[Schiff] Pegasus

  • X. Eintrag


    AUF SEE,
    ANTE DIEM VI NON MAR DCCCLVI A.U.C. (2.3.2006/103 n.Chr.)
    III. Tag auf See. Der achterliche Subvesperuswind hält an. Mit Begin der Morgenwache kommt die Hafenstadt Emporiae in Sicht. Wir laufen sie nicht an, um die Gunst des Windes nicht ungenutzt zu lassen.

    VARRO

  • XI. Eintrag


    MASSILIA,
    ID MAR DCCCLVI A.U.C. (15.3.2006/103 n.Chr.)
    Nach einer Überfahrt, die gut begonnen hatte und später nur noch mit ständig wechselnden und häufig ersterbenden Winden langsam weiter ging, haben wir gestern Massilia erreicht. Im Laufe dieses Tages werden wir anfangen die Ladung zu löschen. Für die Eisenbarren wird wie in Tarraco ein Kran gebraucht.
    Über Nacht hat der Wind stark zugenommen und weht nun beständig als Favonius aus West, als wolle er uns verhöhnen.

    VARRO

  • „Heda, holt ein die Riemen, klar bei den Fallen!“
    Die Männer zogen die Ruder, mit denen sie das Schiff aus dem Hafen gepullt hatten ein und liefen dann eilig zu den Leinen, mit denen das Hauptsegel gesetzt wurde. Ein weiterer Befehl „zieht an!“ gellte durch die klare Seeluft und gleich darauf war das Hauptsegel angeschlagen und blähte sich in der steifen Brise dieses schönen Tages.


    „Was Ion, wird Zeit das es nach hause geht, wie?“


    „Nach hause, Herr? Wir segeln nach Attica?“


    Aber das hörte der Kapitän schon nicht mehr, denn erneut brüllte er nach vorne. „Belegen!“


    So verließ die Pegasus den Hafen von Massilia und nahm Kurs nach Südosten.

  • „Da vorn, ich sehe es!“, rief der Mann am Bug.


    „Ion, halte auf das südliche Ende der Landzunge zu. Die Abdrift bringt uns dann genau richtig zwischen dem Strand und der Insel durch.“


    Zwanzig Tage waren sie seit Massilia unterwegs gewesen. Eine Reise ohne besondere Vorkommnisse. Jetzt hatten sie Ostia erreicht.


    „Was Ion, ich freue mich schon darauf, endlich wieder italischen Boden unter die Füße zu bekommen.“


    „Ja, Herr italischer Boden. Sehr schön.“

    „Ich weiß, dir wäre griechischer lieber. Aber denk an die Lupaner und an die drallen Weiber die uns da drüben erwarten.“


    „Das stimmt auch wieder. Nirgendwo sind sie so weich und appetitlich wie in Ostia.“
    Ion grinste und das sehr dreckig.

  • „IOOOOON! IOOON!“


    „Ja Herr, was ist denn?“
    Der griechische Steuermann der Pegasus hatte gerade ein Nickerchen gehalten, als sein Kapitän ihn derart lautstark störte.


    „Ion, trommle die Mannschaft zusammen, wir haben einen Auftrag.“

    „Es ist Ende September. Die Saison geht dem Ende zu. Nicht weit, hoffentlich.“


    „Doch. Pontus Euxinus!“


    „Was? Ins "Dunkle Meer"? Poseidon wird uns strafen!“


    „Ach was. Wir sehen zu das wir rasch die Ladung an Bord nehmen und hier weg kommen. Der Wind steht gut, schon seit Tagen. Wir beeilen uns und du wirst sehen, dass wir noch vor den erste schlimmen Herbststürmen in Colchis sind.“


    „Colchis auch noch? Oh, bei den Göttern!“


    „Nun mach mal halblang. Da leben auch keine Menschfresser.“


    „Das sagst du, Herr. Meine Großmutter hat mir als kleiner Bub anderes Geschichten erzählt.“


    „Du wirst doch Großmutters Geschichten jetzt nicht mehr glauben schenken?“


    „Was Frauen und Römer angeht, da hatte sie recht.“

    „Ich will´s gar nicht wissen. Jetzt aber, auf, ruf die Männer, dass wir hier schleunigst weg kommen, bevor wir den Auftrag verlieren. Die Denarii können wir gut brauchen.“


    Leise vor sich hinschimpfend machte sich Ion auf den Weg. Nach Colchis also, kaum ein anderes Ziel hätte ihm weniger behagt. Nun, Britannia wäre vielleicht noch schlimmer gewesen, oder Hibernia. Lutae vielleicht, oder Norvegia… aber ansonsten, nein, dass Ganze gefiel ihm gar nicht.

  • „LEINEN LOOOOS!“


    Der Ruf des Kapitäns hallte über das bescheidene Deck der kleinen Corbita.


    „STOßT AB DAS SCHIFF!“


    Die Pegasus wurde mit langen Stangen und kräftigen Muskeln von der Kaimauer abgestoßen.


    „BEI DEN RIEMEN. SINNIG, MÄNNER!“


    Koordiniert ließen die Seeleute die Ruder zu Wasser...


    „PUULLLLT!“


    …und begannen das schwerfällige Schiff langsam aus dem Hafenbecken zu rudern.
    Als sie die Insel passiert hatten, die mittig vor dem Hafen von Ostia lag, frischte der Wind auf und der Kapitän brüllte neue Befehle:


    „SEGEL SETZEN UND BELEGEN!“


    Das Hauptsegel der Pegasus wurde hochgezogen und die Leinen straff gespannt. Sofort verfing sich der Wind in dem großen Tuch und die Corbita machte einen kleinen Satz nach vorne, als sie Fahrt aufnahm.

  • Drei Wochen nach ihrem Aufbruch aus Ostia erreichte die Pegasus auf ihrem Weg nach Colchis den Hellespont und damit die Einfahrt in den Propontis. Die Fahrt durch das zwischen Thrakia von Asia liegende Binnenmeer würde nur wenige Tage dauern und dann, ja dann erwartete sie der unbekannte und geheimnisvolle Pontus Euxinus, von manchen auch „Das Schwarze Meer“ genannt. Dann würden sie noch eine Weile an der Nordküste Asias entlang segeln, um schließlich die letzten römischen Außenposten hinter sich lassen und an Küsten fahren, an denen nur noch Barbaren hausten… wenn nicht gar schlimmeres.

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