Unterredung mit Augur Sophus

  • "Du möchtest eine Lobrede von mir hören." ;) Hach, viele Männer sind sich so unendlich gleich.


    "Aber du hast auch eine verdient. Ich bin stolz darauf, mich deine Schwester nennen zu dürfen. Nie hatte ich einen besseren Bruder als dich."


    Ich musste an die Zeit vor der Gensteilung denken. Männer, die sich meine Brüder nannten, hatten sich ... Ach, ich wollte es doch vergessen! Warum kam es nur immer wieder hoch? Ich sollte mich ganz auf die bereinigte Aurelia konzentrieren. Hier waren Menschen um mich, denen ich vertrauen konnte, die mir Halt und Sicherheit gaben. Warum zum Hades wurde ich diesen Commodus nicht aus meinen Gedanken los?!


    "Ich wünschte, es gäbe noch mehr von deiner Sorte", sagte ich leise. "Mal abgesehen von deiner Stellung als Bruder traue ich dir große Dinge zu. Du hast mich die letzten Tage davon überzeugt, dass du absolut fähig bist, eine Stadt zu führen. Ich bin schon sehr gespannt, was du im Einzelnen auf die Beine stellen wirst. Vater wird stolz auf dich sein, Mutter und ich ebenso."

  • Etwas verlegen blickte ich drein.


    "Nein Deandra, ich möchte keine Lobrede von dir hören. Ich brauche keine lobenden Worte wenn sie nicht berechtigt sind. Das ist in meinen Augen nichts wert. Vielmehr lege ich Wert auf eine offene und ehrliche Meinung. Mit Schleimern bekomme ich es vermutlich noch genug zu tun."

  • "Nur weil du mein Bruder bist, nehme ich dir diese Worte nicht übel. Du solltest mich kennen, ich schleime nie! Das ist widerlich! Und so, wie ich es schon als kleines Mädchen gehandhabt habe, wirst du meinen Unmut spüren, wenn ich der Meinung bin, dass du falsch handelst."


    Ich plusterte mich auf. Huiuiui, da hatte Maxentius meine empfindliche Stelle berührt. Ich selbst hasste Schleimer ohne Ende. Selbst war ich eher Rebell und ich mochte auch lieber Rebellen. Meine Zuneigung bekam niemand gratis. Sie musste sich hart erarbeitet werden. Meine Familie besaß Sonderrechte ganz klar, aber ich traute mich selbst Sophus zu kritisieren, wenn der nach meiner Meinung das Falsche tat.


    Ich pustete gespielt erbost die Luft aus und boxte meinen Bruder an den Oberarm.


    "Sag so was nicht noch mal. Alles, was ich vorhin gesagt habe, war ernst gemeint. Bis auf den ersten Satz. Da war ein kleiner Pikser drin.“

  • Auwei, da hatte ich anscheinend einen wunden punkt erwischt wie schon mit der Handelskarawane. :D
    Doch Deandra hatte mich falsch verstanden:


    "Tut mir leid, ich wollte damit nicht sagen das du geschleimt hast. Ich wollte dir damit nur sagen, dass es mir lieber ist, wenn du mir immer deine Meinung sagtst, egal wie sie aussieht."


    Mit einem hundetreuen Blick versuchte ich meine Schwester wieder zu beruhigen.....

  • „Kann man dir überhaupt böse sein?“, knurrte ich gespielt missmutig und sah meinen Bruder unter zusammengezogen Brauen an. Dann musste ich loslachen.


    „Weißt du denn nicht, was ich am besten kann? Die Leute mit meiner ungeschminkten Meinung überfallen, geradeheraus, oft schlecht verdaulich, denn ich beschönige nichts. Gut, dass du direkte Meinungen vertragen kannst. Viele können es nicht.“


    Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass die Herbstsonne sich bereits dem Horizont zuneigte. Es wurde zeitiger dunkel als noch vor Wochen.


    „Lass uns einen netten Abend zusammen verbringen. Bald verreise ich. In der Zeit kannst du die Abende durcharbeiten.“ ;)

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