Irgendwo in Mogontiacum

  • Eine recht schmale Gestalt, eingehüllt in nicht sonderlich gute Kleider schlenderte durch die Straßen. Dierna war froh, endlich einen Ort gefunden zu haben, wo auch endlich einmal die Möglichkeit bestand, an Geld heranzukommen. Die vielen scheinbar recht gut betuchten Menschen hier luden richtig ein. Nun musste sie nur noch den richtigen finden.


    Sie fuhr sich mit der Hand durch das bis höchstens an die Ohren reichende Haar. Am Hinterkopf mochte es ein wenig länger sein. Die wachsamen Augen setzten sich konkret von den staubigen Kleidern ab, doch 'sie', die so leicht für einen Jungen gehalten wurde, musste auch wachsam sein.

  • Viele alte waren unterwegs. Doch irgendetwas sträubte sich in ihr dagegen, Opfer zu suchen, die sich ohnehin nicht bewegen konnten, da entweder ihr ganzer Körper von Falten bedeckt war. Zumindest wirkte es bei jenen so, wo sie das Kinn überlappten. Oder aber waren ihre Knochen vermutlich schon so staubig, dass sie vor Schreck auseinanderbrechen würden. Sie schüttelte missmutig den Kopf.


    Da fiel ihr jemand wiederkäuendes auf - so zumindest sah es aus. Der wirkte abgelenkt und auf sie nicht sonderlich... achtsam, um es nicht naiv zu sagen. Zumindest momentan da er aussah wie ein Ochse. Na, vielleicht war er ja auch eine Art Hornochse. Das würde sich herausstellen. Der Schein mochte trügen, doch sein Blick wirkte so naiv und gelangweilt... Das konnte nur gut gehen!

  • Seine Gedanken waren derweil zu Ziu zurückgekehrt und er überlegte kauend, was er noch mit dem Jährling anstellen konnte, damit er bald wieder auf die Beine kam. Auch Thunor war so ein Sonderfall und zwei andere Pferde brauchten auch noch ganz besondere Aufmerksamkeit.
    Aus dem Augenwinkel sah er irgendwas Jungspundiges, dass wie ein magersüchtiges, bleiches Etwas durch die Gegend wankte. Da es nichts war, was ihn sonderlich interessierte, ging er weiter die Gasse entlang.

  • Sie kaute ein wenig nervös auf ihrer Unterlippe. Hornochsen hatten manches Mal scharfe Hörner, auch wenn sie dumm kauend durch die Gegend liefen. Sollte sie sich ihm erst anbiedern? Ein Stehlen und Weglaufen wäre sehr auffällig. Zumal Rindvieh auch verdammt schnell laufen konnte, wenn auch häufig gegen Wände.


    Da sah er sie an und sie wandte den Blick wieder ab. Nicht ohne eine Augenbraue hochzuziehen und nicht ohne das Rindvieh zu belächeln. Dann sah auch sie wieder auf den Weg vor sich und behielt ihn nur noch aus den Augenwinkeln im Auge. Beinahe hätte sie ihn verloren und schnell wandte sie sich in die Richtung, in der sie ihn zuletzt gesehen hatte. Und plötzlich stand sie neben ihm. Schluckend starrte sie auf den Geldbeutel: Leer wirkte er beileibe nicht.


    Und ganz schnell hatte sie ihn von seinem Gürtel gelöst und versuchte sich möglichst unaufällig davonzustehlen.

  • Überrascht nahm sie den harten Griff wahr und drehte sich mit funkelnden Augen zu ihm um. Ihre Stimme konnte weiblich klingen, aber auch nach einer männlichen Kinderstimme. Denn sie war noch nicht völlig ausgebildet. Sie versuchte sich von ihm loszureißen, doch gelingen wollte es nicht so recht.


    "Vielen Dank ho... Herr Langh...Ah egal!"


    Sie grinste ein ziemlich freches Grinsen: Ein Blatt nahm sie fürwahr nur äußerst selten vor den Mund.

  • Er hielt die Hand hin und drückte noch ein wenig fester zu, so dass die Hand des Langfingers aufgehen musste.
    "Du solltest etwas schneller werden, wenn Du hoffst hier fette Beute zu machen. Und vor Allem Dich nicht erwischen lassen."
    Er nahm den Beutel, holte die wenigen Asse die drin waren heraus, hielt die offene Hand hin und packte den Beutel wieder an den Gürtel.
    "Und Dir reichere Opfer suchen, Langfinger."

  • "Ich denke ich sollte eher beginnen zwischen trampelnden Stieren und glupschäugigen Ochsen zu unterscheiden."


    sagte sie leichthin und sah ihm in die Augen. Wirkte sie ein wenig kränklich, so waren ihre Augen verdammt klar. Und das Grinsen verdammt frech. Und doch besaß sie die Dreistigkeit das Geld aus seiner Hand zu ziehen.

  • "Hm, ich glaube allerdings kaum, dass glupschäugige Kühe etwas anderes bei mir hervorrufen können als einen Brechreiz, wenn sie wiederkäuen als wenn sie einen Kieferkrampf hätten."


    erwiderte sie mit scharfer Zunge und ebenfalls noch grinsend. Die ganze Situation heiterte sie unheimlich an. Sie sagte dies eher des Spaßes als des Ernstes halber.

  • "Es tut mir leid. Bei deinen seltsamen Bewegungen muss man einfach von einer Kuh ausgehen. Ich kenne keine Wölfe die wiederkäuen. Und wäre da nicht dieser äußerst amüsierende Blick, der eher auf geistige als auf finanzielle Armut schließen lässt. So zumindest mein erster Eindruck."


    Sie wusste nicht Recht, ob sie sich über das 'Junge' freuen sollte. Doch irgendwie tat sie es. Immerhin wollte sie als ein Junge rüberkommen, auch wenn es störte dass niemand sie als Frau erkannte. Mädchen. Sie sah ihn mit unschuldigem Blick an.

  • "Irgendwann könnte es Dir passieren, dass Deine schnelle Zunge ohne Deinen Körper auskommen muss, mein Guter."
    Er war sichtlich amüsiert über diese Schnodderschnauze, aber so ganz wollte er es ihm nicht durchgehen lassen.
    "Wölfe fressen frische Zungen übrigens besonders gerne und kleine Kinder auch. Wie auch Germanen,"
    grinste er fies.

  • "Ich habe schon immer geahnt, dass Kühe barbarisch sein können. Wie wäre es mit einem Floh im Kuhpelz?"


    Sie hatte erst Männer statt Kühe sagen wollen, doch sie hatte noch an sich halten können um sich nicht zu verraten.


    "Ich bevorzuge jedenfalls eher nahrhaftes Essen!"

  • "Das dumm, was ich bis zu diesem Moment nicht ausarten lassen wollte, drängt sich nach vorn. Das intelligent ändert sich in ein "gut herum gekommen" um. Schade, beinahe hättest du meinen Respekt gehabt!"


    Grinste sie.


    "Aber immerhin. Bei uns sind nicht die Fliegen die Opfer, sondern die Kühe!"

  • Sie hob eine Braue und lächelte nun weich, was sie etwas zu weich für einen Jungen aussehen ließ.


    "Ich würde dann einmal sagen... Bis bald!"


    Dann wandte sie sich schnell um und verschwand in der Menge: Sie hatte heute noch einiges zu tun. Doch was vielm wichtiger war... Er sollte nicht entdecken können, dass sie ihm folgen würde um herauszufinden wo er wohnte. Er schien Germane zu sein und die hatten bekanntlich immer Pferde. Wenn sie Glück hatte.

  • Er hob eine Augenbraue und sah ihr nachdenklich hinterher. Eigenartiger Junge. Etwas weiblich für einen Jungen, irgendwie. Er kratzte sich kurz das Kinn und zuckte die Schultern. Wenn er den Jungen richtig einschätzte, würde er wohl so und so ihn bald wiedersehen dürfen. Die Frage war nur, auf was er das dann abgesehen hatte.

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