Institutio|Discipuli Martialis

  • Imperiosus hörte seinem Ausbilder gut zu, dann überlegte er kurz, was er sonst noch nicht ganz verstand... " In der Fibel steht auch: Erinnert sei hier an den Tänzen der Salier im März. Was sind Salier ??? " fragte Imperiosus weiter... " Und wie, bzw. wo muss ich Neptun die Opfer übergeben, denn es gibt ja keinen Tempel für ihn, soweit ich weiß ??? " Imperiosus dachte kurz nach, als er noch hinzufügte, " Das sind erst einmal alle Fragen, die mir jetzt gerade einfallen. "

  • "Die Salier sind eine Sodalität, beziehungsweise eigentlich sogar zwei. Es gibt die Sodales Palatini, welche dem Mars Gradivus dienen und die Sodales Collini, welche dem Quirinus dienen. Ihre Kriegstänze begleiten die Feste des Agonium im Martius, der Quinquatrus und des Armilustrium, wo sie auf einer festgelegten Route durch Rom ziehen. Als Ritual sind diese Tänze deshalb anzusehen, weil sie fester Bestandteil dieser Feste sind und ihr genauer Ablauf festgeschrieben ist.


    Dem Neptun werden seine Opfergaben hauptsächlich in Flüsse oder ins Meer direkt übergeben. Womit wir wieder bei deiner nächsten Aufgabe sind. Informiere dich, wie so ein Opfer für Neptun ablaufen kann. Wenn du es herausgefunden hast, dann melde dich bei der Sacerdos Veneris Didia Fausta."

  • Mit einer Wachstafel bewaffnet tritt Vic in den Unterrichtsraum. Nicht nur sein Schüler hat sich (hoffentlich) vorbereitet, auch Victor hat ein bisschen zum Cultus des Neptun recherchiert.


    "Salve Discipulus." Vic setzt sich an den Tisch. "Hast du etwas über das Opfer für Neptun gefunden?"

  • "Die rituellen Gebete sind festgelegt. Es wird sich schon eine Schriftrolle finden, von welcher der Wortlaut abgelesen werden kann." Vic schaut Imperiosus fragend an. "Was hast du sonst herausgefunden? Wie opfert man den Stier? Wie läuft die Zeremonie ab?"

  • Imperiosus überlegte einen kurzen augenblick und sortierte seine Gedanken. "Also, am 23 Juli wird die Neptunalia gefeiert, damit wir die Sommerliche Trockenheit bekämpfen. Dies ist ein sommerliches und heiteres Fest für Neptun. Man feiert die Neptunalia am Campus Martius durch den Bau von Laubhüten, diese Hüten entsprechen den sommerlichen Klima hier, allerdings wird Neptun nicht in Häusern verehrt. Für Neptun sind Pferde heilige Tiere, darum wird er hier in Rom als Beschützer der Rennbahnen verehrt. In der Region des Circus Flaminius ist ihm ein Altar geweiht." Imperiosus dachte kurz nach, denn irendwie hatte er bei der Neptunalia was vergessen. Nach einen kruzen Nachdenken fiel es ihn wieder ein. "Das Fest beginnt am frühen Nachmittag. Bei diesem Fest wird ein Stier geopfert."


    Imperiosus machte eine kurze Pause, um einen Schluck zu trinken. Nachdem er dies getan hatte, überlegte er wieder. "Zu den heiligen Tieren zählt man Pferde, Stier udn Delphine. Mars und Neptun habne ein gemiensames Altar am alten ager Tarquiniorum, wo wir zahlreiche Opfer darbieten." Nun musste Imperiosus eine weitere Pause machen, um überlegen zu können.


    "Nun zu der Opferung, da haben ich nicht allzu viel in erfahrung bringen können. Aber man Opfert das Tier, indem man es aufschneidet.Allerdings weiß ich jetzt nicht, ob man das Blut auffängt. Dann werden die Eingeweiden herausgenommen und begutachtet, sind diese Sauber und ohne makel, nahm Neptun das Opfer an. Die Eingeweiden werden dann ins Wasser geworfen, während das Fleisch beim Mahl gegessen wird." Imperiosus schüttelte mit dem Kopf... "Mehr fällt mir erstmal nicht ein." sagte er dann zu seinem Ausbilder

  • "Gut, gut, das ist doch schon einiges. Ein Stier-Opfer sollte auf jeden Fall drin sein, immerhin geht es um das Wohl und das Leben der Expeditionsteilnehmer."


    Da es sich ergeben hat, geht Vic direkt noch weiter auf Neptun und seinen Festtag ein. "Während der Neptunalia werden dem Neptun Zweige geopfert. Aber frag nicht, weshalb. Die Bedeutung dieses Brauches ist leider wie so vieles aus der Königszeit in Zeiten der Republik verloren gegangen. Ein recht neuer Brauch dagegen sind die gleichzeitig stattfindenden Spiele zu Ehren des Neptun, die Neptunalici, oder auch ludi Neptunales. Ich hab sie in Rom selbst noch nicht erlebt, aber es soll ein ziemliches Spektakel sein.


    Aber zurück zum Opfer. In seiner Funktion als Meeresgott zählt Neptun zu den di inferi, den Unterweltgöttern, denn er lebt tief unten auf dem Grund des Ozeans. Daher werden wir einen schwarzen Stier brauchen. Das wird nicht einfach werden, doch mit ein bisschen Hilfe wird es schon was werden. Da das Opfer am Hafen oder am Strand stattfinden wird, werden wir den Opferaltar improvisieren müssen. Für die Voropfer wird ein tragbarer Altar, ein foculus verwendet. Auf ihm werden die unblutigen Weihrauch- und Lebensmittelgaben dargebracht, welche der Schlachtung des Tieres vorangehen.
    Das Opfern eines Tieres teilt sich gewöhnlich in zwei Teile: das Voropfer im inneren eines Tempels und das blutige Tieropfer am Altar auf dem Tempelvorplatz. Da wir jedoch keinen Tempel haben werden, wird das Voropfer ebenfalls am Meer durchgeführt werden. Während der rituellen Handlungen verhüllt der Opferherr seine Kopf und ist dadurch erkennbar. Der Opferherr, das ist normalerweise derjenige, welcher das Opfer bezahlt oder, bei öffentlichen Opfern, derjenige, der es leitet."


    Vic schaut den Discipulus forschend an. Das ganze Wissen ist meist ziemlich viel auf einmal, doch er legt großen Wert darauf, dass die Schüler trotzdem mitkommen. "Hast du bis dahin ersteinmal Fragen?"

  • Imperiosus hörte aufmerksam zu, denn er wusste, dass man bei einer Zeremonie keinen Fehler machen durfte. Er hatte eigentlich nur 2 kleine Frage, die ihm direkt in den Kopf schossen. "Solche Opferungen von Neptun darf man also nur am Meer machen oder darf man es auch an einem See machen?" Nun unterbrach er kurz, damit er seine zweite frage besser formulieren kann. "Bei Öffentlichen Veranstaltungen, wer bezahlt da das Opfertier?" Imperiosus schaute seinen Mentor fragend an.

  • "Nein, nein, so hab ich das nicht gemeint mit dem Meer. Ich meinte es konkret in Bezug auf das Opfer in Ostia, denn Neptun wird dort ja speziell in seiner Funktion als Gott des Meers angesprochen. Doch ein Aspekt des Neptun ist ja auch der Landwassergott, welcher für Flüsse und Seen zuständig ist. Du hast schon die Neptunalia angesprochen, dort geht es ja darum, dass die Flüsse mit Frischwasser gefüllt werden. Vor allem auch in den Provinzen wird Neptun mehr damit verbunden, als mit dem Meer. Wenn du zum Beispiel an Germanien denkst ist das nur logisch, die haben da oben kaum ein Meer. In diesem Fall wird Neptun an Flüssen und Seen geopfert. In Bezug auf die Flüsse gilt Neptun auch als Schutzgott der Brücken.


    Bei öffentlichen Festen bezahlen die ausrichtenden Magistrate oder Priesterschaften das Opfer. Du hast sicher schon gesehen, dass manche Opfernde auch Geldspenden auf dem Altar lassen, vielleicht hast du es selbst auch schonmal getan. Dieses Geld kommt in die Tempelkasse und daraus werden dann Opfer bezahlt, in unserem Fall beispielsweise das Equus October für Mars."

  • "Gut, zuerst kommt also das Voropfer. Findet das ganze Opfer an einem Tempel statt, dann wird das Voropfer vor dem Kultbild im Tempelinneren vollzogen. Ansonsten auf einem tragbaren foculus. Als Gaben eignen sich Wein, Spelt- und Dinkelkekse oder Kuchen, für Göttinen auch Blumen, kleine Statuen und wie bereits erwähnt Geld. Die Darreichungsform ist der ähnlich, mit der du einem guten Freund ein Geschenk überreichst, die Kommunikation mit dem durch das Kultbild reprästentierten Gott findet auf einer persönlichen Ebene statt. Beachte dabei, dass ein Gebet immer mit der Wendung und dem Weggang nach Rechts endet.


    Anschließend folgt die kleine oder größere Prozession aus dem Tempel hinaus zum Opferalter. Dort stehen die Opfertiere dann in der Regel schon vorbereitet bereit. Größere Tiere werden über Ketten und Ringe im Boden vor dem Altar festgehalten, zusätzlich werden ihnen meist beruhigende Kräuteressenzen ins Futter gemischt. Denn bricht ein Tier während des Opfervorganges aus, muss das gesamte Opfer als gescheitert angesehen werden. Und dies wollen wir schließlich vermeiden. Bei öffentlichen Opfern sind die Tiere zusätzlich geschmückt. Rinder erhalten weiße und rote Wollbinden um die Stirn, welche an den Seiten des Kopfes herabhängen. Rinder und Schweine bekommen eine wollene Decke, die dorsuale, übergelegt, bei Widdern und Schafen erübrigt sich dies. Bei großen Opfern werden die Hörner der Tiere zusätzlich vergoldet.


    Welche Faustregeln kennst du für die Auswahl der Opfertiere?"

  • Imperiosus überlegte eine Weile und versuchte sich daran zu erinnern, was in der Religiösen Fibel stand. Es dauerte nicht lange, da fiel es ihn wieder ein. "Nicht jedes Opfertier ist für jeden Gott. Himmelgottheiten opfert man weiße Tiere, Feuergottheiten rote Tiere und Unterweltgottheiten, wie es Neptun ist, opfert man schwarze Tiere." sagte Imperiosus zu Victor. Nun schaute er zu seinen Ausbilder, um zu sehen ob er alles richtig gesagt hatte.

  • "Stimmt. Zusätzlich gilt männliche Tiere für Götter, weibliche Tiere für Göttinen. Je größer die Bitte an die Gottheit oder je wichtiger das Opfer, desto größer und teurer sind auch die Opfergaben. Wobei groß und teuer dabei im privaten Bereich relativ ist, denn es kommt darauf an, in welchem Bezug du dazu stehst. Bist du ein Scriba ist ein Schwein eine ziemlich kostspielige Sache, ein Legatus dagegen kann täglich eins davon verspeisen. Bei privaten Opfern werden meist Schweine und Schafe geopfert, oftmals Jungtiere, ganz einfach deswegen, weil diese noch günstiger sind. Für öffentliche Opfer nimmt man dagegen Ochsen in mittlerem Alter, Kühe in hohem Alter oder junge Stiere. Diese Auswahl hat praktische Gründe, braucht uns aber erstmal nicht weiter zu kümmern. Stiere werden im Übrigen nur dem Mars, dem Neptun, dem Hercules, den Laren und den Genien des göttlichen Kaisers und des römischen Volkes dargebracht.


    Das Opfertier wird mit der mola salsa oder mit Wein dem Gott geweiht. Der Opferleiter streicht dem Tier mit dem Opfermesser vom Kopf bis zum Schwanz und entkleidet das Tier symbolisch. Nachdem das Opfergebet verlesen wurde fragt der Schlächter: Agone? (Soll ich das Opfer vollziehen?), woraufhin der Opferleiter ein Age! (Tu es!) verlauten lässt. Der Opferstecher, der cultrarius stößt das Messer in die Halsschlagader des Tieres, was bei kleineren Tieren ausreicht. Bei größeren Tieren kommt zuvor die Opferaxt oder das Beil zum Einsatz. Oft werden den Tieren die Sehnen der Hinterbeine durchgeschlagen oder sie werden durch einen Schlag auf den Kopf betäubt, um zu verhindern, dass sie während des Kehlschnittes ausbrechen.

    Nachdem das Tier ausgeblutet ist, wird dem Tier auf dem Rücken liegend der Bauchraum geöffnet und die Eingeweide werden entnommen. Während am Altar die Eingeweideschau, die
    litatio, durch den Opferleiter oder einen Sacerdos beginnt, wird das restliche Tier zerlegt."

  • Imperiosus nickte seinem Ausbilder zu, doch als er ihn so reden hörte, kam in ihm eine Frage auf. "Mit dem Messer wird also über das Opfertier gestrichen und nicht geschnitten?" fragte Imperiosus, um noch mal ganz sicher zu gehen, damit er bei einer späteren Zeremonie nichts falsch machen würde.

  • Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Imperiosus nickte seinem Ausbilder zu, doch als er ihn so reden hörte, kam in ihm eine Frage auf. "Mit dem Messer wird also über das Opfertier gestrichen und nicht geschnitten?" fragte Imperiosus, um noch mal ganz sicher zu gehen, damit er bei einer späteren Zeremonie nichts falsch machen würde.


    "Nur beim symbolischen Entkleiden, also vor dem eigentlichen Tötungsakt. Der Opferherr streicht mit der stumpfen Seite über den Rücken des Tieres. Dann gibt er das Messer an den Opferstecher weiter. Und dieser führt nach dem "Age!" des Opferherrs den Stich oder auch den Schnitt an der Halsschlagader des Tieres durch.


    Nachdem das Tier ausgeblutet ist, wird dem Tier auf dem Rücken liegend der Bauchraum geöffnet und die Eingeweide werden entnommen. Sie werden in die bereitgehaltenen Spendenschalen, die paterae, gelegt und untersucht. Bei einem kleinen, privaten Opfer übernimmt dies der Opferherr selbst, bei größeren und öffentlichen Opfern wird oftmals ein Sacerdos zu Rate gezogen. Und bei besonders wichtigen öffentlichen Opfern, beispielsweise wenn der Kaiser ein Opfer leitet, dann übernimmt ein Haruspex die Eingeweideschau. Die Haruspicer sind etruskische Priester, welche auf die Hepatoskopie, die Analyse von Organen, spezialisiert sind.

    Bei der Eingeweideschau wird überprüft, ob das äußerlich fehlerfreie Tier auch innerlich in Ordnung ist oder nicht. In den Eingeweiden des Tieres manifestiert sich die Annahme oder die Ablehung des Opfers. Im Moment der Konsekration, der Tötung, in welchem das Tier aus dem menschlichen Bereich in den Bereich der Gottheit überführt wird, macht dieser seinen Willen in den Eingeweiden deutlich. Ob die Gottheit das Tier annimmt oder nicht wird in krankhaften Veränderungen der Innereien bis hin zum Fehlen eines Organs, im schlimmsten Fall des Herzens, deutlich.


    Die Annahme des Opfers wird durch den Ausspruch Litatio! verkündet. Scheitert sie, gibt es zwei Möglichkeiten, fortzufahren. Die erste ist, das Opfer abzubrechen und anzunehmen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt oder Anlass für die Annahme des Opfers durch die Gottheit ist. Die zweite Möglichkeit besteht darin, das Opfer so lange zu wiederholen, also so lange weitere Tiere zu schlachten, bis die Gottheit das Opfer annimt, dies nennt man usque at litationem. Es soll schon Fälle gegeben haben, da wurde ein Opfer bis zu zwanzig mal wiederholt, aber das ist eher selten."


    Zitat

    Original von Didia Fausta
    Ich klopfte an die Tür.


    Victor schaut zur Tür und die Hoffnung keimt in ihm auf, dass doch noch einer von den anderen Discipuli den Weg zurück in den Tempel gefunden hat.


    "Merk dir deine Fragen, sofern du welche hast." Er dreht sich von Imperiosus zur Tür. "Herein."

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