Arbeitsraum des Centurio Claudius Vesuvianus

  • Er hörte sich alles an und musste anerkennend Zustimmen.


    "Ihr habt Recht, Centurio, wohlan habe auch ich die derzeitige Lage der Legio erkannt. Und ich bin davon überzeugt, dass die Offiziere der Legio, vor allem Ihr und der Praefectus Castrorum, die Lage wieder in den Griff bekommen werdet. Doch bis dahin wünsche ich euch alles Gute und den Beistand der Götter in allen Dingen, die ihr vorhabt. Mögen sie weiterhin mit euch sein, Centurio."


    Er nahm das Schriftstück entgegen und salutierte noch ein Mal, es wäre für ihn das letzte Mal als Soldat der Legio I.


    "Ich weiß, dass ich eine Frau nur als Stabsoffizier ehelichen darf, Centurio. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann mal wieder. Vale."


    Das Schriftstück in den Händen haltend nahm er den Rückweg aus der Tür.

  • Claudius betrat den Raum, wies Decius und Herodes einen Platz vor seinem Schreibtisch an und setzte sich ebenfalls. Er zog sich die Akte des Herodes hervor, notierte das heutige Datum und legte sie vorerst zur Seite. Schließlich blickte er auf.


    "Herodes, ich möchte deine Grundausbildung zu Ende führen. Ich habe vorgesehen, dich in der Geschützhandhabung zu unterweisen. Wir haben drei Tage Baustopp beim Amphitheater, die werden wir nutzen. Ich erwarte Einsatzwille und Mitarbeit, ansonsten befindet sich ein erneuter Eintrag in deiner Akte, was im schlimmsten Fall zur Folge hat, dass der Praefectus von mir keine Empfehlung erhält, dich zum Legionär zu ernennen. Beginn ist in etwa einer Stunde. Ich muss bis dahin einige Vorbereitungen treffen."


    Der Centurio blickte zu Decius.


    "Für dich bedeutet diese Ausbildung eine Erweiterung der Kenntnisse und Fertigkeiten. Die Qualität deines Einsatzes wird sich ebenfalls in deiner Akte niederschlagen. Sie dient wie andere Ergebnisse als Grundlage für eventuelle Beförderungen, die allerdings noch in weiter Ferne liegen. Nur dem Fleißigen ist ein Fortkommen beschieden, Decius."


    Fragend blickte der Centurio von einem zum anderen.


    "Gibt es noch Unklarheiten?"


    Sim-Off:

    Mit einer Stunde ist jetzt nicht reale Zeit gemeint.

  • "Gut, dann sehen wir uns in exakt einer Stunde auf dem Exerzierplatz."


    Claudius zog sich bereits eine Wachstafel heran, auf der er die Planung des Einsatzes der restlichen Legionäre seiner Centurie festhalten wollte, als ihm noch ein Gedanke kam.


    "Ihr solltet die Zeit nutzen, um eure Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen. Wie üblich werde ich vor der Ausbildung einen Blick darauf werfen."


    Vesuvianus betrachtete die Betonspritzer an Tunika und Haut der beiden Männer. Er mochte gar nicht zu deren Füßen sehen.


    "Ihr könnte dann wegtreten."

  • Claudius legte die Akten zur Seite, als der Optio den Raum betrat. Er erhob sich, grüßte zunächst und wies sogleich auf eine abseitig aufgebaute Sitzecke mit bequemen Korbmöbeln, die er aus eigener Tasche bezahlt und sich in das Lager hat liefern lassen. Mit einem trennenden Schreibtisch zwischen sich und deinem Unteroffizier wollte er das geplante Gespräch nicht führen.


    "Nimm Platz, Priscus. Mich interessiert deine Meinung, vielleicht hast du auch ungeahnte Lösungsvorschläge bei einer Problematik, die ich zunächst innerhalb der Centurie besprochen haben will."


    Der Centurio nahm Platz, setzte sich bequem zurecht und ließ einen der Knechte für Wein der besseren Sorte sorgen. Er mochte die einfachen Sorten nicht sonderlich und leistete sich selten zwar aber ab und an einen edleren Tropfen.


    "Wir sind nicht auf Sollstärke", begann Vesuvianus. "Das allein ist noch kein Problem. Wir kennen das ja. Betrachte ich mir einige der jungen Probati, kann ich mit großer Gewissheit sagen, dass ich sie nicht zur Ernennung vorschlagen werde, denn sie erfüllen nicht meine Ansprüche an Leistung, um als Legionäre aufgenommen werden zu können. Auch das ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Damit müssen wir leben."


    Es entstand eine Pause, in der der Centurio zum Becher griff und sich den Wein schmecken ließ. Nachdem er den Becher abgestellt hatte, fuhr er in seinen Ausführungen fort.


    "Bei den bisher aufgezählten Tatsachen sind wir nicht in der Lage, sie zu ändern. Verschärftes Training bringt nur teilweise Erfolge. Nicht in jedem Mann steckt das Zeug zu einem Soldaten. Manche sind besser in Arbeitsräumen aufgehoben, als auf dem Exerzierplatz oder im Feld. Ebenso wenig können wir den Zufluss an geeigneten Rekruten beeinflussen, wenn man einmal von entsprechender Werbung absieht. An einem Punkt jedoch sehe ich die Möglichkeit, regulierend auf die Truppenstärke einzuwirken. Ich bin geneigt, die Abwerbungen von Seiten der Prätorianergarde zu unterbinden. Mir ist seit Monaten bekannt, dass wir den Legionär Decius verlieren werden, was mich durchaus traurig stimmt, war er doch ein äußerst vielversprechender Kandidat, der sich sogar für eine Offizierslaufbahn angeboten hätte.


    Mich interessiert zunächst deine Meinung dazu. Du brauchst mir natürlich nicht erklären, dass diese Entscheidungen der Legat und nicht der betroffene Offizier zu fällen hat. Das weiß ich selbst. Möglicherweise hat aber der Legat ein offenes Ohr, wenn wir mit einem Konzept ankommen würden, was bereits gut durchdacht und umsetzbar ist. Die Prätorianer müssen nicht zwingend ihre Garde mittels Soldaten aus Mantua aufstocken. Das ist zumindest meine Meinung."

  • Priscus hörte dem langen Vortrag geduldig zu und machte sich seine Gedanken. Viel kam nicht dabei heraus.


    "Vesuvianus, ich bin Optio. Ich bilde meine Kameraden aus, kontrolliere ihre Stuben oder erfülle Sonderaufgaben. Nicht weniger, aber auch nicht mehr ist meine Aufgabe."


    Ein Blick auf den Centurio sagte ihm, dass dieser trotzdem seine Meinung hören wollte.


    "Für einen Soldaten ist es eine Ehre, zu den Prätorianern zu kommen. Egal von wo und egal aus welchen Gründen. Wenn ein Mann aus meiner Einheit zur Garde berufen wird, dann freue ich mich für ihn. Natürlich halten wir hier alle zusammen, keiner möchte die Kameraden einfach so verlassen oder sie gehen lassen. Aber ich verliere lieber alle Kameraden nach Rom als auch nur einen im Gefecht.


    Dass es Decius trifft, nun gut - da hast Du offenbar eine andere Sichtweise als ich, aber ich halte ihn nicht für überdurchschnittlich. Wenn er weg ist, werden früher oder später andere seinen Platz einnehmen."

  • In etwa diese Antwort hatte Claudius von seinem Optio erwartet. Er schmunzelte in sich hinein. Dennoch war er an einem weiteren Gedankenaustausch sehr interessiert.


    "Vollkommen klar, Priscus. Zur Garde zu wechseln, bedeutet einen Prestigegewinn. Wir wissen beide welche Vorteile materieller Art zudem für die Betreffenden dranhängen. Das möchte ich auch gar nicht in Abrede stellen. Weiterhin geht es mir auch nicht um Decius. Mir ist bekannt, dass es ihn - abgesehen von der Berufung - zur Garde zieht und ich werde ganz gewiss niemanden halten, der das nicht will. Ich habe seine Meinung von Anbeginn akzeptiert.


    Es geht mir also nicht um diejenigen, die von sich aus wechseln wollen, sondern um jene, die offensiv abgeworben werden. Man könnte zumindest eine Festlegung treffen, nach der die Prätorianer sich wie zu Zeiten des Augustus aus den Legionen ALLER Provinzen rekrutieren, was die LEGIO I erst einmal für sie uninteressant machen sollte.


    Und was deine Aufgaben als mein Optio betrifft, kenne ich die sehr wohl und du weißt, dass ich das weiß. Ich habe dennoch gute Gründe, dich nach deiner persönlichen Meinungen zu diesen übergeordneten Belangen zu fragen. Führe es auf eine große Wertschätzung meinerseits zurück, wenn du dich mit einer plausiblen Erklärung für dieses Phänomen wohler fühlst." ;)

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    "Man könnte zumindest eine Festlegung treffen, nach der die Prätorianer sich wie zu Zeiten des Augustus aus den Legionen ALLER Provinzen rekrutieren, was die LEGIO I erst einmal für sie uninteressant machen sollte." ;)


    Priscus schüttelte den Kopf. Er konnte die Abneigung seines Centurio gegen die Prätorianer nicht ganz verstehen.


    "Das Treffen einer solchen Festlegung liegt doch weit über dem, was zu meinen Dienstpflichten und erst Recht zu meinen Rechten gehört. Ich glaube, die Praetorianer suchen sich ihre Leute sehr sorgfältig aus. Wenn sie besonders häufig bei uns rekrutieren, dann halte ich das für ein gutes Zeichen."

  • Das Kinn in die Hand gestützt hörte sich Claudius die Entgegnung seines Optios an. Über die Feststellung, dass derlei Dinge seine Dienstpflichten und -rechte überschritten, ging Vesuvianus hinweg. Es interessierte ihn nicht. Bevor er weiter sprach, beugte er sich vor und nahm den Weinbecher in die bequem zurückgelehnte Stellung mit.


    "Schau, Priscus. Ich habe eine Vision, die ich bereits im Herbst mit dem Legaten besprochen habe. Du weißt, er zog mich als sein Adjutant zu administrativen Entscheidungen heran. Grundsätzlich traf ich auf offene Ohren. Mir schwebt für die LEGIO I vor, die Stabsoffiziere ausschließlich hochdienen zu lassen und wenn ich ausschließlich sage, dann meine ich das so.


    Ein Wechsel zu LEGIO I soll nach meinem Dafürhalten bestenfalls bis zum Rang eines Centurios möglich und außerdem niemals mit einem Rangaufstieg verbunden sein.
    Davon kannst du jetzt halten, was du willst. Ich habe meine Gründe, diese Regelung zu befürworten. Du weißt, ich trete außerdem für einen erschwerten Aufstieg ein, der es unwürdigen Kandidaten unmöglich machen soll, je den Rang eines Stabsoffiziers zu bekleiden.


    Natürlich kannst du jetzt entgegenhalten, dass unser Kaiser nie unwürdige Kandidaten in den Rang eines Stabsoffiziers erhebt, aber ich denke, ich muss nicht ausführen, was ich im Speziellen damit gemeint habe.


    Gehen der LEGIO I in gleich bleibender Regelmäßigkeit potentielle Kandidaten für die Offizierslaufbahn verloren - und ich muss nicht erwähnen, dass auch ich es für ein Zeichen unserer Qualität halte, dass sich die Garde vornehmlich aus der Prima rekrutiert - lässt sich diese Vision erschwert umsetzen. Ich denke, das ist einzusehen. Von ihr abzurücken, ist für mich keine Lösung, denn mein Herz schlägt für die Legion und nicht für die Garde."

  • Sim-Off:

    Wir kürzen mal die Wartezeit ab - andere Zeitebene.


    Der Centurio nahm gerade seine Abendmahlzeit ein, als es klopfte. Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, Arbeit und Essen zu verbinden. Also ließ er sich von einem Knecht eine Schüssel mit Wasser bringen und tauchte die Finger hinein. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, setzte er sich zurecht.


    "Herein!"

  • Als Decius die Stimme seines Centurios hörte, straffte er seine Haltung noch einmal und trat schließlich in das Officium ein.


    "Salve, Centurio! Ich komme, um etwas mit dir zu besprechen, meine Versetzung betreffend. Ich habe gelesen, dass man mich nun für eine Versetzung zu den Cohortes Praetoriae freistellt?"

  • Claudius erhob sich. Mit den Worten des Legionärs war Anliegen und Dauer des Gesprächs klar umrissen. Eine Verabschiedung stand dem Centurio bevor. Er trat an den Legionär heran.


    "Das ist richtig, Decius. Wie ich den Akten entnehmen kann, hat der Legat deine Versetzung zur Garde bewilligt. Mir bleibt nur, dir dort viel Erfolg und das Wohlwollen der Götter zu wünschen."

  • Decius straffte sich und schaute seinen Centurio, den er in der kurzen, aber ereignis- und erfahrungsreichen Zeit als eines seiner Vorbilde rgewonnen hatte, an:


    "Vielen Dank, Centurio. Ich weiß, dass ihr der garde skeptisch gegenüber steht und die Legio I euch über alles geht, und auch ich wünsche euch alles Gute und den Segen der Götter, auf dass ihr weiterhin Erfolg hier in der Legio haben werdet. Ich erinnere mich noch gut an eure Ausbildung, und ich denke, dass ich diese immer in Erinnerung behalten werde als die Zeit, in dem ich einige der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens sammeln konnte, und ich denke, dass gerade diese Erfahrungen es mir ermöglichten, für die Garde in Betracht zu kommen.


    Wenn ihr also erlaubt, werde ich mich nun zu den Unterkünften begeben und mein Bündel schnüren."

  • Decius war nicht der Erste, den der Centurio verabschiedete und doch empfand er auch dieses Mal eine gewisse Wehmut, die er aber keinesfalls gedachte, sichtlich werden zu lassen.
    Betont forsch entgegnete er:


    "Erweise dich in der Garde eine Legionärs aus der Prima für würdig. Zeig ihnen, was du drauf hast. Ach, was sage ich - du gehst deinen Weg. Davon bin ich überzeugt."


    Bevor sich Claudius mit einem militärischem Gruß von dem Soldaten verabschiedete, legte er flüchtig die Hand auf dessen Schulter und drückte sie. "Abite!"
    Bereits auf dem Weg hinter seinen Schreibtisch blickte er noch einmal zurück.


    "Vergiss nicht, die Waffen und die Kleidung abzugeben. Du erhältst bei der Garde eine neue Ausrüstung."

  • Decius stand stramm und salutierte ebenfalls zackig:


    "Jawohl, Centurio! Es war mir eine Ehre, unter euch gedient zu haben, und ich werde die Legio I Traiana Pia Fidelis würdig in der Garde des Kaisers vertreten!"


    Damit wandte er sich ab und verließ das Officium, fast fluchtartig. Wenn er nicht aufpasste und noch länger hier verweilte, würde er es sich doch noch einmal überlegen.. ;)

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