Man sagte mir es sei ein einfacher Auftrag. Leicht und schnell verdientes Geld! Eine einfache Beschattung um einen Ehe-Schwindel aufzudecken!
Nun, was mir der Auftraggeber nicht sagte, war, dass die Zielperson sehr paranoid war. Seit drei Tagen war ich nun an ihr dran.
Die Zielperson war eine Frau in den mittleren Jahren, hatte sich dafür aber sehr gut gehalten. Eigentlich sollte sie mir nicht entwischen können, doch sie hatte es irgendwie geschafft. Bei dem Treiben auf Roms Strassen war dies auch kein Wunder. Trotz das die Strassen am Tag nicht von den Lastkarren blockiert wurden, kam man kaum durch.
Man musste Akrobat einer griechischen Schauspieltruppe sein oder einer dieser reichen Säcke – wie der dort vorne, der seinen Bauch vor sich her trug. Seine Sklaven vor ihm hatten wohl keine Wahl, als einen Weg für den Dicken durch die Menge zu bahnen, wollten sie nicht von dem Fett erdrückt werden. Er sah recht vornehm aus und trug einen purpurnen Streifen an seiner nassgeschwitzten Toga. Ich als Schnüffler fragte mich, was so einer hier wohl treibt und wieso er keine Sänfte nutzte. Doch wahrscheinlich besaß er keine Sklaven, die ihn tragen konnten. Die Frage wie es in seiner Nähe und unter seinen Achseln riechen würde, fragte ich mich lieber erst gar nicht.
Ich hatte auch anderes im Sinne! Wo war nur schon wieder diese Frau. Das sie es schaffte, mich abzuwimmeln war schon durchaus ein Indiz, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Doch ich müsste es ihr erst nachweisen...
Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem rechten Knie und lautes Gebrüll.
Da musste sich doch glatt ein Schreiner bei diesem Verkehrsaufkommen mit seinen Brettern einen Weg durch die Menge bahnen. Da musste es zwangsläufig zu einem Unfall kommen. Doch anstatt sich zu entschuldigen, verfluchte er mich mit Flüchen, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Das war Rom! Rom wie es leibt und lebt!
Ich zog meine Tunika etwas hoch und betrachtete das pochende Knie. Es wurde dick und purpurrot. Ein klasse Tag...
Dann sah ich sie plötzlich in der Menge. Sie stand bei einem Bäcker und holte irgendwas Süßes. Der Menge nach zu urteilen aber nicht für sich alleine. Wie sonst sollte sie so ihre Figur halten!? Ich war froh über die Wendung die dieser Tag nun nahm und dankte Fortuna. Anscheinend wäre der Auftrag heute Abend erledigt, wenn ich sie nicht wieder aus den Augen verlieren würde, was gar nicht so leicht war. Die Strassen waren zwar für die Fußgänger am Tage benutzbar. Dafür waren die Gehwege nun mit Waren vollgestellt und mobilen Ständen.
Einen Umstand, den die Cohortes Urbanae oder die Vigiles nicht einfach durchgehen lassen würden, wenn sie hier wären. Aber vielleicht waren ihnen dieses Viertel auch egal, was ich ihnen nicht verübeln konnte.
Die Frau war beweglich wie ein Aal oder es lag an ihrer Ausstrahlung. Während ich von jeder Seite angerempelt wurde, glitt sie durch die Menge einfach so hindurch.
Eine halbe Stunde dauerte es, bis wir an einem kleinen Haus am Fuße des Aventin ankamen. Es hatte zur Strasse hin keine Fenster, nur im ersten Stock befanden sich einige, die aber verschlossen waren. Doch anscheinend gab es einen Innenhof, der durch eine kleine Seitengasse erreichbar war. Mein Fräulein bevorzugte den Haupteingang. Ziemlich unvorsichtig von ihr, dachte ich.
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