Iulia Severa

  • Langsam erwachte Iulia durch das Licht das in ihr Zimmer fiel, heute Nacht hatte sie von Meridius geträumt. Mit geschlossenen Augen um das Bild und die Erinnerung an den Traum noch eine Weile festzuhalten, blieb sie noch eine Weile im Bett liegen. Auch in der Hoffnung vielleicht noch einmal einzuschlafen und weiter träumen zu können. Nach einer Weile stellte sie enttäuscht fest, dass dies nicht funktionierte, es war inzwischen einfach zu hell außerdem würde Niobe sicher bald erscheinen Also erhob sie sich und wusch sich in der Schale mit Wasser die man ihr hingestellt hatte.

  • Leise klopfte Niobe an die Tür und trat dann in den Raum, da die Domina sicherlich schon auf sie warten würde. Sie hatte geschlafen wie ein Stein und schon Angst, dass sie zu spät sein würde. Niemand hatte sie geweckt, worüber sie einerseits dankbar, anderseits etwas erstaunt war. Frisch ausgeruht fühlte sie sich wesentlich besser und die Welt sah nicht mehr ganz so düster aus.


    Niobe machte ein paar Schritte in den Raum, senkte den Blick und verschränkte die Hände auf dem Rücken. "Guten Morgen, Herrin", sagte sie leise.

  • Gerade hatte Iulia einen Brief vollendet als Niobe ins Zimmer trat. Aus ihren Gedanken gerissen, schaute sie überrascht auf.


    "Ah, Niobe, ich habe schon auf dich gewartet"


    Wobei sie die Sklavin anlächelte, damit diese es nicht als Rüge verstand. Sie schien sowieso schon ein wenig eingeschüchtert zu sein, oder wollte sie sich bewusst demütig zeigen? Nunja sie wollte Niobe ohnehin ein wenig besser kennenlernen, auch wenn es bei Sklaven eher unüblich war, aber sie sollte ja schließlich nicht nur eine einfache Sklavin sondern auch ihre Gesellschafterin sein.


    Da du nun meine Kammerdienerin sein sollst, wüsste ich gerne was du alles kannst."

  • Niobe verstand das Wort Kammerdienerin nicht so ganz, doch klang es nicht negativ und da Iulia nach ihren Fähigkeiten fragte, begann sie das aufzuzählen, was sie Verus bereits gesagt hatte.


    "Ich kann einen Haushalt führen, kochen, nähen, weben, alles was damit zu tun hat. Außerdem kann ich schreiben, rechnen, lesen und etwas Griechisch."


    Sie verstummte und hob leicht den Blick um Iulias Reaktion zu beobachten. Schließlich wollte sie wissen, ob es das war, was sie sich vorstellte. Dann fügte sie noch schnell ein "Herrin" hinzu.

  • Für eine Sklavin war Niobe ungewöhnlich gut ausgebildet. Und sie konnte etwas Griechisch, nunja wie viel würde sich noch zeigen, aber vielleicht könnte sie ja mit Niobes Hilfe ihre eigenen etwas eingerosteten Kenntnisse auffrischen... Iulia betrachtete sie eingehender. Entweder hatte sie ihr Vorbesitzer gut ausbilden lassen oder sie war erst kürzlich in die Sklaverei geraten. Die demütige Haltung in der sie vor ihr stand ließ jedenfalls keinerlei Rückschlüsse zu. Mit anerkenndem Ton in der Stimme wandte sie sich wieder an Niobe


    "Sehr gut, du hast wirklich viele Fähigkeiten wo hast du dass alles gelernt?"


    Aufmunternd lächelte sie die Sklavin an, denn diese hatte bis jetzt immer nur das nötigste geantwortet.

  • Iulias Musterung ließ Niobe schweigend über sich ergehen, immerhin hatte sie das bereits auf dem Sklavenmarkt erdulden müssen. Sie hob den Kopf weiter als Iulia ihre Fähigkeiten lobte und entspannte sich etwas. Sie wunderte sich selbst etwas darüber, dass es ihr überhaupt nicht schwer fiel, die Dienerin zu spielen, obwohl es für sie durchaus ungewohnt war.


    "Ich hatte einen guten Lehrer zuhause", sagte sie schließlich und dachte erneut wehmütig an ihre Heimat.

  • Für eine Gesellschafterin war sie ausgesprochen verstockt. Gehörte es zu ihrem Charakter oder lag es in dem was ihr wiederfahren war begründet? Aus eigener Erfahrung kannte Iulia das nur zu gut. Als Niobe nun ihren Kopf hob, nickte sie ihr aufmunternd zu. Mit etwas Geduld würde sie vielleicht zugänglicher werden. Gut Niobe war jung und die Jahre hatten noch keine Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen können, aber es schien so als hätte es nicht immer die verschlossenen Züge gehabt, die es jetzt angenommen hatte. Iulias Neugier war jedenfalls geweckt.


    Und der Lehrer den sie gehabt hatte? Das sprach eher dafür das sie noch nicht lange eine Sklavin war, auch wenn es vorkam das Herren Sklavenkinder mit ihren eigenen Kindern unterrichten ließen um sie später für viel Geld zu verkaufen.


    "Wo war dass dein zu Hause? Ich will dich nicht ausfragen, aber da wir einiges an Zeit mit einander verbringen werden würde ich schon gerne ein wenig über dich wissen..."

  • Für einen Moment überlegte Niobe was sie auf die Frage antworten sollte. Doch schien Iulia ein ehrliches Interesse an ihrer Herkunft zu haben, so dass sie sich für die Wahrheit entschied. Vielleicht erkannte sie ja, dass sie es mit jemandem zu tun hatte, die nicht für die Sklaverei geboren worden war.


    "Ich komme aus Damaskus, das liegt in Syrien. Mein Vater ist ein recht einflussreicher Händler dort und er hat immer großen Wert darauf gelegt, dass auch seine Töchter eine gute Erziehung erhalten."


    Niobe verschluckte die Bemerkung, dass ihr Vater einer der wohlhabendsten Männer in ganz Damaskus war und sie selbst einige Dienerinnen zur Verfügung gehabt hatte. Doch war ihr diese römische Frau auf irgendeine Art und Weise sympathisch, so dass sie sie nicht sofort vor den Kopf stoßen wollte. Immerhin konnte es ja doch sein, dass sie längere Zeit hier verbringen musste, als sie eigentlich vorgehabt hatte.


    "Habt ihr weitere Fragen, Herrin?"

  • Bei dieser Antwort war Iulia durchaus überrascht, was man ihr wohl leider auch ansehen konnte. Auf jedenfall war nun klar, dass sie nicht immer eine Sklavin gewesen war....



    "Ja das habe ich, wie kommst du von Damaskus nach Tarraco? Ich meine dass klingt nicht nach einem Leben, dass irgendwann in Sklaverei enden wird..."


    Hmm sie hatte eindeutig "Mein Vater ist ein einflussreicher Händler" gesagt, der Ruin ihres Vaters oder etwas ähnliches konnte nicht der Grund sein dass sie nun hier stand.

  • Niobe sah Iulias Überraschung und fühlte sich in ihrer Entscheidung bestärkt, die Wahrheit zu sagen. Auf die Frage hin, wie sie von Damaskus nach Tarraco gekommen sei, seufzte die junge Frau leise und hob die Schultern.


    "Das wüsste ich auch gern. Ich war auf dem Markt in Damaskus unterwegs, um Gewürze zu kaufen. Ich habe das immer gerne selber gemacht, weil ich einerseits gerne auf dem Markt unterwegs war und weil ich mich am liebsten selber von der Qualität der Ware überzeugt habe. Ich weiß nur noch, dass ich mit meinen zwei Dienern durch eine Seitenstraße ging, um dem größten Verkehr aus dem Weg zu gehen. Das nächste was ich mitbekommen habe war, dass ich mich gefesselt an Bord eines Schiffes befunden habe. Dann bin ich in Rom gelandet."


    Niobe schwieg einen Moment und sah auf ihre Handgelenke, die von dem Strick immer noch einen schmerzhaften Striemen trugen. "Was aus meinen Dienern geworden ist, weiß ich nicht, aber ich vermute sie sind tot. Mich muss wohl jemand niedergeschlagen haben, denn ich hatte eine Beule am Kopf"

  • Valeria trat mit leicht geschwitzen Händen auf die Tür zu, hinter der Maximians Mutter wohl aufzufinden war. Sie räusperte und straffte sich, dann fasste sie sich ein Herz und klopfte.

  • Iulias Blick war dem von Niobe zu ihren Handgelenken gefolgt, in diesem Moment tat sie ihr leid, vorallem wenn die Geschichte stimmte, die Niobe da gerade erzählt hatte. Wenn sie stimmte...Gab es da nicht Widersprüche? Woher konnte sie kochen wenn sie in einem wohlhabenden Haus mit Dienern aufgewachsen war? Sklaven konnten einem viel erzählen wenn sie sich davon Vorteile erhofften. Nun die Zeit würde vielleicht etwas Klarheit in das Ganze bringen, schließlich kannte sie Niobe kaum und konnte sie schlecht einschätzen. Wie würde sie sich überhaupt in den Haushalt einfügen?
    Sie wollte gerade noch etwas zu Niobe sagen, als es an der Tür klopfte.


    "Ja, bitte!"

  • Valeria trat ein und erblickte nicht nur Severa, sondern auch Niobe im Cubiculum. Sie blieb in der offenen Tür stehen und sah beide abwechselnd an. Was sie zu sagen hatte, ging Niobe nicht unbedingt etwas an, also....


    "Oh, verzeih, ich wusste nicht, dass du beschäftigt bist.... Vielleicht sollte ich später noch einmal wiederkommen."


    Sie wartete noch einen Moment ab, was Severa dazu zu sagen haben würde, dann würde sie gehen, entschied sie sich. Schließlich wollte sie nicht stören.

  • Iulias Blick blieb an Valeria haften, die etwas verunsichert in der Tür stehengeblieben war.


    "Nein bleib ruhig, ich kann mein Gespräch mit Niobe auch später weiter führen."


    Etwas wunderte sie der Besuch Valerias schon.Bisher schien sie nicht unbedingt ihre Nähe gesucht zu haben. War etwas schwerwiegendes vorgefallen?


    "Niobe könntest du uns allein lassen, du kannst Nyla in der Zwischenzeit in der Küche helfen."

  • Valeria nickte und wartete, bis Niobe aus dem Cubiculum gegangen war. Dann schloss sie die Tür und trat ein. Ihre Hände waren schwitzig und ihr Blick konnte dem Severas nicht lange standhalten. Doch sie zwang sich, Severa trotzdem anzusehen.


    "Ich bin jetzt Curator der Schola Atheniensis hier in Tarraco. Aber das ist es nicht, weswegen ich zu dir gekommen bin. Ich...naja, es geht um...um mich."


    Sie holte tief Luft.


    "Ich fühle mich seit einigen Tagen sehr unwohl und da ich bisher außer der Schola und den Feldern nichts von Tarraco gesehen habe, wollte ich dich fragen, ob du mir vielleicht einen Medicus empfehlen kannst."

  • Eigentlich hatte sie Valeria noch zu ihrem neuen Posten gratulieren wollen, aber sie kam ohne Umschweife gleich zum nächsten Thema, etwas dass sie ziemlich zu beschäftigen schien....


    "Hmm empfehlen... Das ist schwierig, ich war schließlich selbst lange Zeit nicht in Tarraco. Aber ich meine gehört zuhaben, dass Maximians Lehrer auch als Medicus tätig ist. Aber was meinst du mit du fühlst dich seit einigen Tagen unwohl? Was fehlt dir genau? Ich hoffe es ist nichts schlimmes..."


    Angespannt blickte sie Valeria an.

  • "Naja, ich...übergebe mich recht häufig und mir ist öfter schlecht. Ich fühle mich einfach unwohl. Morgens wache ich schweißgebadet auf und manchmal habe ich so einen Hunger, dass ich alles essen könnte, bis ich fast platze. Und dann ist mir wieder schlecht. Ich fühle mich einfach seltsam, ich kann es nicht näher beschreiben."


    Sie zuckte mit den Schultern und lächelte Severa schief an.


    "Ich dachte, dass du mir am ehesten jemandem empfehlen kannst. Immerhin...bist du die einzige Frau in der Casa."


    Valeria ließ eine Zeit verstreichen und seufzte dann. Sie fragte sich insgeheim, ob Severa wohl ahnte, dass Valeria Maximian nicht aufgegeben hatte. Oder ob Meridius ihr von dem Pakt erzählt hatte, den sie geschlossen hatten.

  • Eine schreckliche Erkenntnis bahnte sich ihren Weg in Iulias Bewusstsein, dass klang alles so als wenn Valeria schwanger sein könnte, vieles davon kannte sie nur zu gut von ihren eigenen Schwangerschaften. Schon in Rom hatte sie so eine Ahnung gehabt, dass die Sache zwischen Maximian und ihr nicht aus war. Ahnte Valeria selbst nicht sowieso schon etwas? Schließlich wollte sie unbedingt das eine Frau ihr einen Arzt empfohl. Wusste sie es vielleicht schon und traute es sich nicht direkt anzusprechen? , Iulia zog besorgt die Augenbrauen zusammen, die Anspannung die auf ihrem Gesicht lag war noch größer geworden, sie musste Gewissheit über ihre Vermutung haben.


    Hast du weiterhin mit Maximian geschlafen? Und wann hattest du das letzte mal deine Periode?"


    "Sei bitte nicht schwanger"war der einzige Gedanke den Iulia jetzt noch hatte und der sich ständig in ihrem Kopf wiederholte, all diese Symptome mussten nicht unbedingt bedeuten das Valeria schwanger war sondern konnten immerhin auch eine andere Ursache haben, versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

  • .....aber Valeria wusste nichts weiter, nur dass sie sich unwohl fühlte. Deswegen zog sie auch überrascht die Augenbraue hoch, als sie Severas Fragen realisierte. Dachte sie etwas, dass Valeria schwanger war? Die junge Decima bekam unwillkürlich eine Gänsehaut.


    "Meine...Monatsblutung hatte ich zuletzt Vor...vor drei Wochen", stammelte sie.
    Den Rest wollte sie lieber nicht beantworten. Deswegen sah sie auf ihre Füße und dann zum Fenster hinaus. Nur nicht Maximians Mutter ansehen....

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