Cubiculum Helena Matinia
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Ich klopfte vorsichtig an die Tür von Helenas Zimmer, denn es war klar, das etwas aus der Welt geschafft werden musste.
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Ich schlief noch auf meinem Bett, vielmehr döste ich. Ich hatte einen ziemlichen Kater von der letzten Nacht, wobei ich doch eigentlich beschlossen hatte die Finger vom Wein zu lassen. Aber konnte ich auf einem religiösen Fest verneinen? Brummig richtete ich mich in meinem Bett auf und stützte mich auf die Ellenbogen.
"Ja?"
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Ich betrat das Zimmer und sah auf Helena. "Verzeih, ich störe. Dann komme ich später wieder." Und wieder einmal ins Fettnäpfchen getreten. Prima Pentesilea, dachte ich bei mir. Aber na gut, viel schlimmer als das, was noch gesagt werden musste, konnte es nicht kommen.
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Ich lächelte leicht als ich sah, wer mich da aus meinem Dümpeln geholt hatte und nickte leicht.
"Nein, Pente, du störst mich keineswegs. Komm nur herein. Ist es schon lange her?"
Ich musste gähnen und schlug mir schnell die Hand vor den Mund. Bei den Göttern war ich erledigt.
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"Ist was schon lange her?" fragte ich leicht irritiert und wusste nicht so ganz, was sie meinte. Langsam und vorsichtig trat ich näher. Auch ich sah übernächtigt aus, aber ich hatte mich zumindest noch gereinigt und etwas anderes angezogen, nachdem ich vom Strand zurück gekehrt war und beschlossen hatte, dass ich mit Helena reden musste.
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Ich sah sie kurz verdattert an. Oh was hatte ich nur für Kopfschmerzen. Hoffentlich sah Metellus mich so nicht, er würde mich mein Leben lang damit aufziehen. Her... Hm was hatte ich noch gesagt...? Achja:
"Na, ich meine wielang ist die Sonne schon auf..."
Wie redete ich eigentlich. Nun musste ich doch grinsen.
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"Ach so, seit ein paar Stunden. Ich denke mal drei."
Ich atmetet einmal tief durch und sagte dann:
"Helena, ich muss mit Dir reden, wegen letzter Nacht!" -
Ohje, so spät schon? Ich patschte mir mit der Hand vor die Augen und schüttelte resigniert den Kopf. Soviel zu 'Carpe Diem'. Ja, das tat ich wohl, aber eher zum Rausch ausschlafen. Dann sah ich Pente wieder an.
"Schieß los!"
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"Nun," etwas mulmig war mir schon zumute, um nicht zu sagen, ich stand kurz vor einer Panik, aber es musste gesagt werden. "ICh weiss, dass ich Dich mit meinem Verhalten brüskiert habe. Ich kam, um Dir eine Freude zu machen und trat voll ins Fettnäpfchen und hab damit Dich in einer unangenehme Situation gebracht. Das ist unentschuldbar und ich will mich dafür auch gar nicht entschuldigen, denn es ist, wie es ist, ich kann an die römischen Götter nicht glauben. Ich weiss, dass es nicht meine sind und auch wenn ich meine nicht kenne, kann ich doch nicht einfach an andere Götter glauben und somit die meinen verraten.
Da es aber nun einmal geschehen ist und dies eine Sache ist, die so nicht geht, wollte ich Dir mitteilen, so Du es wünschst, dass ich dieses Haus verlassen werde und Dich nicht weiterer Probleme dieser Art aussetzen werde."
Jetzt war es raus und ich musste mich zusammenreissen um nicht wieder Tränen zu vergiessen oder zu zittern. -
Ich sah sie eine kurze Weile nachdenklich an.
"Na, da gibt es viele Antworten drauf. Aber ich sehe darin kein Problem, dass du des Nachts so reagiert hast. Nur darin, dass du es nicht von vornherein gesagt hast. Aber ich werde auch einmal ehrlich sein, in dieser Sache ist es gerade in meiner Position als höchstes religiöses Haupt in dieser Provinz meine Pflicht."
Mein Kopf... Ich fasste mir seufzend an die Stirn.
"Ich glaube dass die Götter vieler Völker miteinander in Verbindung stehen, so wie Iuppiter und Zeus. Und gerade deshalb habe ich eigentlich Achtung von dir erwartet. Ich verlange nicht, dass du priesterin wirst, aber ich bin dennoch der Meinung dass man den Göttern Achtung entgegenbringen sollte. Man sollte an sie glauben, auch wenn man sie nicht ehrt. Und ich möchte dir zu bedenken geben dass ich hier gerade sehr neutral spreche. Viele andere hätte ich lange aus meinem Blickfeld beordert. Ich empfinde den Unglauben als Frevel."
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Ich sah sie ernst an, konnte aber nicht verhehlen, dass mir ihre Worte nicht halfen, sondern irgendwie alles schlimmer machten. Ich verstand sie zwar, aber dennoch war es mir nicht möglich ihr zuzustimmen. Aber wie sollte ich ihr das alles erklären, wenn ich selber da meine Schwierigkeiten mit dem Verstehen hatte? "Helena, ich glaube, aber ich glaube an meine Götter, an das, was sie in mir bewirken, wenn ich an sie denke. Ich kann sie nicht mit Namen benennen, aber ich weiss, dass sie da sind. Ich weiss, dass dort eine große Naturgöttin ist, eine Mater Terra, wie ihr vielleicht sagen würdet und ich weiss, dass sie meine Göttin ist. Ich weiss nicht mehr ihren Namen oder den all der anderen Götter, aber ich weiss, dass sie doch so viel anders sind als Eure. Ich kann es nicht erklären, es ist einfach in mir drin, verstehst Du?
Ich achte Deine Götter, soweit es mir denn möglich ist, aber ich weiss auch, dass mein Volk der Meinung ist, dass es nur die unseren gibt. Ich kann es nicht erklären, es tut mir leid. Es ist einfach als Wissen da drin." Ich deutete auf mein Herz und meinen Kopf. "Ohne es näher benennen zu können. Aber ich höre manchmal im Traum, wie eine Frau mir Geschichten erzählt über unsere Götter. Ich kann sie nur nicht festhalten und nicht einmal sagen, ob diese Frau meine Mutter oder irgendwer anders ist." Nun rannen mir doch wieder die Tränen die Wange hinunter, obwohl ich es nicht wollte.
"Aber ich weiss auch, dass Du dies alles nicht dulden kannst und deshalb verlangen wirst, dass ich gehe," fügte ich leise hintenan, bemüht wenigstens etwas Fassung zu wahren.
"Es tut mir leid! Aber es ist, wie es ist. Ich werde am besten gleich packen gehen...." wobei, ich hatte nichts, was ich packen konnte. Das was ich besaß, hatte mir Helena geschenkt und ich würde es hier lassen. -
"Nein, Pentesilea. Ich dulde es durchaus, dass du deine Götter weiterhin verehrst, du bist schließlich keine richtige Römerin und mit anderen Göttern aufgewachsen. Doch ich erwarte dennoch von dir dass du die unsrigen achtest. Nicht in meinem Interesse, sondern in deinem Interesse. In unserem Reich gibt es Religionsfreiheit und jeder ist angehalten an seine Götter zu glauben, solange er sich an die Regeln hält. Und mehr als dies verlange ich nicht."
Ich ließ mich mit geschlossenen Augen zurücksinken. Mir war schlecht.
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"Ich habe Deine Götter nicht mißachtet oder verraten."
Ich betrachtete sie und sagte leise: "Ich werde, ehe ich gehe, der Köchin sagen, dass sie Dir einen Kräutersud bringen soll, gegen die Übelkeit und die anderen Nachwirkungen." -
"Pentesilea, du wirst nicht gehen!"
murmelte ich leise. Nein, ich wollte nicht, dass sie ging.
"Es sei denn du gehst aus dem Grunde weil du fort möchtest. Aber an mir soll es nicht liegen, ich habe dich gerne bei dir. Ich würde mir nur sehr wünschen wenn du ein wenig über unsere Götter lernen würdest und sie respektierst."
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"Ist das ein Befehl?" fragte ich sicherheitshalber nach, denn mir war nicht ganz wohl bei der ganzen Angelegenheit.
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"Eine Bitte, ein Vorschlag. Aber sicherlich kein Befehl. Ich befehle meinen Freunden nichts."
erwiderte ich nur lächelnd und noch immer mit geschlossenen Augen.
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"Und Du willst wirklich nicht, dass ich das Haus verlasse wegen dieser Sache? Ich meine, Du bist Pontifex und ich in den Augen der Römer doch noch bald schlimmer als diese Komischen da, wie nannten sie sich gleich? Christen, ja."
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"Solange du die Götter ehrst und als Staatsreligion respektierst... Du bist eine meiner engsten Freundinnen und das soll kein Grund sein. Wenn ich dich aus diesem Grund nicht als Sklavin verstoße, warum dann als Freundin?"
murmelte ich müde.
"Was würdest du eigentlich von der Gens Matinia als Patron halten?"
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"Als Sklavin bin ich..." nein, ich konnte es nicht sagen und schwieg besser. "ICh weiss es nicht. Ich habe mir noch nie Gedanken über sowas gemacht."
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