. Dann nahm er die Stoffstreifen zur Hand und begann den Arm damit zu umwickeln. Zwar hatte er die Worte des Medicus gehört, doch um den Verband auf jeden Fall fest genug zu machen und zudem aus mangelndem Mitleid mit dem Gladiator legte er ihn einigermaßen fest an. Er befestigte das Ende beim Ellenbogen und sah dann zu Apollonius auf.


    Was für eine Paste ist das, Herr?


    Sica ahnte, dass gerade derartige Verletzungen ihm noch häufiger begegnen würden.

  • Apollonius musterte das Verbinden. "Die Salbe besteht primär aus Honig. Der Honig wirkt sich sehr heilsam auf Verletzungen aus und ist ein Universalmittel bei äußerlichen Anwendungen. Dann habe ich dem noch Öl aus unreifen Oliven zugemischt. Dieses ist, laut Dioskurides, heilsam bei Wundverletzungen. Auch habe ich etwas von Weihrauchruss, welches die Wunden reinigt, und von der Achillea millefolium, gemeiner Schafgarbe, der Paste zugefügt."


    Als der Verband fest saß, beugte sich Apollonius vor. "Es gibt eine Möglichkeit zu sehen, ob der Verband zu fest angezogen ist!" Er nahm die Hand des Gladiator und deutete auf seine Fingernägel. "Man drücke auf die Fingernägel. Das Blut wird weggedrückt. Wenn es an der Stelle weiß bleibt, dann ist der Verband zu fest und es kommt nicht genug Blut in die Peripherie!" Apollonius drückte auf den Fingernagel. An der Stelle war ein weißer Fleck zu sehen und er blieb auch weiß. "Der Verband ist zu fest. Mach ihn noch einmal!"

  • Sica hörte aufmerksam zu und versuchte sich die verschiedenen Zutaten und deren Zubereitung zu merken. Hin und wieder nickte er konzentriert zu den Erläuterungen des Medicus. Angesichts des weißen Fleckes auf dem Fingernagel zog Sica kritisch die rechte Augenbraue nach oben, machte sich aber gehorsam an die Arbeit.


    Ja, Herr.


    Der Sklave wickelte den Verband sorgsam wieder ab und begann anschließend von neuem. Dabei ging er gewohnt langsam und sorgfältig vor, achtete dieses Mal jedoch darauf, den Stoffstreifen weniger fest zu wickeln. Zufrieden mit seinem Werk befestigte Sica das Ende des Stoffstreifens ein zweites Mal beim Ellbogen des Patienten. Selbständig führte er den eben noch vom Medicus vorgeführten Test durch und stellte zufrieden fest, dass der weiße Punkt dieses Mal verschwand. Zufrieden sah Sica zu Apollonius auf und wartete weitere Anweisungen ab.


    Ist es nun korrekt, Herr?

  • Apollonius führte die Überprüfung selber noch einmal durch und nickte schließlich. "Ja, sehr gut!" meinte er dazu. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken.


    "Das scheint Dir vielleicht etwas übertrieben zu sein, Sica, aber die Tatsache, ob der Verband zu fest gebunden ist oder nicht, ist sehr wichtig. Gelangt kein Blut oder sehr wenig in die Hand, kann dies zum Tode des Patienten führen. Die Hand verfärbt sich blau, ob der schlechten Säfte, die dort noch vorhanden sind, das Fleisch stirbt ab und die Fäulnis breitet sich langsam aber sicher auf den Arm und den weiteren Patienten aus. Reagiert der Medicus schnell genug, dann kann der Verletzte, wenn er Glück hat, mit 'nur' einem amputierten Arm rechnen. Ansonsten kann er an so einer kleinen Verletzung wie dieser hier..." Er deutet auf den Verband des Gladiators, der mulmig das Ganze verfolgte. "...sterben."


    Er wandte sich an den Gladiator. "Du kannst gehen. Komm morgen mittag wieder vorbei!" Als der Gladiator verschwunden war, wandte sich der Medicus wieder Sica zu. "Sag, Sica, wie lange wirst Du noch an der Gladiatorenschule für Deine Ausbildung bleiben?"

  • Danke, Herr.


    Sica nickte einsichtig. Falls ein zu fester Verband derartige Probleme bereiten konnte, würde er sich wohl auch dies merken müssen. Bereits vor geraumer Zeit war er dazu übergegangen, sich des Abends in seiner Zelle die wichtigsten Punkte noch einmal systematisch niederzuschreiben. Auf die Frage des Medicus hin überlegt er kurz und hob dann leicht die Schultern an.


    Das kann ich leider nicht genau sagen, Herr. Ich werde bleiben, bis meine Kampfausbildung abgeschlossen ist. In seinem letzten Brief hat mein Herr bereits angedeutet, dass in Rom Aufgaben auf mich warten. Sobald die Ausbilder meine Ausbildung als beendet ansehen, werde ich die Schule somit wieder verlassen.

  • Sim-Off:

    8o Oh, ganz vergessen. Tut mir leid :(


    Apollonius nickte langsam. Irgendwie war es zu schade, dass Sica nicht der Gladiatorenschule gehörte. Er kratzte sich leicht den Bart und dachte nach, ob er noch etwas für Sica zu tun hatte. Aber im Moment war es recht ruhig in der Gladiatorenschule, da es keine Gladiatorenkämpfe zur Zeit gibt und der Winter die meisten Kämpfer auch etwas träge gemacht hatte. Er schüttelte leicht den Kopf als er zu dem Schluss kam, dass er Sica entlassen konnte.


    "Das war es auch erst mal, Sica! Ich muss für einige Wochen nach Rom. Wenn Du willst, kannst Du hier mit Mercurius ein wenig weiter üben. Mercurius kennt sich mit den meisten einfachen Techniken aus." Er nickte noch mal leicht und fügte an. "Du kannst dann jetzt gehen, Sica!"

  • Sim-Off:

    Ist ok. ;)


    Sica nickte verstehend. Bei der aktuellen Frequenz der Übungen würde er viel Zeit finden, sich nebenher zumindest auf diesem Gebiet noch etwas weiter zu bilden. Es war immer besser, etwas Sinnvolles mit der Zeit anzufangen, anstatt nur untätig herumzusitzen.


    Ich werde mit Sicherheit davon Gebrauch machen. Danke, Herr. Vale.


    Er wandte sich ab und verließ das Valetudinarium.

  • Apollonius schloss die Tür auf und trat in das Lazarett hinein, das in den letzten Wochen, wo die Spiele in Rom stattfanden, nicht mehr benutzt worden war. Er trat an das Fenster heran und stieß die Fensterläden auf. Sonnenlicht flutete in den Raum hinein. Langsam drehte sich Apollonius um und wurde blass. "Was für ein Chaos!" hauchte er entsetzt.


    Doch für den Nichtkennerblick sah das Lazarett äußerst ordentlich aus. Die Instrumente waren sorgsam auf einem Tisch gereiht und die Töpfe und Tiegel standen brav in Reih und Glied. Trotzdem sah sich Apollonius unzufrieden um und stellte seine Ledertasche ab. Dann sah er auf, um zu sehen, ob Xeones ihm auch gefolgt war.

  • Xeones folgte dem Mann in das Lazarett. Seine Reaktion konnte er beim besten Willen nicht begreifen und tat sie mit etwas skeptischem Blick als eine typische Geste eines seinen Befur für das Wichtigste der Welt haltenden, übertrieben tüchtigen Arztes ab.


    "Nun, Medicus" sagte er dem Mann und nannte ihn bei seinem Titel, da er den Namen nach wie vor nicht erfahren hatte. "Tu, was du nicht lassen kannst" sagte er mit gespielt überzogener Gelassenheit und Frechheit ab, um seine - wenn auch kleine, doch stets im Hintergrund lauernde - Sorge um seine noch nicht endgültig verheilte Wunde zu überspielen.

  • Sim-Off:

    Greis? 8o :beleidigt: Also ich greis Dir gleich was... :schwert::D


    Apollonius räumte einige Skalpelle zur Seite und sah in Xeones Richtung. Seine Gedanken waren schon ganz woanders und er dachte daran, welches Schiff er nach Germania nehmen wollte. Bei den Worten des Anwärters sah Apollonius auf. Ein ärgerliches Stirnrunzeln erschien in seinem Gesicht und er kniff seine Augen etwas zusammen.


    "Was ist das für ein Ton mit dem Du da sprichst?" herrschte Apollonius Xeones an. "Du mißverstehst vielleicht Deine Situation. Ich brauche Toxis nur einen Brief zu hinterlassen, dass Du völlig ungeeignet bist!" Apollonius Lippen waren fest zusammen gepresst und er sah Xeones kühl an.

  • Abwehrend hielt Xeones dem Medicus die Handflächen frontal entgegen und verdrehte den Kopf. "Schon gut, schon gut" sagte er einem Ton, der einen eher gescheiterten Versuch darstellte, die Spannung zu nehmen. In diesem Moment musste er sich - wenn auch zähneknirschend - auf den Medicus einlassen und die Tests über sich ergehen lassen. "Lass uns endlich beginnen. Ich bin sicher, dass auch du noch etwas Wichtigeres zu tun hast. Doch verrate mir vorher deinen Namen, wenn es dir keine allzu große Umstände bereitet" sagte er mit einem leisen Unterton des Sarkasmus und hoffte, dass der Medicus darüber hinweg sah. Xeones fragte sich, was in ihn gefahren war, dass er hier wie auf Messers Schneide balancierte und er spürte, dass er nah dran war, es sich mit dem Alten [ :D] zu verderben. Es wäre wahrlich ein Stein, den er ihm in den Weg legen würde, doch Xeones war zuversichtlich, dass er - Toxis? so hieß also der Lanista... er wunderte sich, war doch die Schule als die des Callidus in der Stadt bekannt - Toxis mit seinem können überzeugen würde können, auch wenn der Medicus ihm ein "Ungeeignet" verpassen würde.

  • Und tatsächlich war Apollonius Miene nicht gerade von Heiterkeit oder Versöhnung geprägt. Mißmutig starrte er den Anwärter an. Diese jungen Leute, kam ihm in den Sinn. Aber kopfschüttelnd entsann sich der Medicus an die weisen Worte des Sokrates: Die Jugend wurde einfach immer unverschämter. Seufzend winkte er Xeones näher zu kommen.


    "Setz Dich!" wies er ihn barsch an, ohne auf die Frage nach seinem Namen einzugehen. "Und zieh Dich aus!" fügte er kühl an. Währenddessen fing er an, das Valetudinarium nach seinem Gustus wieder einzurichten. Seine Gedanken schweiften zu seinen Bienen und er fragte sich, ob es ihnen gut ging. Ob sie sich an die Glasscheibe gewöhnt hatten? Immerhin konnte er so endlich ihr Verhalten beobachten. Den König und seine Bienenfrauen, wie Apollonius wie die meisten antiken Philosophen annahm.


    "Woher kommst Du?" fragte Apollonius leicht abwesend, während er aus dem Fenster sah.

  • Sim-Off:

    Zu einer anderen Zeit, also bitte auf die jeweiligen Beiträge antworten und nicht auf das Thema. Danke =)


    Apollonius ging auf sein kleines Gladiatorenlazarett zu. Im Schlepptau hatte er einen Mann der Wache, der einem Unbekannten aus der Stadt half, einen weiteren unbekannten und verletzten Mann in das Valetudinarium zu tragen. Apollonius stieß die Tür auf und ließ die Drei hereintreten. Die Fensterläden waren weit geöffnet und die Frühlingssomme ergoss sich angenehm in den Raum, der sauber und gut geführt schien. Wirsch deutete der Medicus auf die Liege. "Legt ihn dort hin!" Der Iberer nahm Regulus schon fast seinen Freund ab, da der Gladiatorenwächter sehr muskulös war und legte ihn auf die Liege.


    Danach stellte sich der Iberer an den Rand des Valetudinariums, aber die beiden Fremden aufmerksam beobachtend. Apollonius trat an die Liege heran und zog einen Tisch an seine rechte Seite, auf denen Instrumente und Verbände lagen. "Was ist vorgefallen?" fragte er, während er schon seinen neuen Patienten musterte.

  • Mit einigen wenigen Griffen befreite sich Xeones von seiner Kleidung, während der Medicus diese Zeit nutzte, um einige Sachen an ihren Platz zu rücken, obwohl seiner meinung nach sowieso alles recht ordentlich aussah. Woher er kam, wollte der Mann wissen, obwohl seiner etwas abwesenden Stimme anzumerken war, dass es ihn wohl nicht wirklich interessierte.


    "Sparta..." log Xeones.


    Er kam nicht aus Sparta, sondern wuchs in Massilia auf, doch seine Zieheltern erzählten ihm immer stets, dass sein Vater ein Spartaner war, während seine Mutter... darüber sprachen sie ungern. Xeones vermutete, dass sie tot war und sein Ziehvater ihm deshalb so wenig von ihr erzählte. Oder weil er befürchtete, dass sie jemand war, dessen Xeones sich schämen würde. Stattdessen erzählten sie ihm die Geschichten über die stolze, kriegerische Vergangenheit der Hellenen. Über die Schlachten und den Ruhm vergangener Tage.
    So etwas prägt. Irgendwann fand er die Wahrheit heraus. Zu diesem Zeitpunkt war sie beides. Tot. Und jemand, von dem sein Ziehvater befürchtete, dass Xeones sich ihrer schämen würde... er tat es nicht. Auch das prägt.


    Um sich jedoch ein besseres Gewissen zu verschaffen - allein dieses Wort 'Gewissen' war Xeones zuweilen zuwider - fügte er noch schnell "aber ich bin lange in Massilia gewesen und die letzten acht Monate hier in Tarraco"

  • Apollonius drehte sich langsam um. Das Sonnenlicht umrahmte ihn wie einen goldenen Schleier. Mit hochgezogenen Augenbrauen trat er auf die Liege zu. Grübelnd sah Apollonius an Xeones vorbei und schien seine Antwort auch nur halb zu registrieren. Doch dann sah auf auf Xeones. Mit kühler Miene musterte er Xeones. Als er die Verletzung sah, hob sich wieder seine Augenbrauen, die für einen Moment herunter gesunken waren.


    "Arme heben!" befahl er ebenso kühlen Tonfalls wie die Worte, die er zuvor gesprochen hatte. "Wie hast Du Dir die Verletzung zugezogen?" fragte er und seine Frage war auf Griechisch gestellt.

  • Xeones hob die Arme. "Am liebsten gar nicht" antwortete er leise und murmelnd, und fügte dann, um den Medicus nicht vollends aus der Fassung zu bringen, laut und deutlich in Griechisch hinzu, wobei sein dorischer Dialekt etwas durchsickerte, ohne jedoch, dass ihm dies bewusst war "ein kleiner Unfall, nicht der Rede wert." Er spannte die Rückenmuskulatur an. "Ist außerdem wieder verheilt" das stimmte zwar, wenn auch noch nicht zu hundert Prozent.

  • "So, so!" murmelte Apollonius und trat näher heran. "Ein Unfall!" Dabei hob er seine Hand und fuhr musternd über die Verletzung mit seinem Zeigefinger hinweg. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Forsch und nicht sonderlich einfühlsam fing der Medicus an, Xeones genauer zu untersuchen und zu prüfen. Nach einer Weile trat der Medicus zurück und nickte. Er wandte sich um und ging zu einem kleinen Holztisch. Dabei zog er ein Papyrus hervor und fing an, schwungvoll darauf zu schreiben. "Zieh Dich wieder an!" murmelte er dabei. Er stockte kurz. "Wie war der Name...? Ach egal!" flüsterte er leise auf griechisch und unterzeichnete das Papyrus.


    Dann wandte er sich wieder dem Anwärter zu. "Hier, das kannst Du Toxis geben, wenn er aus Rom zurück ist." Er reichte Xeones das Papyrus. "Und noch was...versuch nicht ihn genauso schlecht anzulügen. Eine Messerwunde erkenne ich durchaus sofort und auch, dass es kein Küchenmesser war. Aber Du hast Glück, dass ich Dich nicht zur Legion mustere, sondern nur als Gladiator! Es ist mir egal, was Du vorher gemacht hast!" Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und sah dann noch mal auf. "Du kannst gehen."


    So hat Xeones nun folgenden Papyrus in der Hand:


    Salve Toxis,


    während Deiner Abwesenheit hat sich dieser Mann in der Gladiatorenschule vorgestellt. Da ich bald nicht mehr in Tarraco bin, habe ich die Musterung des Kandidaten schon durchgeführt. Mir scheint er ein rechtes Schlitzohr zu sein und man sollte ein Auge auf ihn behalten. Aber er taugt durchaus zum Gladiator und ist körperlich in der entsprechenden Verfassung. Wie es mit seinem Willen steht, kann ich jedoch noch nicht beurteilen.


    Vale
    Apollonius von Samothrake

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