Theater - Winterspielplan

  • Nachdem alles mit der Schauspieltruppe abgesprochen war und auch die Händler informiert und bereit waren die Basilika zu einem Teil dafür zur Verfügung zu stellen, musste er nun noch die nötigen Männer organisieren, die immer wieder alles umbauten und das ordentlich und schnell.
    Da die Theatergruppe ein wenig geschrumpft war, zwei der Leute waren in Rom geblieben, weil sie ein unschlagbares Angebot bekommen hatten und zwei weitere waren vorübergehend bei ihren Familien, die unter dem Krieg gelitten hatten, musste ein Programm gefunden werden, welches die Leute aufheitern sollte und der geschrumpften Truppe gerecht wurde.
    Dieses war nach einigem Mühen und diskutieren gelungen und so war es nun an der Zeit, auch hier noch einmal den Aushang zu machen und letzte Absprachen zu treffen.




    Winterspielplan


    für das
    Theatrum Germanica venustrus artis Moguntiaci


    Die Stadt Mogontiacum
    und die
    Schauspieler
    des


    Theatrum Germanica venustrus artis Moguntiaci


    freuen sich der Bevölkerung der Regio Superior und allen anderen Interessenten bekannt zu geben, dass es einen Winterspielplan gibt.


    Die Aufführungen finden am sechsten und siebten Tag der Woche statt und werden bei Sonnenuntergang in der Basilika zu Mogontiacum, am Forum, dargebracht.




    Als nächstes Stück wird zu sehen sein:


    Horaz - Satiren (Sermones)



  • Sim-Off:

    Info: Ich bin nicht ganz bewandert in der römischen Zeitrechnung der Woche, weiss deshalb nicht, ob der sechste und siebte Tag bei ihnen Samstag und Sonntag oder Freitag und Samstag ist, oder gar noch was Anderes. Da dem so ist, geht einfach von aus, es ist der sechste und einer jener, die sich damit auskennen, kann mich bitte dann mal aufklären ;)


    Die Vorbereitungen waren gut voran gekommen und am Abend der ersten Aufführung betraten tatsächlich Menschen die Basilika und setzten sich auf die errichteten Bänke.
    Für alle war dies ungewohnt. Nie hatten sie ein solches Theater erlebt und die Schauspieler waren besonders nervös. Die Akkustik der Halle war ja nicht schlecht, aber würde sie reichen?
    Jener, der als Erstes auftrat, rieb sich die Hände und murmelte noch einmal ein paar Passagen, dann war es soweit. Die einleitenden Worte waren gesprochen und er trat auf die Bühne, die errichtet wurde.


    Dann begann er mit der ersten Satire:


    Woher, Mäcenas, mag es kommen, daß
    mit seinem selbsterwählten oder vom Geschick
    ihm zugeworfnen Lose niemand sich begnügt,
    und jeden, der auf einem andern Pfade
    das Glück verfolgt, für neidenswürdig hält?
    »Wie glücklich ist der Kaufmann!« ruft ein alter
    von vieler ausgestandner Not und Arbeit
    gebrochner Krieger aus; der Handelsmann
    hingegen, dessen Schiff in Stürmen treibt,
    preist den Soldatenstand – »Was ists denn auch?
    Man trifft zusammen, und in einem Stündchen ists
    entschieden, Siegeswonne, oder rascher Tod!«
    Der Advokat, wenn sein Klient beim Ruf
    des frühen Hahns ihn aus dem Schlafe pocht,
    lobt sich des Landmanns Leben, während dieser,
    wenn ein Termin zu ungelegner Zeit
    aus seiner Wirtschaft in die Stadt ihn zieht,
    die Städter für die einzigen Glücklichen
    auf Erden ausruft. Dies durch alle Klassen
    und Stände fortzuführen würde selbst
    den Schwätzer Fabius ermüden. Also,
    um dich nicht aufzuhalten, höre gleich
    wo ich hinaus will. Wenn ein Gott nun käm'
    und spräche: »Gut, ich will euch geben
    was ihr begehrt; du, Krieger, sollst ein Kaufmann,
    du, Rechtsgelehrter, sollst ein Bauer sein!
    Fort, tauschet eure Rollen! Nun? was zaudert ihr?«
    So würde keiner wollen. Und sie konnten doch
    so glücklich werden! – Wäre solches Volk nicht wert,
    daß Zeus mit beiden aufgebausten Backen
    sie grimmig ansäh' und sich rund erklärte,
    er wolle nicht so zahm mehr sein, die Ohren
    zu albernen Gebeten herzuleihen?
    Doch, – um nicht nach der Possenspieler Weise
    mein ganzes Stück in diesem Ton zu geben,
    (Wiewohl, wer wehret uns die Wahrheit lachend
    zu sagen? so wie milde Pädagogen
    die kleinen Zöglinge durch Honigplätzchen
    zum Abc verführen) – Laß uns jetzt
    von einer ernsten Sache ernsthaft sprechen.

    Der Pflüger, der sichs sauer werden läßt
    sein Feld zu bau'n, der hinterlist'ge Krämer,
    der Kriegsmann, und der Schiffer, den Gewinnsucht
    durch alle Meere jagt, versichern alle,
    sie unterziehen sich so vieler Plage bloß
    um einst, im Alter, ihres Lebens noch
    in Ruhe froh zu werden, wenn sie erst
    fürs Brot gesorgt: so wie die Ameis, (ihr
    gewöhnlich Beispiel) – ein so kleines Tierchen,
    und doch an Fleiß so groß! – in ihrem Munde
    herbeischleppt was sie kann und ihrem Haufen zuträgt,
    um auf die vorgefühlte Zukunft sich
    bei Zeiten zu versorgen. Gut! wenn aber
    aus seinem umgestürzten Kruge nun
    der Wassermann die traur'ge Jahrszeit schüttelt,
    kriecht sie nicht mehr heraus, und ist so weise
    mit dem Erworbnen gütlich sich zu tun:
    da dich hingegen weder Sonnenglut
    noch Winterfrost, noch Sturm noch Schwert und Feuer
    vom Wucher abzubringen je vermag,
    nichts dich erschreckt, wenn nur kein andrer reicher wird.
    Wozu der ungeheure Haufen Gold
    und Silber, wenn du furchtsam, wie gestohlnes Gut,
    ihn in die Erde scharrst? – Du sprichst: »Er müßte,
    wenn täglich was hinweggenommen würde,
    zum Pfenning endlich doch herunterschmelzen.«
    Doch, nimmst du nichts, was wäre denn noch Schönes
    an deinem Haufen? Hätten deine Tennen
    auch hundert tausend Scheffel ausgedroschen,
    dein Magen wird darum nicht mehr als meiner fassen:
    wie, unter einem Trupp von Sklaven, der
    den Brotsack trägt darum kein größer Stück empfängt.
    Und was verschlägt es dem, der innerhalb
    der Grenzen der Natur lebt, ob er hundert,
    ob tausend Morgen ackert? – »O! es ist
    doch angenehm von einem großen Haufen
    zu nehmen«, sagst du. – Wenn du uns erlaubst
    von unserm wenigen soviel zu nehmen
    als du von viel, so seh ich eben nicht
    was deine Böden dir mehr helfen sollten
    als unsre Kasten uns. Es ist, als wenn
    du einen Kübel oder Becher Wassers brauchtest,
    und sprächst: ich möchte doch aus einem großen Fluß
    ihn lieber als aus diesem Quellchen füllen.
    Da kömmts dann gerne so, daß einen, der
    an größerm Überfluß, als recht ist, Freude hat,
    der schnelle Waldstrom samt dem morschen Ufer
    davon führt: da hingegen, wer nicht mehr
    begehret als das bißchen was er braucht,
    dafür auch weder leimicht Wasser trinken
    noch einen nassen Tod befürchten muß.
    Allein, ein guter Teil der Menschen, angekörnt
    von falscher Gierde, spricht: »Nichts ist genug!
    Was einer hat das gilt er, und nicht mehr!«
    Was ist mit solchen Leuten anzufangen?
    Laß sie doch elend sein, wofern sie es
    so gerne sind: Denn manchem gehts vielleicht
    wie jenem reichen Knauser zu Athen,
    der, wenn er hörte wie man in der Stadt
    von seinem Geize spreche, naserümpfend
    zu sagen pflegte: immer zische mich
    der Pöbel aus, ich klatsche desto mehr mir selbst
    zu Hause, wenn ich meine Füchse in der Kiste
    betrachte. Tantalus schnappt ewig dürstend
    dem Wasser nach, das seine dürren Lippen
    vorbeifließt Wie? du lachest? Ist die Fabel
    nicht unter anderm Namen deine eigene
    Geschichte? Da du über deinen Säcken,
    mit allenthalben hergescharrtem Golde
    gefüllt, unruhig und halbwachend schlummerst,
    genötigt, sie wie Heiligtümer sorgsam
    zu schonen, oder nur, wie an Gemälden,
    die Augen dran zu weiden? – Weißt du denn
    nicht was das Geld gilt? Nicht wozu es gut ist?
    Daß Brot, Gemüse und ein Quärtchen Wein
    dafür zu haben ist, und manches andre
    was sich die menschliche Natur nicht gern
    versagen läßt? Wie? sollte dir's soviel
    Vergnügen machen, Tag und Nacht, entseelt
    vor Angst und ohne Schlaf, vor Dieben
    und Feuersbrünsten dich zu fürchten, und
    vor deinen eignen Sklaven, daß sie dich
    nicht überfallen, und mit deinem Gelde
    davon gehn? O! wenn Reichtum uns nichts Bessers
    zu geben hat, so wünsch' ich bettelarm zu sein!
    Doch – wenn ein Fieber oder sonst ein Zufall dich
    aufs Lager heftet, hast du für dein Geld
    doch jemand wenigstens der bei dir aufsitzt,
    dir warme Tücher umschlägt, und den Arzt beschwört
    dich zu erhalten und den lieben Deinen wieder
    zu schenken? – Umgekehrt! Dein Weib, dein Sohn
    sind Feinde deines Lebens; Nachbarn und Bekannte,
    Bübchen und Mädchen, wünschen dir den Tod.
    Und darfst du dich's noch wundern lassen, du,
    dem seine Kasse über alles ist,
    wenn niemand eine Liebe, die du nicht
    verdienen magst, dir schenket? Meinest du,
    Verwandte, welche die Natur dir ohne
    dein Zutun gab, an dich zu ziehen und
    zu Freunden dir zu machen, wäre so
    verlor'ne Müh', als wenn du einen Esel
    die Schulen lehren wolltest? Kurz, des Scharrens muß
    doch einst ein Ende sein. Je mehr du hast,
    je minder darf vor Dürftigkeit dir grauen.
    Du hast nun was du giertest: laß es dann
    dabei bewenden, daß dirs nicht zuletzt
    wie dem Ummidius ergehe, dessen
    Geschichte, weil sie kurz ist, ich dir doch
    erzählen muß. Der Mann war, wie man sagte,
    so reich, daß er sein Geld mit Scheffeln maß,
    und auch so filzig, daß er nie sich besser
    als seine Sklaven kleidete. Bis an sein Ende
    war Hungers sterben seine einz'ge Furcht.
    Was meint ihr daß sein Ende war? Sein liebes
    getreues Kebsweib, ehmals seine Sklavin,
    hieb ihm, wie eine zweite Klytemnestra,
    mit einer Zimmeraxt den Kopf entzwei.
    »Wohlan! Was soll ich tun? ein Mänius,
    ein Nomentanus werden?« – Also immer
    von einem Äußersten zum andern! Um kein Filz,
    muß man ein Taugenichts, ein Schlemmer sein!
    Vom glatten Tanais zum Schwiegervater
    Visells, liegt, denk' ich, etwas in der Mitte.
    Halt Maß in allem, denn in allem gibt's
    ein Mittel, dessen Linie das Rechte
    bezeichnet; dies- und jenseits wird gefehlt.
    Ich kehre nun dahin zurück, woher
    ich ausging: nämlich, daß, dem Geiz'gen gleich,
    niemand mit seinem Los zufrieden ist,
    nur jene lobt, die einen andern Weg
    im Leben gehn, wenn eines andern Ziege
    mehr Milch gibt, gleich die Schwindsucht kriegen möchte,
    nie mit dem großen Haufen Ärmerer sich mißt,
    und diesem oder jenem stets zuvor
    zu kommen eifert, immer also
    dem reich zu werden Eilenden
    ein Reicherer im Weg ist: Wie, sobald
    das rasche Rennpferd aus den offnen Schranken
    die Wagen reißt, der Wagenführer nur
    die Rosse, die den seinigen zuvor
    geflogen sind, zu überholen strebt,
    hingegen der zurückgebliebenen
    nicht achtet. Daher also, daß der Mann
    so selten ist, der wohl gelebt zu haben
    versichert, und, vergnügt mit seinem Anteil,
    vom Leben wie ein Gast von einem Mahle,
    gesättigt weggeht? – Soviel sei genug!
    Und nun, damit ich nicht die Schränke des
    triefäugigen Crispin geplündert
    zu haben scheinen nicht ein Wörtchen mehr!




    Sim-Off:

    Und für die Geaks unter Euch ;)


    Qui fit, Maecenas, ut nemo, quam sibi sortem
    seu ratio dederit seu fors obiecerit, illa
    contentus vivat, laudet diversa sequentes?
    »O fortunati mercatores«, gravis annis
    miles ait, multo iam fractus membra labore;
    contra mercator, navim iactantibus austris:
    »Militia est potior; quid enim? concurritur; horae
    momento cita mors venit aut victoria laeta.«
    Agricolam laudat iuris legumque peritus,
    sub galli cantum consultor ubi ostia pulsat.
    Ille datis vadibus qui rure extractus in urbem est
    solos felices viventes clamat in urbe.
    Cetera de genere hoc, adeo sunt multa, loquacem
    delassare valent Fabium. Ne te morer, audi
    quo rem deducam. Si quis deus, »en ego«, dicat,
    »iam faciam quod vultis; eris tu, qui modo miles,
    mercator, tu, consultus modo, rusticus: hinc vos,
    vos hinc mutatis discedite partibus. Eia!
    Quid statis?« nolint. Atqui licet esse beatis!
    Quid causae est, merito quin illis Iupiter ambas
    iratus buccas inflet, neque se fore posthac
    tam facilem dicat, votis ut praebeat aurem?
    Praeterea, – ne sic, ut qui iocularia, ridens
    percurram (quamquam ridentem dicere verum
    quis vetat? ut pueris olim dant crustula blandi
    doctores, elementa velint ut discere prima)
    sed tamen amoto quaeramus seria ludo.
    Ille gravem duro terram qui vertit aratro,
    perfidus hic caupo, miles, nautaeque per omne
    audaces mare qui currunt, hac mente laborem
    sese ferre, senes ut in otia tuta recedant,
    aiunt, cum sibi sint congesta cibaria: sicut
    parvula (nam exemplo est) magni formica laboris
    ore trahit quodcumque potest, atque addit acervo
    quem struit, haud ignara ac non incauta futuri:
    quae, simul inversum contristat aquarius annum,
    non usquam prorepit, et illis utitur ante
    quaesitis sapiens: cum te neque fervidus aestus
    dimoveat lucro, neque hiems, ignis, mare, ferrum:
    nil obstet tibi, dum ne sit te ditior alter.
    Quid iuvat immensum te argenti pondus et auri
    furtim defossa timidum deponere terra?
    »Quod si comminuas vilem redigatur ad assem.«
    At, ni id fit, quid habet pulchri constructus acervus?
    Milia frumenti tua triverit area centum,
    non tuus hoc capiet venter plus ac meus: ut si
    reticulum panis venales inter onusto
    forte vehas humero, nihilo plus accipias quam
    qui nil portarit. Vel dic, quid referat intra
    naturae fines viventi, iugera centum, an
    mille aret? – »At suave est ex magno tollere acervo.«
    Dum ex parvo nobis tantumdem haurire relinquas,
    cur tua plus laudes cumeris granaria nostris?
    Ut, tibi si sit opus liquidi non amplius urna
    vel cyatho, et dicas: magno de flumine malim
    quam ex hoc fonticulo tantumdem sumere. Eo fit,
    plenior ut si quos delectat copia iusto
    cum ripa simul avulsos ferat Aufidus acer:
    at qui tantuli eget quantum est opus, is neque limo
    turbatam haurit aquam, neque vitam amittit in undis.
    At bona pars hominum, decepta cupidine falso,
    »Nil satis est«, inquit, »quia tanti, quantum habeas, sis.
    Quid facias illi? iubeas miserum esse, libenter
    quatenus id facit: ut quidam memoratur Athenis
    sordidus ac dives, populi contemnere voces
    sic solitus: populus me sibilat, at mihi plaudo
    ipse domi, simul ac nummos contemplor in arca.
    Tantalus a labris sitiens fugientia captat
    flumina: quid rides? mutato nomine de te
    fabula narratur. Congestis undique saccis
    indormis inhians, et tamquam parcere sacris
    cogeris, aut pictis tamquam gaudere tabellis.
    Nescis quo valeat nummus? quem praebeat usum?
    Panis ematur, olus, vini sextarius; adde
    queis humana sibi doleat natura negatis.
    An vigilare metu exanimem noctesque diesque
    formidare malos fures, incendia, servos
    ne te compilent fugientes, hoc iuvat? Horum
    semper ego optarim pauperrimus esse bonorum.
    At si condoluit temptatum frigore corpus,
    aut alius casus lecto te affixit, habes qui
    assideat, fomenta paret, medicum roget, ut te
    suscitet, ac reddat natis carisque propinquis?
    Non uxor salvum te vult, non filius, omnes
    vicini oderunt, noti, pueri atque puellae.
    Miraris, cum tu argento post omnia ponas,
    si nemo praestet, quem non merearis amorem?
    An, si cognatos, nullo natura labore
    quos tibi dat, retinere velis servareque amicos,
    infelix operam perdas, ut si quis asellum
    in campo doceat parentem currere frenis?
    Denique sit finis quaerendi, quoque habeas plus,
    pauperiem metuas minus, et finire laborem
    incipias, parto quod avebas! ne facias quod
    Ummidius quidam, (non longa est fabula) dives,
    ut metiretur nummos; ita sordidus, ut se
    non umquam servo melius vestiret; ad usque
    supremum tempus, ne se penuria victus
    opprimeret, metuebat. At hunc liberta securi
    divisit medium, fortissima Tyndaridarum.
    »Quid mi igitur suades? ut vivam Maenius? aut sic
    ut Nomentanus?« – Pergis pugnantia secum
    frontibus adversis componere? Non ego, avarum
    cum veto te fieri, vappam iubeo ac nebulonem.
    Est inter Tanaim quidquam socerumque Viselli.
    Est modus in rebus, sunt certi denique fines,
    quos ultra citraque nequit consistere rectum.
    Illuc unde abii redeo. Nemon' ut avarus
    se probet, at potius laudet diversa sequentes,
    quodque aliena capella gerat distentius uber
    tabescat, neque se maiori pauperiorum
    turbae comparet, hunc atque hunc superare laboret!
    Sic festinanti semper locupletior obstat,
    ut, cum carceribus missos rapit ungula currus,
    instat equis auriga suos vincentibus, illum
    praeteritum temnens extremos inter euntem.
    Inde fit, ut raro, qui se vixisse beatum
    dicat, et exacto contentus tempore vitae
    cedat, uti conviva satur, reperire queamus.
    Iam satis est! Ne me Crispini scrinia lippi
    compilasse putes, verbum non amplius addam.




    (Hoffe, es haben sich nicht doch noch Fehler reingeschlichen^^

  • Die Ambubajen-Chöre, Scharlatane,
    Zigeuner, Tänzerinnen, Pflastertreter,
    und was in diese saubre Zunft gehört,
    sind durch Tigellius, des Sängers, Tod
    in großes Leid versetzt. – »Es war ein gar
    so güt'ger Herr!« – Hingegen würd' ein andrer,
    aus Furcht für einen Prasser ausgeschrien
    zu werden, einem armen Freunde
    in seiner größten Not nicht soviel geben,
    um Frost und bittern Hunger abzutreiben.
    Fragt den, warum er seiner Ahnen rühmlich
    erworbnes Gut undankbarlich verprasse,
    und hohe Zinsen gebe, um nur alles
    was eßbar ist auf seinem Tisch zu haben?
    so sagt er, es gescheh', um nicht für einen Knicker
    und Mann von kleinem Geiste zu passieren.
    Das heißt durch seiner Tafelfreunde Lob
    sich für den Tadel aller übrigen
    entschädigt halten! Ein Fufidius hingegen,
    den bösen Ruf von einem Taugenichts
    und Prasser scheuend, legt sein Geld zugleich
    an Gründe und auf hohe Zinsen an,
    drückt seinen Schuldner desto mehr, je tiefer
    er steckt, und dient besonders gar zu gern
    auf Wechsel, gegen fünf pro Zent des Monats,
    gleich abgezogen, jungen Herr'n von Stande
    die über harte Väter klagen. Großer Zeus!
    ruft wer dies hört. – Doch (denkt man) wenigstens
    wird einer, der so viel gewinnt, dafür
    was auf sich selber wenden? – Weit gefehlt!
    Ihr könnt nicht glauben, wie der Mann so wenig
    sein eigner Freund ist! Jener komische
    Selbstquäler in Terenzens Lustspiel, dem
    sein Sohn entlief, bestraft nicht grausamer
    des Buben Unart an sich selbst. – Was ich
    mit allem diesem wolle, fragst du? – dies!
    Wenn Narren sich vor Lastern hüten wollen,
    so laufen sie in die entgegenstehenden.
    Malchinus zieht in ungeschürzten Röcken
    wie eine Frau daher: ein anderer,
    um unscheniert zu sein, schürzt seinen Rock
    bis übers Knie hinauf. Gorgonius bockelt,
    Rufillus riecht nach Bisam; niemand hält
    die Mittelstraße. Mancher rührte euch
    das schönste Weib nicht an, wenn die Besetzung
    an ihrem Rocke nicht die Knöchel deckt:
    ein anderer hingegen keine, für sein Leben,
    als die im muffichten Gewölb' auf Käufer laurt.
    »So! Bravo!« rief der weise Cato einst
    dem Jüngling, der beschämt ihm auswich, nach:
    »Noch immer besser, wenn die Ungeduld
    des strengen Triebs der Jugend Adern schwellt,
    sich hier erleichtern als nach fremden Weibern wiehern!«
    »Ich danke meines Orts für solch ein Lob«,
    spricht Cupiennius, der langen weißen Röcke
    Bewunderer. Indessen ists für jeden,
    der kein Int'resse hat den Ehebrechern
    viel Gut's zu gönnen, wohl der Mühe wert
    zu sehn, wie schrecklich sauer diese Leute
    sichs werden lassen müssen, und wie schlecht
    das bißchen seltne Lust die große Mühe
    und die Gefahren lohnt, womit man sie
    erjagen muß. Der ward genötigt sich
    vom Dach herabzustürzen, dieser auf
    den Tod gegeißelt; jener fiel im Fliehen
    in eine Räuberbande, dieser mußte
    was er verwürkt mit schwerem Gelde lösen;
    Stallbuben ward ein andrer preis gegeben,
    ja einem armen Teufel ging es gar
    wie jenem Fuchse, der den Kopf zu retten,
    das, was ihr wißt, zurücke lassen mußte.
    »Wie recht ist!« rufen alle: Galba nur
    ist andrer Meinung. – Wie viel bessern Kaufs
    kommt einer in der zweiten Klasse weg!
    Die Freigelaßnen mein ich: freilich nicht
    wofern ihr den Sallust zum Muster nehmet,
    dem seine Tollheit für die Nymphen dieser Art
    so hoch zu stehen kommt, als manchem jener
    Matronen-Jäger seine edle Passion.
    Doch, das ist seine Schuld! Denn wollt' er nur
    nicht mehr, als sichs verlohnt und ihm die Klugheit rät,
    darauf verwenden, wüßt' er seine grenzenlose
    Freigebigkeit zu mäßigen, so könnt'
    er sich die Zeit vertreiben, ohne Schaden
    an Ehr' und Gut zu nehmen. Aber das
    ist seine Laune nun, da tut er sich
    noch viel zu Gute mit, und meint, wie viel
    ihm Lob und Dank dafür heraus gebühre,
    daß die Matronen vor ihm sicher sind.
    So einer war Marsäus, der sein ganzes
    vorelterliches Erbgut, Haus und Hof
    der Tänzerin Origo angehängt;
    »der Himmel soll vor andrer Leute Weibern
    mich wohl bewahren«, sprach er. – Tor! was hilfts?
    Dafür verzehren Tänzerinnen dich,
    und feile Dirnen, die mit deinem Gelde
    dich noch um deinen guten Namen bringen!
    Was liegt an der Person dir, wenn du nicht
    vermeidest was dir schadet, was und wo
    es immer sei? In bösen Ruf sich setzen,
    des Vaters Gut verschlemmen, ist nicht mehr
    noch weniger ein Übel, ob es nun
    mit einer Dame, Sklavin, oder Frei-
    gelassenen geschieht.






    Sim-Off:

    Ambubaiarum collegia, pharmacopolae,
    mendici, mimae, balatrones, hoc genus omne
    maestum ac sollicitum est cantoris morte Tigelli;
    quippe benignus erat! Contra hic, ne prodigus esse
    dicatur metuens, inopi dare nolit amico,
    frigus quo duramque famem depellere possit.
    Hunc si perconteris, avi cur atque parentis
    praeclaram ingrata stringat malus ingluvie rem,
    omnia conductis coemens obsonia nummis?
    sordidus atque animi quod parvi nollet haberi
    respondet. Laudatur ab his, culpatur ab illis.
    Fufidius vappae famam timet ac nebulonis,
    dives agris, dives positis in fenore nummis:
    quinas hic capiti mercedes exsecat, atque
    quanto perditior quisque est, tanto acrius urguet,
    nomina sectatur modo sumpta veste virili,
    sub patribus duris, tironum. Maxime, quis non,
    Iupiter, exclamat, simulatque audivit! At in se
    pro quaestu sumptum facit? – Hic, vix credere possis,
    quam non sit sibi amicus: ita ut pater ille, Terenti
    fabula quem miserum nato vixisse fugato
    inducit, non se peius cruciaverit atque hic.
    Si quis nunc quaerat: quo res haec pertinet? Illuc,
    dum vitant stulti vitia, in contraria currunt.
    Malchinus tunicis demissis ambulat, est qui
    inguen ad obscaenum subductis usque facetus;
    pastillos Rufillus olet, Gorgonius hircum.
    Nil medium est. Sunt qui nolint tetigisse nisi illas,
    quarum subsuta talos tegat instita veste:
    contra alius nullam nisi olenti in fornice stantem.
    Quidam notus homo cum exiret fornice, »macte
    virtute esto!« inquit sententia dia Catonis:
    »Nam simulac venas inflavit taetra libido,
    huc iuvenes aequum est descendere, non alienas
    permolere uxores.« »Nolim laudarier«, inquit,
    »sic me«, mirator cunni Cupiennius albi.
    Audire est operae pretium, procedere recte
    qui moechis non vultis, ut omni parte laborent,
    utque illis multo corrupta dolore voluptas,
    atque haec rara cadat dura inter saepe pericla.
    Hic se praecipitem tecto dedit; ille flagellis
    ad mortem caesus; fugiens hic decidit acrem
    praedonum in turbam; dedit hic pro corpore nummos;
    hunc perminxerunt calones; quin etiam illud
    accidit, ut cuidam testes caudamque salacem
    demeterent ferro: »iure« omnes, Galba negabat.
    Tutior at quanto merx est in classe secunda!
    Libertinarum dico, Sallustius in quas
    non minus insanit quam qui moechatur. At hic, si
    qua res, qua ratio suaderet, quaque modeste
    munifico esse licet, vellet bonus atque benignus
    esse: daret quantum satis esset, nec sibi damno
    dedecorique foret: verum hoc se amplectitur uno,
    hoc amat, hoc laudat, »Matronam nullam ego tango!«
    Ut quondam Marsaeus, amator Originis, ille
    qui patrium mimae donat fundumque laremque.
    »Nil fuerit mi«, inquit, »cum uxoribus umquam alienis!«
    Verum est cum mimis, est cum meretricibus, unde
    fama malum gravius quam res trahit. An tibi abunde
    personam satis est, non illud quicquid ubique
    officit, evitare? bonam deperdere famam,
    rem patris oblimare, malum est ubicumque. Quid inter-
    est, in matrona, ancilla, peccesve togata?

  • Nachdem der Erste mit dem Vortrag fertig war, kam ein weiterer auf die Bühne.



    Es ist ein eignes Laster aller Sänger,
    daß sie, ersucht, sich unter Freunden hören
    zu lassen, immer keine Stimme haben;
    hingegen wenn kein Mensch sie hören mag,
    des Singens gar nicht müde werden können.
    Tigell, der Sarder, hatte diese Mucke.
    Wenn Cäsara), der ihn zwingen konnte, ihn
    bei seines Vatersb) Freundschaft und bei seiner eignen
    beschworen hätt', es half nichts! Kam hingegen
    die Fantasie ihn an, so ließ er euch
    sein Jo Bacchec)! von den Eiern an
    bis zu den Äpfelnd), ohne Maß noch Ziel
    durch alle Töne um die Ohren gellen.
    Nichts war sich selbst an diesem Menschen gleich:
    bald lief er auf der Straße wie vorm Feinde,
    bald ging er wie die Körbeträgerinnen
    an Junons Feste. Heute wimmelte
    sein ganzes Haus von Sklaven, morgen ließ
    er sich an zehn begnügen: hatte bald
    den Mund voll Potentaten und Tetrarchen,
    da war ihm nichts zu groß; bald hieß es: »Laßt
    mir nur ein schlichtes Tischchen auf drei Füßen,
    mit einer Muschel reinen Salzes drauf,
    und einen Rock, so grob gewebt er sei,
    der mich vor Kälte schützt, was brauch ich mehr?«
    Nun, hättst du diesem mit so wenigem
    Zufriednen eine Million gegeben,
    in minder als sechs Tagen war davon
    kein Heller übrig. Wenn die ganze Welt
    sich schlafen legte, ward es Tag bei ihm;
    hingegen ging er, wie der Morgen graute,
    zu Bett', und schnarchte den ganzen langen Tag.
    Mehr mit sich selbst in Widerspruch war nie
    ein Mensch als dieser. Nun fragt jemand mich
    vielleicht: »Und du, der andrer spottet, hast
    du etwa keine Fehler?« Allerdings,
    nur andere und kleinere vielleicht.
    Als der bekannte Mänius einst von einem
    gewissen Novius hinter seinem Rücken
    unglimpflich sprach, fiel jemand ihm ins Wort:
    »Und du, seit wenn bist du dir selbst so fremd
    geworden? Oder glaubst du uns als unbekannt
    was weis zu machen?« – »O, das ist was anders«,
    versetzte Mänius, »mir nehm' ich nichts vor übel!«
    So eine unverschämte Art sich selbst zu lieben
    ist freilich ahndungswürdig. Wie? du hast
    für deine Fehler immer trübe Augen,
    und nur für andrer ihre siehst du schärfer
    als Falk' und Schlange? Nun, so rechne drauf,
    daß wir auch dir nichts übersehen werden.
    Was ists nun mehr, wenn einer deiner Freunde
    leicht über Kleinigkeiten aufbraust oder für
    die feinen Nasen dieser Herr'n zu schlicht ist,
    sein Haar zu bäurisch um die Ohren hängt,
    sein Rock nicht zierlich sitzt, sein Schuh nicht knapp
    genug am Fuße schließt? – Er ist dafür
    ein Biedermann, so daß du einen bessern
    vergebens suchtest, ist dein Freund, und unter
    der plumpen Außenseite steckt ein großer Geist.
    Und endlich schüttle doch ein jeder nur
    sich selber aus; er wird wohl manchen Fehl
    entdecken, den entweder die Natur
    ihm eingepflanzt hat, oder er sich selbst
    durch böse Angewohnheit zugezogen.
    Denn ungebautes Land wird, wenn die Flamme nicht
    dem Unkraut wehrt, gar bald von Heide strotzen.
    Der Punkt, auf den hier alles ankommt, ist:
    Wer wahrhaft liebt, hat keine Augen für
    die Mängel der Geliebten; oder wird
    er sie zuletzt gewahr, so wandelt sie
    der Liebe süßer Wahn in neue Reize,
    und ihn ergötzt, was andern Ekel macht,
    wie Hagnas Polypus den zärtlichen Balbin.
    Wie glücklich, wenn wir in der Freundschaft uns
    auf gleiche Weise täuschten, und die Tugend
    mit einem schönen Namen diesen Irrtum deckte!
    Wir sollten es hierin mit unsern Freunden,
    wie Väter es mit ihren Kindern, halten;
    der Knabe sei so schielend als er will,
    krummbeinig, höckricht, oder zwergiger
    als der unzeit'ge Sisyphus es war,
    stets wird die Vaterlieb' ein mildernd Wort
    für sein Gebrechen finden. Lebt dir einer
    zu kärglich? nenn' ihn einen guten Wirt.
    Macht jener sich zu wichtig, drängt sich auf?
    nenn's Eifer, seinen Freunden sich gefällig
    zu zeigen. Ist der Mann, im Gegenteil,
    ein Polterer, und nimmt sich mehr heraus
    als Höflichkeit und guter Ton erlauben?
    heiß' es Geradheit, Stärke, Biedersinn!
    Ist er zu rasch, zu hitzig? zähle ihn
    den Feuergeistern zu. Dies, denk ich, ists,
    was Freunde knüpft und fest zusammenhält.
    Wir machens umgekehrt. Wir kehren selbst
    die Tugenden von unsern Freunden um,
    und suchen sie, gleich einem lauteren
    Gefäß, mit einem Lack zu überziehn,
    der, was hineingegossen wird, verfälscht.
    Gutherzig heißt uns schwach, bedächtlich stumpf.
    Ist einer, der in einer Lage lebt,
    wo Mißgunst und Verleumdung auf ihn lauern,
    stets wohl auf seiner Hut, damit er nie
    der Bosheit eine nackte Seite zeige,
    und tut damit nichts mehr als jedem klugen,
    nicht unvorsicht'gen Manne ziemt) uns heißt
    er falsch und ränkevoll. Ein andrer, der
    seiner Bonhommie (was mir, Mäcenas, gern
    mit dir begegnet) falls er etwa dich
    bei einem Buche oder in Gedanken antrifft,
    ganz unbekümmert daß er dir vielleicht
    beschwerlich fallen könnte, mit dem ersten
    was in den Mund ihm kömmt, dich unterbricht:
    Dem, sagt man, fehlt's sogar an Menschensinn.
    So rasch sind wir, zu unserm eignen Schaden
    ein wenig billiges Gesetz zu geben!
    Denn wer von uns wird fehlerlos geboren?
    Der ist der Beste, den die kleinsten drücken.
    Es wäg' ein Freund, wie billig ist, mein Gutes
    an meine Fehler, und schlägt jenes vor,
    so neige seine Liebe sich dorthin.
    Gefällt es ihm auf diesen Fuß von mir geliebt
    zu sein, so werd' ich ihn auf gleicher Waage wägen.
    Verzeihe selbst, wenn du Verzeihung brauchst,
    und soll ich deinen Höcker übersehen,
    so halte meine Warzen mir zugut.
    Wofern uns aber nebst den übrigen
    Gebrechen unsres albernen Geschlechts
    der Zorn nicht gänzlich ausgeschnitten werden kann:
    warum bedienet die Vernunft dabei
    sich ihres Maßes, ihrer Waage nicht,
    und ahndet jegliches Vergehen nur
    so viel die Sache wert ist, und nicht mehr?
    Wenn jemand seinen Knecht, der aus der Schüssel,
    die abzutragen ihm befohlen war,
    die halbgegeßnen Fische samt der lauen Brühe
    verschlungen hätte, gleich dafür ans Kreuz zu schlagen
    befähle, würde wer bei Sinnen ist
    ihn nicht wahnsinniger als Labeo nennen6)?
    Und doch, wie viel wahnsinniger, einen Freund,
    weil ers in einer Kleinigkeit versah,
    die nur ein Mensch, mit dem gar nicht zu leben ist,
    ihm nicht verzeihen konnte, gleich dafür
    zu hassen und zu fliehen, wie den Ruso
    sein Schuldner flieht; der, wenn die traurigen Kalenden
    gekommen sind, entweder Hauptgut oder
    Intressen (komm' es nun woher es wolle)
    herbeizuquälen, oder seinen Hals
    wie ein Gefangener den bitterbösen
    Geschichten, die er vorliest, darzurecken
    genötigt ist. Ein Freund hat trunknerweise
    was Menschliches begangen, hat vielleicht
    ein Näpfchen, von Euanders Hand gedreht,
    vom Tisch herabgestoßen: soll er mir
    deswegen, oder weil er etwa hungernd
    ein Hühnchen aus der Schüssel sich gelangt
    das mir vorüberlag – soll er darum
    mir minder lieb sein? Nun, was könnt' ich tun,
    wenn er gestohlen oder vor Gericht
    mir seine Handschrift abgeleugnet hätte?
    Die Herren, die an Gleichheit aller Sünden
    Belieben tragen, finden, wenn's um Wahrheit gilt,
    viel Schwierigkeit: Gefühl und Sitten stehn entgegen;
    ja selbst das Nützliche, das als die Mutter
    von Recht und Billigkeit gewissermaßen
    betrachtet werden kann. Als aus dem neu-
    erwärmten Erdenschlamm die ersten Menschentiere,
    ein stummes ungestaltes Vieh, hervor
    gekrochen kamen, kämpften sie um Eichelmast
    und um ein Lager erst mit Faust und Klauen,
    mit Knitteln dann, hernach mit andern Waffen,
    womit Gebrauch und Kunstfleiß sie versah:
    bis sie zuletzt, statt wilder Töne, Worte,
    und zu Bezeichnung dessen was sie fühlten
    die Sprach' erfanden. Nun begannen sie
    vom Kriegen abzulassen, und in friedlicher
    Gemeinschaft Städte zu befesten, und Gesetze
    zu geben, die dem Diebstahl und dem Ehbruch wehrten.
    Denn lange vor Helenen war – ein Weibchen
    der Gegenstand und Zunder wilder Fehden;
    (nur daß, sie zu besingen, kein Homer sich
    damals fand.) Sie fielen namenlos,
    die, wenn (nach andrer wilden Tiere Art)
    erhitzte Brunst sie wiehernd auf die erste
    die beste Sie, die ihnen aufstieß, sprengte,
    der Stärkere, gleich dem Stier in einer Herde,
    zu Boden stieß. Zieht die Annalen nur
    der ersten Welt zu Rat, ihr werdet mir
    gestehen müssen, daß die Furcht vor Unrecht
    das Recht erfand. Wenn also die Natur allein
    uns nicht, so wie was gut und böse, was zu meiden,
    was zu begehren ist, so auch in jedem Falle
    das Recht vom Unrecht unterscheiden lehrt;
    und die subtilste Dialektik nie
    uns überzeugen wird, daß einen Kohlstrunk
    in eines andern Garten abzubrechen
    und einen Tempel nächtlich auszurauben
    gleich große Sünden sind: so braucht es doch
    wohl einer Vorschrift, die auf jede Sünde
    nach Billigkeit gemeßne Strafen setze;
    damit du den mit Geißeln nicht zerfleischest,
    der kaum der mildern Peitsche würdig war.
    Denn daß du je die Rute statt des Beils
    ergreifest, ist von dir nicht zu besorgen,
    du, welcher Dieberei und Straßenmord
    in eine Reihe stellst, und groß und klein
    mit gleicher Sense niederhiebest, wenn
    die Menschen dich regieren lassen wollten.
    Wiewohl, was brauchtest du zu wünschen was du hast?
    Denn, wenn der Weise, als ein solcher, reich,
    ein guter Schuster, und alleine schön ist,
    warum nicht auch ein König? – »Wie ich sehe
    (erwidert er) verstehst du schlecht was Vater
    Chrysippus sagt: wenn gleich der Weise nie
    sich Stiefeln machte, noch die Schuhe sich
    besohlte, ist der Weise doch ein Schuster.«
    Wie so? – »Gerade wie Hermogenese)
    auch wenn er schweigt ein großer Sänger ist,
    und wie der pfiffige Alfen, nach weg-
    geworfnem Bartzeug und geschloßner Bude doch
    Barbier war: eben so ist auch allein
    der Weise Meister jeder Kunst, mithin
    auch König.« – O gewiß! nur Schade, daß
    die Gassenjungen nichts von deinem Rechte
    zu wissen scheinen, wenn sie, ohne Scheu,
    auf offner Straße dich beim Barte zupfen,
    und, wie du auch dich sträubst und um dich bellst),
    dich so zusammendrücken, daß du bersten möchtest,
    und ihrer los zu werden, deine Majestät
    den Knotenstock zuletzt erheben muß.
    Doch, laß uns enden. Du, Herr König, ohne Hof,
    und von dem Plaudermatz Crispin allein
    begleitet, geh und laß im nächsten Bade dich
    um einen Quadransg) scheuern: ich will unterdessen
    so oft ich was aus Torheit fehle, wie bisher,
    auf meiner Freunde Nachsicht rechnen, wie
    auch sie hinwieder auf die meine zählen können;
    und hoffe besser mich als ein gemeiner Mann
    dabei zu stehn, wie du bei deinem Königreiche.






    Sim-Off:

    Omnibus hoc vitium est cantoribus, inter amicos
    ut numquam inducant animum cantare rogati,
    iniussi numquam desistant. Sardus habebat
    ille Tigellius hoc. Caesar, qui cogere posset,
    si peteret per amicitiam patris atque suam, non
    quicquam proficeret: si collibuisset, ab ovo
    usque ad mala citaret »Io Bacche!« modo summa
    voce, modo hac resonat quae fidibus ima.
    Nil aequale homini fuit illi: saepe velut qui
    currebat fugiens hostem, persaepe velut qui
    Iunonis sacra ferret; habebat saepe ducentos,
    saepe decem servos: modo reges atque tetrarchas,
    omnia magna loquens; modo: »Sit mihi mensa tripes et
    concha salis puri, et toga quae defendere frigus,
    quamvis crassa, queat.« Decies centena dedisses
    huic parco paucis contento; quinque diebus
    nil erat in loculis. Noctes vigilabat ad ipsum
    mane, diem totum stertebat; nil fuit umquam
    sic impar sibi. Nunc aliquis dicat mihi: »Quid tu?
    Nullane habes vitia?« Immo alia et fortasse minora.
    Maenius absentem Novium cum carperet: »Heus tu«,
    quidam ait, »ignoras te? An ut ignotum dare nobis
    verba putas?« »Egomet mi ignosco«, Maenius inquit.
    Stultus et improbus hic amor est, dignusque notari!
    Cum tua pervideas oculis mala lippus inunctis,
    cur in amicorum vitiis tam cernis acutum
    quam aut aquila aut serpens Epidaurius? At tibi contra
    evenit, inquirant vitia ut tua rursus et illi.
    Iracundior est paulo? minus aptus acutis
    naribus horum hominum? rideri possit eo quod
    rusticius tonso toga defluit, et male laxus
    in pede calceus haeret? At est bonus, ut melior vir
    non alius quisquam, at tibi amicus; at ingenium ingens
    inculto latet hoc sub corpore. Denique te ipsum
    concute, num qua tibi vitiorum inseverit olim
    natura, aut etiam consuetudo mala; namque
    neglectis urenda filix innascitur agris.
    Illuc praevertamur: amatorem quod amicae
    turpis decipiunt caecum vitia, aut etiam ipsa haec
    delectant, veluti Balbinum polypus Hagnae,
    vellem in amicitia sic erraremus, et isti
    errori nomen virtus posuisset honestum.
    At pater ut gnati, sic nos debemus amici
    si quod sit vitium non fastidire: strabonem
    appellat paetum pater; et pullum, male parvus
    si cui filius est, ut abortivus fuit olim
    Sisyphus; hunc varum distortis cruribus; illum
    balbutit scaurum, parvis fultum male talis.
    Parcius hic vivit? frugi dicatur. Ineptus
    et iactantior hic paulo est? concinnus amicis
    postulat ut videatur. At est truculentior atque
    plus aequo liber? simplex fortisque habeatur.
    Caldior est? acres inter numeretur. Opinor,
    haec res et iungit, iunctos et servat amicos.
    At nos virtutes ipsas invertimus, atque
    sincerum cupimus vas incrustare. Probus quis
    nobiscum vivit? multum est demissus homo; illi
    tardo cognomen pingui damus. Hic fugit omnes
    insidias, nullique malo latus obdit apertum:
    (cum genus hoc inter vitae versetur, ubi acris
    invidia atque vigent ubi crimina) pro bene sano
    ac non incauto, fictum astutumque vocamus.
    Simplicior quis, et est qualem me saepe libenter
    obtulerim tibi, Maecenas, ut forte legentem
    aut tacitum impellat quovis sermone, molestus:
    communi sensu plane caret, inquimus. Eheu,
    quam temere in nosmet legem sancimus iniquam!
    Nam vitiis nemo sine nascitur: optimus ille est
    qui minimis urguetur. Amicus dulcis, ut aequum est,
    cum mea compenset vitiis bona, pluribus hisce,
    (si modo plura mihi bona sunt) inclinet. Amari
    si volet hac lege, in trutina ponetur eadem.
    Qui ne tuberibus propriis offendat amicum
    postulat, ignoscet verrucis ipsius. Aequum est
    peccatis veniam poscentem reddere rursus.
    Denique, quatenus excidi penitus vitium irae
    cetera item nequeunt stultis haerentia: cur non
    ponderibus modulisque suis ratio utitur, ac res
    ut quaeque est, ita suppliciis delicta coercet?
    Si quis eum servum, patinam qui tollere iussus
    semesos pisces tepidumque ligurrierit ius,
    in cruce suffigat, Labeone insanior inter
    sanos dicatur. Quanto hoc furiosius atque
    maius peccatum est – paulum deliquit amicus
    quod nisi concedas habeare insuavis, acerbus
    odisti et fugis ut Rusonem debitor aeris;
    qui, nisi cum tristes misero venere Calendae
    mercedem aut nummos unde unde extricat, amaras
    porrecto iugulo historias, captivus ut, audit.
    Comminxit lectum potus, mensave catillum
    Euandri manibus tritum deiecit; ob hanc rem,
    aut positum ante mea quia pullum in parte catini
    sustulit esuriens, minus hoc iucundus amicus
    sit mihi? Quid faciam, si furtum feccrit? aut si
    prodiderit commissa fide? sponsumve negarit?
    Queis paria esse fere placuit peccata, laborant,
    cum ventum ad verum est: sensus, moresque repugnant,
    atque ipsa utilitas, iusti prope mater et aequi.
    Cum prorepserunt primis animalia terris,
    mutum et turpe pecus, glandem atque cubilia propter
    unguibus et pugnis, dein fustibus, atque ita porro
    pugnabant armis, quae post fabricaverat usus;
    donec verba, quibus voces sensusque notarent,
    nominaque invenere. Dehinc absistere bello,
    oppida coeperunt munire, et ponere leges,
    ne quis fur esset neu latro neu quis adulter.
    Nam fuit ante Helenam cunnus taeterrima belli
    causa: sed ignotis perierunt mortibus illi,
    quos, Venerem incertam rapientes more ferarum,
    viribus editior caedebat, ut in grege taurus.
    Iura inventa metu iniusti fateare necesse est,
    tempora si fastosque velis evolvere mundi.
    Nec natura potest iusto secernere iniquum,
    dividit ut bona diversis, fugienda petendis:
    nec vincet ratio hoc, tantundem ut peccet idemque,
    qui teneros caules alieni fregerit horti
    et qui nocturnus divum sacra legerit. Adsit
    regula, peccatis quae poenas irroget aequas:
    ne scutica dignum, horribili sectere flagello.
    Nam ut ferula caedas meritum maiora subire
    verbera, non vereor, cum dicas esse pares res
    furta latrociniis, et magnis parva mineris
    falce recisurum simili te, si tibi regnum
    permittant homines. Si dives qui sapiens est,
    et sutor bonus et solus formosus, et est rex,
    cur optas quod habes? – »Non nosti, quid pater (inquit)
    Chrysippus dicat: Sapiens crepidas sibi numquam
    nec soleas fecit, sutor tamen est sapiens.« – Quo? –
    »Ut quamvis tacet Hermogenes, cantor tamen atque
    optimus est modulator: ut Alfenus vafer, omni
    abiecto instrumento artis clausaque taberna,
    tonsor erat: sapiens operis sic optimus omnis
    est opifex solus, sic rex.« – Vellunt tibi barbam
    lascivi pueri; quos tu nisi fuste coerces,
    urgueris turba circum te stante, miserque
    rumperis, et latras, magnorum maxime regum.
    Ne longum faciam, dum tu quadrante lavatum
    rex ibis, neque te quisquam stipator, ineptum
    praeter Crispinum sectabitur: et mihi dulces
    ignoscent, si quid peccaro stultus, amici,
    inque vicem illorum patiar delicta libenter,
    privatusque magis vivam te rege beatus.

  • Kratinus, Eupolis und Aristophanes
    nebst allen andern Dichtern von der alten
    Komödie, nahmen sich die Freiheit, jeden,
    den böse Sitten oder Übeltaten
    der Ahndung würdig machten, auf die Bühne
    zu stellen; und kein Taugenichts, kein Dieb,
    kein Ehebrecher und kein Mörder war
    vor ihrem Strafamt sicher. Dies Verdienst
    hat sich bei uns Lucilius gemacht,
    als der, die Versart ausgenommen, sich genau
    an jene Muster hielt; ein Mann von Witz
    und feiner Nase, nur ein harter Verseschmied.
    Der Fehler lag bloß darin, daß er oft
    in einer Stund', und (falls es eine Wette
    gegolten hätt') auf einem Beine stehend,
    zweihundert Verse wegdiktierte, und
    auf diese Fertigkeit, als etwas Großes, viel
    zugut sich tat. Kein Wunder, wenn's ihm dann
    so trübe floß und seinen Versen immer
    was abzuwischen ist! Der gute Mann
    war etwas schwatzhaft, und zu arbeitscheu
    zum Schreiben; gut zu schreiben, mein' ich;
    denn daß er viel schreibt, streit' ich ihm nicht ab.
    Crispinus fodert mich heraus:
    »Nimm«, sagt er, »wenn du willst, ein Buch Papier,
    ich auch; man geb' uns Ort und Stunde auf,
    und Wächter, und es wird sich zeigen, wer
    am meisten von uns beiden schreiben kann.«
    Dank sei den guten Göttern, daß sie mich
    so arm und klein an Geist gemacht, um selten
    und wenig nur zu reden. Du, Crispin,
    magst, wenn dir wohl dabei ist, immerhin
    den Blasebälgen gleichen, die den Wind,
    wovon sie schwellen, von sich keuchen, bis
    das spröde Eisen in der Glut erweicht.

    Wie glücklich Fannius ist, sein Bild und seine Werke
    zu ganzen Schränken voll, mit öffentlichem Beifall
    in Roms Museum aufgestellt zu sehen!
    Mir freilich wird's so gut nicht werden: denn
    wer lieset was ich schreibe? da mir's selbst
    an Mut es vorzulesen fehlt; wohl wissend,
    daß diese Art von Schriften manchen gar
    nicht wohl behagt, indem die meisten eben
    die Tadelhaften sind. Greift, wo das Volk
    ein wenig dichte steht, den ersten besten
    heraus – er ist an Habsucht oder Ehrgeiz krank;
    den machen Weiber, jenen Ganymede
    zum Gecken; diesen reizt der Glanz des neuen Silbers,
    vor altem Erzt steht Albius außer sich.
    Ein andrer der im Osten Waren holt,
    sie mit Gewinn im Westen umzusetzen,
    stürzt sich, Hals über Kopf, aus bloßer Furcht
    sein Haufen möchte schwinden, oder aus Begier
    ihn zu vermehren, in die größten Übel.
    Natürlich fürchten diese wackern Leute
    vor Versen sich, und hassen den Poeten.
    »Weicht ihm von weitem aus! Seht ihr denn nicht
    das Heu um seine Hörner? Weicht ihm aus!
    Es ist ein Mensch, der, um sich nur die Haut
    recht voll zu lachen, keines Freundes schont,
    und dem's, sobald er etwas aufs Papier gekleckt,
    nicht wohl ist, bis es alle Knechte
    und alte Weiber wissen, die vom Bäcker und
    vom Teiche kommen.« – Höret nun, was ich
    mit wenigem hierauf zu sagen habe.

    Vor allen Dingen nehm' ich aus dem Häufchen,
    dem ich den Dichternamen zugestehen möchte,
    mich selber aus. Dazu gehört schon mehr
    als einen runden Vers zu drehen wissen;
    und wer, wie ich, in einer Sprache, die
    so nah an die gemeine angrenzt, schreibt,
    ist darum lange noch kein Dichter. Dem,
    der Dichtergeist, der eine mit den Göttern
    verwandte Seele hat, und dessen Mund
    erhabene Gedanken und Gefühle
    in mächt'gen Tönen ausströmt, dem allein
    gebührt die Ehre dieses schönen Namens.
    Man hat daher die Frage aufgeworfen,
    ob die Komödie ein Gedicht zu nennen sei,
    da ihr's sowohl in Sachen als in Worten
    an Schwung und Feuer fehlt, und ihre Sprache
    von der gemeinen nur durchs Silbenmaß
    sich unterscheidet. »Aber glüht und stürmt
    der Vater nicht im Lustspiel, wenn er seinem
    heillosen Sohn den Text liest, der, aus toller Liebe
    zu einer feilen Dirne, eine Braut
    mit großem Mahlschatz sinnlos ausschlägt, oder
    in trunknem Mut, mit Fackeln (pfui der Schande!)
    bei hellem Tage durch die Straßen zieht.«
    Gut! würde, meint ihr, wohl Pomponius
    aus seines Vaters Munde, falls er noch
    bei Leben wäre, schwäch're Dinge hören?
    Es ist demnach nicht allerdings genug
    in Versen, wo die Sprache nie die Grenzen
    der Prose überschreitet, so zu schelten,
    daß, wie das Metrum aufgelöset wird,
    ein jeder andrer Vater eben so
    wie der verlarvte schnaubte. Nehmet dem,
    was ich soeben schreibe, oder was Lucil
    vor mir geschrieben, Rhythmus und Mensur,
    und stellt, was nun das letzte ist, voran,
    was bleibt uns Dichterisches? Tut dasselbe,
    wenn Ennius singt: die schwarze Zwietracht hatte kaum
    des Krieges Eisentore aufgesprengt,
    ihr werdet auch in den zerstückten Gliedern
    den Dichter9) wieder finden. Im Vorbeigehn dies!
    Ob diese Art von Schriften Poesie
    zu nennen sei, ein andermal! Jetzt soll
    nur noch die Frage sein, geneigter Leser,
    ob sie mit Grunde dir verdächtig sei.
    Dort kommen gleich mit Klaglibellen in der Hand,
    erhitzt und heischer, Sulcius und Caprius
    gelaufen, aller Straßenräuber Schrecken!
    Wer aber reine Hände hat, bekümmert
    sich wenig um den einen und den andern.
    Wenn du nun auch den Räubern Cölius
    und Birrus noch so ähnlich wärst, und ich
    bin weder Caprius noch Sulcius,
    was brauchst du mich zu fürchten? Meine Schriften liegen
    in keiner Bude, sind an keinem Pfeiler
    den schmutzigen Fingern aller Pflastertreter
    und des Tigellius Nase Preis gegeben.
    Auch les' ich niemals vor, als meinen Freunden,
    (und da nur weil ich muß) nicht überall
    noch jedermann. Es gibt ja derer g'nug
    die ihre Werke mitten auf dem Markte,
    ja gar im Bade lesen. Ein verschloßner Ort
    hallt einem seine Stimme, sagen sie,
    so angenehm zurück. Ein feiner Zeitvertreib
    für Müßiggänger, deren kleinster Kummer ist
    zur Unzeit was zu tun und ohne Sinn.
    »Und du«, so hör' ich sagen, »machst dir eine Lust
    und ein Geschäfte draus, aus bösem Willen
    den Leuten weh zu tun!« – Wo nimmst du das?
    Hat etwa deren einer dir's vertraut
    mit denen ich gelebt? Den Mann, der hinterm Rücken
    des Freundes Ruhm benagt, ihm gegen fremden Tadel
    das Wort nicht redet, der ein loser Vogel
    zu heißen und, sobald sein Mund sich öffnet,
    ein berstend Lachen zu erregen stolz ist,
    von Dingen, die er selbst erdichtet, sich
    zum Augenzeugen macht, und das Vertraute nicht
    verschweigen kann, – den nenn' ich schwarz, vor dem,
    vor dem, ihr Römer, seid auf eurer Hut!









    Sim-Off:


    Eupolis atque Cratinus, Aristophanesque poetae
    atque alii, quorum comoedia prisca virorum est,
    siquis erat dignus describi, quod malus, aut fur,
    quod moechus foret aut sicarius, aut alioqui
    famosus, multa cum libertate notabant.
    Hinc omnis pendet Lucilius, hosce secutus,
    mutatis tantum pedibus numerisque: facetus,
    emunctae naris, durus componere versus.
    Nam fuit hoc vitiosus: in hora saepe ducentos,
    ut magnum, versus dictabat, stans pede in uno.
    Cum flueret lutulentus, erat quod tollere velles;
    garrulus, atque piger scribendi ferre laborem,
    scribendi recte; nam ut multum, nil moror. Ecce
    Crispinus minimoa) me provocat: »Accipe, si vis,
    accipiam, tabulas; detur nobis locus, hora,
    custodes, videamus uter plus scribere possit.«
    Di bene fecerunt, inopis me quodque pusilli
    finxerunt animi, raro et perpauca loquentis.
    At tu conclusas hircinis follibus auras,
    usque laborantes, dum ferrum molliat ignis,
    ut mavis, imitare! – Beatus Fannius, ultro
    delatis capsis et imagine: cum mea nemo
    scripta legat, vulgo recitare timentis, ob hanc rem
    quod sunt quos genus hoc minime iuvat, utpote plures
    culpari dignos. Quemvis media arripeb) turba,
    aut ob avaritiam aut misera ambitione laborat;
    hic nuptarum insanus amoribus, hic puerorum;
    hunc capit argenti splendor, stupet Albius aere;
    hic mutat merces surgente a sole, ad eum quo
    vespertina tepet regio; quin per mala praeceps
    fertur, uti pulvis collectus turbine, nequid
    summa deperdat metuens, aut ampliet ut rem:
    omnes hi metuunt versus, odere poetam.
    »Faenum habet in cornu, longe fuge! dummodo risum
    excutiat sibi, non hic cuiquam parcet amico;
    et quodcumque semel chartis illeverit, omnes
    gestiet a fumo redeuntes scire lacuque
    et pueros et anus.« – Agedum, pauca accipe contra.
    Primum ego me illorum, dederim quibus esse poetis,
    excerpam numero: neque enim concludere versum
    dixeris esse satis, neque, si quis scribat, uti nos,
    sermoni propiora, putes hunc esse poetam.
    Ingenium cui sit, cui mens divinior, atque os
    magna sonaturum, des nominis huius honorem.
    Idcirco quidam, comoedia, necne, poema
    esset, quaesivere: quod acer spiritus ac vis
    nec verbis nec rebus inest, nisi quod pede certo
    differt sermoni, sermo merus. »At pater ardens
    saevit, quod meretrice nepos insanus amica
    filius, uxorem grandi cum dote recuset
    ebrius et, magnum quod dedecus! ambulet ante
    noctem cum facibus.« Numquid Pomponius istis
    audiret leviora, pater si viveret? Ergo
    non satis est puris versum perscribere verbis,
    quem si dissolvas, quivis stomachetur eodem
    quo personatus pacto pater. His, ego quae nunc,
    olim quae scripsit Lucilius, eripias si
    tempora certa modosque, et quod prius ordine verbum est
    posterius facias, praeponens ultima primis:
    non, ut si solvas »postquam discordia taetra
    belli ferratos postes portasque refregit«,
    invenias etiam disiecti membra poetae.
    Hactenus haec; alias, iustum sit necne poema:
    nunc illud tantum quaeram: meritone tibi sit
    suspectum genus hoc scribendi. Sulcius acer
    ambulat et Caprius, rauci male, cumque libellis,
    magnus uterque timor latronibus! at bene si quis
    et vivat puris manibus, contemnat utrumque.
    Ut tu sis similis Coeli Birrique, latronum,
    non ego sim Caprii neque Sulci, cur metuas me?
    Nulla taberna meos habeat neque pila libellos,
    queis manus insudet vulgi, Hermogenisque Tigelli,
    nec recitem quidquam nisi amicis, idque coactus,
    non ubivis coramve quibus libet. ln medio qui
    scripta foro recitent, sunt multi, quique lavantes.
    Suave locus voci resonat conclusus. Inanes
    hoc iuvat, haud illud quaerentes, num sine sensu,
    tempore num faciant alieno. – »Laedere gaudes«,
    inquit, »et hoc studio pravus facis!« – Unde petitum
    hoc in me iacis? est auctor quis denique eorum,
    vixi cum quibus? Absentem qui rodit amicum,
    qui non defendit, alio culpante; solutos
    qui captat risus hominum, famamque dicacis;
    fingere qui non visa potest, commissa tacere
    qui nequit, hic niger est, hunc tu, Romane, caveto!

  • Ich reiste aus der Hauptstadt in Gesellschaft
    Heliodors, des Rhetors, dem in seiner Kunst
    kein Grieche leicht den Vorzug nehmen wird.
    Aricia war das erste Nachtquartier –
    ganz leidlich; Forum Appii das zweite,
    ein Nest mit Schiffertroß und Beutelschneidern
    von Wirten vollgepfropft. Wir krochen also
    zwei Tage (wie ihr seht) an einem Wege,
    den rasche Wanderer in einem machen;
    ein Vorteil, den die Straße Appia
    für Träge hat. Hier sah ich mich gezwungen,
    des schlimmen Wassers wegen meinem Magen
    die Zufuhr abzuschneiden; während meine Reise-
    Gesellschaft, die sich's tapfer schmecken ließ,
    die Weile lang mir machte. Schon begann die Nacht
    den Erdkreis zu beschatten und mit Sternen
    den Himmel zu bestreun, als unsre Diener mit
    den Schiffern, beide nicht im feinsten Tone,
    sich hören ließen. – »Hieher mit dem Schiffe!« –
    »Du stopftest, glaub' ich gar, dreihundert 'reina)!
    Halt doch! es ist genug!« Bis jedermann
    bezahlt hat und das Maultier angebunden ist,
    geht eine ganze Stunde hin.
    Die bösen Schnacken und die Frösche im Kanal
    verhindern uns am Schlafen; zum Ersatz
    läßt uns der Schiffer und der Eseltreiber,
    mit schlechtem Weine beide wohlbeträuft,
    die Reize ihrer Mädchen in die Wette um
    die Ohren gellen. Endlich schläft aus Müdigkeit
    der Eseltreiber ein. Der Schiffer bindet
    das Zugseil an den nächsten Meilenzeiger, läßt
    das Maultier weiden gehn, und legt
    sich gleichfalls schnarchend auf den breiten Rücken.
    Der Tag war nahe, als wir merkten, daß
    der Kahn nicht weiter komme, bis zuletzt
    ein Tollkopf aufspringt und mit einem Weidenknittel
    dem Maultier und dem Schiffer Kopf und Rücken hobelt.
    Mit Mühe langten wir um zehn Uhr bei
    Feroniens Tempel an. Wir stiegen aus,
    und wuschen, holde Nymph', in deiner Quelle
    uns Haupt und Hände, hielten Mittagsmahl,
    und krochen dann drei lange Meilen weiter,
    bis Anxur4), das von seinem weißen Felsen
    weit in die Ferne glänzt, erstiegen war.
    Hier war es, wo Mäcenas und Coccejus
    zusammenkommen sollten, beide wichtiger
    Geschäfte halben abgeordnete beide
    gewohnt entzweite Freunde zu vergleichen.
    Hier war mein erstes, meinen bösen Augen
    durch ein bekanntes Sälbchen Linderung
    zu schaffen. Unterdessen traf Mäcenas und
    Coccejus ein, und Capito Fontejus,
    ein Mann, so abgeschliffen wie ein Bild,
    woran der Nagel selbst nichts mehr zu glätten findet,
    Und dem Antonius, so wie kein andrer, hold.
    Aus Fundi machten wir uns hurtig fort,
    woselbst ein Geck von Schultheiß, der vom Schreiber
    zum Regiment des Orts emporgestiegen,
    mit seinem breiten Purpurstreif und Weihrauchfaß
    uns viel zu lachen gab. Ermüdet blieben wir
    im Stammsitz der Mamurren übernacht,
    wo uns sein Haus Murena, Capito
    die Küche lieh. Der nächste Morgen brachte
    uns große Freude: denn zu Sinuessa
    stieß Plotius, Virgil und Varius
    zu uns, die reinsten Seelen, welche je
    die Erde trug, und denen niemand mehr
    verpflichtet ist als ich. Was für Umarmungen
    das waren! Welche Herzenslust! So lange
    mein Herz gesund bleibt, geht nichts in der Welt
    mir über einen angenehmen Freund.

    Unferne der Campanschen Brücke gab
    die nächste beste Meierei uns Obdach;
    mit Holz und Salz versahen uns
    nach ihrer Schuldigkeit die Parochi.

    Von dannen setzten unsre lastbarn Tiere
    bei guter Zeit zu Capua uns ab.
    Mäcenas geht zum Ballspiel, schlafen gehen
    Virgil und ich, weil seinem schwachen Magen
    und meinen bösen Augen dieses Spiel
    gleich schädlich war. Das nächste Nachtquartier
    und Überfluß an allem Gutem gab
    uns eine Villa des Coccejus, jenseits
    der Caudischen Cauponen. Hier, o Muse, wollest du
    den edeln Hahnenkampf des Pickelhärings
    Sarment, mit Messius, dem Gücker, uns
    nicht unbesungen lassen, und zuvörderst
    den Adel ihrer Abkunft uns enthüllen.
    Die Messier sind ein bekanntes Haus, und, alles
    mit einem Wort zu sagen, Oscischen
    Geschlechtes; vom Sarment lebt noch auf diesen Tag
    die Eigentümerin. Von solchen Ahnen
    entsprossen, traten sie zum Kampf hervor.
    Sarmentus tat den ersten Hieb: »Ich sage:
    du bist so bissig wie ein wildes Pferd.«
    Wir lachten alle, Messius lachte mit;
    »das läßt sich hören«, sprach er, und bewegte
    den Kopf als ob er seine Mähne schüttle.
    »Zum Glücke sind dir«, fährt der andre fort,
    »die Hörner aus der Stirne ausgeschnitten,
    da du gestutzt noch so gefährlich tust.«
    Dies ging auf eine ausgeschnittne Warze,
    wovon die Narbe, links, der borst'gen Stirne
    des Messius ein häßlich Ansehn gab.
    Sarment, nachdem er über seines Gegners Schönheit
    und die Campansche Krankheit viel gespottet,
    bat ihn, er möchte den Cyklopen tanzen:
    er könnte, meint er, sich die Larve und
    den tragischen Kothurn dabei ersparen19).
    Der Gücker blieb ihm keine Antwort schuldig.
    Er fragte, ob er auch den Laren seine Kette
    als ein ex voto schon geopfert habe?
    bewies ihm, daß sein Sekretärs-Charakter
    den Rechten seiner Dame nichts benehme,
    und wunderte sich mächtig, was in aller Welt
    ihn zum Entlaufen habe treiben können,
    da doch, so dürr und winzig als er sei,
    zwölf Unzen Mehl des Tags mehr als zuviel
    für ihn gewesen. – Kurz, wir brachten diese Mahlzeit
    tief in die Nacht hinein recht fröhlich zu.

    Von hier gings nun gerad' auf Benevent,
    wo unser Wirt, vor Eifer seine magern Drosseln
    bald gar zu kriegen, sich und uns beinahe
    gebraten hätte. Denn die Flamm' ergriff
    die alte Küche, und, durchs räuch'rige
    Gebälke fort sich wälzend, leckte sie
    schon bis ans Dach hinauf. Stellt euch den Aufruhr
    im Saale vor! Wie Gäste und Bediente,
    heißhungrig jene, diese schüchtern und
    verstohlen, in die Schüsseln fahren, jeder noch
    was zu erhaschen sucht, und, um das Ihrige
    zum Löschen beizutragen, allesamt
    mit vollen Backen durch einander rennen!

    Nunmehr begann mein väterlich Apulien
    die wohlbekannten Berge mir zu zeigen,
    vom Nordost ausgedörrt; – aus denen wir
    wohl nie herausgekrochen wären, wenn
    nicht bei Trivicum uns ein Meierhof
    noch aufgenommen hätte; wo uns aber
    der Rauch von frischgefälltem nassem Holz
    viel Tränen kostete. Ein schelmisch Mädchen
    vom Hause spielte mir noch schlimmer mit.
    Ich Tor erwarte sie voll Ungeduld
    die halbe Nacht durch; endlich übermeistert
    der Schlaf mich dennoch, und ein plumper Traum
    entweiht das Amorn zugedachte Opfer.

    Von hier aus rennen unsere Kaleschen vier
    und zwanzig Meilen mit uns fort, um uns
    in einem Städtchen abzusetzen, dessen Name
    nicht in mein Versmaß paßt, doch ist's
    gar leicht an andern Zeichen zu erkennen.
    Das Wasser, das gemeinste aller Dinge,
    wird hier bezahlt: hingegen ist das Brot
    so schön, daß kluge Wandrer sich davon
    mit einem Vorrat zu bepacken pflegen;
    denn zu Canusium ist es steinicht. Auch das Wasser
    ist rar in dieser alten Stadt, die sich
    des tapfern Diomed als Stifters rühmet.
    Hier trennte Varius sich von uns; der Abschied war
    auf beiden Seiten tränenvoll. Von da,
    nachdem wir einen langen und durch Regengüsse
    verdorbnen Weg durchmessen, kommen wir
    sehr müd' in Rubi an. Am nächsten Tage war
    das Wetter besser, schlimmer stets der Weg
    bis an die Mauern des fischreichen Barium.
    Drauf gab uns Gnatia, ein im Zorn der Nymphen
    erbautes Örtchen, viel zu scherzen, weil
    die Leute dort uns glauben machen wollten,
    der Weihrauch schmelze ohne Flamme auf
    dem heiligen Altar. Das glaub' Apella
    der Jud, ich nicht! Mich hat Lukrez gelehrt,
    daß sich die Götter nicht mit uns bemühen,
    und wenn Natur was Ungewöhnlichs tut, man nicht
    gleich wähnen muß, die Götter schicken's uns
    in böser Laune hoch aus ihrer Burg herab.
    Brundusium machte unsrer langen Reise
    und diesem Tagbuch ein erwünschtes Ende.

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