draussen auf der Wiese

  • ... stand ich. Es war noch sehr früh, die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, doch die Dämmerung erhellte bereits die ganze Landschaft.
    Es war noch kühl, ich sog die feuchte Luft ein. Sie errinnerte mich immer an den morgendlichen Nebel, den ich so viele Tage meiner Jugend zuhause erlebt hatte... Oh wie gerne wäre ich wieder zuhause.
    Mir war es in den letzten Jahren nicht aufgefallen, doch ich vermisste mein Land.


    Die Wiese war weich und feucht unter meinen Füssen.
    Ich trug nur die Tunika. Doch ich fror nicht. Ich hatte eines meiner Schwerter dabei.


    Ich atmete die Luft ein und nahm das Schwert aus der Scheide. Wie mein früheres Kampfschwert.
    Ich liess die Scheide auf den Boden fallen und hielt das Schwert gerade vor mich hin.
    Langsam liess ich meine Beinmuskeln anspannen, sank etwas tiefer.
    Die Feuchtigkeit in der noch kühlen Luft kondensierte ein wenig auf meiner Hautoberfläche meiner Muskeln.


    Wie in Zeitlupe senkte ich das Schwert und liess es dann schneller kreisen, bis es wieder gerade in der Hand lag.
    Ich liess es wieder vorneüber kippen, festigte den Griff wieder, noch ein mal, noch ein mal, mindestens 20 Mal schwirrte die Klinge mit immer höherer Geschwindigkeit an meinen Ohren vorbei.


    Plötzlich sah ich vor meinem geistigen Auge einen Kriegsgegner auf mich zustürmen. Im gleichen Schwung zog mein Schwert an ihm vorbei, immer wieder attackierte ich ihn, immer schneller, immer heftiger, bis er am Boden lag und der nächste auf mich zugestürmt kam.
    Ich schwang mein Schwert mit enormer Geschwindigkeit und Präzision, attackierte schwungvoll die schwachen Stellen seines Körpers.
    Ich fühlte mich zurückversetzt, in meine erste Schlacht.
    Menschen vergassen viel, doch die erste Schlacht blieb jedem Soldaten für eine Ewigkeit in Errinnerung.
    Während meines Kampfes, in dem ich Gegner für Gegner immer schneller niedermachte, mich drehte, die Klinge schwang, im gleichen Zug zustach, zurückzog, vorstiess...., errinnerte ich mich zurück.


    Während meines Lebens hatte mein Land erst einen Krieg erlebt, ich gehörte zu einer der wenigen Generationen die jemals einen Krieg erlebten. Doch dieser war mir noch sehr gut in Errinnerung.
    Das Schreien der anstürmenden Feinde.
    Die sicherheit der eigenen Truppen hinter sich.
    Ich sah die Phalanx links von meiner Centurie, die rechte Flanke schützte die Kavallerie, die eigentlich schon alleine jeden Menschen sofort in Angst und Schrecken versetzt hätte.


    Ich hörte mich selbst wieder rufen, die Befehle, die ich damals als Centurio gab...
    "Scelad sano. Scel... jara!"
    Und das Gemetzel anschliessend...


    Oh ja, ich kämpfte mindestens so schnell, wie ich nun das Schwert schwang.
    Ich befand mich in höchster Konzentration, meine Hand konnte nicht aufhören, die Kampftechniken immer wieder zu wiederholen...


    Plötzlich brach die Konzentration ab, meine Klinge landete im Erdboden.
    Ich atmete sehr schnell, mein Puls schlug rhytmisch.
    Die kühle Luft tat richtig gut...


    Wieder war alles ruhig... ich schaute mich um, stand alleine auf der Wiese... und beobachtete den glorreichen Aufgang der Sonne...

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