Cubiculum Helena Matinia

  • Es war schon Abend und seit kurzer Zeit war ich recht gut gelaunt aus meinem Officium zurückgekommen. Crassus und ich schienen uns wieder besser zu verstehen und ich war froh, dass er den ersten Schritt getätigt hatte. Ich sah verträumt aus dem Fenster, als es klopfte.


    "Herein?"

  • Ich öffnete vorsichtig die Türe.


    "Ich hoffe ich störe nicht? Ansonsten kann ich wieder gehen und mache mich alleine auf einen Spaziergang... Hoffentlich passiert mir dann nichts...!"


    Ich wählte eine Strategie, bei der ich überzeugt war, dass sie ja sagen würde.

  • Erfreut sah ich Metellus an. Und ich hatte schon befürchtet dass es wieder der kleine Quälgeist des Standes meiner Tochter sein würde. Ich stand auf und lächelte warm.


    "Nein du störst nicht, doch was kann ich für dich tun? Ich möchte doch nicht, dass du allein in diese Kälte hinausgehst. Ich freue mich über jeden Moment den du bei mir verweilst!"

  • Ich schlüpfte rasch in diesen und sah ihn nun noch mehr als erfreut an. Ein Spaziergang! Ich war in der letzten Zeit kaum noch raus gekommen, weil Pentesilea wie stets den eifrigen Wachhung mimte. Doch in Metellus Begleitung da konnte sie nichts sagen. Freute ich mich tatsächlich schon darüber etwas anderes als die Casa Matinia und mein Officium zu sehen? Ich schmunzelte.


    "Gut, sehr gerne. Hast du schon eine bestimmte Route vorgeplant?"


    Ich wollte nach seiner Hand greifen, doch ich unterließ es erst einmal. Es ist noch zu früh, auch wenn sich herausgestellt hat, dass wir nicht verwandt sind. Noch wussten es zuwenige und wir hätten uns doch etwas vorschnell verliebt. So zumindest vermutete ich, dass Metellus dachte.

  • Ich setzte eine nachdenkliche Mine auf...


    "hm... Einmal kreuz und quer durch Tarraco! Reicht dir das als Route?"


    Ich grinste sie neckisch an. Ich hatte mir keine großen Gedanken gemacht, wo ich hin wollte. Immerhin musste einem nicht immer der Kopf leiten, sondern auch der Bauch sollte einem mal führen dürfen. Daher griff ich auch aus dem Bauch heraus nach ihrer Hand. :D

  • Ich sah ihn etwas überrascht an, doch meine Überraschung wandelte sich sehr schnell wieder in liebevolle Wärme und ich drückte seine Hand leicht. Sie war warm und es fühlte sich gut an, sie halten zu dürfen und halten zu können.


    "Ja, das ist eine schöne Route. Jede Route an deiner Seite gefällt mir, schätze ich."


    ich machte ein abwägendes Gesicht und erwiderte sein Grinsen.


    "Gehst du voran?"

  • "Nein, wir brauchen keine Sklaven bei uns. Ich möchte dich ganz für mich allein, wir sehen uns ohnehin nicht so häufig. Ich werde schon auf dich Acht geben, Sohnemann des Proconsuls!"


    Ich lächelte und wir machten uns gemeinsam auf den Weg.

  • Als ich glücklich nach einem anstrengenden Tag wohl so ziemlich das letzte Mal mein Cubiculum betrat, erblickte ich zwei Briefe auf meinem Schreibtisch. Ich huschte ihn und nahm auf meinen Stuhl Platz, um diese zu lesen.


    Helena Matinia, Casa Matinia, Tarraco, Hispania


    Salve Helena Matinia,


    wir kennen uns nicht persönlich, doch weiss ich von meinem verschollenen Bruder, dass er Dich als stets Freundin ansah. Aus diesem Grunde wende ich mich heute an Dich. Er erzählte mir einmal, dass Du eine gewisse Person hinter einer entflohenen Sklavin hergesandt hast und diese sie auch erfolgreich zurückbrachte. Solltest Du wissen, wie man mit dieser Person in Kontakt treten kann, wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du mir dieses mitteilen könntest, da ich seiner Fertigkeiten bedarf.
    Ich danke Dir schon jetzt und hoffe, dass es Dir und Deiner Familie gut geht.


    In tiefer Verbundenheit
    Valentin Duccius Germanicus


    Der obere war von einem Valentin. Ich konnte mich an Flavius erinnern, er war mir wahrlich ein Freund geworden, doch von ihm hatte ich auch schon sehr lange nichts mehr gehört. Ich glaubte mich zu erinnern, dass ich ihn das letzte Mal auf Livias Verlobungsfeier antraf. Nun sah ich den zweiten an und ich hatte eigentlich nur einen Verdacht...


    An Helena Matinia
    Casa Matinia,
    Tarraco-Hispania


    Salve Helena!


    Ich bin wieder im Castellum angekommen, die Reise mit dem Legaten war sehr angenehm, wir haben uns gut verstanden, so hatte ich zumindest den Eindruck, nun was soll ich sagen? Das Wetter hier oben ist rau, der Schnee liegt sehr hoch und es ist bitterkalt, ich hoffe in Tarraco ist nach wie vor milderes Wetter, wie geht es dir denn? Was macht die Arbeit als Pontifex? Wie gehts deinen Kindern? Ich weiß ich Frage wieder viel zuviel, deswegen wünsche ich dir den Segen der Götter der dir gewiss vergönnt ist, und hoffe auf ein wiedersehen.


    Vale! Tiberius Iulius Numerianuns


    Ich legte ihn kurz nieder und nahm ihn wieder auf, um ihn abermals zu lesen. Das war schneller gegangen als ich zu hoffen gewagt hatte. Auch wenn der Brief recht kurz ausfiel. Ich lächelte und machte mich sogleich an eine Antwort...


    Tiberius Iulius Numerianuns
    Castellum Legio IX
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Germania Inferior)


    Salve Tiberius,
    wundere dich nicht über die sehr persönliche Anrede, ich konnte es nicht lassen. Ich war überrascht deinen Brief so früh in meinen Händen zu halten und doch auch erstaunt. Mir geht es sehr gut, vieles hat sich in der letzten Zeit ereignet. Noch trage ich den Namen Matinia, doch den nächsten Brief solltest du an Rediviva Helena richten, denn mein wahrer Bruder tauchte auf und enthüllte meine Herkunft, die mir doch bis jetzt so klar erschien. Es ist alles noch sehr fremd und ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, doch ich denke ich werde es schaffen. Minervina geht es ebenfalls hervorragend, ich werde bald mit ihr und einigen anderen nach Rom reisen. Sie wird dort in die Hände der Flaminca Minervae gelegt, welche sie ausbilden soll. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang. Das Wetter? Ja, es ist allerdings im Gegensatz zu dem deinen recht milde, auch wenn der Wind frischer weht und es nicht selten vorkommt, dass man friert.
    Doch genug von mir, wie geht es dir? Könntest du mir die Bitte erfüllen und vielleicht den Senator Meridius von mir grüßen?
    Viele liebe Grüße,
    deine Helena.


    Wie stehts hatte ich in ordentlicher und leicht schräg gelegter Schrift geschrieben und machte mich nun an Brief Nummer 2.


    Valentin Duccius Germanicus
    Casa Duccia
    Mogontiacum (Germania Superior)


    Salve Valentin,
    erst einmal möchte ich dir mein herzliches Beileid ausrichten. Doch gib die Hoffnung nicht auf, dein Bruder wird sicherlich zurückkehren. Ich habe ihn stets in guten Erinnerungen.
    Wegen deinem Anliegen fürchte ich, kann ich dir nicht helfen. Ich werde die Augen offenhalten ob ich ihn hier entdecken kann, doch ich habe ihn einst selbst nur zufällig in einer Taberna angetroffen.
    Vala,
    Helena Matinia

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