• .... eilte ich durch die Straßen dieser großen Stadt. Ich wusste nicht, wo ich war, wer ich war und ob mich jemand vermissen würde.
    Ich sah fürchterlich aus, mitgenommen und dreckig.
    Immer noch klebte verkrustetes Blut an der Seite meines Kopfes und dieser schmerzte immens.
    Gehörte ich zu wem? Sorgte sich jemand um mich? Was war überhaupt geschehen?
    Vor zwei oder drei Tagen war ich in einem dunklen Haus zu mir gekommen. Es war stickig gewesen und mir stetig übel. Der Kopf hatte gedröhnt und ich hatte mich nicht bewegen können. Irgendwann dann war es mir gelungen mich zu befreien, denn ich hatte in Fesseln gelegen, was ich erst nach und nach jedoch begriff.
    Irgendwie war ich auch aus dem Haus gekommen und seitdem irrte ich durch die Straßen, immer wieder gegen die Schwärze ankämpfend und nicht selten verlierend.
    Seit ein oder zwei Stunden war ich in einer besseren Wohngegend angelangt. Ich wusste nicht warum, aber irgendetwas zog mich hierher.

  • Ich war nervös. Gleich am nächsten Morgen sollte ich abgeholt werden. Ich war seit Wochen nicht mehr außer Haus gewesen und alles wirkte so hell. Seufzend sah ich mich um, als ich plötzlich jemanden anrempelte. Gerade wollte ich mich verschüchtert entschuldigen, als ich Pentesilea erkannte.


    "Pente!"


    rief ich für meine Verhältnisse, meine momentanen Verhältnisse, recht laut. Ich sah sie besorgt an, in diesem Moment vergaß ich meine eigene missliche Lage und mein Helfersyndrom erwachte.

  • Ich stieß einmal mehr gegen jemanden. Einmal mehr murmelte ich etwas Undeutliches, erwartete einen entsprechenden Kommentar oder Schläge und taumelte weiter. Aber etwas war diesmal anders. Ich blieb stehen und sah die Person verwirrt an. Ich wusste nicht, was sie damit sagen wollte.
    "Kennen wir uns?" Murmelte ich verwirrt und sah sie aus kleinen Augen an.

  • Ich spürte ein wenig Erleichterung. Ich nahm sie bei der Hand und führte sie zu einem Brunnen, an welchen ich mich mit ihr niederließ. Ich sah kein bisschen die Sklavin, vielmehr eine Schwester in ihr. Leise flüsterte ich auf sie ein.


    "Ich bin es, Helena. Was ist geschehen?"

  • Ich liess mich führen, aber ich wusste nicht, was sie wollte.
    "Mhm...?"
    Was meinte sie? Ich fasste mich verwirrt an meinen schmerzenden Kopf.
    "Ich weiss nicht.." antwortete ich ehrlich. Dann musterte ich sie aus meinen halb zusammengekniffenen Augen.
    "Wer... weisst Du, wer ich bin?"

  • Ich sah sie ein wenig überrascht an.


    "Ja, du bist Pentesilea und stets an meiner Seite. Du warst eine ganze Zeit lang nicht bei mir und ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht. Scheinbar zu Recht, denn du siehst fürchterlich aus."

  • "Pentesilea," murmelte ich und es hörte sich irgendwie, ja, irgendwie richtig an. "Wie lange?"
    Ich hielt mir wieder den Kopf, weil er schmerzte und irgendwie hatte ich Durst, begriff aber nicht, dass ich ja auf einem Brunnenrand saß. Und sah ich fürchterlich aus? Ich hatte mich ja noch nicht wieder gesehen.
    "Ich... erinnere mich nicht."

  • "Ich habe dich einfach aus meinem Zimmer geschickt. Und du kamst nicht mehr wieder, warst plötzlich weg."


    Ich verschwieg, weshalb ich sie hinausgeschickt hatte. Tränen stiegen in meine Augen und schnell wandte ich den Blick ab.


    "Komm nach daheim. Dort werde ich dich waschen, versorgen und dir Essen und Trinken bereiten. Morgen müssen wir weiter,es ist dringend..."

  • Noch verwirrter sah ich sie an. Konnte ich mit einer Fremden mitgehen? Aber war sie denn wirklich fremd? Ich entsann mich ihrer nicht. Aber irgendwie dann doch. Zumindest war mir da dieses Gefühl der Vertrautheit, welches ich nicht verstand. Aber seit ich aufgewacht war, verstand ich gar nichts mehr.
    "Wann war das?"
    Ich erhob mich leicht schwankend.

  • Ich musste heftig schlucken um mich zusammenzunehmen. Ich wollte Maximus zurück, ich wollte ihn wieder an meiner Seite haben, sein lächelnd vorwurfsvolles Gesicht sehen wenn ich wieder den Tolpatsch heraushingen ließ. Doch er war fort und vermutlich würde nur der Tod in mir zurückgeben. Doch es gab zuviel Leben, was von mir abhängig war.


    "Vor ein paar Wochen. Komm..."


    Ich nreichte ihr meine Hand.

  • "Ein paar Wochen.." murmelte ich. "Ich erinnere mich an gar nichts..."
    Eine Träne rann aus meinen Augen wo ich dachte schon nach dem ersten Tag herumirren keine mehr zu haben. Dennoch, obwohl ich mich so komisch und einsam und verwirrt fühlte, sogar irgendwie ängstlich, nahm ich ihre Hand und ich fühlte mich sogar wie ein kleines Kind in diesem Moment, dass verzweifelt nach einem Strohhalm griff, oder wie ein Ertrinkender.

  • Ich folgte ihr und fühlte mich zum ersten Mal seit ein paar Tagen nicht mehr so schlimm, so alleine und so hilflos. Die Verwirrung würde wohl noch eine ganze Weile bleiben, besonders wenn ich mich nicht erinnern konnte.

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