Institutio|Discipuli Martialis

  • Victor steht auf. "Salve Sacerdos Veneris. Aber nein, du störst ganz und gar nicht. Bitte setz dich doch."


    Er weist auf den Schüler. "Das ist Tiberius Artorius Imperiosus, mein Discipulus Neptunis. Wir sprechen gerade über den Ablauf eines Opfers. Imperiosus, dies ist die Sacerdos Veneris, Didia Fausta."

  • "Danke, ich kenne Ihn bereits. Ich komme wegen des Neptunopfers. Ich habe endlich die Erlaubnis des Senats aufzubrechen und werde dieses auch binnen einer Woche tun. Ich möchte in drei Tagen mit den Abschiedsfeierlichkeiten beginnen und den Göttern opfern. nun wollte ich, wie schon angekündigt fragen, ob Ihr mir bei der Form der Opferung helfen könnt, damit ich alles richtig mache."

  • Imperiosus stand ebenfalls auf und begrüßte sie, "Salve Fausta, schön dich wieder zu sehen." sagte Imperiosus zu ihr. Nun wurde es anscheinend ernst für ihn, denn er sollte ja ihr bei der Opferung helfen. Seine Gedanken waren die ganze Zeit bei diesem großen ereigniss, die er schon so früh erleben durfte.

  • "In drei Tagen?" Vic rechnet nach, da müsste er sich bei der Hochzeitsfeier des Patrons etwas zurückhalten. Doch er nickt.


    "Natürlich werden wir helfen. Imperiosus hat sich extra kundig gemacht. Wie groß soll das Opfer werden? Was wir brauchen werden ist mindestens ein schwarzer Stier. Und findet die Opferung an einem Heiligtum des Neptun statt? Oder direkt im Hafen? Dann müssen wir noch einen Opferaltar für die Schlachtung heranschaffen. Der foculus entfällt, da die Opfergaben nicht dem Feuer oder einem Kultbild übergeben werden, sondern direkt dem Meer. Opferhelfer, Schlächter und Opferstecher sollten kein Problem darstellen, doch wer fungiert als Opferherr, wirst du das selbst sein? Wirst du die Eingeweideschau übernehmen?"

  • Als Imperiosus hörte seinem Ausbilder zu, wie er blitzschnell alles plante. Es dauerte nur noch drei Tage, bis es soweit sein sollte. Er würe zu gerne wisssen, wo es statt finden soltle, denn sie müssten ja frühzeitig abreisen, wenn es am Hafen von Ostia oder sonst wo stattfinden sollte.

  • "Gut, dann werd ich ihn dir mit Freude 'ausleihen'. Praxis ist immer noch der beste Lehrmeister. Wird es auch eine Prozession geben?"


    Für Vic ist es eine merkwürdige Vorstellung einem Gott zu opfern, der in keinem Haus wohnt und seine Opfergaben ins Meer übergeben bekommt. Das wäre ihm eine zu diffusse Kommunikation, als dass er sich so einem Gott verschreiben könnte. Da bleibt er doch lieber bei Mars.

  • "Das ist sehr freundlich von dir. Schwarze Stiere sollten sich finden lassen. Ich habe gehört, dass man die Opfertiere lebendig ins Wasser treibt, ist da etwas dran? Und wenn wie schaut man sich da die Eingeweide an? Und reichen als Voropfer Wein. Weihrauch und Blumen?"

  • Nun wollte sich Imperiosus in dieser Diskussion mit einbringen, damit sein Lehrer sieht, dass die ganzen Anstrengungen mit ihm nicht umsonst waren.
    "Um deine Fragen zu den Voropfern zu beantworten, kann ich nur folgendes sagen. Wein geht auf jedenfall klar. Ich denke mal das Weihrauch auch, bei Neptun in Ordnung ist, aber die Blumen, die du ihm als Voropfer geben willst, gehen nicht klar." Imperiosus schaut kurz in seine Unterlagen, in der er immer mal wieder etwas Reinschrieb. "Denn Blumen werden meistens Göttinnen geopfert." Imperiosus hoffte das er nichts Falsches gesagt hatte. Was die anderen beiden Fragen betraf, konnte auch Imperiosus keine Antwort geben und schaute darum Victor an. Der hoffentlich die Antwort wusste.

  • Vic nickt grinsend. "Soweit ganz richtig, Imperiosus, aber die Blumen solltest du nicht kategorisch ablehnen. Als Dreingabe könnten sie sich gerade bei einem Wasser-Opfer recht gut machen. Allerdings würde ich zusätzlich noch zu ein paar Speiseopfern raten, wenn sie ebenfalls dem Merr übergeben werden, dann sollte es auf jeden Fall etwas sein, das auch untergeht."


    Er schaut wieder zu der Sacerdos. "Mit dem lebenden Opfer bin ich mir nicht ganz sicher. Ich habe das auch schonmal gehört und bei einem Opfer gibt es ja immer viele Möglichkeiten, selbst erlebt hab ich es jedoch noch nicht. Neptun und seine Opfer sind nicht wirklich mein Spezialgebiet. Ich würde jedoch darauf tippen, dass wenn der Stier nicht wieder an Land schwimmt und stattdessen untergeht, dass Neptun das Opfer dann angenommen hat."

  • "Vielleicht sollte man einen Haruspex zu Rate ziehen, der die Richtung des Wellengangs deutet." entgegnet Vic trocken. "So manch einer soll durch mangelde Vorausschau schon mit seinem Schiff untergegangen sein."

  • "Vale Sacerdos." Nachdem Faustaden Raum verlassen hat, wendet sich Vic wieder dem Discipulus zu.


    "Du wirst am Opfer als minister, als Opferhelfer teilnehmen. Deine genauen Aufgaben wir dir Didia Fausta vor Ort erklären, also sei pünktlich, oder besser noch etwas zu früh da. Ich werde ebenfall da sein, allerdings nur zum Zuschauen, hrhr. Und nun lass uns noch schnell das Opfer abschließen, wir sind ja sowieso fast durch.


    Die Litatio ist also verkündet, das Opfertier wird auseinandergenommen und das Fleisch auf Kessel verteilt. Da die vollständige Verbrennung eines Opfertieres die seltene Ausnahme ist, partizipieren die Menschen am Opfer. Die Stücke für den Gott, die vitalia, also die lebensnotwendigen Eingeweide, werden separat zubereitet. Das Fleisch wird am Altar über Feuern oder in der Tempelküche gekocht oder gebraten. Zu den vitalia können sogenannte Erhöhungen, 'augmenta kommen, oder auch in speziellen Heiligtümer Vermehrungen, magmenta. Das ist jedoch nicht der Normalfall.


    Dann, manchmal erst Stunden nach der Tötung des Tieres, speisen die beteiligten Götter zuerst. An manchen Feiertagen dürfen in der Zeit zwischen exta caesa, dem Herausschneiden der Innereien und der Darbringung der gekochten Innereien an die Götter, inter caesa et porrecta, profane Handlungen, Rechtsprozesse und dergleichen stattfinden.


    Die Speisung erfolgt nach der Hierarchie. Die Götter kommen dabei natürlich zuerst. Die gekochten Einzelteile werden mit mola salsa bestrichen und auf den Altar gelegt. Durch diese Götterspeisung, das epulum werden sie in die göttliche Welt überführt. Für den den Menschen bestimmten Anteil gibt es drei Möglichkeiten: Die erste ist die sogenannte cena recta, die richtige Mahlzeit. Die am Opfer partizipierenden setzen sich zusammen, essen, trinken und feiern. Die zweite Möglichkeit stellen die sportulae dar. Anteile des Opfers werden in kleine Körbchen, sportulae, abgefüllt und den Teilnehmern mitgegeben. Die Größe der Körbe kann dabei variieren und hängt meist vom sozialen Stand ab. Die dritte Möglichkeit, welche auch mit den beiden vorigen kombiniert werden kann, ist der Verkauf von Opferfleisch. Opferanteile werden gegen Geld abgegeben, was bei großen, öffentlichen Opfern wegen der Beteiligung der breiten Bevölkerung der Normalfall ist.


    Das wäre vorerst alles zum Opfer."

  • Vic öffnet den Mund um noch was zu sagen, da ist Imperiosus schon weg. "Junge, Junge, dat ging aber flott."


    Auf dem Weg in den Tempel hinüber überlegt er sich, ob er sich wohl mal mehr Autorität zulegen sollte. Hätt er sowas früher bei seiner Ausbilderin der Tiberia Claudia gebracht, da hätts aber Asche und Kiesel vom Himmel geregnet. Als er jedoch den Tempel betritt, da schüttelt er nur den Kopf. Sowas würd den Jungen auch nicht zu einem besseren Sacerdos machen.

  • Mit energischem Schritt tritt der Septemvir Valerius Victor auf die Nebenräume des Mars Ultor-Tempels zu, denn hier wartet noch eine Sache, die es abzuschließen gilt: die Ausbildung des Flavius Gracchus. Vic hatte das in der letzten Zeit etwas vernachlässigt, das Collegium füllte neben Helena seine Gedanken voll aus, doch vom Personal des Tempels ist ihm zugetragen worden, dass der Commentarius seine Pflichten auch ohne die wachsamen Augen seines Ausbilders gut erledigt hat. Und zwar nicht nur die im Tempel des Mars Ultor, wie man Vic berichtet hat, immer öfter hat man Gracchus auch im Tempel auf dem Capitol gesehen. Vic kann es ihm nicht verdenken, denn er weiß, wie sowas gehen kann, auch wenn er das dem Flavier nicht auf die Nase binden würde.


    Er öffnet die Tür zum Unterrichtsraum und legt einige Wachstafeln in zwei Stapeln auf den Tisch. Dann nimmt er mit einer weiteren Tafel Platz und wartet auf das Eintreffen des Commentarius.

  • Trotz der frühen Stunde war es bereits mehr als unangenehm warm in der Hauptstadt des Imperium. Die Hitze der vergangenen Vortage staute sich noch immer in den engen Gassen der Stadt, welche langsam den für sie typischen unterschwelligen, sommerlichen Geruch annahm. Mit gerümpfter Nase saß Gracchus in seiner Sänfte und fächerte sich mit einem Fächer aus dunkelfarbenem Eibenholz und feinem seidenen Gewebe Luft zu. Doch es half alles nichts, die stehende Luft wich nicht von ihm und bedrängte seine Poren kleine, feine Schweißtropfen auszusondern. Auf dem Forum des Augustus kamen die Träger zum Stehen und Gracchus entstieg in ein leichtes Sommergewand gekleidet der Sänfte.
    "Den Göttern sei gedankt, dass der Tiber in diesem Jahr nicht über die Ufer getreten ist. Der gewöhnliche Abschaum in den Eingeweiden unter der Stadt reicht gänzlich, um meine Nase zu beleidigen."
    Unermütlich fächerte er weiter und übersieht die Regung seines Leibsklaven Sciurus bei der Erwähnung der unteren Regionen Roms. Tage, welche wie diese begannen, waren vor den Toren Roms zu verbringen. Ließ sich die Stadt nicht vermeiden, so sollte man sie im schattigen Peristyl verstreichen lassen, mit zwei Sklaven, welche für Begwegung der Luft und einen, welcher für ausreichend kühle Flüssigkeit Sorge trug. Selbst der Dienst für die Götter war angenehm, fand er im angenehm kühlen Inneren eines Tempels statt. Doch eine Prüfung abzulegen in den stickigen Räumen neben dem Tempel des Mars Ultor, dies gehörte wahrlich nicht zu den angenehmsten Dingen dieser Tage. Sciurus trat neben seinen Herrn und tupfte mit einem kühlen feuchten Tuch dessen Stirne ab. Gracchus übergab ihm den Fächer und deutete auf die Türe, welche der Sklave sogleich öffnete.
    "Salve, Septemvir Valerius!"
    Mit einem grüßenden Nicken nahm Gracchus Platz und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Sciurus betrat nach ihm den Raum, stellte sich seitlich hinter seinen Herrn und hielt den Fächer bereit.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Vic begutachtet den Commentarius und dann seinen Sklaven. Der Patrizier war schon immer etwas sonderbar, aber in Rom hat jeder so seine Sonderlichkeiten, vor allem die Patrizier, also sagt er nichts weiter dazu. "Salve Flavius Gracchus. Ich hoffe, du bist gut vorbereitet, allerdings hat man mir gesagt, dass du deine Pflichten erfüllt hast, also sollte es nich allzu schwer werden. Du wolltest in den Kult des Iupiters, ja? Dieser Stapel hier beinhaltet die Fragen."


    Er mustert den Commentarius durchdringend. "Ich habe davon gehört, dass du schon des Öfteren im Tempel auf dem Capitol warst. Allerdings," er schaut etwas vorwurfsvoll. "Ich wäre kein guter Sacerdos Martialis... öhm, gewesen... wenn ich dir nicht auch die Fragen für den Cultus Martialis mitgebracht hätte. Es fehlt hier im Tempel ein fähiger Sacerdos und ich weiß, was du weißt, denn ich hab es dir beigebracht." Vic schiebt ihm den Stapel mit den Mars-Fragen hin.

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