Marbod, Sextus, wie auch immer er nun genannt wurde, oder werden wollte, wusste selbst nicht so genau, warum er nicht mit Valentin zurück nach Rom gegangen war. Er konnte es einfach nicht. Noch nicht.
So blieb er erst einige Zeit bei Julia und Flavius, nein eigentlich Alrun und Leif, das waren nun ihre Namen, waren es eigentlich schon immer gewesen. Dort lernte er einen besseren Umgang mit seinen Waffen, auch wenn er sich zuerst gesträubt hatte. Er wollte nicht mehr töten, aber irgendwie hatte man ihn überredet weiter zu machen. Wenn er in Germania Libera bleiben wollte musste er sich verteidigen können, das sah er Schluss endlich auch ein.
Dass er getötet hatte mochte ein Grund gewesen sein, weshalb er erst mal nicht zurück wollte. Doch da war noch etwas anderes. Er wusste nicht wirklich was, aber etwas ging mit ihm vor. Er veränderte sich, sowohl körperlich als auch geistig.
Er wurde kräftiger und größer. Aber auch ruhiger und nachdenklicher, als er es gewesen war. Und noch etwas war ihm klar geworden. Die „Liebe“ zu Aquilia hatte keine Zukunft und schwand immer mehr, Ocellina aber könnte er lieben, doch er tat es nicht wirklich. Er begehrte sie, ja, das konnte er nicht abstreiten, aber mehr nicht.
Längere Zeit verbrachte er also bei Leif und Alrun, doch irgendwann hielt er es auch da nicht mehr aus. Er mochte die beiden, sehr sogar. Aber etwas zog ihn fort. So verbrachte er mehrere Abende damit, dass er mit den beiden redete und seine Abreise plante, noch wusste er nicht wohin. Irgendwohin, erst mal weg von allen anderen.
Irgendwo
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Dann war irgendwann der Tag der Abreise gekommen, er verabschiedete sich von allen, die er aus dem Dorf kannte. Es waren nicht viele. Leif und Alrun natürlich, ein paar andere Jungen in etwa seinem Alter, mit denen er geübt hatte und sein Lehrer. Dann nahm er noch einen Brief von Leif an die Familie entgegen, falls er irgendwann wieder nach Mogontiacum kommen sollte. Er glaubte nicht wirklich daran, dass er bald wieder dort hin gehen würde, nahm das Schreiben, dennoch entgegen. Dann ging er in den Wald.
Dort zog er von einem Namenlosen Ort zum anderen. Er übte den Umgang mit seinen Waffen, jagte, und dachte nach, während er mit dem Rücken an einen Baum gelehnt dem Wald lauschte.
Die Vögel sangen und teilten ihm durch ihr verstummen jede Gefahr mit. Die Blätter der Bäume rauschten im Wind, färbten sich mit der Zeit rot, orange und gelb, aber auch braun.
Es war gut so wie es war. Gut zum nachdenken, gut um sich auszupowern. Gut um alles zu vergessen. -
Doch irgendwann, es waren schon ein paar Monate vergangen, hatte er genug von der Einsamkeit. Er wollte Gesellschaft, wollte mit jemandem reden. Aber zuerst wusste er nicht, mit wem er reden und wohin er gehen wollte. Einige Tage lang zog er immer weiter ganz ohne Ziel. Er lies sich einfach von seinen Füßen tragen und merkte irgendwann, dass er sich immer mehr der Grenze zum römischen Reich näherte.
Als ihm dies auffiel wusste er auch auf einmal, was er tun wollte. Er wollte Valentin sehen, seinen wahren Vater. Aber auch seinen leiblichen Vater wollte er suchen. Doch dieses Vorhaben war nicht von einer seltsamen Art von Heimweh geprägt. Nein. Er wollte Rache. Rache für das, was sein Vater ihm angetan hatte. Rache für das, was dieser seiner Mutter und seiner Schwester angetan hatte. Und er würde diese Rache auch bekommen! Entschlossen umfasste er den Griff seines Dolches.
Nun, da er ein Ziel hatte, bewegte er sich ganz bewusst immer weiter auf die römische Grenze zu. -
Sisenna Iunius Scato
Hat das Thema aus dem Forum Restliche Provinzen des Imperiums nach Germania Magna verschoben.
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