• Ich hörte ihr zu und während ihrer Erzählungen kamen viele Fragen in mir auf. Allerdings würde ich sie nicht mit diesen bedrängen, es wäre nicht höflich.


    "Weißt du noch, wie es weiterging?"


    fragte ich also sanft.

  • "Ich habe dich gefragt, wie es weiterging. Du antwortetest allerdings nur, dass es wohl gut weiterging bis zu dem Zeitpunkt wo du abermals verschwunden bist... Wie genau denn? Und vorallem... Warum erinnerst du dich nur an das Wenigste?"


    Ja, warum eigentlich? Ich war verwirrt...

  • Ich lächelte traurig. "Das wüsste ich auch gerne."
    Ein weiterer tiefer Seufzer drang über meine Lippen.
    "Naja, warum ich mich nicht erinnere ist ziemlich sicher.... Als ich zu mir kam, hatte ich unglaubliche Kopfschmerzen und war an Händen und Füßen gefesselt. Es dauerte Stunden, ehe ich mich befreien konnte. Ich hatte eine schwere Kopfverletzung, die langsam am verheilen war, aber ich wusste nicht, wer ich war oder was, wusste nicht woher ich kam und wieso ich da war.
    Ich irrte durch die Straßen einer mir fremden Stadt und traf nur auf komische Blicke und Ablehnung. Ich hatte nichts zu essen, verlor ständig mein Bewusstsein, wusste nicht welcher Tag es war und wie lange ich so herumirrte, bis ich Helena wieder über den Weg lief...."

  • "Ich habe eine Frage..."


    Irgendwie wunderte ich mich doch sehr.


    "Dies hier ist doch die Gens Matinia und du sprichst davon, dass Helena verheiratet ist. Ihr Gatte heißt allerdings vollkommen anders als sie: Warum? Warum ist sie dann hier? Ich habe viele Fragen, aber diese verwundert mich doch sehr, da ich meinem Herrn noch nicht einmal über den Weg gelaufen bin..."


    Ich sah sie fragend an.


    "Und... Hast du mittlerweile herausgefunden warum du so zugerichtet wurdest und vor Allem von wem?"

  • "Helenas Mann ist ein Soldat für das Reich gewesen oder mag es gar noch sein, das weiss niemand. Er wird vermisst, schon seit vor der Geburt der Zwillinge. Er diente in Germanien, wo zu dem Zeitpunkt Krieg herrschte, war kommandeur einer Legio und plötzlich verschwunden. Niemand weiss, ob er tot ist oder als Geisel bei den Germanen. Sie konnte es nicht mehr ertragen und kehrte zu ihrer Familie, besser derer ihre Mutter zurück."
    Ich rieb mir kurz die Stirn und strich ein paar Haare zurück, wodurch ich über die Narbe kam, die ich kurz abtastete.
    "Nein, ich weiss es nicht. Weder wieso, noch von wem. Genauso wenig wie ich nichts mehr aus meiner Vergangenheit weiss. Ich weiss bestimmte Dinge, wie man Krankheiten behandelt und so, aber ich weiss nicht, woher ich es weiss und wieso."

  • Ich hörte ein wenig Betroffen die Geschichte meiner Herrin. Das erklärte warum sie mir immer so traurig entgegen trat. Es musste schlimm sein einen geliebten Menschen zu verlieren, wenn man ihn so sehr brauchte. Wie er wohl gewesen war, wenn er der Mann der Herrin gewesen ist? Ich empfand Mitleid, vielleicht etwas mehr als es normal war, weil ich ebenfalls erst vor kurzem gelernt hatte, was Verlust hieß.


    "Ich verstehe. Du hast also nur noch eine lückenhafte Erinnerung? Ich schätze aber, wenn du dich an manche Dinge noch erinnern kannst, dann werden sicherlich auch alle anderen Erinnerungen zurückkehren."


    Ich lächelte sie aufmunternd an.

  • 'Sicher,' dachte ich bitter. 'Klar werden sie das.....'
    Aber ich zuckte nur mit einer Schulter. "Ja, vielleicht.
    Jedenfalls habe ich erst vor Kurzem erfahren, das ich eine Sklavin bin, obwohl ich schon länger wieder hier war und arbeitete. Und deshalb mag ich es nicht, als Herrin bezeichnet zu werden."

  • "Ach, stimmt..."


    Ich hatte schon beinahe vergessen warum wir dieses Thema angeschnitten hatten. Doch ihre Begründung verstand ich nicht - würde aber dieses Mal wieder nicht nachfragen. Es wäre unangebracht.


    "Wo wurdest du eingesetzt? Ich schätze ich wurde als eine Art Ersatz für dich hierher gebracht..."

  • Ich zuckte kurz zusammen als sie Ersatz sagte und lächelte dann. "Nein, das glaube ich nicht. Du sagtest was von Schreiben und so und das Du keine Kinder magst. Nun, ich bin bisher immer für die Kinder da gewesen und wenn wer krank ist, dann kümmere ich mcih um diesen Aber ich habe nie etwas mit Schreiben oder so hier zu tun gehabt."

  • "Ich verstehe."


    antwortete ich leise ehe ich zu dem Kind in meinen Armen hinunter sah. So still waren sie ja ganz angenehm, aber lieben tat ich sie deshalb noch lange nicht. Meine Gedanken glitten fort zu meiner Mutter. Sie wartete sicher auf mich und meinen Vater, der ja eigentlich ein freier Mann war. Wenn sie Recht hatte. Es würde zumindest erklären warum er mir soviel Bildung ermöglichte.

  • "Zweierlei Dinge. Ich verstehe nicht, was ich falsch gemacht habe, warum mein alter Herr mich verkauft hat. Er war immer sehr gut zu mir gewesen und vorallem in der Zeit bevor er mich verkauft hat, hatten wir immer viel Spaß.."


    Ich sah sie missmutig an.


    "Zweiteres wäre dass meine Mutter vor wenigen Wochen in die elysischen Felder zog."

  • "Mutter hat mich damals in die Sklaverei hineingeboren und sie sagte, mein Vater sei der Herr. Ich weiß es nicht genau, doch es würde erklären warum er mir eine so gute Bildung neben seinen Kindern ermöglicht hat. Dann verstehe ich aber nicht, warum er mich loswerden wollte ohne noch einmal mit mir zu sprechen."


    Ich richtete meinen Blick noch immer auf das Kind und wagte ihn kaum mehr zu heben.

  • "Vielleicht ist es genaus das, Kaya. Vielleicht.. naja, vielleicht hat er Deine Mutter immer noch geliebt und konnte es, nach ihrem Tod nun nicht mehr ertragen, dass sie nicht mehr da war. Und Du hast ihn tagtäglich daran erinnert...."
    Es klang fürchterlich hart, aber es erschien mir fast logisch.
    "Du hast nichts falsch gemacht, höchstens sein Herz," sagte ich leise.

  • "Meinst du?"


    Ich sah sie ein wenig verwundert an. Es erschien logisch, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass man deshalb jemanden weggibt. Und vorallem nicht, dass er eine Sklavin liebte.


    "Wenn er sie geliebt hätte, hätte er sie in die Freiheit gegeben... Und vorallem mich nicht in die völlie Fremde."

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