[Forum Boarium] Templum Mercuri

  • Ein frommer Schauer überlief die Glieder des Aureliers, als er die Stufen zur heiligen Stätte des Mercurius erklomm, einen Tempel, den er ganz bewusst an den Beginn seiner Bittgebete gestellt hatte, schien ihm ein rechter Segen des Gottes auf langer und gefährlicher Reise nur hier erteilt zu werden. Welche Größe, welche tapfere Scheu, welches Maß an ernster Würde hätte diesem Bau gemangelt? Das anstehende Gebet war bedeutend und nicht minder bedeutend waren demzufolge die Opfergaben, welche der Römer gekauft hatte. Mehrere Sklaven folgten still mit den Gütern ihrem Herrn zu den Priestern und Opferhelfern des Heiligtums.

  • Mit verhülltem Haupte trat er an die Feuerstelle am Hauptaltar heran, unter den Augen eines Opferhelfers entzündete er ein Bündel Weihrauch, das er kurz zuvor geradewegs vor den Pforten des Heiligtums gekauft hatte. Vom Gott erbat er, nachdem er ihn angerufen hatte, eine sichere Reise über die Landstraßen und gute Geschäfte in der Fremde. Nach und nach reichten ihm die Sklaven Opfergaben, die schließlich verbrannt wurden. Wiederum durchbohrte ein Dolch den Hals eines stattlichen Viehs. Das Fleisch des Tieres aber wurde in großen Teilen unter den Priestern geteilt, ein Stück war für ihn selbst bestimmt. Nachdem er geendet und den Aussagen kundiger Männer über die Gewogenheiten des Gottes Glauben geschenkt, sowie den Tempelraum verlassen hatte, bemerkte er, dass es darob dunkel geworden war. Ein kühler Nachtwind durchzog die ehrwürdigen Götterhallen, mit beschleunigtem Schritt ging Sophus fröstelnd unter dem Schutz seiner Leibwachen zur Villa Aurelia.

  • Vor Aelius Quartos langen Abwesenheit – er hatte den inzwischen verstorbenen Kaiser Ulpius Iulianus auf seinem Feldzug gegen die Parther begleitet – war die Schar seiner Clienten schon einmal größer gewesen. Aber einige von denen, die damals seine Gunst gesucht hatten, waren ungeduldig geworden, hatten sich finanzielle Unterstützung erhofft, die in dieser Zeit ausgeblieben war und sich deshalb anderen Gönner zugewandt. Ganz sicher, so glaubte Quarto, war das kein Schaden und er hielt diese Männer für die Untreuesten seiner Clienten, auf die er leichten Herzens verzichten konnte.
    Allerdings tat er damit so manchem Unrecht, denn viele die heute fehlten, hatten schlichtweg noch nicht gehört, dass ihr Patron wieder in der Stadt war.


    Es waren also weniger Clienten, die ihren Patron Aelius Quarto an diesem Tag auf das Forum Boarium begleiteten. Allerdings bedeutete 'weniger' dennoch gut zwei Duzend Männer, die ihm folgten oder ihm den Weg über den geschäftig bevölkerten Marktplatz bahnten.


    Das Ziel war der Tempel des Mercur.


    Davor angekommen ließ Quarto seine Gefolgsleute zurück und erklomm alleine die wenigen Stufe hinauf zum Porticus.
    Noch einmal zupfte er die Falten seiner Toga zurecht, die ihn mit ihrem breiten Purpurstreifen als Senator auswies.
    Dann rief er:
    “Hier steht Lucius Aelius Quarto, Sohn des Gaius Aelius Maccalus aus dem Geschlecht Aelia, erfüllt mir Dankbarkeit und dem Wunsch, Gott Mercurius ein Opfer darzubringen.“


  • __________________________


    Publius Cadius Telesinus, seines Zeichens sacerdos im Merkurtempel, hatte den kräftigen Ruf des Aeliers zuerst nicht gehört, da er ein einer Opfernische einen jungen Priesterschüler bei einem Opfer beaufsichtigte. Erst, als ein zweiter Schüler ihn darauf aufmerksam machte, verließ Cadius Telesinus den kleinen Altar und begrüßte den Gast.


    "Salve, mein Name ist Publius Cadius Telesinus. Willkommen im Tempel des Merkur", begrüßte er den Besucher in seiner ruhigen, tiefen Tonlage. "Senator Aelius Quarto? Dein Name ist halb Rom ein Begriff. Bitte, tritt ein und äußere dein Begehr."




  • Quarto war innerlich empört! Sein Name hätte der GANZEN Stadt ein Begriff sein sollen und nicht nur der halben, fand er. :huh:
    Schon lag ihm eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch dann besann er sich eines Besseren, schluckte seinen Ärger herunter und zwang sich ein halbwegs verbindliches Lächeln auf.


    “Salve Cadius Telesinus. Ich bin von einer langen und gefahrvollen Reise wohlbehalten nach Rom zurückgekehrt und möchte Mercurius mit einem angemessenen Opfer dafür danken.“


  • __________________________


    Ja, auch in Rom gab es durchaus Menschen, die einfach nur leben wollten und sich nicht groß um die politischen Größen des Reiches scherten - auch wenn sie eher in der Minderheit waren. :D
    Cadius Telesinus neigte in weise anmutender Art den Kopf bei den Worten des Senators und erwiderte das etwas erzwungene Lächeln seinerseits offen und ehrlich. Er war ein Menschenfreund, gerade deswegen machte ihm die Arbeit im Tempel wohl auch so viel Spaß. "Ah, der Krieg", kommentierte Telesinus und nickte zweimal. "Gerne stehe ich dir bei deinem Anliegen zur Seite. Hast du dir bereits ein Opfertier erwählt?" Denn dass er eine leitende Hand dabei haben wollte, ershien Telesinus deutlich zu sein. Allerdings konnte er auf den ersten Blick weder Gefolge noch Opfergaben bei dem Senator entdecken, was aber nicht weiter schlimm würde sein, da der Tempel diese zu ein wenig angezogeneren Preisen auch selbst veräußerte.






    Sim-Off:

    Angesichts der derzeitig inaktiv geschalteten WiSim gibt es vorerst keine Opfer-Angebote. Sollte sie bald wieder funktionstüchtig sein, hast du die Wahl zwischen dem Kauf eines ganzen Opfers oder der notwendigen Zutaten, die du dem CD per Privatangebot zur Verfügung stellen kannst, um dein Opferpaket zu erhalten.

  • “Nein, noch nicht.“, gab Quarto zu. “Aber ich bin mir sicher, du kannst mir gut raten und sagen, was meinem großen Dank gegenüber dem Gott angemessen Ausdruck verleihen würde und ihm wohlgefällig wäre.“


    Das war eine leichtfertige Äußerung, lud sie den Priester doch beinahe zur Maßlosigkeit ein - zumindest, wenn er dazu neigte.
    Andererseits war Quarto ein wohlhabender Mann und er rechnete damit, dass sich sein Wohlstand unter der Regierung seines Bruders noch vergrößern würde. Dennoch schauten sich einige seiner im Hintergrund stehenden Klienten viel sagend an, denn sie waren der Auffassung, dass man die Wahl des Opfers niemals den Priestern überlassen sollte.




    Sim-Off:

    Ich würde gerne ein Opfer fix und fertig kaufen, wenn die WiSim wieder tut was sie soll.


  • __________________________


    Der alte sacerdos neigte bemessen den Kopf. "Wenn ich dir dann die Wahl eines Widders vorschlagen dürfte?" erwiderte Telesinus und versuchte zu erkennen, ob der Senator die nötigen Kleingaben für ein angemessenes Voropfer mit sich führen ließ oder ob er auch hier noch etwas benötigte. Frische, weiße Blumen und Gebäck oder Obst waren dem Mercurius angemessen, und gerade schneeweiße Blumen boten einen herrlichen Kontrast zu dem tiefroten Blut des Opfertieres, wie Cadius Telesinus persönlich fand. "Ein Helfer kann ein geeignetes Tier herbeischaffen, so es dir genehm ist. Oder möchtest du dir selbst eines erwählen?" fragte der sacerdos höflich. Nicht weit entfernt lagerte ein angesehener Händler, dessen Tiere äußerlich stets makellos waren. Der Tempel des Merkur bezog seine Opfertiere gern von diesem Geschäftsmann.





    Sim-Off:

    Entschuldige die Verzögerung. Zum Opferkauf: Gern. :)


  • __________________________


    "Aber nein", erwiderte Telesinus und blickte den Senator milde lächelnd an. "Wie könnte er das, wo du ihm doch mit einem Opfer gedenken möchtest? Ich werde sogleich jemanden entsenden, entschuldige mich bitte einen kurzen Moment." Cadius Telesinus neigte den Kopf und entfernte sich dann gemessenen Schrittes. Kurz darauf verließen zwei Jünglinge den Tempel des Merkur aus einem der zahlreichen Seitenausgänge, um ein geeignetes Opfertier zu erstehen und es gleichsam entsprechend vorzubereiten. Telesinus indes kehrte zurück zu dem wartenden Senator, lächelte diesen an und deutete einladend auf einen der Altartische, die sich zu beiden Seiten in den Nischen befanden. "Beginnen wir doch schon mit dem Voropfer", schlug er vor und versuchte erneut mittels Blicken herauszufinden, ob der Senator entsprechende Kleinigkeiten mit sich gebracht hatte.


  • ...und musste leider feststellen, dass dem nicht so war.


    Aelius Quarto schien das aber nicht weiter zu irritieren. Er nickte und antwortete: “Sehr gerne.“
    Dabei lächelte so unschuldig, als wäre alles bester Ordnung.


  • __________________________


    Glücklicherweise waren die jungen Tempeldiener stets sehr aufmerksam, wenn jemand den Tempel betrat - was dieser Tage bedauerlicherweise nicht übermäßig oft vorkam. Es bedurfte daher nur eines vielsagenden Blickes von Telesinus, um einen der Jungspunde darauf aufmerksam zu machen, dass hier noch ein wenig tempeleigenes Gut für das Voropfer benötigt wurde.


    "Ich werde gern alle nötigen Handgriffe für dich übernehmen, Senator, und dich wissen lassen, wann es an der Zeit ist, das Gebet an Mercurius zu zelebrieren", erklärte der sacerdos vielleich unnötigerweise. Mit geübtem Handgriff maß er dabei beiläufig genau die richtige Menge an Weihrauchkörnern und Kräutern aus dem bereitstehenden Gefäß ab, um sie nun über die Glut zu streuen. Alsbald stiegen nach einem Zischen die ätherischen Dämpfe an der Statue des Mercurius vorbei empor zum Tempeldach. Geräuschlos stellte der zuvor beauftragte Tempeldiener einen kleinen Korb mit Opfergaben ab, ehe er sich vorerst zurückzog. Dann hob Cadius Telesinus die Hände und blickte hinauf in das marmorne Gesicht des Merkur.


    "O Mercurius, Schützer der Händler und der Wege, flinker Herold, welcher der Maia zur Ehre gereicht! Blicke hinab auf die Welt der Sterblichen, und siehe, welche Gaben dir der ehrenwerte Senator Aelius Quarto demütig zur Ehre darbeitet! Labe dich an Speis' und Trank, o gütiger Merkur, und lausche den dankbaren Worten des Consular!" Während des zweiten Teils dieser kurzen Anrufung des Gottes wurde dem Priester eine kleine Amphore Wein gereicht, von der er drei Schlücke in kuren Abständen in den foculus goss, wo sie leise zischend verdampften. Danach fanden einige Opferkekse und ein kleines Küchlein den Weg auf den Altar. Für das Voropfer sollten diese Gaben genügen, bescheid Telesinus, und so wandte er sich um und bedachte den Senator mit einem angedeuteten Nicken.


  • Aelius Quarto trat zwei Schritte nach vorne. Mit den Handflächen nach oben streckte er seine Hände vor, richtete die Augen nach oben und sprach:
    “O Mercurius, ich war auf langer Wanderschaft, der Heimat fern und in feindlichen Gefilden. Doch du hast mich behütet und geschützt. Du hast mich nicht zweifeln lassen am richtigen Weg und mich nach hause geleitet, wohlbehalten zurück in den Schoß der meinen. Dafür danke ich dir in aller Demut, stehe in deiner Schuld und bitte dich, mein bescheidenes Opfer anzunehmen.“


  • __________________________


    Mit Wohlwollen betrachtete Telesinus, wie der Senator sein Gebet sprach. Mit Hingabe und Demut, wie es sich gehörte. Als er geendet hatte, nickte der Cadier andeutungsweise und wies zurück zum Eingang des Merkurtempels. "Wir sollten nun mit dem Blutopfer fortfahren. Gewiss hat man bereits dafür Sorge getragen, dass ein ansehnliches Tier hergerichtet worden ist", sprach er und ging an Quartos Seite hinaus aus dem Tempel.


    Die Sonne stand hoch am Himmel, dessen kleine Cumuluswolken viel vom Sonnenlicht durchließen, sodass Telesinus einen kurzen Moment geblendet war. Er schritt an den Stufen entlang zur Südwestseite des Tempels, denn dort befand sich einer von insgesamt sechs kleineren steinernern Altären. Der große Marmorblock direkt vor dem Gebäude wurde nur bei Staatsopfern oder anderen wichtige Begebenheiten benutzt.


    Bereits beim Näherkommen konnte der Senator den strahlend weißen Widder bewundern, der eine kurze Kordel um den Hals und den typischen Schmuck am Körper trug. Daneben stand ein schmächtiger Jüngling im Schatten und wartete darauf, dass Telesinus und sein Begleiter herankamen. Weihrauchduft lag bereits in der Luft, und Cadius Telesinus nickte wohlgefällig dem Knaben zu, der daraufhin schamerfüllt zu Boden blickte, doch lächelte. Der Priester wies Quarto einen Platz im Schatten zur Rechten, während er selbst links Aufstellung nahm und seine langgliedrigen Finger in eine bereitstehende Wasserschale tauchte. Der Knabe reichte ihm ein Tuch, und als er sich die Hände getrocknet hatte, benetzte er die Fingerspitzen der Rechten mit mola salsa aus einem irdenen Gefäß. Wenige Wassertropfen sprenkelten die toga des Senators, umso mehr das weiße Fell des gehörnten Widders. "Mögest du frei von jeglichem Makel sein, Tier, das du auserkoren bist, Merkur den Dank seines treuen Sohnes zu bedeuten", murmelte Telesinus.


    Ein flüchtiges Nicken reichte aus, damit der Junge dem Tier seinen Schmuck abnahm. Der weiße Widder sah Quarto mit seinen sanften, braunschwarzen Augen an, als wolle er ihn bitten, die Sache nochmals zu überdenken. Doch schon blitzte die Schneide des Opferdolches in der Sonne, als Telesinus selbigen zog und Quarto dann knaufvoran reichte, damit dieser von Schwanz gen Kopf des Tieres streichen konnte, wie es sich für den Opferherren gebührte.



    Sim-Off:

    Verzeih die Wartezeit, aber ich war abgemeldet. :)

  • ...und Quarto ließ sich auch nicht von dem flehenden Blick des Widders erweichen. Er mochte die Augen dieser Tiere nicht, wegen ihrer seltsamen, rechteckigen Pupillen.
    Also nahm er ohne zu zögern den Dolch und strich dem Tier mit großer Geste von hinten nach vorne einmal über den Rücken. Dann gab er ihn dem Priester zurück.


  • __________________________


    Als ahnte das Tier sein Schicksal, wandte es den mitleiderregenden Blick von seinem Opferherrn ab und betrachtete stattdessen eine der Fugen zwischen den marmornen Steinquadern des Bodens, der in einiger Entfernung zur Tempeltreppe wurde.


    Telesinus betrachtete den Senator bei der Kulthandlung, nickte abermals bedächtig und nahm alsdann das Opfermesser wieder an sich. Dann hob er beide Hände. "Siehe, großer Mercurius, diesen prächtigen Widder beschert dir der ehrbare Senator Aelius Quarto! Von reinem Weiß, wie frisch gefallener Schnee des unberührten Nordens, der so weit entfernt ist wie die Dankbarkeit des Senators groß ist, ein makelloses Tier, ein stolzes Tier, wie es nur den Göttern würdig ist. Wie es DIR würdig ist, oh Wegbewahrer!" Cadius Telesinus lief zur Höchstform auf. Theatralisch reckte er die Arme gen Himmel, das Sonnenlicht ließ die Klinge des Messers schimmern und die Ehrfurcht die Stimme des Alten erzittern. "Dir zum Dank, Göttlicher, dir zur Ehre, Großmütiger, dir zur Freude! Nimm dieses Opfer an, Seliger, so bitten wir dich."


    Schneller, als der Widder schauen konnte, klaffte ein Loch in seiner Schlagader und Blut sprudelte frisch und rot aus dem sichtlich verwirrten Tier. Doch es gab keinen Laut von sich, und bereits nach wenigen Sekunden ging es in die Knie. langsam zogen die roten Schlieren in Richtung der runden Öffnung im Boden, wo sie gurgelnd verschwanden. Der Junge ließ die Kordel nun fahren und legte noch einmal ein wenig Kräuter auf die Glut. Dann reichte er Telesinus ein kleines Messer im Austausch gegen den Opferdolch. Der erfahrene sacerdos teilte die Bauchdecke des Tieres entzwei und griff mit geübter Hand zielsicher nach der Leber des Tieres, um sie vom übrigen Gedärm zu trennen. Blutig und warm zog er sie alsdann aus dem toten Widder heraus und legte sie in die flache Schale, die der Junge bereit hielt. Mit spitzen Fingern - und unter dem interessierten Blick des Jünglings sowie dem sicherlich kritischen Blick des Senators - studierte er die Leber des Tieres.


Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!