Arbeitsraum des Centurio Claudius Vesuvianus

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    "Schau, Priscus. Ich habe eine Vision, die ich bereits im Herbst mit dem Legaten besprochen habe. Du weißt, er zog mich als sein Adjutant zu administrativen Entscheidungen heran. Grundsätzlich traf ich auf offene Ohren. Mir schwebt für die LEGIO I vor, die Stabsoffiziere ausschließlich hochdienen zu lassen und wenn ich ausschließlich sage, dann meine ich das so.


    Ein Wechsel zu LEGIO I soll nach meinem Dafürhalten bestenfalls bis zum Rang eines Centurios möglich und außerdem niemals mit einem Rangaufstieg verbunden sein. "


    Priscus blickte seinen Centurio etwas verständnislos an. Bisher hatte er es immer so gesehen, dass es zum einen die Mannschaftsdienstgrade gab als Berufssoldaten vom Probauts bis zum Centurio. Und dann die Offizere, die in ihrer karriere mehr oder minder lange Station bei der Legion machten. Der Aufstieg vom Centurio in den Stab war höchst selten. Erstaunlich, dass das bei der LEGIO I offenbar anders geplant war.


    "Zu deinen Abssprachen mit dem Legat kann ich natürlich kein Wort sagen. Wenn die LEGIO I ihren Bedarf an Offizieren nur aus eigenen Leuten decken will dann halte ich das für sehr ambitioniert und es liegt endgültig über dem, was ich als Optio mit zu verantworten habe."

  • Es war unverkennbar, Priscus war noch ein ganz alter Hase. ;) Claudius fragte sich, ob Tallius zu vorsichtig war, neue Wege zu beschreiten oder ob er neue Wege grundsätzlich ablehnte. Aber egal, der Centurio schätzte die Bodenständigkeit seines Optios. Ein Gespräch mit ihm war immer bereichernd. An dem Punkt angelangt nickte Claudius wohlwollend.


    "Gut, ich möchte deinen Feierabend nicht unnötig kürzen. Diese Besprechung war nur teilweise dienstlich, mir lag zugleich an einem persönlichen Gedankenaustausch. Zwar treffe ich meine Entscheidungen grundsätzlich allein, aber ich höre mir sehr gern die Meinungen anderer an, sofern ich sie schätze und bei deiner ist das der Fall.


    Wenn du ansonsten nichts mehr hast, bleibt mir nur noch zu erwähnen, dass ich in Kürze für befristete Zeit die Einheit verlassen werde. Was das im Einzelnen für die Centurie bedeutet, muss ich noch in einem Gespräch mit dem Praefectus Castrorum klären. Im Anschluss daran komme ich wieder auf dich zu."

  • Priscus quittierte diese Ankündigung mit einem Nicken und erhob sich dann. "Dann danke ich für dieses Gespräch und die Möglichkeit, meine Meinung beizusteuern. Und erwarte deine Mitteilung bezüglich der Centurie.


    Vale, Centurio Vesuvianus."

  • "Moment!", rief Vesuvianus dem Optio hinterher. Mit ernster Miene trat er an seinen Unteroffizier heran.


    "Du lässt nach, Priscus. Bis zu meiner Rückkehr muss sich das gebessert haben. Ich erwarte, dass du an dir arbeitest."


    Gewisse Zeit ließ Claudius seine Worte wirken, bis er zu grinsen anfing.


    "Meine Güte, Priscus. Wir hatten einen unförmlichen Umgang miteinander vereinbart. Schon vergessen? Ich lege Wert darauf. Also, wie heißt das noch mal?"

  • "Sieh zu, dass du raus kommst."


    Claudius lachte herzhaft über die Plänkelei. Sicher werden ihm seine Kameraden in Rom fehlen. An Spaß konnte er noch nicht so recht glauben. Er dankte den Göttern für jeden Tag, den er noch in Mantua weilen durfte.

  • Priscus musste sich erst daran gewöhnen, beim Tesserarius nach der Post zu fragen. Für die Einheit lag nichts vor, nur ein persönlicher Brief, den man wohl aufbewahren musste, da der Centurio keine Adresse hinterlassenund um Nachsendung gebeten hatte.

  • Inzwischen hatte Priscus etweas Routine darin, einen Teil des Tagesgeschäftes eines Centurio zu übernehmen. Nach dem Morgenappell, als sich die Soldaten an die ihnen zugewiesenen Aufgaben begeben hatten und Priscus sich bei den anderen Centurionen seiner Kohorte nach Anweisungen aus dem Stab erkundigt hatte, betrat er die Räume am Kopf der Barracke. Er nahm den Wachbericht entgegen und wechselte ein paar Worte mit dem ebenfalls anwesenden Signifer.

  • Auch diesmal erwartete Priscus nichts besonderes, als er in den Räumlichkeiten am Ende der Barracke den Wachbericht durchsah und einen Blick auf einen kleinen Stapel verschlossener Wachstafeln warf, die von einem Boten abgegeben worden waren und offenbar als Briefe an einzelne Soldaten der Centurie verteilt werden sollten. Das würde der Tesserarius am Abend machen, dachte sich Priscus und verliess das Gebäude wieder und machte sich auf den Weg zur Baustelle.

  • Wieder einmal fand Priscus bei seinem kurzen besuch in den Büroräumen am Ende der Barracke wenig aufregendes vor. Der Tesserarius hatte ihm wie üblich den Wachbericht hingelegt, von den anderen Unteroffizieren war keiner anwesend. Schnell setzte Priscus sein Zeichen unter den Bericht und nahm dann erfreut einen an ihn adressierten Brief aus dem Stapel mit Wachstafeln und verliess den Raum wieder.

  • Die Arbeiten auf der Baustelle hatten ihn in den letzten Tagen und Wochen sehr beansprucht und Priscus nahm sich nur selten Zeit, im Büro länger als zum Abzeichnen des Wachberichts zu verweilen. Diesmal gönnte er sich ein paar Minuten, da auch der Signifer hier noch einige zu erledigen hatte und die Männer wechselten ein paar Worte.


    Briefe waren in letzter Zeit keine abgegeben worden und auch die Menge der sonstigen Akten hielt sich in Grenzen. Priscus sah sie in Ruhe durch, ob irgend etwas wichtiges dabei wäre, was Centurio Vesivianus bei seiner Rückkeher sofort auffallen sollte, aber er konnte nichts entdecken.

  • Priscus rechnete damit, dass es einer seiner letzten Besuche im Arbeitsraum in seiner Rolle als Kommandant der Centurie war, da der Centurio sicher bald zurück kehren würde. Deshalb nahm er sich etwas mehr Zeit, die bereit liegenden Wachmeldungen und Arbeitsberichte zu studieren. Auch ältere Meldungen nahm er noch einmal in die Hand und schaute das eine oder andere Detail nach, wenn es ihm wichtig erschien. Der Centurio würde einen vollen Schreibtisch vorfinden, der aber immerhin geordnet sein sollte. Das meiste war ohnehin Routine und würde ihn sicher nicht lange aufhalten.


    Er ließ den Tesserarius, der mal wieder über dem Tagesbericht saß, den Signifer holen und gab den beiden einige Anweisungen. "Signifer, für den Centurio sollte eine Auflistung aller Ein- und Auszahlungen aus der Truppenkasse vorliegen, die während seiner Abwesenheit getätigt wurden und die man ihm sonst nur mündlich mitgeteilt hätte.


    Tesserarius, mach' eine Übersicht, was hier an Berichten, Meldungen und Briefen alles wartet, damit er schneller einen Überblick hat."

  • Die Männer machten sich an die Arbeit und hatten wenig später die geforderten Übersichten zusammen gestellt. Sie legten sie sich gegenseitig einmal kurz Kontrolle vor, ob sich auch kein peinlicher Fehler eingeschlichen hatte und platzierten sie dann auf dem Tisch.


    Dann hieß es auch für sie, sich zur Baustelle zu begeben. Sie meldeten sich bei Priscus und teilten die Ausführung der zugewiesenen Aufgabe mit. Den Tesserarius schickte priscus zu einer der arbeitenden Gruppen. Auch wenn er als Schreiber der Einheit diente, genoss er ansonsten kaum Sonderrechte und musste genauso wie die anderen alle möglichen tätigkeiten auf der Baustelle ausführen. Der Signifer hatte es da besser, als verdienter Soldat diente er mehr zur Aufsicht über die anderen oder wurde in die eine oder andere Planung von Aufgaben mit einbezogen, weil er die Männer ebenfalls gut kannte und wusste, auf wen man sich verlassen kann.

  • Nachdenklich betrat Claudius seinen Arbeitsraum, den er lange vermisst hatte. Er strich über die Lehne des Besucherstuhls, trat sodann an den Schreibtisch, nahm verschiedene Wachstafeln zu Hand, überflog sie und legte sie wieder zurück.


    Gedankenvoll rieb er sich das Kinn und stellte dabei fest, dass eine Rasur vonnöten war.


    "Quintus!"
    Er hoffte mal, sein Sklave, der gleichzeitig Trossknecht war, hatte es gehört. Wenig später betrat der auch das Officium.


    "Ich brauche eine Rasur und eine neue Tunika. Die Rüstung kannst du verstauen."


    Während die flinken Hände des Sklaven über Kinn und Hals glitten, hing der Centurio seinen Gedanken nach. Er meinte zudem, etwas essen zu müssen, stellte aber wenig später fest, dass es ihm am Appetit mangelte.


    "Kannst abräumen", meinte er daraufhin zu Quintus. Er legte den Cingulum um, verzichtete auf sämtliche Waffen und kehrte zusätzlich mit einem Mantel bekleidet zum Officium des Praefectus Castrorum zurück.

  • Nachdem der Centurio von der Besprechung am Bauplatz, bei der er mit dem Tribun und dem Praefectus den weiteren Bauverlauf geklärt hatte, zurückgekehrt war, setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und begann die sich angesammelten Berichte und Meldungen zu sichten. In den letzten beiden Monaten hatte sich allerhand angesammelt und so verbrachte Claudius geraume Zeit damit, sich zunächst einen groben Überblick über die Vorkommnisse während seiner Abwesenheit zu verschaffen.
    Die von seinem Optio vorgenommene systematisch gereihte Anordnung der Unterlagen erleichterte ihm dabei erheblich die Arbeit. Er nahm sich vor, dem Unteroffizier diesbezüglich ein Lob auszusprechen.


    Als die angefallenen Wachberichte durchgesehen und den für sie vorgesehenem Platz im Archiv gefunden hatten, das Ergebnis des Kassensturzes mit dem Inhalt der Truppenkasse verglichen und für korrekt befunden hatte, war es an der Zeit, sich mit seinem Optio zusammenzusetzen.


    "Quintus! Gib dem Optio Priscus Bescheid, dass er sich zu einer Besprechung in meinem Arbeitszimmer einfinden soll."


    Die Zeit des Wartens verbrachte der Centurio damit, sich weitergehende Gedanke um diesen Kurs an der Academia Militaris zu machen. So richtig gut passte der Zeitpunkt nicht in sein Konzept.

  • Wenig später klopfte es am Türrahmen und der Optio stand im Raum.


    "Salve, Claudius Vesuvianus, Centurio der Legio I Traiana Pia Fidelis uind ehemaliger Quaestor", deklamierte Priscus mit einem breiten Grinsen zur Begrüßung, "ich bin erfreut, dich wieder hier zu sehen."

  • Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Salve, Claudius Vesuvianus, Centurio der Legio I Traiana Pia Fidelis uind ehemaliger Quaestor", ...


    "Ich bin erleichtert, dass es eine Feststellung und keine Frage war", erwiderte Claudius breit grinsend. "Bereits der Praefectus hatte gemeint, eine äußerliche Veränderung an mir feststellen zu können und wenn du mich jetzt nicht einmal mehr erkannt hättest, hätte mir das stark zu denken gegeben."


    Claudius winkte grinsend ab, erhob sich und ging seinem Optio entgegen.


    "Salve, Priscus! Freut mich ebenfalls, dich zu sehen! Ich bin beeindruckt, ihr habt ja ganz schön was geschafft. Ich komme gerade vom Bauplatz."


    Ein anerkennendes Nicken begleitete die Worte des Centurio.


    "Nimm Platz, Priscus, und setze mich kurz über die weiteren Vorkommnisse während deines Kommandos über die Centurie in Kenntnis. Danach müssen wir dringend über die nächsten Baumaßnahmen sprechen."


    Mit einer Geste wies Claudius auf den Besucherstuhl, während er um den Schreibtisch ging und selbst wieder Platz nahm.

  • Priscus nickte zum Dank und nahm Platz. "Viel besondere Vorkommnisse der Einheit gibt es nicht zu berichten. Wir waren wie geplant jeden Tag auf dem Bauplatz eingesetzt und haben viele technische Arbeiten übernommen. Insbesondere den Aufbau und die Bedienung von Baukränen für das Setzen der Säulen, sowie die Arbeit an und mit den Gewölbelehren. Wenn wenig Arbeit war, wurde ein Teil unserer Männer anderen Einheiten zugeteilt.


    Zuletzt stockten die Arbeiten für unseren Trupp etwas, da das Gießen der Betondecken über den Gewölben länger dauerte als vermutet. Wir haben die Zeit mit Ausbesserungsarbeiten am Werkzeug und häufigerem allgemeinem Training auf dem Exerzierplatz überbrückt."

  • "Jo, und da sind wir gleich beim Thema. Bei der Ausführung hat der bauleitende Offizier, der schließlich meine Statik zur Hand haben müsste, geschlampt, denn teilweise fehlt die Bewehrung in der Betondecke. Damit ist die Tragsicherheit nicht mehr gewährleistet. Mensch, es handelt sich sogar noch um die Decke des Untergeschosses, also diejenige, die das Gesamtgewicht abfängt. Na, bloß gut, dass dies nicht euer Bauabschnitt war. Das wäre mir aber unangenehm gewesen."


    Claudius kratzte sich am Kopf. Er wusste noch nicht wie, aber ein Teil der Betonschicht musste wieder runter. Der Offizier fluchte laut, denn es war nicht auszuschließen, dass dabei Gewölbe beschädigt wurden.


    "Wenn wir es nicht geregelt bekommen, die notwendige Schicht an Beton abzutragen, muss notfalls ein Teil der Gewölbe daran glauben. Mensch, Mensch, Beton wird verdammt hart und es gehört Gewalt dazu, ihn aufzubrechen. Na ja, nun ist es nicht mehr zu ändern. Wie wurde überhaupt die Betonmasse dort hoch befördert? Mit Eimern und Seilzug?"


    Durchaus gespannt wartete der Centurio auf die Erklärung, denn während er sich in Hispania mitunter zu Tode gelangweilt hatte, beschäftigte er sich gedanklich oft mit seinem Projekt - dem Amphitheater, und wer Claudius kannte, der wusste, dass er stets überraschende Einfälle hatte.

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