Cubiculum Helena Matinia

  • "Lieber Vitamalacus,


    wir haben schon sehr lange nichts mehr voneinander gehört und seit dem letzten Kontakt hat sich auch sehr vieles verändert. Ich wollte mich einmal nach deinem Befinden erkunden - wie geht es dir?


    Ich wende mich an dich, als einen Freund. Es war ein Fehler von mir, ich habe dir und Nova viel zu wenig Verständnis entgegengebracht und fühle mich schuldig für Geschehenes. Ich möchte dir mein Beileid aussprechen, denn ich weiß wie du dich fühlen musst. Unerfüllte Liebe schmerzt, ebenso der Verlust einer geliebten Person. Ich bitte dich, weißt du etwas über den Ausbleib von Maximus? Ich habe die Hoffnungen an einer Rückkehr längst verloren, doch es ist... schlimm, nichts zu haben weshalb man trauern kann. Es schmerzt, dass er einfach verschwunden ist. Ich hoffe du verstehst meine Angst, doch ich liebe ihn und.. Ach, ich höre auf damit."


    Ich wandte den Blick von dem Brief ab, denn die Tränen kehrten zurück und nicht wenige liefen mir die Wangen hinab und auf das Pergament. Maximus. Oh geliebter Maximus. Was ist nur los? Ich setze meinen Brief fort...


    "Ich brauche einen Rat von dir. Was glaubst du wäre sein Wunsch, wenn er noch irgendwo da draußen ist? Was würde er sich wünschen, was ich tue? Nach ihm suchen, stets an seine Rückker glauben? Einen Neuanfang machen? Das habe ich. Ich bin in eine andere Familie eingekehrt, die Familie meiner Mutter. Der Proconsul Publius Matinius Agrippa hat mich aufgenommen und es ist eine schöne Zeit. Doch für einen Neuanfang reicht es nicht. Ich komme nicht von der Vergangenheit los, meine Liebe ist zu tief. Ich brauche deinen Rat. Und ich brauche deinen Rat noch woanders. Meine Freundin... Sie.."


    Ich strich es durch und überlegte eine kurze Weile. Ich wollte ihn nicht anlügen, doch ich wollte mich und vorallem Metellus und Agrippa nicht in Schwierigkeiten bringen.


    "Meine Freundin.. Sie ist in der gleichen Situation wie du einst. Sie liebt jemanden den sie nicht lieben darf und síe ist am Boden zerstört. Sie wartet ebenso wie ich auf die Rückkehr ihres Mannes, welcher schon solange weg ist und darum kann ich ihr nicht helfen. Was soll sie tun? Warten, so wie ich es tue? Alles vergessen, was zwischen ihnen war, denn eigentlich besteht ja keine Hoffnung?


    Oh Quintus, ich hoffe du verzeihst mir, wenn ich dir wehtue, doch ich brauche Antworten und du warst mir immer sehr nah. Aus diesem Grund ersuche ich dich um diese zu geben.


    Antworte bitte so schnell es geht. Du kannst die Antwort meinem Boten mitgeben. Und berichte doch was es bei dir für Neuigkeiten gibt. Erzähl von dir.


    Liebe Grüße,
    Helena"

  • Ein versiegelter Brief fand sich im Cubiculum, auf den stand:


    An meine große Liebe!


    Liebste Helena,


    Nun bin ich schon einige Tage im Namen meines Vaters und der Provinz unterwegs. Ich denke ich schlage mich nicht schlecht und es wird sowohl der Provinz als auch meiner Karierre von nutzen sein.


    Ich verbringe einige Zeit auf dem Rücken eines Pferdes und mir tut jetzt schon alles an bestimmten Stellen weh. Trotz der Schmerzen habe ich viel Zeit nachzudenken. Über mich, meine Karierre, meinen Vater, über Rom und natürlich über dich.


    Ich entsinne mich gerne der gemeinsamen Zeit. Ich lüge und log nicht, wenn ich behaupte es war die schönste Zeit mit dem schönsten Mädchen, die ich je verbracht habe. Leider ist diese Sache so kompliziert.


    Ich danke dir, für dein Verständnis, dass du sagst, es sei nicht so wichtig, wir sollten uns lieber 'normal' Verhalten.


    Doch ich glaube dir das nicht und mir ist diese Angelegenheit sehr wichtig, weil ich jede freie Minute an dich denken muss.


    Mehr noch, ich habe mich, nein du hast mich verändert.


    Es ist schwierig einen Ausweg zu finden, aber ich kann und will nicht auf dich verzichten. Ich liebe dich mehr, als ein Cousin seine Cousine lieben sollte.


    Ich dachte, dass solltest du wissen, doch verstehe ich dass, wenn du davon nichts hören willst... Es tut mir leid...


    Dein Metellus!


  • Ich kam nach einem äusserst harten Tag aus meinem Officium in mein Zimmer und ließ mich erschöpft auf mein Bett sinken. Na, zugegebener Maßen war es ein sehr schöner Tag. Ich hatte Valeria kennengelernt und sie schon jetzt in mein Herz geschlossen. Aber das lag an den Decima, die musste man einfach mögen. Ich lächelte leicht und stand auf um zu meinem Schreibtisch zu gehen. Nanu? Ich blickte den Brief an der dort lag und las die Anschrift. Von wem konnte...? Maximus schloss ich aus, von ihm würde ich sicher nicht.. oder? Aber wer... sollte sonst..?


    Ich nahm ihn in meine Hände und öffnete das Siegel. Die Schrift kannte ich nicht, doch die ersten Worte schon sollten mir verraten, dass der Brief von ihm kam. Und jede Zeile überraschte mich mehr. Ein wenig betrübt wurde ich, als er erwähnte, es würde nicht gehen. Obwohl ich es selber sehr gut wusste. Und doch...


    Als ich geendet hatte ließ ich schwach meine Arme sinken. In meinen Augen hatten sich Tränen gebildet. Metellus... In mir reifte ein Entschluss und ich bemerkte es erst, als er ausgereift war. Ich faltete den Brief wieder sehr ordentlich und versteckte ihn sorgfältig in meinem Ausschnitt, dieses Mal hatte ich für 'Halt' gesorgt. Und im gleichen Atemzug stürmte ich aus der Tür hinaus - wo war Pentesilea?

  • Zum einen um meine blutige Tunika zu wechseln, zum anderen um ungestört mit Valeria sprechen zu können hatten wir uns aus dem Festsaal davongeschlichen. Nun waren wir also in meinem Cubiculum was ich mittlerweile ausschließlich zum Schlafen nutzte.


    "Also hat sich dein Verdacht bestätigt?"

  • "Ja", sagte Valeria beschämt.
    "Nur hat es sich alles ganz und gar nicht so entwickelt, wie ich es mir erhofft hatte. Ich weiß nicht, was ich machen soll, weißt du? Ich habe Maximian angeschrieen. Und danach ist er fortgeritten und bisher nicht wieder zurückgekommen. Ich mache mir solche Sorgen. :( Das ist alles meine Schuld. Deswegen....deswegen bin ich auch hergekommen. Also, nicht nur deswegen. Natürlich auch, weil es das Fest der Bona Dea ist, aber auch, weil ich mich ablenken wollte und...mit dir reden wollte."

  • Ohje, das alles schien ja schlimmer zu sein als ich erwartet hatte. Sanft legte ich meine Hand auf ihre Schulter und drückte leicht um ihr zu zeigen, dass ich für sie da war.


    "Warum hast du ihn denn angeschrieen? Ich vermute er hatte kein Verständnis für deine Sorgen, hm? Oder was ist es?"


    Fragend sah ich sie an und strich ihr sacht über die Schulter.


    "Wenn du möchtest kannst du heute Nacht gern hier bleiben. Gleich werden wir nicht schrecklich viel Zeit haben und das Fest wird ohnehin solange dauern, dass ich es dir nicht zumuten möchte, dass du alleine gehst!"

  • "Er...er sagte, dass er trotzdem zur Legion gehen wird. Und dass er das Kind nicht als das seine anerkennen wird und...und dass er mich nicht liebt. Aber das hat er nicht ernst gemeint, ich hab es an seinen Augen gesehen", fügte sie schnell hinzu.
    "Das ist wirklich sehr nett von dir. Aber...was ist, wenn Maximian nach Hause kommt? Ich muss mich entschuldigen. Ich hätte verständnisvoller sein müssen. Schließlich wird er als Meridius' Sohnder nächste Pater Familias sein."

  • "Ja, das wird er. Und damit wird auch sehr viel Verantwortung auf ihn zukommen. Wobei ich deine Verzweiflung bei solchen Worten wirklich sehr gut nachvollziehen kann, mir wäre es kaum anders ergangen."


    Ich drückte sie nun an mich und strich ihr sacht durchs Haar, während ich auf die gegenüberliegende Wand sah.


    "Ja, du hast Recht. Aber dann werde ich dir Kaya mitgeben. Ich möchte nicht, dass du alleine gehst. Ist das akzeptabel?"

  • Valeria weinte, aber nur ein bisschen, denn Helena konnte wirklich sehr gut trösten. In diesem Moment fühlte sie sich wieder wie ein kleines Kind, das noch nicht fähig war, selbst ein Kind großzuziehen. Sie seufzte tief. Auf Helenas Frage ging sie ersteinmal nicht ein, denn sie wusste nicht, ob sie bleiben oder doch lieber gehen sollte.


    "Ich weiß nicht, was ich machen soll. Was, wenn er mich gar nicht mehr sehen will?"

  • "Es mag sein, dass er dich in der nächsten Zeit wirklich meiden wird... Aber mach dir keine Sorgen. Er liebt dich, sonst wäre er nicht so verletzt. Und da er dich liebt wird er dich auch nicht sitzen lassen. Ich bin mir wirklich sicher."


    Ich strich weiterhin sanft durch ihr Haar.


    "Hier steht dir die Türe jedenfalls immer offen."


    In diesem Moment war es, als wäre sie meine Schwester die schon lange verschollen war...

  • "Aber...."
    Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
    "Du hast recht. Wenigstens weiß er jetzt, dass ich keine Decima bin. Meridius hat es ihm gesagt. Nur was er denkt, kann ich nicht nachvollziehen. Er war so.....geschockt, als ich ihm erzählte, dass ich schwanger sei. Nun gut, da hat er mich noch für seine Cousine gehalten....
    Ach Helena, ich komme mir so verlogen vor...."

  • "Verlogen? Warum? Weil du auf Meridius Bitten hin nichts gesagt hast? Oder weil du ihm unter Umständen Dinge an den Kopf geworfen hast, die den Umständen entsprachen?"


    Ich flüsterte leise während ich ihr beruhigend durchs Haar strich...


    "Du hast nichts Unrechtes getan. Sicher hättest du perfekter reagieren können, doch wir sind nur Menschen und beileibe nicht perfekt. Man hätte immer etwas besser machen können. Er zum Beispiel, dass er nicht zur Öegio geht. Dann wiederum könnte er verbessern, dass er doch hinginge aufgrund seines Vaters... Es ist ein Kreis."

  • "Ich hätte es ihm doch sagen können. Alles, was ich vielleicht hätte aufgeben müssen, wäre mein Stand gewesen. Und selbst das nur, wenn Maximian es nicht für sich behalten hätte..."
    Valeria seufzte herzzerreißend.
    "Helena, du bist eine gute Freundin. Was soll ich jetzt nur machen? Was, wenn er nicht mehr wiederkommt oder sich etwas getan hat? Das ist alles nur meine Schuld..."
    Sie hatte recht, es war ein Teufelskreis. Und Valeria fühlte sich mehr als nur schlecht, wie sie dasitzen und abwarten musste, dass Maximian zurückkam. Sie machte sich schreckliche Sorgen.

  • "Valeria, er wird sicher zurückkehren. Ich mache dir einen Vorschlag: Wenn er in drei Tagen nicht zurück ist werden wir zum Regionarius gehen oder die Sklaven beauftragen ihn zu suchen, in Ordnung? Ich verstehe deine Sorge, vor Allem weil er sehr überstürzt aufgebrochen ist!"


    Ich hob sanft ihr Kinn an und sah ihr in die Augen.


    "Du hast keine Schuld an seinem prompten Aufbruch. Und du hättest nicht nur deinen Stand verloren. Schlimmer wäre gewesen, wenn du dein Wort gegenüber Meridius gebrochen hättest. Es wird sich alles zum guten wenden. Und... Notfalls können wir auch mit meinem Adoptivvater sprechen, dass er dich aufnimmt. Ich weiß, es ist ein sehr heikler Vorschlag und völlig überraschend, aber denke ruhig darüber nach. So wäret ihr in verschiedenen Familien!"


    Ich strich ihr kurz über die Wange.

  • Das war alles zuviel auf einmal für Valeria. Sie sah Helena nur dankbar an und ließ sich das alles durch den Kopf gehen. Verschiedene Familien... Was hatte Meridius gesagt? Selbst, wenn sie eine normale römsiche Bürgerin wäre, sei das alles nicht so einfach. Sie seufzte und sah starr vor sich hin. Helena war so lieb zu ihr, dass Valeria sie erneut spontan umarmte.
    "Danke dir für alles. Du bist wie die Schwester für mich, die ich nie hatte", flüsterte sie nachdrücklich.

  • "Und du wie meine Schwester die ich verlor. Bist du dir sicher, dass du nicht Licinia heißt?"


    schmunzelte ich warm und strich ihr über den Rücken. Ich mochte sie sehr gerne und wenn ich recht darüber nachdachte, war sie für mich wirklich etwas wie Licinia. Zumindest in diesem Moment.


    "Aber ich ziehe mich eben rasch um, dann kehren wir zurück und du lässt dir über die nächsten Tage alles durch den Kopf gehen. Oder auch heute Abend. Wenn sich alles beruhigt hat reden wir noch einmal über eine ernsthafte Lösung. Bis dahin sorgen wir für Maximians Rückkehr und dein Wohlergehen!"


    Ich zwinkerte ihr zu.

  • Valeria musste lächeln. Nein, Licinia hieß sie in der Tat nicht.
    Zu Helenas weiteren Worten nickte sie.


    "Das werde ich. Ich danke dir, große Schwester. ;)
    Und wir sollten wirklich zurückgehen. Wir sind schon viel zu lange fort. Hoffentlich haben sie mit dem Opfer noch nicht angefangen... Oh, Opfer! Sag mal, wie kamst du denn darauf, schriftlich die Ernennung zur Discipula zu beantragen? Ich meine, das ist...wunderbar! Wir müssen jetzt noch die schriftliche Bestätigung abwarten, richtig? Und was dann?"

  • "Naja, dann bist du Priesterin und in meiner Obhut. Ich lehre dich dann alles was du wissen musst um eine Sacerdos zu werden. Löchere mich nur nicht wieder zu sehr mit Fragen!"


    Ein leises Lachen schwang in meinen Worten mit.


    "Wie ich darauf kam... Ja ich weiß nicht. Ich hatte eine Erleuchtung während ich in meinem Officium saß. Auch ich werde zumindest in der näheren Zukunft nicht fort können und daher... Aber nach Rom fahren wir dennoch bald, was meinst du? Zu tun habe ich dort dennoch allerhand."


    In einem warmen Tonfall ergänzte ich:


    "Meine kleine Schwester!"

  • Valeria konnte nicht umhin zu grinsen. Sie ergriff Helenas Hände und drückte sie schwesterlich. Ihre Augen strahlten.
    "Ja, das machen wir. Und dann gehen wir in die Thermen. Die sind viel besser als das Stadtbad. Und den Tempel der Fortuna besuchen wir auch. Ich werde ein Schaf opfern. Und....sag, möchtest du mit mir das Orakel anrufen?"

  • "Dann haben wir auf jeden Fall beide etwas bei dem Orakel zu tun. Auch ich würde gerne die Worte der Sybille hören was Metellus und mich angeht!"


    lächelte ich Valeria an und erwiderte den Händedruck, dann ließ ich sie los. Rasch machte ich die Fibel ab und schlüpfte aus der blutigen Tunika und zog mir eine frische, hellblaue Tunika an. Die alte 'entledigte' ich in einer Truhe mit zu waschenden Tuniken.


    "Wollen wir zurück? Oder möchtest du noch etwas besprechen?"

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